Politische Resolution des 2. Kongresses des Kommunistischen Aufbau

Gewalt gegen Frauen hat viele Gesichter – Ob Gewalt in der Ehe und Partnerschaft, sexuelle Übergriffe und Vergewaltigung, sowie Stalking, Frauenhandel und Gewalt im Rahmen von Prostitution oder Genitalverstümmelung. Sie beginnt mit der alltäglichen Anmache, mit frauenfeindlicher Sprache, vermeintlichen Witzen und Beschimpfungen. Auch da, wo Frauen in ihrer persönlichen Freiheit eingeschränkt werden, wenn sie bestimmte Orte, Wege oder Situationen meiden müssen, um Belästigungen oder Bedrohungen zu entgehen, handelt es sich um eine Form der Gewalt. Eins haben alle Formen der Gewalt gegen Frauen gemeinsam: Ihr Ziel ist es, Macht über Frauen zu erlangen oder aufrecht zu erhalten.

Psychische Gewalt wird in dieser Gesellschaft oft übersehen und noch viel öfter nicht ernst genommen, da es keine blauen Flecken, keine Knochenbrüche oder sonstige sichtbare Wunden gibt. Trotzdem ist diese Gewalt da und wird ausgeübt. Es ist unsere Aufgabe, diese Gewalt als solche anzuerkennen und sie nicht zu tolerieren egal, wo wir von ihr mitbekommen.

Physische Gewalt wird oftmals mehr wahrgenommen. Jedoch auch nur, wenn sie sichtbare Folgen hat. So wird zum Beispiel das „Schubsen im Streit“ heruntergespielt und nicht als das betrachtet, was es ist: Gewalt gegen Frauen.

Um eine Vormachtstellung zu sichern und die Kontrolle über eine Situation oder eine Frau auszuüben, gibt es unzählige Methoden. Für uns ist klar, dass wir jede solcher Situationen bekämpfen werden. Sei es psychisches unter Druck setzen, sei es die Provokation von Gewalt um anschließend mit weiterer Gewalt zu antworten, sei es die Androhung oder Ausübung von körperlicher oder sexualisierter Gewalt. All diese Verhaltensweisen haben in unseren Reihen nichts zu suchen und müssen Konsequenzen haben.

Für uns als KommunistInnen ist klar, dass wir Frauen ernst nehmen, die uns gegenüber patriarchales Verhalten offen legen. Wir dürfen Situationen nicht herunterspielen und müssen solidarisch hinter der Frau stehen. Mit der Betroffenen werden die Frauengenossinnen einen Umgang und Forderungen diskutieren und diese auch umsetzen. Wir wollen eine Atmosphäre schaffen, in der Frauen ihre Ängste und Erlebnisse äußern können, ohne Angst haben zu müssen, dass ihre Empfindungen, ihre Erfahrungen angezweifelt werden. Es ist unsere Aufgabe, die oftmals emotional geführten Diskussionen auf eine politische Ebene zu heben.

Für uns ist klar, dass wir Menschen an ihrem Bewusstsein und ihren Taten messen. In jedem Fall muss es ein dem Verhalten entsprechenden Umgang geben, der von einer Kritik bis zu Strafen wie dem Ausschluss aus unserem Sturkturen reichen kann. Wenn ein seit vielen Jahren aktiver Genosse patriarchales Verhalten an den Tag legt, muss es jedoch einen härteren Umgang geben, da wir ihn mit einem anderen ihm angepassten Maßsstab messen, als einen Mann aus unserem Umfeld.

Es ist aber nicht nur die Aufgabe der Frauen, die Betroffenen und die Forderungen ernst zu nehmen und dahinter zu stehen. Es ist die Aufgabe der gesamten Organisation und der gesamten revolutionären Bewegung, das zu tun. Konflikte können nur gelöst werden, in dem die bewusstesten GenossInnen voran gehen und einen politischen Umgang einheitlich nach außen vertreten. Freundschaft, Loyalität oder Solidarität mit dem Täter haben in dieser Auseinandersetzung keinen Platz!

Im Umgang mit patriarchaler Gewalt ist es außerdem wichtig, dass nicht überall, von und mit jeder/m darüber gesprochen wird. Unser Anspruch ist eine politische, ideologische Auseinandersetzung. Diesem Anspruch können wir nur gerecht werden, indem wir einen organisierten Umgang fokussieren und auch unorganisiert aufkommende Diskussionen unterbinden.

Egal, wo wir sind, ob in der politischen Arbeit, der Familie, der Schule, der Uni, auf der Arbeit oder zu Hause – keine Frau ist allein!

Ein Angriff auf eine ist ein Angriff auf uns alle!

Die Gewalt gegen Frauen organisiert und entschlossen bekämpfen!