Politische Resolution des 2. Kongresses des Kommunistischen Aufbau

Das Patriarchat ist das älteste Unterdrückungsverhältnis der Welt. Seine Wurzel liegt noch in der Urgesellschaft, in der Entstehung des Privateigentums. Es blieb durch alle gesellschaftlichen Etappen hindurch erhalten und entwickelte sich mit ihnen weiter. Auch im Kapitalismus besteht es weiter. In der heutigen Gesellschaft ist es tief verankert und weit verzweigt. Wir sprechen im Kapitalismus von der mehrfachen Unterdrückung der proletarischen Frau. Sie ist auf der einen Seite durch ihre Klassenzugehörigkeit unterdrückt und auf der anderen Seite vom Patriarchat.

Alle Menschen werden im Patriarchat sozialisiert. Niemand kann sich von den Eigenschaften, die einem anerzogen werden freisprechen. Das Patriarchat ist ein Unterdrückungsverhältnis, welches seit Jahrtausenden existiert. So tief ist es auch in den Köpfen der Menschheit verankert. Im Patriarchat, das heißt bei der Unterdrückung der Frau auf Grund ihres Geschlechts, nimmt jeder Mann die Rolle des Unterdrückers ein, jede Frau die Rolle der Unterdrückten. Dieses Verhältnis besteht nicht nur in der bürgerlichen Gesellschaft, es besteht ebenso in der revolutionären Bewegung.

Wir müssen einen allumfassenden Kampf für die Befreiung der Frau und der gesamten Menschnheit, für den Kommunismus führen. Schon für Alexandra Kollontai stand fest „Ohne Sozialismus keine Befreiung der Frau – Ohne Befreiung der Frau kein Sozialismus“. Es sind zwei Kämpfe, die wir als Frauen führen müssen. Der Kampf für die sozialistische Revolution und für die Befreiung der Frau sind dabei zwei untrennbar miteinander verbundene Kämpfe. Für uns ist klar, dass das Patriarchat, weder im Kapitalismus noch im Sozialismus vollständig beseitigt werden kann. Erst der Kommunismus wird dies ermöglichen.

Den Kampf für Befreiung der Frau, den Kampf für die Zerschlagung des Patriarachats verstehen wir als Frauenrevolution. Ihr Ziel ist die umfassende Befreiung der Frau im Kommunismus.

Die Herrschenden profitieren heute von der besonderen Unterdrückung und Ausbeutung der Frau.
Zum einen ist die Arbeitskraft der Frauen auch heute noch kostengünstiger als die Arbeitskraft der Männer. Hinzu kommt, dass bis heute die größten Teile der Reproduktionsarbeit auf den Schultern der Frauen lasten. Ein weiteres großes Interesse der Herrschenden ist die durch das Patriarchat hervorgerufene Spaltungslinie der ArbeiterInnenklasse, die einen gemeinsamen Kampf der ArbeiterInnen verhindert, zu erhalten.

Wir sehen, die Aufrechterhaltung des Patriarchats ist im Interesse der Herrschenden und sie werden alles dafür tun, um die Einheit der ArbeiterInnenklasse zu verhindern. Unsere Aufgabe als KommunistInnen ist es das Patriarchat schon heute in jedem Bereich unseres Lebens und der Gesellschaft zu bekämpfen!

Die Unterdrückten auf dieser Welt können sich nur selber befreien. Sie müssen sich ihre Freiheit erkämpfen, denn die Unterdrücker werden ihre Privilegien nicht einfach so hergeben. Karl Marx und Friedrich Engels haben es richtig gesagt: „Die Befreiung der Arbeiterklasse muss das Werk der Arbeiterklasse selbst sein“. So ist es auch bei den Frauen. Wer, wenn nicht die Frauen selbst, sollen sie befreien? Es wird ein langer Kampf der Frauen sein, die Befreiung auf allen Ebenen der Gesellschaft zu erreichen.

Aus diesen Gegebenheiten leiten wir die Notwendigkeit besonderer Arbeit unter Frauen ab. Kommunistische Frauenarbeit bedeutet, einen Ort zu schaffen, in dem Frauen sich besonders bilden und entwickeln können. Wenn wir ungleiche Voraussetzungen mit den gleichen Mitteln behandeln, behandeln wir die Menschen dadurch automatisch ungleich! Es braucht besondere Anstrengungen, Frauen zu politischen Führerinnen auszubilden, das heißt allem entgegen zu wirken, wie die Frau erzogen wurde. In ausschließlich gemischtgeschlechtlichen Strukturen müssen Frauen gegen den Widerstand der männlichen Genossen ankämpfen, die oft bewusst oder unbewusst der Entwicklung von Frauen zu Führerinnen im Weg stehen.

Kommunistische Frauenarbeit bedeutet, einen Ort zu schaffen, an dem Frauensolidarität entwickelt und gelebt wird. Frauensolidarität bedeutet für uns, dass wir hinter unseren Genossinnen stehen und gemeinsam, Schulter an Schulter einen Kampf gegen das Patriarchat führen. Im Kampf gegen das Patriarchat wollen wir als undurchdringliche Front stehen und kein versöhnlerisches Verhalten an den Tag legen. Frauensolidarität bedeutet aber auch, dass wir ein Geschlechtsbewusstsein schaffen. Unter Geschlechtsbewusstsein verstehen wir das Bewusstsein über die Rolle des eigenen Geschlechts in der Gesellschaft. Frauensolidarität bedeutet, dass wir uns gegenseitig solidarisch und konstruktiv kritisieren, an unseren bürgerlichen Verhaltensweisen arbeiten und diese bekämpfen.

Kommunistische Frauenarbeit bedeutet für uns, eine Arbeit unter den proletarischen Frauenmassen zu entwickeln, sie zu organisieren und ihnen eine sozialistische Perspektive aufzuzeigen. Die Arbeit unter den Frauenmassen ist heute einer der am wenigsten entwickelten Bereiche revolutionärer Arbeit. Ohne die Organisierung der Frauenmassen kann es keine erfolgreiche Revolution geben.

Kommunistische Frauenarbeit bedeutet für uns aber nicht allein, die Arbeit nur unter Frauen. Sie bedeutet ebenso, in der Verantwortung zu stehen, mit unseren männlichen Genossen zu arbeiten, diese zu kritisieren, sie zu erziehen und ihr patriarchales Verhalten zu bekämpfen. Diese Arbeit muss im Kollektiv, in Bildungsveranstaltungen, aber auch jeden Tag im Alltag, im sozialen Umfeld, auf Treffen etc. geleistet werden.

Oft wird die Frage aufgeworfen, wie männliche Genossen die Frauen in dieser Arbeit unterstützen können. Eine wichtige Forderung ist hier, dass männliche Genossen den Frauen in ihrer Entwicklung nicht im Weg stehen sollen. Das bedeutet unter anderem, dass Aufgaben bewusst nicht von Männern übernommen werden, sondern Frauen diese übernehmen. Das bedeutet ebenso, dass die männlichen Genossen sich nicht gegen eine Frauenarbeit richten oder ihre Notwendigkeit in Frage stellen.

Es ist wichtig, angemessene Ansprüche an GenossInnen zu stellen. Auch wenn ein männlicher Genosse vielleicht schon mehr Erfahrung darin hat, eine Aufgabe zu erledigen, sollte er zurück stehen und einer Frauengenossin die Möglichkeit geben, an der Aufgabe zu wachsen. Hier steht die Entwicklung der Genossin im Vordergrund und nicht die etwaige Erfahrung.

Es ist die Aufgabe unserer männlichen Genossen, die Frauengenossinnen und Kritiken an ihrem patriarchalem Verhalten ernst zu nehmen, die eigenen Verhaltensweisen zu hinterfragen und diese zu ändern.

Lasst uns konsequent gegen unsere bürgerlichen Verhaltensweisen ankämpfen!

Lasst uns als Frauen zusammen stehen und keine alleine lassen!
Frauen, die Kämpfen sind Frauen die Leben!