Am 1. Mai 2014 trat unsere Organisation erstmals öffentlich in Erscheinung. Hier wurde zum ersten Mal ein Flugblatt mit dem Logo und dem Namen unserer Organisation verteilt. Der 1. Mai gilt seitdem als Gründungstag unserer Organisation.
Bei der Wahl dieses Datums für ein erstes öffentliches Auftreten spielte nicht nur seine symbolische Bedeutung eine Rolle. Trotz der heute vorherrschenden ritualisierten Entstellung des 1. Mais ist dieses Datum noch immer wie kein Zweites in Deutschland dafür geeignet, die ganze Breite der Kommunistischen Bewegung, die Ansätze einer klassenkämpferischen Arbeiter:innenbewegung und die politische Widerstandsbewegung zu erreichen und anzusprechen. Und das war genau das Ziel, das wir uns zu diesem Zeitpunkt gesetzt hatten.
Vor diesem Schritt waren in einer längeren Vorbereitungszeit zahlreiche Diskussionen zur ideologischen, politischen und organisatorischen Vereinheitlichung von einer kleinen Gruppe von Genoss:innen geführt worden. Nach einer Auswertung der verschiedenen eigenen, historischen sowie internationalen Erfahrungen der Kommunistischen Bewegung entschied sich diese Gruppe schließlich aufzubrechen, um Kräfte zum Aufbau einer neuen Kommunistischen Partei in Deutschland zu sammeln. Sie einte die Erkenntnis, dass in Deutschland keine Kommunistische Partei besteht, die den Erfordernissen der sozialistischen Revolution in diesem Land entsprechen würde.
In unseren Reihen mischten sich damals verschiedene naive, idealistisch-optimistische Vorstellungen davon, wie ein Parteiaufbau auf revolutionärer Grundlage vonstatten gehen könnte. Teil davon waren Hoffnungen auf eine schnelle Vereinigung mit anderen Organisationen oder wenigstens einen starken Annäherungsprozess, dem wir durch unsere Gründung einen Anfangsimpuls verleihen könnten.
Schon damals zeigte unsere Organisation eine grundsätzliche Offenheit, mit allen Strukturen aus der revolutionären und kommunistischen Bewegung Kontakte aufzubauen und diesen einen entsprechenden Wert beizumessen. Möglich wurde das auch, weil man sich direkt dafür entschied, sich dabei nicht durch den Verlauf von in den letzten Jahrzehnten ausgetretenen Diskussionspfaden künstlich einzuschränken. Dabei stellten wir grundsätzlich zunächst die Gemeinsamkeiten mehr in den Vordergrund als die Unterschiede zu anderen. Diese Herangehensweise haben wir uns bei allen seitdem erreichten bescheidenen Erfolgen bis heute erhalten.
Schon bei unserer Gründung im Jahr 2014 versuchten wir mit unserer Arbeit Antworten auf die allgemeinen Probleme der Bewegung zu formulieren. Damals analysierten wir die Lage in der Bewegung so, dass es ein allgemeines Suchen nach Antworten auf die in Zersplitterung und relativer Bedeutungslosigkeit gefangene politische Widerstandsbewegung gab. Gleichzeitig beherrschte die Bewegung ein sektiererisches Gruppendenken und ein ausgeprägter Regionalismus.
Auch wenn sich diese Situation im Grundsatz bis heute nicht verändert hat, hat sich diese Suche nach Antworten jedoch auf ein höheres, bewussteres Niveau entwickelt.
2014 war es tatsächlich ein gewisses Alleinstellungsmerkmal, dass wir offensiv mit dem Ziel der Schaffung einer neuen Kommunistischen Partei auftraten, versuchten einen konkreten Weg dorthin zu öffnen und alle, die sich als Kommunist:innen sahen, aufforderten, mit uns an diesem Ziel zu arbeiten. Dabei betonten wir auch von Anfang an bestimmte Aspekte einer Kommunistischen Partei, die oft besonders stark im Fokus antikommunistischer Angriffe stehen, wie zum Beispiel ihre Eigenschaft, Kader:innenpartei zu sein, den im Kern illegale Aufbau und den Demokratische Zentralismus.
Heute hingegen sind solche Positionen bei weitem nicht mehr so besonders in diesem Land. Viel mehr haben sich eine ganze Reihe an Strukturen entwickelt, die trotz bestimmter ideologischer, politischer oder methodischer Unterschiede zu uns, direkt das Ziel benennen, am Aufbau einer Kommunistischen Partei zu arbeiten. Das ist eine sehr positive Entwicklung und wir können es als einen ersten Erfolg der 10 Jahre unserer Existenz als eigenständige Organisation bewerten, dass auch wir mit unserer politischen und ideologischen Arbeit zu einer größeren Klarheit in der Organisationsfrage, zumindest auf ideologischem Gebiet, beitragen konnten.
Wenn wir feststellen, dass gewisse Eckpunkte unserer Vorstellungen einer Kommunistischen Partei heute in einem Teil der Kommunistischen Bewegung wieder zum Allgemeingut geworden sind, bedeutet das, dass wir hier eine Aufgabe erfüllt haben, uns aber nun den darauf aufbauenden, neuen und größeren Aufgaben stellen müssen. Mit anderen Worten: Wir können uns grundsätzlich nicht auf vergangenen Erfolgen ausruhen, sondern müssen stets neu diskutieren und erfassen, was die aktuellen Bedürfnisse der Kommunistischen Bewegung sind und wie wir ihnen gerecht werden können.
Die Kommunistische Geschichte ist voll von Einzelpersonen oder Organisationen, die als mahnende Beispiel dafür dienen, wie es Kräften ergeht, die für eine begrenzte Zeit eine fortschrittliche und wichtige Rolle spielen, es dann aber eben nicht schaffen, sich nach erreichten Teilerfolgen den neuen Herausforderungen zu stellen. Wenn man etwas verkürzt sagen will, dass unsere Organisation vor 10 Jahren trotz ihrer Mängel und handwerklerischen Arbeitsmethoden, die Funktion erfüllen konnte, die Frage des Parteiaufbaus offen auf den Tisch zu legen, geht es für uns heute darum, diese Frage durch ganz konkrete Schritte zu lösen.
Die gewachsene Zahl von Organisationen mit dem Anspruch des Parteiaufbaus ist jedoch nicht nur eine ideologische Veränderung, sondern insbesondere auch Ausdruck von verschärften Widersprüchen im Imperialismus und einem damit stärker gewordenen Drang, der bewusstesten Teile der Arbeiter:innenklasse nicht mehr partei- und somit letztlich wehrlos den Angriffen des Kapitals gegenüberzustehen.
Statt nur eine vorsichtige ideologische Annäherung der Bewegung in einzelnen Fragen zu fördern, stellt sich uns heute die Aufgabe, den gemeinsamen Kampf der revolutionären und kommunistischen Bewegung konkret zu führen und damit die Voraussetzungen für eine weitere Annäherung herzustellen, unabhängig davon, ob aus Teilen dieser Kampfeinheit eine gemeinsame Partei entstehen wird oder nicht. So formulierte es auch der letzte Kongress unserer Organisation:
„Nur durch den gemeinsamen Kampf gegen den Klassenfeind und gleichzeitige solidarische ideologisch-politische Auseinandersetzungen, kann es gelingen, eine revolutionäre Kampfkultur zu etablieren und zugleich die notwendigen Schritte zur Gründung marxistisch-leninistischer Kampfparteien zu gehen.“
„Den Marxismus-Leninismus auf die Höhe der Zeit heben“
Mit der Gründung der Organisation ging auch die Herausforderung und Aufgabe einher, die eigene ideologische Linie zu entwickeln. In der Frühphase unserer Entwicklung stand dabei die Notwendigkeit im Vordergrund, das eigene Verhältnis zur Kommunistischen Bewegung und ihrer Geschichte zu definieren; schon allein, weil diese Frage typischerweise aufkam, wenn wir uns den Genoss:innen anderer Organisationen vorstellten.
Auch wenn verschiedene Wurzeln unserer Organisation in der antirevisionistischen kommunistischen Bewegung in Westdeutschland, also in den Ausläufern der sogenannten K-Gruppen liegen, stand am Anfang der Organisationsentwicklung die bewusste Entscheidung dafür, diese Traditionslinie nicht ausdrücklich fortzuführen. Dies ermöglichte uns gleichzeitig eine neue Generation von Genoss:innen, die in der politischen Jugendbewegung herangewachsen war, in diesen Diskussionen mitzunehmen.
Statt einfach die Entwicklung einer ganz bestimmten Organisation seit ihrer Gründung nachzuverfolgen und auszuwerten, wurde so eine freie Diskussion darüber möglich, welche ideologischen Fragen und praktischen Projekte für den Aufbau einer Kommunistischen Partei am notwendigsten waren. Wir konnten sie so in der Reihenfolge angehen, die wir für sinnvoll hielten und wie sie in der Praxis notwendig wurden. Zugleich gelang es so in unseren eigenen Reihen zu verankern, dass wir uns bis heute als Teil der kommunistischen Bewegung als Ganzes betrachten und uns selbst die Aufgabe stellten, ihre Entwicklung als Ganzes kritisch auszuwerten und aus all ihren Erfahrungen zu lernen, ohne unseren Blick durch die Selbstverortung in einer ganz bestimmten Traditionslinie zu verengen.
Passend hierzu setzte sich die Organisation von Anfang an den Anspruch, den Marxismus-Leninismus „auf die Höhe der Zeit zu heben“. In diesem schon in den Gründungsdokumenten zentral platzierten Zugeständnis, dass Teile unserer Weltanschauung heute eben nicht den Anforderungen der Realität und des Klassenkampfes entsprechen, sondern in verschiedenen Punkten dogmatisch verknöchert und revisionistisch entstellt sind, lag eine weitere, zunächst sehr primitive Methode ein antidogmatisches Selbstverständnis zu etablieren, das sich vom typischen sektiererischen Gehabe großer Teile der alten kommunistischen Bewegung abhob.
Obwohl wir noch immer die Begrenzungen unserer eigenen Arbeit auf diesem Gebiet sehen, sind wir dem benannten Anspruch bis heute treu geblieben. Artikel in der Zeitschrift Kommunismus, die auch weit außerhalb unserer Reihen diskutiert werden und auf Interesse stoßen, ebenso wie die Bücher zu den Grundlagen Kommunistischer Arbeit und den Grundlagen des Marxismus-Leninismus, stellen wesentliche greifbare Erfolge dieser Arbeit dar. Einerseits konnten wir so an der Entwicklung einer eigenen politisch-ideologischen Linie arbeiten und andererseits zur Schulung einer neuen Generation junger Genoss:innen beitragen.
Ansätze zu einer Analyse der heutigen Klassenverhältnisse und der Funktionsweise des deutschen Staates, als unverzichtbare Grundlagen für die Entwicklung einer revolutionären Strategie, wie verschiedene Auswertungen und Systematisierungen unserer eigenen praktischen Erfahrung sind hier ebenso hervorzuheben. Auch gelang es mit Artikeln zu Psychologie und Postmodernismus in den letzten Jahren von Kommunist:innen kaum beachtete Felder der Theorie zu bearbeiten.
Möglich geworden sind diese Erfolge nur, weil es trotz einer schrittweisen Erhöhung unserer Ansprüche und auch der Qualität unserer theoretischen Arbeit gelungen ist, eine gewisse „methodische Bescheidenheit“ beizubehalten, sodass wir bisher nicht in typische Fehler auf diesem Gebiet verfallen sind: Weder sind wir dazu übergegangen, die ideologischen Kämpfe unserer Vorgänger:innen immer und immer wieder mit tausenden Seiten Papier auszufechten, noch haben wir einzelne Weiterentwicklungen unserer Theorie, die uns gelungen sind, so überhöht und einseitig übersteigert, dass diese wiederum in Dogmatismus umgeschlagen wären.
Unsere theoretische Arbeit ist wesentlich in der materiellen Realität des Klassenkampfes verwurzelt. Wir bemühen uns die Fragen, die wir uns stellen und den Blickwinkel, von dem aus wir an sie herantreten aus den unmittelbaren Bedürfnissen der Revolution und des Parteiaufbaus abzuleiten und praktische Schlussfolgerungen aus ihr zu ziehen. So nehmen Artikel zu Fragen unserer politischen Praxis und der Kader:innenentwicklung auch in der ideologischen Arbeit einen immer größeren Raum ein und spiegeln sich in der Praxis der Organisation wider.
Alle kleineren und größeren Erfolge auf diesem Gebiet rechtfertigen jedoch mitnichten eine selbstzufriedene Haltung. Zwar haben wir unser ideologisches Niveau entwickeln können, die Dynamik der imperialistischen Bedingungen jedoch ist noch größer und stellt uns vor zahlreiche Herausforderungen auch auf theoretischem Gebiet.
Eine gewachsene Organisation mit einem größeren Umfeld bringt auch unmittelbar das Bedürfnis nach noch systematischerer Bildungsarbeit auf neuem Niveau mit sich. Hier gilt es Lösungen und Konzepte zu entwickeln, die sicherstellen, dass alle Genoss:innen eine Schulung im wissenschaftliche Kommunismus durchlaufen, auch wenn ihnen das Studium klassischer marxistischer Literatur unterschiedlich leicht fällt.
Gelöst werden diese Aufgaben jedoch nur, wenn wir geschickter und flexibler in der Kombination von verschiedenen Mitteln zur Vermittlung der marxistisch-leninistischen Theorie und unserer Linie werden. Die Schaffung einer eigenen Plattform, die sich modernen Formen der Agitation und Propaganda bedient und verschiedene Methoden zur populären Vermittlung marxistisch-leninistischer Positionen nutzt, stellt einen ersten Schritt in diese Richtung dar, der jedoch erst noch voll zur Entfaltung kommen muss.
Vor allem aber muss die ideologische Arbeit der Organisation von mehr Schultern getragen werden, um mit den gewachsenen Anforderungen Schritt zu halten. Sie muss tatsächlich zur Aufgabe der gesamten Organisation, aller ihrer Mitglieder und Anhänger:innen werden.
Die Massenarbeit als Motor unserer Organisationsentwicklung
Schon in den ersten veröffentlichten Texten unserer Organisation wurde die Aufgabe klar benannt, Theorie und Praxis auch in einer sehr frühen Phase des Parteiaufbaus in Einklang zu bringen. Dennoch trugen die ersten Ansätze unserer Praxis unweigerlich selbst einen handwerklerischen und oft wenig zusammenhängenden Charakter.
Das grundlegende theoretische Verständnis bestand dabei immer darin, dass die Kommunistische Partei mehr sein muss, als die verschiedenen Organe formeller Parteimitglieder. Sie kann ihre Rolle nur erfüllen, wenn sie gleichzeitig von einem Netz ihr mehr oder weniger nahestehender Massenorganisationen umgeben ist, die sie politisch anleitet.
Dieses Verständnis hatte unsere Organisation seit ihrer Gründung formuliert. Die Arbeit in und mit Massenorganisationen wurde nicht auf einen Zeitpunkt in unbekannter Zukunft nach der Parteigründung verschoben. Jedoch blieben erste Gehversuche in dieser Hinsicht durch unsere eigene Unerfahrenheit und Schwächen zunächst stark begrenzt und von verschiedenen Schwankungen bestimmt.
So gelang es zum Beispiel zunächst in der Praxis nicht, ein richtiges Verhältnis zwischen Massen- und Kader:innenorganisation herzustellen. Einzelne Genoss:innen wandten sich von unserer Organisation ab oder konnten nicht für sie gewonnen werden, weil die gleichzeitige Aufgabe der Entwicklung der Massenorganisationen und des Kommunistischen Aufbaus, für sie wie ein unvereinbarer Gegensatz wirkte. Diese Schwächen wurden noch verstärkt durch eine zu engstirnige und sektiererische Politik bei der Aufnahme neuer Mitglieder, sowie durch die schwache eigene Praxis der Organisation, wodurch ihre Anziehungs- und Bindungskraft zunächst gering war.
Nach einigen Experimenten und Rückschlägen auf diesem Gebiet begann ab dem Jahr 2017 eine Phase in der Organisationsentwicklung, in der Stück für Stück erste Ansätze für ein System von Massenorganisationen ins Leben gerufen wurden.
So wurden zunächst eine Jugendmassenorganisation und allgemeine Massenorganisation gegründet, die eine eigenständige politische Identität und eigene Organisationsstrukturen herausbildeten und bis heute durch weitere Massenorganisationen ergänzt wurden, um verschiedene Teile der Klasse entsprechend ihrer Lebenssituation anzusprechen, zu politisieren und dauerhaft zu organisieren. Die Massenorganisationen haben bei all ihrer Beschränktheit bereits nach kurzer Zeit als Motor der Organisationsentwicklung und Werkzeug im Klassenkampf gedient – und tun das auch heute noch.
Die bisherigen Erfolge deuten die schier unendlichen Möglichkeiten bereits an, die ein System von klassenkämpferischen Massenorganisation bietet, das sich tatsächlich an alle Teile unserer Klasse richtet.
Die Notwendigkeit eines vielseitigen Systems von Massenorganisationen, ergibt sich dabei auch aus der Tatsache, dass wir heute in Deutschland in einer stark ausdifferenzierten Arbeiter:innenklasse arbeiten, die entsprechend ihrer unterschiedlichen Lebensrealität auch an unterschiedlichen Punkten am stärksten in Konflikt mit dem kapitalistisch-patriarchalen System gerät.
Die Massenorganisationen haben dabei einen doppelten Charakter. Sie sollen auf der einen Seite schon heute als Verbindungsglied zwischen der Kommunistischen Aufbauorganisation und den fortschrittlichen Teilen unserer Klasse dienen und auf der anderen Seite einen konkreten Beitrag zum Wiederaufbau einer klassenkämpferischen Arbeiter:innenbewegung in Deutschland leisten.
In einem zeitlich engen Zusammenhang zu den ersten Massenorganisationen entstand zudem ein erster Ansatz für eine sozialistische Massenpresse, die zwar ein eigenes Instrument der Massenarbeit bildete, zugleich aber auch die Funktion ausfüllen sollte, ein bestimmtes Mindestmaß an Informationen über die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen und darauf aufbauende Einschätzungen für die Öffentlichkeit, aber insbesondere auch für die Organisationsmitglieder und ihr Umfeld zugänglich zu machen.
Durch diese Schritte wurden verschiedene vorherige Schwächen in der Organisation zurückgedrängt. Der wohl wichtigste Fortschritt bestand darin, dass das Organisationssystem als Ganzes zugänglicher wurde, von seinen sektiererischen Beschränkungen wenigstens teilweise befreit und damit mit neuer Dynamik und Entwicklung belebt wurde. Der Widerspruch, dass die Organisationsmitgliedschaft nur Genoss:innen offen stand, die für sich den Anspruch formulierten, als kommunistische Kader:innen zu arbeiten, gleichzeitig aber kein Raum vorhanden war, in dem sie sich zu solchen Kader:innen entwickeln konnten, wurde so aufgehoben.
Sobald der innere Zusammenhang der Massenarbeit zu unserer Organisation bekannter wurde, wirkte sich die entsprechende Arbeit auch positiv auf die Ausstrahlungskraft unserer Organisation aus und Genoss:innen, die Interesse an der Mitarbeit bekundeten, konnten zugleich viel einfacher und ohne hohe Hürden in die Arbeit integriert werden.
Gleichzeitig waren die hier beschriebenen Schritte noch mit ernsten Schwächen behaftet. Beispielsweise lag dem Aufbau der ersten Massenorganisationen kein klares Konzept zugrunde. Ausgehend von dem richtigen Gedanken, dass es einen qualitativen Unterschied im Hinblick auf politische Linie, Arbeitsweise, Anforderungen an Mitglieder und Auftreten zwischen Massenorganisationen und Kommunistischer Organisation geben muss, wurden diese zunächst mit einer rein „antikapitalistischen“ politische Identität gegründet.
Erst einige Jahre später wurde auf Basis gewachsener theoretischer Klarheit zum Programm der Revolution in Deutschland diese defensive Herangehensweise gegenüber dem bürgerlichen Antikommunismus und dem niedrigen Bewusstseinsstand der eigenen Aktivist:innen durchbrochen.
In der Praxis konnten wir nun beweisen, dass der offene und zugängliche Charakter einer Massenorganisation heute in Deutschland keinesfalls in einem Gegensatz zu einer offenen Agitation und Propaganda für den Sozialismus und damit dem sozialistischen Charakter dieser Massenorganisationen stehen muss.
Das Jahr 2017 markiert mit der Entwicklung der ersten Elemente des skizzierten Gerüsts von Massenorganisationen dennoch einen Zeitpunkt, zu dem eine gewisse Trendwende in der Organisationsentwicklung gelang. Ab diesem Zeitpunkt setzte ein zunächst zaghaftes, auf unsicheren Wegen fortschreitendes, und sich dann beschleunigendes Wachstum ein; gleichermaßen was die Zahl der Mitglieder und Aktivist:innen anging, aber auch im Bezug auf die geographische Ausdehnung unserer Arbeit in diesem Land.
Der 3. Kongress unserer Organisation hat im Jahr 2021 zudem beschlossen, mit dem Ziel, Schritte in Richtung einer neuen vereinten klassenkämpferischen Bewegung zu gehen, unsere Massenarbeit unter einem einheitlichen politischen Dach zusammenzufassen und ihr eine klare politisch-ideologische Ausrichtung zu geben.
Auch wenn die Massenarbeit bis heute mit Schwächen und Einseitigkeiten behaftet ist und in ihrer Qualität und Quantität noch beschränkt bleibt, gelingt es über sie immer wieder Teile der Arbeiter:innenklasse an ihrem Wohnort, ihrer Arbeitsstelle oder ihrer Ausbildungsstätte zu organisieren und zu einem aktiven Teil des Klassenkampfes zu machen. Auch die Mehrzahl der heutigen Kader:innen unserer Organisation konnten so gewonnen worden.
In bescheidenen Ansätzen, wenn auch in einem qualitativ und quantitativ noch viel zu schwachen Ausmaß, wird also eine Funktion erfüllt, die für die Entwicklung der Kommunistischen Bewegung elementar ist: Ihre direkte Stärkung und Reproduktion aus den Reihen der Arbeiter:innenklasse. An diese Erfolge gilt es anzuknüpfen, denn gemessen an den Erfordernissen des Klassenkampfes ist unsere Massenarbeit noch immer viel zu beschränkt und hat sich bei weitem noch nicht von allen sektiererischen oder handwerklerischen Merkmalen befreit.
Um eine Offenheit gegenüber allen Teilen unserer Klasse zu erreichen und immer größere Teile unserer Klasse in Bewegung zu setzen, ist einerseits ein dauerhafter ideologischer Kampf um diese Ziele notwendig und gleichzeitig eine ständige Analyse und Anpassung der eigenen Formen der Massenarbeit. Insbesondere gilt es, der Tendenz entgegenzuwirken, dass Arbeitsweisen der Kommunistischen Aufbauorganisation bewusst oder unbewusst in den Massenorganisationen kopiert werden. Gelingt uns das nicht, dann drohen sie zu einem Selbstzweck zu verkommen, statt zu lebendigen Mechanismen der Verbindung zwischen Kommunist:innen und der Arbeiter:innenklasse zu werden.
Die Kommunistische Jugend als Quelle neuer Kader:innen
Unsere Jugendorganisation, die „Kommunistische Jugend“, hat sich im Jahr 2017, gute drei Jahre nach der Gründung unserer Organisation gebildet. Anfangs musste dabei eine gewisse Skepsis in unseren eigenen Reihen überwunden werden, bevor dieser Schritt möglich wurde. Zentral war dabei die Frage, ob wir als Struktur für so einen Schritt tatsächlich bereit wären. Letztlich ging die Initiative hierfür von einer Gruppe Jugendlicher aus, die uns bereits ideologisch sehr nahe stand, aber im damaligen Organisationsmodell keinen für sie angemessenen Platz fand.
Im Zusammenhang mit den oben im Bereich der Massenarbeit erwähnten Schritten spielte dieser Schritt eine große Rolle dabei, die stärksten sektiererischen Tendenzen der Organisation abzulegen. „Plötzlich“ wurde es möglich eine ganze Reihe von jungen Genoss:innen in verhältnismäßig kurzer Zeit in einer Struktur zu organisieren, die in ihrer politischen Linie und ihrem Selbstverständnis direkt an den Kommunistischen Aufbau gebunden war. Faktisch verdoppelten sich damit die Kräfte, mit denen die Organisation in der Praxis agieren konnte, in wenigen Monaten.
Seither wurde in einigen Städten der Aufbau unseres Organisationsgerüsts vor Ort fast vollständig von Mitgliedern der Jugendorganisationen übernommen, in anderen Städten sind einzelne Jugendliche zu wichtigen Impulsgebern für eine dynamische Entwicklung der Massenarbeit geworden. Kurzum: Die Jugendorganisation hat eine Rolle für die Stärkung der Organisation gespielt, die kaum überbetont werden kann.
Da besonders dort, wo der Kommunistische Aufbau nur schwach vertreten war, die Kommunistische Jugend einen Großteil der Verantwortung für den Organisationsaufbau schulterte, ist es nur folgerichtig, dass sich einige Genoss:innen aus der Jugendorganisation rasch entwickelten und dabei in ihrer Arbeitsweise ein Niveau erreichten, das sich nicht mehr wesentlich von den Anforderungen des Kommunistischen Aufbaus unterschied.
Aus diesen Erfolgen der Jugendorganisation haben sich aber auch neue Probleme ergeben. Das eigentliche Organisationsprinzip einer Kommunistischen Jugendorganisation wie es sich in unserer Bewegung etabliert hat, also die politisch-ideologische Gebundenheit bei gleichzeitiger organisatorischer Unabhängigkeit, konnte bisher zum Beispiel noch nicht voll in der Praxis unserer Jugendorganisation umgesetzt werden. Ebenso werden die formell deutlich niedrigeren Mindestansprüche der Jugendorganisation an ihre Mitglieder im Vergleich mit der Aufbauorganisation in der Praxis immer wieder nach oben verschoben.
In der nun vor uns liegenden Zeit wird es darum gehen, den Genoss:innen der Jugendorganisation in ihrer Entwicklung nicht nur weiterhin keine Grenzen zu setzen und sie mutig in die Aufgaben des Parteiaufbaus einzubeziehen, sondern gleichzeitig eine klare Ausdifferenzierung zwischen Aufbauorganisation und Jugendorganisation durchzuführen. Das ist notwendig, damit die Jugendorganisation ihre eigentliche Rolle tatsächlich spielen kann und zu einer echten Massenorganisation wird, die sich zwar ein klareres politisches Profil als andere Massenorganisationen gibt und ein verbindliches organisatorisches Modell schafft, zugleich aber tatsächlich breit und für die am Kommunismus interessierten Jugendlichen leicht zugänglich ist.
Zentral wird dabei sein, dass wir noch zielstrebiger einen Teil der erfahrensten und vorwärtstreibendsten Jugendlichen in andere Felder des Organisationsaufbaus einbeziehen. Nur wenn es uns hier gelingt, das richtige Maß zwischen Autonomie der Jugendorganisation und Teilnahme am Parteiaufbau, sowie zwischen eigenständiger Kader:innenpolitik der Jugendorganisation und der gezielten Weiterentwicklung von Teilen der Jugendorganisation im Kommunistischen Aufbau zu finden, können wir hier unsere Ziele erreichen.
Nur so kann ein gesundes Verhältnis zwischen Jugendorganisation und Aufbauorganisation entstehen und einer immer wieder auftauchenden Tendenz, dass sich die Jugendorganisation in eine Art „Kleine Aufbauorganisation“ verwandelt und sich damit organisatorisch verengt, effektiv entgegengewirkt werden.
Die Kommunistische Frauenorganisation und die Linie der Frauenrevolution
Unsere Frauenorganisation wurde im Jahr 2019 beim 2. Kongress unserer Organisation gegründet. Betrachtet man heute, einige Jahre später, welche Stellung verschiedene Frauengenossinnen im Organisationsgefüge einnehmen, so sind Erfolge und Notwendigkeit dieser Struktur unverkennbar.
Zu Beginn jedoch stand auch bei der Entwicklung eigenständiger Frauenarbeit ein innerer Kampf in der Organisation. Die Traditionen eigenständiger Frauenstrukturen oder wenigstens eigenständiger Teilstrukturen zur Entwicklung Kommunistischer Frauenarbeit, die es in der Kommunistischen Bewegung durchaus gab, sind heute größtenteils in Vergessenheit geraten.
Schnell werden Organisationen, die dem Kampf gegen das Patriarchat eine eigenständige Bedeutung im Parteiaufbau und der sozialistischen Revolution zuweisen, verdächtigt, bürgerlich-feministischen Einflüssen nachgegeben zu haben. Auch in unseren Reihen hat es derartige Diskussionen immer wieder gegeben, die zu einem besonderen Druck auf die Frauenorganisation geführt haben, sich doppelt und dreifach zu beweisen.
Doch nicht nur in dieser Form bestand die Arbeit der Kommunistischen Frauenorganisation von Anfang an auch in einem Kampf gegen das Patriarchat in der revolutionären Bewegung und der eigenen Organisation. Dieses Unterdrückungsverhältnis macht keinen Halt vor den Reihen sozialistischer und kommunistischer Organisationen und so setzte die Realität den Kampf gegen patriarchales Verhalten und patriarchale Gewalt immer wieder auf die Tagesordnung der Frauenorganisation.
Patriarchale Gewalt und patriarchales Verhalten wirkt stets zerstörerisch auf die Entwicklung der Betroffenen. Dementsprechend ist auch klar, dass die patriarchale Gewalt die Kampfeinheit der Klassengeschwister untergräbt. Der Arbeit der Frauenorganisation jedoch ist es zu verdanken, dass unsere Organisation mittlerweile methodische Grundsätze im Umgang damit herausbilden konnte, die die Täter zur Verantwortung ziehen und den Betroffenen den Rücken stärken.
Auch politisch sind die in unseren Reihen organisierten kommunistischen Frauen für wesentliche Erfolge unserer Organisation verantwortlich. So gelang es zum Beispiel durch ihre Reaktionsfähigkeit, im Bezug auf die sogenannte „Kölner Silvesternacht 2015/2016“ fortschrittliche Proteste gegen die dort verübte Gewalt zu organisieren, die sich gleichzeitig klar von der aus dem bürgerlichen Lager organisierten rassistischen Hetze abgrenzten.
Auch ist es wohl unsere Frauenorganisation, die immer wieder die schärfsten ideologischen und politischen Auseinandersetzungen unserer Struktur mit anderen politischen Kräften führen muss. Regelmäßig prallen bei unseren Versuchen, zum Internationalen Frauenkampftag und zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen Bündnisarbeit zu organisieren, postmoderne Ideologie und die Linie der Frauenrevolution aufeinander.
Zugleich sind in diesem Bereich noch konkrete Fragen im Bezug auf die Rolle, die Bewertung und unser Eingreifen in die Kämpfe aller Menschen, die unterdrückt werden, weil sie von der ihnen durch das patriarchale Geschlechtersystem zugewiesenen Rolle abweichen (LGBTI+) offen. Hier gilt es eine politische Linie zu entwickeln, in der diese Kämpfe gemeinsam auf das Ziel der antipatriarchalen, sozialistischen Frauenrevolution hingeführt werden, ohne dass bürgerliche Scheinantworten in den Vordergrund treten oder der eine Kampf gegen den anderen ausgespielt wird.
Obwohl wesentlich durch die Entwicklung unserer Frauenorganisation erreicht wurde, dass heute Frauengenossinnen in allen Bereichen des organisatorischen Lebens führende Rollen spielen und nicht etwa auf den Kampf gegen das Patriarchat im engeren Sinne beschränkt bleiben, sind noch weit größere Schritte zu gehen.
Noch immer hemmt das patriarchale Verhalten unserer männlichen Genossen und die Verinnerlichung patriarchaler Rollenbilder auch die Entwicklung unserer Frauengenossinnen. Auch ist ihre Rolle im Kampf gegen das Patriarchat noch zu schwach und von starker Zurückhaltung ausgeprägt.
In der nächsten Entwicklungsphase wird es vor allem darum gehen, auf den erreichten Erfolgen aufbauend, die Entwicklung unserer Frauengenossinnen noch mehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit aller Genoss:innen zu stellen, um die riesigen Potenziale, die in den vom Patriarchat unterdrückten Geschlechtern für die sozialistische Revolution und den Parteiaufbau schlummern, zur vollen Entfaltung zu bringen!
Die Kader:innenentwicklung als zentraler Entwicklungshebel
Wir sind damit an einem Punkt dieses Rückblicks angelangt, der ebenso gut am Anfang stehen könnte, denn die Bedeutung der Kader:innenfrage, der Methoden zu ihrer Entwicklung und der Notwendigkeit, Berufsrevolutionär:innen herauszubilden, wurden von der Organisation seit ihrer Gründung stark betont.
Dass war zunächst Ausdrucks des Bedürfnisses, diese Frage zentral auf die Tagesordnung zu setzen, da sie in der kommunistischen Bewegung unseres Landes in den letzten Jahrzehnten kaum noch bewusst behandelt, geschweige denn beantwortet wurde. Es ist offensichtlich, dass die Entwicklung von Kader:innen durch einen dauerhaften Kampf gegen alle bürgerlichen Teile in ihrer Persönlichkeit im imperialistischen Deutschland keine leichte Aufgabe ist.
Ziel muss es hierbei sein, dass die innere revolutionäre Flamme nicht nur weiter brennt, sondern auch den Drang anderer Menschen, sich unserem Kampf anzuschließen, entfacht. Diese Aufgabe wurde in der gesamten Geschichte der Kommunistischen Bewegung in Deutschland bisher nur in Ansätzen und nie massenweise gelöst.
Bis heute prägend im kollektiven Verständnis von Kader:innen ist hierbei, dass wir die Entwicklung von Klassenbewusstsein auf mehreren Ebenen gleichzeitig für notwendig halten: Dies umfasst das Klassenbewusstein im engeren Sinne, das Geschlechtsbewusstsein und das Feindbewusstsein.
Letztlich haben wir schon in unserer relativ begrenzten Erfahrung als junge Organisation feststellen können, wie richtig Stalins bekannter Ausspruch „Die Kader entscheiden alles!“ ist. Viele der hier genannten Probleme in unserer Entwicklung als Organisation, könnten ebenso gut als Teilproblem der Kader:innenentwicklung beschrieben werden.
In den letzten Jahren bewegte sich dabei Stück für Stück die Herangehensweise der Organisation an diese Frage weg von einer oftmals abstrakt geführten Diskussion über die Notwendigkeit von Berufsrevolutionär:innen hin zu konkreteren Methoden und Maßnahmen der Kader:innenentwicklung und der Schaffung von Berufsrevolutionär:innen.
Doch die systematische Weitergabe einer Arbeitsweise, einer Organisationskultur und einer ideologischen Linie hätte auch nicht zu jedem anderen Zeitpunkt zuvor im gleichen Maße gelingen können. Bestimmte Erfahrungen und Fehler in Fragen der Massenarbeit, der eigenen Praxis als Organisation und der politischen Anleitung mussten in der einen oder anderen Form wohl unvermeidlich gemacht werden, um daraus zu lernen und eine kollektive Herangehensweise zu entwickeln.
Auch der heute erreichte Stand ist mit Sicherheit nicht mehr als ein Zwischenstand, denn die wirklich intensiven Klassenkämpfe und Bewährungsproben stehen uns und der kommunistischen Bewegung dieses Landes unzweifelhaft noch bevor.
Die Entwicklung der politischen Lage und des Klassenkampfes lässt uns dabei keine Zeit, in philosophischen Diskussionen über das Kader:innenproblem in Deutschland zu verharren. Die zielgerichtete Entwicklung aller Genoss:innen, das ständige Sprengen von Grenzen in der Persönlichkeitsentwicklung und vor allem die dauerhafte Selbstrevolutionierung all jener Genoss:innen, die den Weg zur Berufsrevolutionär:in gehen wollen, steht nicht irgendwann in den nächsten zehn Jahren auf der Tagesordnung. Sie steht heute auf der Tagesordnung und ist eine unausweichliche Voraussetzung für weitere Entwicklungsschritte in allen Bereichen unserer Organisationsentwicklung.
Die Perspektive der nächsten Schritte im Parteiaufbau
Wenn wir auf zehn Jahre Entwicklung des Kommunistischen Aufbaus zurückblicken, blicken wir auf eine ganze Reihe von Erfolgen zurück, von denen viele hier nur angedeutet wurden und manches ganz unerwähnt geblieben ist. Das Wichtigste in unserem Jubiläumsjahr aber ist, dass wir aufbauend auf dem erreichten Stand und einem korrekten Verständnis der Klassenkampfsituation und unserer Bewegung, die nächsten Schritte richtig bestimmen und den vor uns stehenden Aufgaben mutig entgegentreten.
Klar ist schon jetzt, dass die Entwicklung all dieser Faktoren dynamischer wird. Unsere Organisation muss darauf ebenfalls mit schnelleren, mutigeren und auch riskanteren Schritten antworten, weil sie sonst unweigerlich zu einem unbedeutenden Randfaktor im Klassenkampf verkommen muss und schließlich ihre Existenzberechtigung als Organisation ganz verlieren würde. Das ist keine besondere Eigenschaft unserer Struktur, sondern ein unumstößliches Entwicklungsgesetz jeder revolutionären Organisation vom kleinsten Zirkel bis zu einer Millionenpartei.
Hieraus folgt auch, dass wir das Tempo der Entwicklung nur bedingt steuern können, es gilt die politische Entwicklung ständig zu analysieren und in jedem Widerspruch der imperialistischen Politik, der sich zeigt, die revolutionären Chancen zu entdecken und zu verwirklichen. Das ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass wir uns weiter dynamisch und sprunghaft entwickeln können, statt uns von den unweigerlich aufkommenden Problemen des Wachstums einer revolutionären Organisation im imperialistischen Zentrum einengen zu lassen.
Wir stehen hier beispielsweise vor der Frage, wie wir unsere Funktionsweise als Organisation ständig dem eigenen Wachstum anpassen und zugleich verhindern, dass sich diese Mechanismen zu bürokratischen Strukturen entwickeln. Hier muss sich die Organisation auf allen Ebenen immer wieder selber neu erfinden, um sich den neuen Herausforderungen anzupassen und gleichzeitig ein lebendiger Organisationsmechanismus zu bleiben, dessen Funktion und Struktur sich nach den Bedürfnissen des Klassenkampf richtet.
Probleme, die unsere Bewegung in Deutschland traditionell beschäftigt haben, wie die richtige Verbindung von zentraler Führungsverantwortung und lokaler Initiative, stellen sich uns selbst schon auf dem heute sehr bescheidenen Entwicklungsstand. Es muss uns gelingen, immer neue Genoss:innen aus unserer Klasse für den politischen Kampf zu gewinnen und zielgerichtet zu Kader:innen auszubilden.
Die Geschwindigkeit der Weiter- und Höherentwicklung unserer Organisation wird in der kommenden Zeit maßgeblich davon bestimmt sein, wie schnell es uns gelingen wird, für die vor uns stehenden Aufgaben entsprechende Kommunistische Kader:innen in ausreichender Qualität und Quantität zu entwickeln. Der Aufbau eines flexiblen und stabilen Rückgrats der Organisation, bestehend aus einem in Theorie und Praxis geschulten Stamm an Berufsrevolutionär:innen, muss dabei im Zentrum unserer Anstrengungen stehen. Gleichzeitig müssen wir es aber auch schaffen, das Niveau der Arbeit, das Bewusstsein unserer Genoss:innen und den persönlichen Einsatz für die Sache der Revolution in der gesamten Breite der Organisation, ihren Sympathisant:innen und Massenorganisationen – ja bis in die fortschrittlichsten Teile unserer Klasse – deutlich anzuheben.
Unsere Organisation ist in den letzten zehn Jahren sicherlich gereift und hat viele Kinderkrankheiten abgestreift, aber auf dem erreichten Stand ist die Entwicklung damit nicht abgeschlossen und wir können auf ihm nicht stehen bleiben oder innehalten, sondern neue Widersprüche und Herausforderungen sind an die Stelle der Alten getreten. Diese gilt es nun zu meistern.
So müssen wir einer Falle entgehen, in die viele andere ehrliche Genoss:innen vor uns getappt sind, die eigene Entwicklung quantitativ immer weiter zu treiben, sich damit aber zufrieden zu geben und keine qualitativen Sprünge zu organisieren. Gleiches gilt für die Maßstäbe, die wir als Erfolge setzen. Mit jedem kleinsten Erfolg muss sich unser Maßstab und unser Anspruch an uns selber erhöhen, das Erreichte zu übertreffen.
Denn wir haben keine Zeit beim Aufbau der Partei zu verlieren und auch der deutsche Imperialismus wird uns in Zukunft keine Verschnaufpause im Klassenkampf gewähren. Letztlich wird das richtige Zusammenspiel von Qualität und Quantität, die Übereinstimmung von Theorie und Praxis, die Organisierung von mutigen Sprüngen und notwendiger Festigung über den Erfolg unserer Entwicklung entscheiden.
Auch unsere Massenarbeit erfasst bisher nur bestimmte Sektoren der Klasse und dementsprechend ist auch unser Verständnis als Kollektiv für die Realität des Klassenkampfs noch notwendigerweise verzerrt und die Möglichkeiten, in die Kämpfe real einzugreifen, begrenzt. Hier gilt es in der kommenden Zeit unsere Arbeit weiterzuentwickeln und die aktuell bestehenden Begrenzungen und Einseitigkeiten zu überwinden.
In dem Maße, indem unsere Organisation mehr Kräfte sammelt, muss sich ebenso ihre Bereitschaft zur direkten Konfrontation mit dem Klassenfeind auf verschiedenen Ebenen des Klassenkampfes vergrößern. Unsere ideologische und politische Reife muss sich auch in unserer Kampf in den Betrieben, auf der Straße und allen anderen Kampffeldern widerspiegeln. Gleichzeitig müssen wir bei zunehmender Repression und Einschränkung bisheriger Spielräume, neue finden und erschließen, anstatt uns an den neuen Status quo anzupassen, wie es in diesem Land eine dauerhafte und konkrete Gefahr ist. Die Aufgabe der Revolutionär:innen ist und bleibt es, die Revolution zu machen.
Gelingt es uns eine kollektive Begeisterung für die hier umrissenen vor uns stehenden Aufgaben zu entfachen und weitere Genoss:innen, die noch außerhalb unserer Reihen stehen, damit anzustecken, dann kommen wir unserem Ziel, dem Aufbau einer Kommunistischen Partei in Deutschland wesentliche Schritte näher.
Schaffen wir es, die Dynamik unserer Entwicklung beizubehalten und diese noch zu steigern, um die vor uns stehenden Feuerproben zu überstehen, dann können die nächsten Jahre unserer Organisationsentwicklung tatsächlich zu Jahren werden, in denen wir unser Ziel erreichen. Dann nimmt eine neue Kommunistische Partei Deutschlands den Kampf auf und wird für unsere Klasse als Kraft sichtbar und ansprechbar.
Das zehnjährige Jubiläum unserer Organisation ist in diesem Sinne auch ein Aufruf an alle Genoss:innen, an alle Kommunist:innen und Revolutionär:innen in Deutschland und an die fortschrittlichsten Teilen unserer Klasse, mit uns am Aufbau der Kommunistischen Partei zu arbeiten und dabei mutige Schritte zu gehen, die vielleicht vor wenigen Jahren noch undenkbar schienen.
Heute ist keine Zeit des Zögerns, des Innehaltens oder des Schwankens! Heute heißt es, mutig und entschlossen nach vorne zu gehen; heute heißt es, die Behäbigkeit des imperialistischen Zentrums abzuschütteln und die bürgerlichen Rückzugsräume zu sprengen; heute heißt es, unsere Klassengeschwister mitzureißen und Teil des Aufbaus der Kommunistischen Partei zu werden!