Heute vor 150 Jahren wurde wohl eine der bekanntesten Revolutionärinnen der Welt geboren. Ihr Leben erzählt uns die Geschichte einer tapferen, unermüdlichen Frau, die bis an ihr Ende für die Revolution gekämpft hat. Aber sie lehrt uns auch unsere Klassenfeinde und ihre Grausamkeit niemals zu unterschätzen. Wir sprechen von Rosa Luxemburg.

Von außen hat die Geschichte der Arbeiter:innenbewegung häufig ein männliches Antlitz, in der Geschichtsschreibung finden Frauen nur selten einen Platz und das obwohl es häufig die Proteste der Frauen waren die große Veränderung brachten. Deshalb ist es um so wichtiger, dass wir wenn wir unseren Genossinnen gedenken, wir ihre Geschichten erzählen. Denn nur so können wir sie als Vorbilder für uns entdecken und nur so ist es möglich von ihnen zu lernen.

Ein revolutionäres Leben

Als Rosa am 5. März 1871 in einer Stadt im Osten von Polen, das damals noch Teil des russischen Zarenreiches war, geboren wurde sollte noch niemand ahnen das sie ein Mal als Mitbegründerin der KPD in die Geschichte eingehen würde. Rosa wuchs in einem jüdischen Elternhaus auf in dem außerordentlich viel Wert auf Bildung gelegt wurde, so kam es das sie im Laufe ihres Lebens Polnisch, Deutsch, Russisch, Latein, Französisch und Altgriechisch lernte. Zusätzlich dazu konnte sie Englisch lesen und Italienisch verstehen. Hinzu kommen Interessen für Botanik, Geologie und Lyrik.

Auf dem Frauengymnasium in Warschau kommt sie mit der marxistischen Gruppe „Proletariat“ in Kontakt, bald darauf wird diese vom Staat verfolgt und zerschlagen. So erfährt Rosa bereits in jungen Jahren was Repression bedeutet. Einige der Mitglieder arbeiten in Zellen im Untergrund weiter zu ihnen gehört auch Rosa, sie lässt sich vom Verbot des Staates nicht unterkriegen. Dies ist eines der vielen Ereignisse in ihrem Leben das zeigt, dass es schlicht unmöglich war sie unter zu bekommen.

Kurz nach dem sie ihr Abitur als Klassenbeste abschloss, musste sie fliehen, denn die Zarenpolizei entdeckte ihre verbotene Mitgliedschaft im „Proletariat“. Mit der Hilfe eines Genossen schaffte sie es jedoch in die Schweiz zu fliehen. Damals war es noch unüblich das Frauen studierten, dennoch begann Rosa ein Studium der Rechtswissenschaften und Volkswirtschaftslehre an der Uni Zürich.

Mit gerade einmal 22 Jahren gründete sie gemeinsam mit ihrem Genossen Leo Jogiches in Paris die Exilzeitung „Arbeitersache“. Und schließt kurz vor Beginn des 20. Jahrhunderts ihr Studium mit einem Doktortitel ab, es folgt der Umzug nach Deutschland. Sie schließt sich der SPD an und sorgt durch ihre unermüdliche Arbeit für große Wahlerfolge der Partei in Schlesien.

Widersprüche mit der alten Sozialdemokratie

Schnell muss sie jedoch feststellen, dass sie sich in vielen grundlegenden Positionen von ihren Parteigenoss:innen unterschied. Die SPD bewegt sich zu diesem Zeitpunkt schon seit einigen Jahren in eine revisionistische Richtung.

Rosa positionierte sich klar im marxistischen Flügel und als sie Chefredakteurin der sächsischen Arbeiterzeitung wurde brachte sie eine Artikelserie gegen die Revisionisten der Partei herraus. Diese ging dann im Buch „Sozialreform oder Revolution“ auf. Für Rosa war dieser Titel keine Frage, sondern eine Feststellung. Für sie war klar, dass der Reformismus niemals den Weg zum Sozialismus ebnen wird.

Sie verliert durch die Streitigkeiten in der Partei ihren Posten als Chefredakteurin und zieht nach Berlin zurück, wo sie sich mit Clara Zetkin anfreundet. Doch nach dem Verlust ihres Postens gibt sie keineswegs auf, sie schreibt weiter eifrig Artikel. Zu diesem Zeitpunkt wird Rosa bereits polizeilich überwacht.

Sie bemerkte wie sich die Widersprüche zuspitzten und legte daher viel Wert auf die Agitation gegen den Krieg. Wegen einer antimilitaristischen Rede wurde sie schließlich zu zwei Monaten Haft verurteilt und kam das erste Mal ins Gefängnis. Ihren Kurs änderte sie nicht, auch nach dem sie frei war agitierte sie weiter gegen den Krieg.

Gründung eigener revolutionärer Organisationen

Als die SPD schließlich den Kriegskrediten zustimmte wurde für Rosa der Verrat der Partei an der Arbeiter:innenklasse immer offensichtlicher. Sie gründete mit den Kriegsgegner:innen innerhalb der SPD die Gruppe „Internationale“, der sich auch Karl Liebknecht anschloss. Aus dieser Gruppe ging kaum zwei Jahre später der Spartakusbund hervor.

Immer mehr Kriegsgegnerinnen der SPD waren nicht mehr einverstanden mit der Parteipolitik und bildeten die Unabhängige SPD (USPD). Auch der Spartakusbund schloss sich dieser an.

Bald darauf gab es Streikwellen im ganzen deutschen Reich. Es bildeten sich eigenständige Vertrauensleute der Arbeiterinnen und Arbeiter, die Revolutionären Obleute. Sie spielten zusammen mit den Arbeiter- und Soldatenräten eine zentrale Rolle im Verlauf der Novemberrevolution.

Als Antwort auf die Massenproteste werden einige Führer:innen der Arbeiter:innen aus dem Gefängnis entlassen, unter ihnen Karl und Rosa. Als Rosa aus dem Gefängnis kam, wurde sie von der ersten Minute an in den tollen Wirbel hineingerissen, das Schicksal ließ ihr nicht einen Moment der Besinnung, nicht die kleinste Atempause nach der schweren Zeit, die sie durchlebt hatte. Mit beiden Füßen sprang sie in die revolutionäre Bewegung hinein und stand mit Karl Liebknecht immer dort. Am 9. November 1918 kommt es dann zur Ausrufung der deutschen Räterepublik durch Karl Liebknecht und der bürgerlichen Weimarer Republik durch den Sozialdemokraten Philipp Scheidemann.

Nach dem Rosa aus dem Gefängnis frei kam, begann sie sofort mit ihrer Arbeit als Chefredakteurin bei der Zeitung der Spartakusbund, die Rote Fahne. Hier wurde auch das Programm veröffentlicht das Rosa für den Spartkusbund ausarbeitete, die oberste Forderung den Sieg der Räterepublik auf.

Am 1. Januar 1919 war es dann so weit: In der akuten revolutionären Situation in Deutschland gründete der Spartakusbund und die Gruppe Internationaler Kommunisten die Kommunistische Partei Deutschlands.

Grade einmal 14 Tage nach diesem wichtigen Schritt wurde Rosa Luxemburg von den Freikorps ermordet, zu ihrer symbolischen Beerdigung, eine Leiche hatte man damals noch nicht gefunden, sollen etwa 100.000 Menschen gekommen sein.

Widersprüche zu den Bolschewiki?

Nach ihrem Tod veröffentlichte Paul Levi eine Broschüre, in der Rosa Luxemburg in ihrer Haft begann die russische Revolution zu analysieren und zu kritisieren. Er stellte diese, in der Rosa Luxemburg unbestreitbar falsche Positionen vertrat, als eine Art politisches Testament dar, was die revolutionäre Bewegung bis heute in Atem hält.

Aus Schilderungen Clara Zetkins, Leo Jogiches und Adolf Warskis geht hervor, dass diese Positionen niemals zur Veröffentlichung gedacht waren und Rosa insbesondere ihre Positionen zu Frage der Konstituierenden Nationalversammlung, der Aufhebung der Demokratie, des Terrorismus und der Lösung der Agrarfrage überarbeitete, falsche Positionen erkannte und ihre Meinung änderte. Das soll keines Wegs bedeuten, sie hätte keine Kritiken an der russischen Revolution. So schrieb sie schon 1918 im Spartakusbrief: „Die Bolschewiki haben sicher verschiedene Fehler begangen und begehen sie vielleicht noch jetzt – man nenne uns eine Revolution, in der keine Fehler begangen worden sind!“

Adolf Warski, ein guter Freund und Genosse Rosa Luxemburgs schrieb ihr seine Positionen zur russischen Revolution in einem Brief und erhielt Ende 1918 ihre Antwort in der sie schrieb „Alle deine Vorbehalte und Bedenken habe ich auch geteilt, habe sie aber in den wichtigsten Fragen fallen lassen, und in manchen bin ich nicht so weit gegangen wie du. Der Terrorismus beweist große Schwäche, gewiß, aber er richtet sich gegen innere Feinde, die ihre Hoffnung auf das Bestehende des Kapitalismus außerhalb Rußlands bauen, von ihm Unterstützung und Ermunterung bekommen. Kommt die europäische Revolution, so verlieren die russischen Konterrevolutionäre nicht nur die Unterstützung, sondern – was wichtiger ist – auch den Mut.“

Rosa Luxemburg war unbestreitbar bis zum Ende ihres Lebens eine Gegnerin des Terrors. Sie charakterisierte ihn als ein spezifisches Instrument der bürgerlichen Revolution: „Terror und Schreckensherrschaft waren in den bürgerlichen Revolutionen ein Mittel, geschichtliche Illusionen zu zerstören oder hoffnungslose Interessen gegen den Strom der Geschichte zu verteidigen. Das sozialistische Proletariat tritt, dank der Theorie des wissenschaftlichen Sozialismus, in seine Revolution ohne alle Illusion ein, (…) Es tritt in eine Revolution ein, nicht, um gegen den Gang der Geschichte utopischen Hirngespinsten nachzujagen, sondern, um gestützt aus das eherne Triebwerk der Entwicklung, zu vollbringen, was das Gebot der geschichtlichen Stunde ist: den Sozialismus zur Tat zu machen. Als Masse, als gewaltige Mehrheit der Arbeitenden soll das sozialistische Proletariat seine Mission erfüllen. Es hat deshalb nicht nötig, die eigenen Illusionen erst durch blutige Gewaltakte zu zerstören.“ (Rote Fahne 24.11.1918)

Was zeigt uns die Geschichte von Rosa Luxemburg?

Sie zeigt uns wie weit unser Klassenfeind bereit ist zu gehen, sie zeigt uns, dass wir immer vorbereitet seien müssen, aber auch, dass wir uns nicht unterkriegen lassen dürfen. Sie zeigt uns, dass wir nicht davor zurück schrecken dürfen unsere eigenen Positionen zu hinterfragen, Fehler zu erkennen und diese zu korrigieren. Genauso zeigt sie uns, wie wichtig es ist revolutionäre Bewegungen und Revolutionen weltweit kritisch zu hinterfragen und diese nicht nur einseitig positiv zu sehen. Gleichzeitig dürfen wir bei solchen Aufgaben nicht den Fehler machen, Analysen auf der Grundlage einer Einseitigen oder unzureichenden Informationslage anzufertigen.

Sie zeigt uns eine Revolutionärin, die sich zu ihren Lebzeiten glasklar gegen den Faschismus, aber auch gegen des Revisionismus gestellt hat. Das bedeutet, dass wir es heute niemals zulassen dürfen, dass sie eben von den Revisionist:innen gegen die sie kämpfte heute vereinnahmt wird. Rosa wollte keine faulen Kompromisse, sie wollte die Revolution. Deshalb zeigt uns ihr Geschichte vor allen Dingen eine tapfere, kämpferische und revolutionäre Frau an der wir uns heute ein Vorbild nehmen können.