Vor 80 Jahren wurde Deutschland von der faschistischen Herrschaft befreit. Ein Tag des Sieges für die Rote Armee und die Partisan:innen in den besetzten Gebieten, für die überlebenden Gefangenen in den Konzentrations- und Vernichtungslagern der Nazis. Für Millionen Jüd:innen und tausende Homosexuelle, sogenannte „Asoziale“, Sinti:ze und Rom:nja und weitere Verfolgte kam die Befreiung zu spät, doch auch in ihrem Geiste wurde die NS-Herrschaft militärisch vernichtet.
Die deutsche Arbeiter:innenklasse hatte es aus eigener Kraft nicht geschafft, sich zu befreien. Der illegale Widerstand der Kommunist:innen und anderer ehrlicher Antifaschist:innen im Untergrund war zu schwach und vereinzelt. Trotzdem retteten sie zahlreichen Menschen das Leben, sabotierten die Produktion der Nazis und halfen unter anderem der Roten Armee bei ihrem Einmarsch nach Berlin.
Als Kommunist:innen in Deutschland müssen wir uns mit diesem widersprüchlichen Erbe auseinandersetzen. Von heldenhaften Antifaschist:innen zu bereitwilligen Unterstützer:innen des Faschismus waren die Arbeiter:innen in Deutschland ein Teil dieser Geschichte, in der das Kapital sein hässlichstes Gesicht offen zeigte.
Das 80 Jahre alte Versprechen der Überlebenden und Widerstandskämpfer:innen, den Faschismus dauerhaft zu vernichten und eine Welt des Friedens und der Freiheit aufzubauen, sind wir heute noch schuldig einzulösen. Ohne sozialistisches Land auf der Welt sind wir umso mehr darauf angewiesen, selbst alles mögliche und nötige dafür zu tun.
Denn die deutschen Kapitalist:innen haben ihre Geschichte nicht vergessen, wenn sie heute wieder Milliarden für das Militär ausgeben und zu Kriegstüchtigkeit aufrufen. Zwei verlorene Weltkriege haben sie nicht dazu gebracht, ihre Machtansprüche aufzugeben. Für ihre praktische Umsetzung bleibt eine neue faschistische Herrschaft eine Option, ganz gleich, ob auch die Bundesregierung heute den 8. Mai nicht mehr als Tag der Niederlage bezeichnet.
Aber die Ausgebeuteten und Unterdrückten dieser Welt haben genauso nie aufgehört zu kämpfen. Von der 68er-Bewegung gegen die faschistischen Kontinuität in Westdeutschland über aktuelle Kämpfe gegen den Faschismus in Ländern wie der Türkei, von Kampagnen gegen eine neue Wehrpflicht in Deutschland zur Sabotage von Waffenlieferungen an Israel: Es gibt zahlreiche Beispiele für Widerstand gegen Faschismus und Krieg, die wir auch heute sehen können und von denen wir ein Teil werden müssen.
Diesen Widerstand zusammen zu führen hin zu einer revolutionären Bewegung für den Sozialismus ist die Aufgabe der kommunistischen Partei. Ohne kommunistische Partei ist es unser Aufgabe als Kommunist:innen, an ihrem Aufbau zu arbeiten und gleichzeitig heute schon den Imperialismus so viel wie möglich anzugreifen.
Wir sind gegen ihren kapitalistischen „Frieden“ wie gegen ihre imperialistischen Kriege, deren Ende nur durch ein Ende der herrschenden Verhältnisse erreicht werden kann. Damit der zweite Weltkrieg der letzte bleibt, und dem Tag der Befreiung Tage des Sieges über den Kapitalismus folgen werden.
Denn der Kampf gegen Faschismus und Krieg ist heute so aktuell wie vor 80 Jahren. Und unser Ziel bleibt das Selbe, wie es schon im Schwur von Buchenwald formuliert wurde:
„Die Vernichtung des Narzismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“