Für die Befreiung der Frau!

Zum Vermächtnis‘ Clara Zetkins

Wir dokumentieren nachfolgend die Rede einer Genossin von „Kommunistischer Aufbau“, die sich mit einigen Aspekten des politischen Vermächtnisses von Clara Zetkin für den heutigen Frauenkampf befasst:

Clara Zetkin hat einige grundlegende Erkenntnisse im Kampf um die Befreiung der Frau herausgearbeitet, die solange gültig bleiben werden, wie es den Kapitalismus gibt. Clara‘s Grundlagen für ihre Ausarbeitungen sind der Marxismus sowie die Zusammenarbeit mit Lenin und der kommunistischen Weltbewegung. Durch ihre Organisierung in der KPD und dort an führender Stelle für den Kampf um die Befreiung der Frau, haben wir eine Hinterlassenschaft, die für den heutigen Frauenkampf eine ausrichtende und leitende Funktion erfüllt. 

In ihren Arbeiten finden wir Vieles zu den Kampfbedingungen der Frauen in Verbindung mit der Klassenfrage. Einen kleinen Teil davon umreiße ich nachfolgend nur grob und verbinde ihn mit unserer heutigen Lage:

Was für Kämpfe führen Frauen die zur Bourgeoisie gehören?

Sie besitzen Eigentum/Kapital und kämpfen um die freie Verfügung darüber, also um Macht, freien Gebrauch und Vermehrung. 

Emanzipation heißt für sie Freiheit und Gleichheit von Eigentumsverhältnissen. 

Diesen Kampf müssen sie gegen die bestehende Männermacht, gegen das Patriarchat führen. 

Da die Bourgeoisie-Frauen Teil des Kapitalismus sind und das auch nicht ändern wollen, gibt es für sie keinen Kampf gegen das Kapital, sondern den Kampf für ihren Klassenerhalt. 

Was für Kämpfe führen Frauen aus dem Kleinbürgertum?

Der Stand der Frauen aus dem Mittelstandsgewerbe oder der Mittelstandsproduktion ist abhängig von der Schwere und Tiefe ökonomischer Krisen, die zum Kapitalismus dazu gehören. Sie müssen dafür kämpfen, dass sie nicht vom Großkapital/Monopolen aufgefressen werden, sondern für sich, wenn möglich, dort einen Platz erobern.

Frauen aus Politik, Wissenschaft, Kultur oder Managerinnen der kapitalistischen Gesellschaft samt ihrer Apparate und Institutionen sind durch eigenes, meist sehr hohes Einkommen durch ihre Berufstätigkeit auf einem gewissen Niveau ökonomisch unabhängig. Um ihren sozialen Status zu sichern, müssen sie zwangsläufig den Kapitalismus mit tragen.

Politische und ökonomische Krisen können dazu beitragen, dass Frauen aus dem Kleinbürgertum ökonomisch abstürzen und in Verhältnisse geraten, wie sie für eine Arbeiterin normal sind. Es kann dann vorkommen, dass sie zum Teil oder sogar ganz den Klassenkampf auf der Seite der Arbeiterinnen unterstützen. 

Was für Kämpfe müssen die
Arbeiterinnen führen?

Für sie bleibt der Klassenkampf gegen Ausbeutung und Unterdrückung, daran ändert sich nichts solange wir im Kapitalismus leben. 

Was heißt es für die Arbeiterin, außer vom Kapital zusätzlich vom Patriarchat unterdrückt zu sein? 

Das heißt, dass ihr Kampf um ihre Befreiung gegen das Kapital mit dem Kampf gegen das Patriarchat eng verknüpft werden muss. 

Auch wenn sich im Kampf gegen das Patriarchat sich gemeinsame Interessen der Frauen aus allen Klassen ergeben, unterscheiden sich die Ziele der Kämpfe aufgrund der Klassenlage. Für die Arbeiterin gibt es keine Befreiung im Kapitalismus.

Was bestimmt und manipuliert das
Denken der Menschen im Kapitalismus?

Rückschrittliche, reaktionäre, ausgrenzende, diskriminierende, rassistische, sexistische Ideologien sind ein wichtiger Bestandteil der bürgerlichen Gesellschaft, um den Kapitalismus zu stützen und aufrecht zu erhalten. 

Ideologien haben die Macht, das Denken der Menschen zu beeinflussen, zu bestimmen, zu manipulieren oder auszurichten. 

Bürgerliche Ideologien spielen eine wichtige Rolle in der Erziehung und Psychologie aller Menschen, was dazu führt, den Kampf für die Befreiung der Frau zu verhindern, seine Bedeutung zu verharmlosen oder zu entstellen und die Klassenverhältnisse zu verwischen.

Die Formen der sozialen Unterdrückung der Frau werden im Kapitalismus ständig an die gesellschaftlichen Veränderungen angepasst. 

Viele Forderungen der bürgerlichen Frauenbewegung sind durch neue Gesetze umgesetzt. 

Nicht selten ist zu hören, das Frauen sich heute mit dem Mann gleichgestellt fühlen.

Schlussfolgerungen

Wir haben eine kapitalistische Gesellschaft, die an den führenden politischen Schaltstellen durch Männer besetzt ist, die gleichzeitig über die Menge Kapital verfügen, die ihre Macht stützt.

Wir haben eine bürgerliche Gesellschaft, in der im wesentlichen durch Männer der Kapitalismus ideologisch und politisch getragen wird.

Wir haben eine Klassengesellschaft in der die Frauen je nach Klassenzugehörigkeit den Kampf für ihre Befreiung nur innerhalb des Kapitalismus verstehen, ihn darauf begrenzen wollen und darum ihren Kampf gegen das Patriarchat nicht gegen den Kapitalismus führen.

Wir haben die Arbeiterinnen, die heute überall zu spüren bekommen, dass sie einmal durch den Kapitalismus ausgebeutet werden und zum anderen vom Kapitalismus und vom Patriarchat unterdrückt werden. Wie sie ihren Kampf um die Befreiung führen müssen, ahnen sie aufgrund ihrer Erfahrungen im Leben und auf Arbeit. Aber der Mehrheit der Arbeiterinnen ist heute nicht bewusst, wie sie ihren Kampf führen können und müssen.

Für uns Kommunistinnen beantworten wir die Frage so: Um die Befreiung der Frau zu erkämpfen, müssen wir die Arbeiterinnen politisieren und organisieren im Kampf gegen den Kapitalismus. In diesen revolutionären Klassenkampf ist der Kampf gegen das Patriarchat eingebunden. Beide Kämpfe gehören zusammen, auch wenn sie durch Besonderheiten unterschiedlich sind.

Die Befreiung der Frau ist ein mit all seinen Schwankungen und Schwächen längst begonnener Kampf. Er wird solange andauern, wie die Menschen Zeit benötigen, um ihre Persönlichkeit zu revolutionieren, was mit eine Grundvoraussetzung ist, um den Kommunismus zur Wirklichkeit zu machen.

 

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