Betrachten wir das Feld des ideologischen Kampfes so müssen wir feststellen, dass der Marxismus-Leninismus heute von verschiedenen Schattierungen bürgerlicher Theorien ideologisch umzingelt ist. Diese bürgerlichen Ideologien haben ganz unterschiedliche Erscheinungsformen. Besonders einflussreich sind dabei nicht nur verschiedene faschistische und offen reaktionäre Strömungen, sondern zunehmend auch Strömungen, die sich selbst fortschrittlich oder gar revolutionär geben.
Lange wurden diese sich fortschrittlich gebenden Theorien von den Kommunist:innen nur belächelt und als reines Phänomen in akademischen Kreisen behandelt, während sie längst Einfluss auf große Teile der Politischen Widerstandsbewegung und bis in revolutionäre Organisationen und verschiedene Segmente unserer Klasse gewonnen haben. Ein besonderes Augenmerk auf ideologischer Ebene muss daher zukünftig auf den Kampf gegen die Theorien und Ideologieelemente gelegt werden, die sich solch einen fortschrittlichen Anstrich geben. Nicht weil sie grundsätzlich gefährlicher wären als offen reaktionäre Ideologien, sondern weil es oft schwerer fällt, an der richtigen Stelle eine klare Trennlinie zwischen diesen bürgerlichen Ideen einerseits sowie marxistisch-leninistischen andererseits zu ziehen und der Kampf gegen diese lange vernachlässigt wurde.
Die zahlreichen „neuen“ Konzepte und Theorien, die in dieses Themengebiet fallen (vom bürgerlichen Feminismus, über Critical Whiteness bis zu postkolonialen Theorien), können wir unter dem Begriff des Postmodernismus zusammenfassen. Sie sind mittlerweile eine beherrschende Erscheinung in der Politischen Widerstandsbewegung geworden und stellen eines der wichtigsten Einfallstore des subjektiven Idealismus dar.
Sie alle eint, dass sie eine materialistische Analyse der Ausbeutungs- und Unterdrückungsverhältnisse im Kapitalismus verwerfen und die Zusammenhänge zwischen kapitalistischer Ausbeutung, Patriarchat und besonderen Unterdrückungverhältnissen wie dem Rassismus auseinander reißen. Stattdessen werden diese Verhältnisse idealistisch als rein moralische Fragen nebeneinander gestellt. Das materialistische Verständnis der Klassengesellschaft und Ausbeutung wird dementsprechend durch das idealistisch-moralische Konzept der individuellen „Privilegien“ ersetzt. Die Quelle gesellschaftlicher Veränderungen ist nach postmodernen Vorstellungen dann letztendlich auch das Individuum, nicht ein kollektives Subjekt. Je weniger „Privilegien“, je größer die persönliche Unterdrückung, desto revolutionärer scheint das individuelle Subjekt zu sein.
An die Stelle einer materiellen Welt, die von Klassenkämpfen geprägt ist, treten im Postmodernismus vielfältige subjektiv erlebte Welten, entsprechend der verschiedenen Lebenssituationen der Menschen. Die Bourgeoisie verschwindet in der postmodernen Ideologie als Gegner vollkommen. Der kollektive Kampf als Klasse wird fallen gelassen und durch eine „Identitätspolitik“ ersetzt, welche sich allein an Menschen mit der selben „Identität“ richtet, bzw. durch einen diffusen Kulturkampf innerhalb des kapitalistischen Systems. Ausdruck dieser Identitätspolitik ist unter anderem eine einseitige Fixierung auf die reine Veränderung der Sprache und Gedanken, anstatt der die Gesellschaft prägenden Produktions- und Eigentumsverhältnisse, als Grundlage der herrschenden Gesellschaftsordnung.
Als bürgerlich-idealistische Ideologie erfüllen die verschiedenen Theorien und Elemente des Postmodernismus letztlich die Funktion den Klassengegensatz zu verschleiern und das politische Zusammenkommen als vereinte Arbeiter:innenklasse im Klassenkampf zu verhindern. Besonders deutlich wird diese Funktion wenn die sozialistische Revolution und die Diktatur des Proletariats kategorisch vom Standpunkt des Antitotalitarismus oder Antiautoritarismus aus ausgeschlossen und bekämpft werden. Hier treten diese Theorien und ihre Vertreter:innen oftmals direkt offen als Feinde des Kommunismus auf, denen es offensiv entgegenzutreten gilt.
Die scheinbare Antithese bzw. einen angeblichen Gegenpol bilden faschistische Ideologien. Gegen die falsche Alternative „Postmoderne Kulturlinke“ versus „faschistischer Widerstand gegen die globale Elite“ gilt es die richtige Antwort auf die Krisen des Imperialismus zu geben: Die sozialistische Revolution, die Diktatur des Proletariats und den proletarischen Internationalismus.
Auf dem Weg zum Wiederaufbau einer kämpferischen und revolutionären Arbeiter:innenbewegung in Deutschland ist es daher unsere dringende Aufgabe den Einfluss bürgerlicher und postmoderner Theorien zurück zuschlagen und für die Entwicklung und Verbreitung eines revolutionären Klassenbewusstseins zu kämpfen.