Bericht: „Ihr Kampf ist uns Verpflichtung“ – Gedenken an ermordete Kommunist:innen in Berlin

Anton Saefkow, Franz Jacob, Bernhard Bästlein, Judith Auer, Rudolf Seiffert – Für viele Menschen im Berliner Stadtteil Fennpfuhl sind diese Namen vertraut, sind doch nach ihnen zahlreiche Straßen benannt. Im September haben wir erfolgreich mehrere Veranstaltungen und Aktionen in Berlin durchgeführt, um das Andenken an diese Kommunist:innen auch über die Benennung von Straßen hinaus am Leben zu erhalten.

Saefkow, Jacob und Bästlein waren die führenden Köpfe des kommunistischen Widerstands gegen die Nazis in Berlin in den Jahren 1943 und 1944. Sie und viele weitere tapfere Kommunist:innen organisierten geheime Betriebsgruppen, sabotierten die deutsche Waffenproduktion, verteilten unter Einsatz ihres Lebens Flugblätter gegen die Nazis unter den Berliner Arbeiter:innen und Zwangsarbeiter:innen und versuchten so, den in ganz Europa mordenden Nazi-Faschisten in ihrer eigenen Hauptstadt in den Rücken zu fallen.

In den Jahren 1943 und 1944 entstand so die zu der Zeit größte Widerstandsgruppe der Kommunistischen Partei Deutschlands. Saefkow, Jacob und Bästlein stellten die operative Leitung der KPD in Deutschland wieder her und koordinierten die Verbindungen zu anderen Widerstandskämpfer:innen in Deutschland und dem Ausland, um den Kampf gegen die Nazis gemeinsam zu organisieren.

Nachdem ein Gestapo-Spitzel die Berliner Kommunist:innen im Sommer 1944 verraten hatte, wurden Saefkow, Jacob und Bästlein am 18. September 1944 im Zuchthaus Brandenburg-Görden durch die Faschist:innen hingerichtet.

Auch viele weitere Widerstandskämpfer:innen der Berliner Gruppe wie Judith Auer, Willi Sänger, Karl Ladé, Elli Voigt, Paul Zobel und Rudolf Seiffert wurden verraten und ermordet.

Den Mut und die Entschlossenheit der Kommunist:innen wieder ins Bewusstsein rufen

Um die mutigen Taten und die unbeugsame Entschlossenheit der Berliner Kommunist:innen den Menschen in Berlin-Fennpfuhl wieder in Bewusstsein zu rufen, hängten wir von Anfang September an zahlreiche Wandzeitungen und Plakate sowie ein Banner im Stadtteil auf.

Während eines Stadtteilspaziergangs durch die nach den Kommunist:innen benannten Straßen konnten wir uns außerdem mit Nachbar:innen und Interessierten zu den Biographien von Rudolf Seiffert, Willi Sänger, Franz Jacob, Karl Lade, Anton Saefkow, Judith Auer, Bernhard Bästlein, Elli Viogt und Paul Zobel austauschen. Sprecher:innen des Kommunistischen Aufbaus, der Kommunistischen Jugend und der Kommunistischen Frauen trugen Informationen und Erzählungen zu den Kämpfer:innen vor. Wir hatten so die Gelegenheit, gemeinsam die Lebenswege der Kommunist:innen kennenzulernen und über ihre Politisierung und ihre Entwicklung zu kommunistischen Kader:innen zu erfahren. Darüber hinaus haben wir uns aber auch gegenseitig Momente nähergebracht, in denen die Widerstandskämpfer:innen unter der Nazi-Herrschaft zweifelten und neuen Mut schöpfen mussten. Die Beweggründe, den Kampf für den Sozialismus bis zum Tod fortzuführen, hat alle Teilnehmenden sehr beeindruckt.

So begründete zum Beispiel Bernhard Bästlein seine kommunistische Überzeugung mit den folgenden Worten:

„Solange die kapitalistische Gesellschaftsordnung besteht, wird es immer wieder zu solchen alle humanitären Regungen der menschlichen Gesellschaft und ungeheure materielle Güter zerstörenden Kriegen kommen! Ich bin überzeugt, dass eine Gesellschaftsordnung, in der solche Dinge möglich sind, beseitigt werden muss.“

Am Ende des Spaziergangs wurden außerdem Ausschnitte aus einem Rundschreiben der von Saefkow, Jacob und Bästlein geleiteten KPD aus dem Jahr 1943 vorgelesen. In der Mitteilung an die gegen die Nazis kämpfenden Kommunist:innen hieß es damals:

„Es gibt in Deutschland keine siegreiche spontane Revolution. Nur geführt durch eine wahrhaft bolschewistische Partei wird die Arbeiterklasse am Ende dieses Krieges ihre historische Mission erfüllen können“.

Aus diesen Worten spricht der ungebrochene Wille, auch unter den schwersten Bedingungen die ganze eigene Kraft und Energie dem Aufbau der Kampfpartei des Proletariats zu widmen. Als Kommunist:innen in der heutigen Zeit und in einem Deutschland, in dem zwar nicht die Faschisten, wohl aber unverändert die Klasse der Kapitalist:innen regiert, gelten uns diese Worte auch in der Gegenwart als dringende Aufforderung.

Ihr Kampf ist uns Verpflichtung – Heute die Kommunistische Partei aufbauen!

Einige Tage später setzen wir das Gedenken fort und besuchten das Denkmal zu Ehren der ermordeten Widerstandskämpfer:innen im Zuchthaus Brandenburg-Görden. In der zu DDR-Zeiten neben dem ehemaligen Stadtkrematorium errichteten Anlage stehen in großen Lettern auf einer Nachbildung einer Mauer des Zuchthauses: „Ihr Kampf ist uns Verpflichtung“. Nach kämpferischen Ansprachen der Kommunistischen Jugend und des Kommunistischen Aufbaus legten wir gemeinsam einen Kranz nieder.

Einen Tag später griff eine Rednerin des Kommunistischen Aufbau zur Gedenkkundgebung am Todestag von Anton Saefkow, Franz Jacob und Berhard Bästlein in Berlin-Fennpfuhl die auf dem Denkmal stehende Losung auf. Sie sagte:

„Wir alle haben schon einmal gedacht: ‘Wir sind zu wenige’, ‚es bringt doch nichts‘, ‚wir sind nur ein kleiner Haufen von Leuten‘ – Wer kennt nicht Momente, in denen uns diese Gedanken mutlos machen? Doch die Entschlossenheit der Berliner Kommunist:innen, die in der Hauptstadt des Klassenfeindes unter dem Terror der Faschisten den Widerstand organisierten, soll uns in diesen Momenten den Weg weisen. Ihr Kampf ist uns Verpflichtung! Wenn wir heute den Berliner Kommunist:innen Saefkow. Jacob, Bästlein und vielen weiteren gedenken, dann tun wir das, um ihre Taten als Kämpfer:innen für die Freiheit der Arbeiter:innen hochleben zu lassen. Organisieren auch wir uns heute für die Zerschlagung der Herrschaft der Kapitalist:innen und die Errichtung einer Gesellschaft, in der alle Menschen frei von Ausbeutung und Unterdrückung leben können!“

In mehreren Gesprächen mit Anwohner:innen und Interessierten wurde deutlich, dass nicht nur unser Ruf nach einem Gedenken an die Berliner Kommunist:innen der 1940er Jahre sondern auch unsere Forderung nach dem Sturz der gegenwärtigen kapitalistischen Herrschaft auf offene Ohren und viel Zustimmung stießen. Das Gedenken an Saefkow, Jacob, Bästlein, Auer und alle anderen Kommunist:innen lebt in unserem alltäglichen Kampf gegen den deutschen Imperialismus und in unseren Anstrengungen für den Aufbau der Kommunistischen Partei in Deutschland.

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