Vom 3. bis 8. September haben wir als aktiver Teil des antimilitaristischen „Rheinmetall Entwaffnen“-Camps mit mehreren hundert Teilnehmer:innen der deutschen Rüstungsindustrie den Kampf angesagt. Die Woche in Kiel war dabei nicht nur geprägt von den Aktionstagen, also der geplanten Blockade am Freitag und der Demonstration am Samstag, sondern auch den verschiedensten inhaltlichen Programmpunkten und kreativen Aktionen.
Den deutschen Imperialismus markieren und stören
Am Mittwoch fanden erste Werksverteilungen statt, unter anderem bei einem Werk von Rheinmetall. Hierbei kamen Flugblätter der klassenkämpferischen Vernetzung Betriebskampf zum Einsatz sowie der „Rheinmetall-Entwaffnen“-Aufruf. Abgerundet wurde die Aktion mit laminierten Wandzeitungen, aufgehangenen Transparenten und einer Adbusting-Aktion der Kommunistischen Jugend. Bisher war Rheinmetall nämlich nicht auf der Beschilderung des Industriekomplexes zu sehen. Nun prangte dort ihr Rheinmetall-Logo, verziert mit dem Satz „wir morden mit in aller Welt“.
Am Donnerstagmittag wurde dann eine Filiale der Deutschen Bank in der Kieler Innenstadt von Revolutionär:innen verschiedener Organisation großflächig markiert und diese als zentraler Akteur des deutschen Imperialismus benannt. Diese Aktion konnte trotz der dauerhaften Überwachung des Camps durch die Polizei selbstbestimmt durchgeführt werden.
Zeitgleich zog eine Gruppe von mehreren dutzend Genoss:innen zum Karrierecenter der Bundeswehr um dort einen „Die-In“ gegen die Wehrpflicht und Militarisierung durchzuführen. Die Polizei hatte das Gebiet jedoch weiträumig abgesperrt, sodass die Aktion spontan auf einer Kreuzung davor stattfand. Mit blutbeschmierten T-Shirts legten sich Aktivist:innen auf den Boden und in einer Rede wurde klargestellt, dass die Jugend nicht bereit ist für die Profite deutscher Konzerne als Kanonenfutter zu enden. In der darauffolgenden Nacht wurde zudem laut Indymedia eine Kaserne in Eckernförde markiert.
Am Freitag folgte dann der Aktionstag. Bereits ab 2:30 Uhr zogen rund 500 Menschen mit dem Ziel, Produktionsstätten der Rüstungsindustrie zu blockieren, aus dem Camp los. In den Tagen zuvor hatten zahlreiche Rüstungskonzerne ihre Produktion bereits immer weiter heruntergefahren, ihre Firmenschilder abgeklebt, Beschäftigte ins Homeoffice geschickt oder ihren Werksschutz weiter aufgerüstet. Schon nach etwa einer halben Stunde Fußmarsch kam es zur Konfrontation mit der Polizei. Videos zeigen, wie diese äußerst brutal vorging um die Aktivist:innen aufzuhalten. Mehrere Genoss:innen mussten im Krankenhaus behandelt, eine Person operiert werden. Im Anschluss zog man dennoch gemeinsam vor die Theodor-Stelzer-Kaserne, Sitz des Landeskommandos der Bundeswehr in Schleswig-Holstein und trat danach den Rückweg zum Camp an. Unter hell leuchtender Pyrotechnik und der Parole „Sozialismus unser Ziel, Rote Fahen über Kiel“, zog man kämpferisch durch die Kieler Innenstadt.
Abschluss der Aktionswoche war die Demonstration am Samstag mit über 1000 Teilnehmer:innen und einem über 300 Genoss:innen starken revolutionären Block. Hier konnten trotz massiver Polizeipräsenz und wahllosem Hineinknüppeln in die Demo immer wieder selbstbestimmte Akzente gesetzt werden. Ein gebastelter Panzer und eine Drohne wurden symbolisch verbrannt, Rauch gezündet und eine Polizeiwache angesichts der Gewalt des Vortags mit Farbe markiert. Während der Demonstration wurden am Vinetaplatz in Kiel-Gaarden zwei Banner entrollt, eins davon feierte das 30-jährige Jubiläum der MLKP, ein anderes zierte die Aufschrit „Revolution beendet Kriege!“ und das Logo unserer Organisation.
Den antimilitaristischen Widerstand aufbauen
Wir können auf eine vielfältige Aktionswoche blicken, bei der es gelungen ist, mehrfach kämpferische Akzente zu setzen und Protest gegen die Kriegsindustrie auf die Straße zu tragen. Zugleich muss festgehalten werden, dass das politische Ziel, die Rüstungsindustrie durch unmittelbare Aktionen zu stören, am Freitag nicht erreicht werden konnte. Dennoch hat die vorbeugende Reaktion der Rüstungskonzerne gezeigt, wie sehr sie sich vor antimilitaristischem Widerstand wegducken wollen. Die Polizei war zudem angestrengt zu vermitteln, dass eine kämpferische Anntikriegsbewegung im Zeitenwende-Deutschland bereits im Keim erstickt werden soll. Trotzdem ist es gelungen, mit den Aktionen auch Menschen in der Stadt zu erreichen und ein starkes Zeichen zu setzen.
Neben den konkreten Aktionen muss zur Rheinmetall Entwaffnen-Woche jedoch noch ein weiter Aspekt in den Fokus gerückt werden: die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen revolutionären Organisationen. So hatten sich verschiedene Strukturen dem Aufruf zu einem revolutionären Barrio angeschlossen. Hier konnten verschiedene Strukturen der kommunistischen und revolutionären Bewegung zusammenkommen und nicht nur in Diskussionen, sondern in gemeinsamen praktischen Aktionen organisationsübergreifende Solidarität und Aktionsfähigkeit aufbauen. Darauf müssen wir in Zukunft mit vorausschauenderen gemeinsamen Planungen aufbauen und die sich uns bietenden Gelegenheiten ergreifen, um als revolutionäre Bewegung gemeinsam mehr in Aktion zu treten.
Für uns als Organisation wird es nun darum gehen, an diese Woche anzuschließen, inhaltlich weiter in die Antikriegsbewegung und die Arbeiter:innenklasse zu wirken und unseren Teil dazu beizutragen, einen praktischen antimilitaristischen Widerstand in diesem Land aufzubauen.