Die Frage der Bildung und Erziehung im Sozialismus ist naturgemäß eine besonders wichtige. Schließlich ist unser Ziel kein geringeres als die Schaffung eines ganz anderen, eines neuen Menschen, der sich allseitig entwickelt und vorwärts zum Kommunismus schreitet. Wir wollen hier ein ungefähres Bild davon vermitteln, wie im Sozialismus erzogen wird und fokussieren uns dabei besonders auf das Bildungssystem.
Teil der Broschüre: Unsere Alternative Sozialismus!
Der kommunistische Theoretiker Michail I. Kalinin definiert Erziehung als eine bestimmte, zielbewusste und systematische Einwirkung auf die Psyche des zu erziehenden, um in ihm die vom Erzieher gewünschten Eigenschaften zu entwickeln. Seit dem Ende der Urgesellschaft war dabei der gesellschaftliche Erzieher stets die herrschende Klasse, die die ganze Bevölkerung entsprechend ihrer Interessen erzog. Ändert sich die herrschende Klasse, so ändern sich sowohl Ziel als auch Methoden der Erziehung.
Sobald die ArbeiterInnenklasse die Macht ergreift, wird sie es auch im Bildungssystem nicht bei Reformen belassen, sondern diesen Bereich der Gesellschaft grundlegend umwälzen. Sowie sie sich die Produktionsmittel aneignet, wird sie es auch mit den Kindergärten, Schulen und Universitäten tun und sie aus Instrumenten für ihre Beherrschung in Mittel zur Befreiung der Gesellschaft verwandeln.
Bildung und Erziehung im Kapitalismus
In der heutigen Gesellschaft liegen nicht nur die Produktionsmittel, sondern auch die staatliche Macht in den Händen der Kapitalistenklasse. Beides nutzen die Kapitalisten, um ihre Interessen durchzusetzen und ihre Ordnung aufrechtzuerhalten, so auch im Bildungssystem.
Die Geschichte zeigt, dass sie den Ausgebeuteten Bildung zunächst vorenthalten haben und dann im letzten Jahrhundert dazu übergegangen sind, in den Erziehungseinrichtungen die Köpfe der Jugend massenhaft mit bürgerlicher Ideologie zu vergiften. Das Bildungssystem trägt einen klaren Klassencharakter.
In Deutschland ist dies durch das mehrgliedrige Schulsystem besonders offensichtlich. Hier werden die SchülerInnen bereits nach der 4. beziehungsweise 6. Klasse in verschiedene Kategorien aufteilt und somit spätere Spaltungen der ArbeiterInnenklasse bereits vorweggenommen. Das Abitur gilt als beste Chance an Jobs mit höherer Bezahlung zu kommen. Dieser Schultyp wird daher von Kindern der herrschenden Klasse besucht, aber auch von jenen, welche die Kapitalisten als qualifizierte ArbeiterInnen brauchen, um die Produktion zu bedienen und neue technische Fortschritte in ihrem Dienste zu entwerfen.
Die Abschlüsse anderer Schulformen werden als niedere Qualifikation angesehen und tatsächlich wird in einer kürzeren Schulzeit naturgemäß weniger Wissen vermittelt. Den SchülerInnen dieser Schulformen ist der Weg zu höher qualifizierten und besser bezahlten Berufen oft versperrt. Für Haupt- oder FörderschulabsolventInnen werden insgesamt nur noch wenige Ausbildungsgänge überhaupt angeboten. Selbst bürgerliche SoziologInnen müssen mittlerweile zugeben, dass unter anderem wegen dieses ungerechten Bildungssystems der Lebensstandard vieler Menschen schon bei ihrer Einschulung vorherbestimmt ist.
Trotz der unterschiedlichen Schulformen gilt: Die überwiegende Mehrheit der SchülerInnen geht in die ArbeiterInnenklasse über, schon durch das Schulsystem jedoch werden sie gespalten. Diese Einteilung erfolgt nicht aufgrund von Intelligenz der SchülerInnen, vielmehr trägt sie einen klaren Klassencharakter und soll die Bedürfnisse der Kapitalisten befriedigen. Alles was darüber hinausgeht, musste sich die ArbeiterInnenklasse selbst erkämpfen.
In all diesen Schulen, aber auch den Universitäten und Kindergärten verfolgt die Bourgeoisie das Ziel, die Jugend zu blindem Gehorsam und Glauben an die Richtigkeit ihres Gesellschaftssystems zu erziehen. Dazu hat sie viele Methoden. So wird beispielsweise im Frontalunterricht vermittelt, dass es Menschen gibt, denen man zu gehorchen hat und die zwangsläufig Recht haben. Die Schulnoten gewöhnen die SchülerInnen an die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt, indem sie sie im Kampf um gute Ausbildungs- und Studienplätze gegeneinander aufhetzen. Die Noten sind ein Mittel, um Egoismus und Individualismus anzuerziehen und zu verhindern, dass SchülerInnen sich zusammentun und für ihre gemeinsamen Interessen eintreten.
Auch der Inhalt des Unterrichts und die Lehrbücher tragen einen klaren ideologischen Stempel. In den Gesellschaftswissenschaften umso stärker. So wird in den Lernenden das bürgerliche Denken, welches das herrschende System als das bestmögliche darstellt, geweckt. Doch nicht nur in den Bildungseinrichtungen wird im Sinne der Herrschenden erzogen.
Auch Kunst, Presse, Theater, Musikindustrie usw. befinden sich in den Händen der herrschenden Klasse und beeinflussen die Massen Tag für Tag, mit Gedanken, Gewohnheiten und Gefühlen, die nicht ihrer Befreiung, sondern nur den Bedürfnissen der Ausbeuterordnung dienen.
Optimal für den Kapitalismus ist es, wenn das Bildungssystem gehorsame und individualistische Menschen produziert. Sie sollen möglichst gar nicht erst an die eigene Befreiung denken, stattdessen fest daran glauben, dass es keine Alternative zum Kapitalismus gäbe und sich somit ohne große Widerworte ausbeuten lassen.
Ziele sozialistischer Erziehung
Geht es den KommunistInnen vor der sozialistischen Revolution noch darum, aus den Massen revolutionäre und selbstbewusste KämpferInnen zu erziehen, um die bürgerliche Welt aus den Angeln heben zu können, geht es danach um weit mehr. Der Aufbau des Sozialismus und das Voranschreiten zum Kommunismus erfordert nicht nur KämpferInnen, sondern BaumeisterInnen. Sie erfordern Menschen, die im Geiste der Revolution erzogen werden, die die Lasten der alten Gesellschaft abschütteln und sich allseitig entwickeln.
Da es die grundlegendste Aufgabe kommunistischer Erziehung ist, die ArbeiterInnenklasse zum Klassenkampf zu erziehen, müssen die Menschen ebenso zu einer wissenschaftlichen Weltanschauung erzogen werden, wie auch zu Solidarität untereinander. Das erfordert unter anderem die Unterordnung des Einzelnen unter das Kollektiv, sofern hier ein Interessenkonflikt herrscht.
Jedoch darf hier kein künstlicher Gegensatz zwischen Individuum und Kollektiv konstruiert werden. So werden heute im Kapitalismus Menschen zu Tausenden sterben gelassen, wenn sie scheinbar keinen Nutzen für die kapitalistische Produktion haben. Gleichzeitig verkünden die bürgerlichen Ideologen trotzdem den unveräußerlichen Wert eines jeden Individuums.
Arbeitslosigkeit und Isolation im Alter zeigen im Kapitalismus klar, wie die menschliche Psyche zugrunde gerichtet wird, wenn dem Individuum ein Platz im gesellschaftlichen Leben versagt bleibt. Im Sozialismus hingegen bekommt jeder Mensch die Gelegenheit, sich und die individuellen Fähigkeiten und Talente auszuleben und sie in den Dienst der Gesellschaft zu stellen.
Für die Menschen der sozialistischen Gesellschaft ist also klar, dass die Einbindung des Individuums in gesellschaftliche Aufgaben unerlässlich für die eigene Entwicklung, wie auch für das Wohlergehen des Kollektivs ist. Zu diesem Bewusstsein sollten sie erzogen werden.
Es ist ebenfalls notwendig, ihnen die nötige Allgemeinbildung zu verschaffen, sodass sie mit der wirtschaftlichen Entwicklung Schritt halten und sie vorantreiben, dass sie die ihnen zuvor vorenthaltene Wissenschaft meistern und im Dienste ihrer Klasse können einsetzen.
Die Mitglieder der sozialistischen Gesellschaft werden ebenso zu einer gesunden Lebensführung erzogen, sodass sie zum einen fähig sind die Arbeitsproduktivität zu steigern und zum andern die sozialistische Gesellschaft je nach Situation verteidigen können. All dies ist Voraussetzung, um die allseitig entwickelten Menschen zu schaffen, die es braucht, um zum Kommunismus zu gelangen.
Die Erziehung und Entwicklung dieses neuen Menschen ist dabei nichts, was von heute auf morgen und losgelöst von den materiellen Bedingungen der entsprechenden Situation geschehen kann. Vielmehr ist es ein langwieriger Prozess zur Vernichtung aller Merkmale der alten Gesellschaft, der wohl bis zum Kommunismus andauern wird.
Dieser Kampf muss insbesondere unter der Jugend intensiv geführt werden, die bereits ohne das Leid des Kapitalismus erlebt zu haben aufwächst, weswegen speziell dem Bildungssystem und den Schulen bei dieser Aufgabe besondere Aufmerksamkeit zukommt. Nur so können neue Menschen, die selbstbewusst, genossenschaftlich und mit größtmöglicher Initiative die neue Gesellschaft aufbauen, die sozialistischen Schulbänke verlassen.
Dass wir zu diesem neuen Menschen nicht mit den Formen und Methoden des kapitalistischen Bildungssystems kommen, ist leicht verständlich. Der Aufbau eines sozialistischen Bildungssystems erfordert eine lange Arbeit, die nicht mit einem Mal vollbracht ist. Vielmehr ist die Schaffung einer marxistisch-leninistischen Pädagogik, die positive Erfahrungen aus Vergangenheit und Gegenwart verallgemeinert, unabdingbar.
Das Bildungssystem
Die Strukturen des Bildungssystems der sozialistischen Gesellschaft unterscheiden sich von denen der kapitalistischen darin, dass sie für alle gleich und kostenfrei sind, sowie im Dienste der ArbeiterInnenklasse stehen. Ein grundlegendes Prinzip kommunistischer Erziehung ist, dass die Gesellschaft als ganze und nicht nur die Eltern Verantwortung für die Erziehung ihrer einzelnen Mitglieder übernimmt. Sie kultiviert genossenschaftliche Gefühle und Handlungsweisen bei den zu erziehenden und bricht patriarchale Familienstrukturen auf.
Diese Art der Erziehung beginnt mit den Kindergärten und der Vorschulerziehung. Dort werden die Kinder lernen, dass die Einzelnen nicht ohne die Gesellschaft auskommen. Hierbei wird es an den fortschrittlichsten Teilen der ArbeiterInnen sein, die nötige ideologische Arbeit zu leisten, um Eltern von der Notwendigkeit kollektiver Erziehung für den Aufbau des Kommunismus zu überzeugen. Das heißt jedoch keinesfalls, den Eltern ihre Kinder einfach wegzunehmen. Vielmehr werden sie, wie auch die ganze Gesellschaft, in die Entscheidungen über die Erziehung der Kinder in den gesellschaftlichen Einrichtungen mit einbezogen. So kann die gesellschaftliche Erziehung immer größeren Anteil gewinnen. In der Zwischenzeit wird es natürlicherweise ebenfalls bedeutend sein, auch den erwachsenen Teil der Gesellschaft und die Eltern dahingehend zu beeinflussen, dass auch sie die Kinder in einem revolutionären Geist erziehen.
Auf die Kindergärten und Vorschuleinrichtungen wird im Sozialismus die für alle verpflichtende Schule folgen. Eines der schwerwiegendsten Merkmale der bürgerlichen Schule, mit denen nach der Revolution gebrochen wird, ist ihre Mehrgliedrigkeit. Wie bereits erwähnt ist diese ein Merkmal der Klassengesellschaft, auf deren Auflösung der Sozialismus unter anderem mit seinen Bildungseinrichtungen hinarbeitet. In Deutschland wird ebenfalls mit dem unnötigen Bildungsföderalismus gebrochen werden. Dieser steht schließlich einer wirklichen Chancengleichheit im Weg.
So erhält jedeR SchülerIn den gleichen Zugang zu Bildung. Das geschieht in einer Schule, die sie/ihn nicht im Interesse der alten Ausbeuterordnung, sondern im Interesse einer befreiten Gesellschaft ausbildet.
Eine solche allgemeine Schule jenseits von Konkurrenz und Individualismus ist nur im Sozialismus möglich. In ihr wird alles beseitigt, was sie zu einem Herrschaftsinstrument der Bourgeoisie macht. Diese Schule muss ebenfalls eine Arbeitsschule sein, sodass die SchülerInnen lernen vom Spielen zur Arbeit überzugehen, und diese nicht mehr als Last, sondern vielmehr als Bedürfnis wahrnehmen. Erziehung und Unterricht werden in ihr mit der Arbeit kombiniert und stützen sich auf sie. Dies dient ebenfalls der allseitigen Entwicklung der SchülerInnen. Konkret hat dies bei bisherigen Versuchen den Sozialismus aufzubauen die Gestalt von polytechnischen Schulen angenommen, in denen die Vermittlung von theoretischen Kenntnissen unmittelbar mit der Praxis verbunden wird. Die SchülerInnen nehmen dabei im wachsendem Maße bereits als Lernende am Produktionsprozess aktiv teil.
Einerseits werden verschiedene Stufen des Unterrichtsniveaus fortbestehen, weil die SchülerInnen nur so den Unterricht erhalten, der sie weder unter- noch überfordert. Andererseits muss nicht unbedingt das Schema verschiedener Klassen fortbestehen. Denkbar wäre ebenso, die SchülerInnen in den verschiedenen Unterrichtsfächern entsprechend ihrer unterschiedlich ausgeprägten Interessen und Talente, Stärken und Schwächen, flexibel in Gruppen einzuteilen. Die strikte Trennung verschiedener Altersstufen kann durch eine den individuellen Eigenschaften der SchülerInnen entsprechende und somit sinnvollere Gruppierung ersetzt werden. Auch wird die sozialistische Schule die Lernenden zugleich zu Lehrenden machen, indem sie gezielt die fortgeschritteneren SchülerInnen einsetzt, um den Stoff den übrigen zu vermitteln.
Oberstes Ziel der Schulen und Universitäten im Sozialismus ist es, die Bedürfnisse des Menschen zu befriedigen und den Aufbau des Sozialismus zu fördern. Folglich muss die Allgemeinbildung stets der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung angepasst werden. So werden die Lernenden in die Lage versetzt, die Entwicklung von sozialistischer Kultur voranzubringen. Da in diesem Bereich immer neue Herausforderungen anfallen und man folglich nicht nur in der Schule, sondern vor allem bei der Arbeit und im Leben lernt, sollte die Schule die SchülerInnen statt mit Buchwissen und Schablonen, vor Allem mit anwendbarem Wissen und Methoden des Lernens (auch außerhalb des Klassenzimmers) versorgen.
Sowie in der Schule Arbeit und Lernen eng miteinander verbunden sind, sind sie es auch in der sozialistischen Universität mit der wissenschaftlichen Forschung und Lehre. Hier besteht für die ArbeiterInnenmacht die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass immer größere Teile der ArbeiterInnen zu der Studierendenschaft stoßen und sich vor oder während ihres Berufslebens dort bilden. Ziel ist es hierbei, dass die ArbeiterInnenklasse sich Stück für Stück eine aus ihr selbst stammende Intelligenz schafft, die ihrem Denken nach auf einem proletarischen Klassenstandpunkt bleibt und alle ihre Fähigkeiten dem Aufbau des Sozialismus widmet. Die Überbleibsel der alten Intelligenz müssen in diesem Prozess entweder überflüssig gemacht oder überzeugt werden, sich aktiv für den Aufbau des Sozialismus einzusetzen.
Die neue Universität ist keiner Elite vorbehalten und sollte diese auch nicht heranziehen. Sie bietet in ihren verschiedenen Formen lediglich die Möglichkeit, bestimmte Fähigkeiten zu erwerben, um sie in den Dienst der neuen Gesellschaft zu stellen. Dazu ist es notwendig, sie mit den vorhergehenden Formen des Bildungssystems in Einklang zu bringen. Aus diesen Gründen wird es möglich sein, dass der heutige Gegensatz zwischen Berufs- und Universitätsausbildung mehr und mehr schwindet.
So könnten anstelle der alten Einrichtungen einheitliche Hochschulen, die lediglich auf verschiedene Berufsfelder spezialisiert sind, entstehen. In diesen würden ArbeiterInnen nicht nur praktische Tätigkeiten, sondern auch die wissenschaftlichen Grundlagen ihrer Arbeit erlernen können. Dabei ist es wichtig, dass die Organe der Rätemacht je nach Bedürfnissen des Sozialismus das Interesse der Lernenden gezielt auf die nötigen Berufsfelder, Tätigkeiten, usw. lenken. Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass auch dies nicht von heute auf morgen geschehen kann, sondern in Übereinstimmung mit den wirtschaftlichen Notwendigkeiten und Möglichkeiten des sozialistischen Landes passieren muss.
Ein weiterer nicht aus dem Bildungssystem wegzudenkender Bestandteil sind außerschulische Freizeitaktivitäten nach der Schule oder in den Ferien. Diese sollten kollektiv organisiert werden. Je nach ihrer Art werden sie sicherlich auch über einen bildenden Effekt verfügen, beispielsweise einen naturwissenschaftlichen oder einen sportlichen. Viel wichtiger jedoch ist hierbei die Stärkung des Gemeinschaftsgefühls. In gleichem Maße, wie sie dieses transportieren können, brechen sie auch mit bürgerlichen Vorstellungen und gehen somit einen weiteren Schritt zur gesellschaftlichen Erziehung.
Methoden und Inhalt
Nur durch eine Veränderung der Form, in der Bildung vermittelt wird, erreichen wir aber nicht, dass Menschen mit vollständig neuen moralischen Werten die Schulen verlassen. Es wird noch viele Auffassungen über Pädagogik, die tief in den Köpfen der LehrerInnen und auch fast aller anderen Menschen verankert sind geben, die den Interessen der Bourgeoisie dienen. Diese können zum Hindernis auf dem Weg zum Kommunismus werden und stellen eine Gefahr für die Festigung des Sozialismus dar, weswegen mit ihnen gebrochen werden muss.
Im Sozialismus sollen die SchülerInnen nicht lernen, um eine große Karriere anzustreben, vielmehr sollen sie sich Fähigkeiten aneignen, um sie in den Dienst der Gesellschaft stellen zu können. Zeugnisse sollen für sie lediglich Bescheinigungen über Fähigkeiten und den Abschluss der Schule werden, statt Möglichkeiten, eigene Vorteile zu erhaschen. Um dies erreichen zu können, ist es vor allem notwendig, die Beziehung zu den LehrerInnen (gleiches gilt für ErzieherInnen und alle anderen Berufe, in denen erzogen und Wissen vermittelt wird), sowie deren Stil und Methoden zu verändern.
Die LehrerInnen müssen in enger Verbindung zur revolutionären Wirklichkeit des Landes stehen und eine gewisse kommunistische Bildung haben, um die Bedeutung ihrer Arbeit, der Schaffung eines neuen Menschen begreifen zu können. Sie dürfen sich nicht als einfache ErzieherInnen verstehen, sondern ebenso als ErbauerInnen der neuen Gesellschaft, die täglich am öffentlichen Leben teilnehmen und ihre Kenntnisse in die Volksmassen tragen. Kurz: Sie müssen RevolutionärInnen sein.
Zuerst ist es natürlich wichtig, dass sie den Unterrichtsstoff beherrschen und verständlich erklären können, gleichzeitig muss dafür gesorgt werden, dass ihre Unterrichtsformen sich frei von Schematismus und Dogmatismus entwickeln. Sie tragen die Verantwortung dafür, dass der Unterricht lebhaft gestaltet wird. Es muss mit der Vorstellung aufgeräumt werden, dass LehrerInnen unfehlbar seien. Sie und die SchülerInnen dürfen einander und ihre Fragen und Kritiken nicht fürchten, sodass eine genossenschaftliche und revolutionäre Atmosphäre anstelle des Frontalunterrichts tritt. Die Lernenden und zu Erziehenden dürfen auch nicht ständigen Strafen und Willkür ausgesetzt sein, da dies die Entwicklung der für den neuen Menschen charakteristischen Eigenaktivität behindert und einschränkt.
Eine weitere wichtige Frage in diesem Bereich ist die Bewertung der SchülerInnen und ihrer Leistungen. Wie bereits erwähnt, sind die Schulnoten ein Mittel der Kapitalisten, den Konkurrenzgedanken schon von klein auf zu säen. Im Sozialismus sollte die Konkurrenz um gute Ausbildungs- und Studienplätze, die mit den Noten ausgetragen wird, ersetzt werden durch die Bestimmung des eigenen Platzes in der neuen Gesellschaft. Doch wodurch sollten die Zensuren ersetzt werden? Natürlich können an ihrer statt auch moralische Antriebe, wie einfaches Lob, gesetzt werden, aber ihre stufenlose Abschaffung wäre ebenso idealistisch wie dem Sozialismus hinderlich.
Denkbar wäre beispielsweise, zu allgemeinen Einschätzungen überzugehen, die den Lernenden ein Bild von ihren Fähigkeiten vermitteln und ihnen einen Weg aufzeigen, wie diese für das Wohl der Gesellschaft eingesetzt werden können.
Wir betrachten die Frauenrevolution als den einzigen Weg, das älteste Unterdrückungsverhältnis, das Patriarchat, auf gesellschaftlicher Ebene dauerhaft zurückzudrängen und schlussendlich zu beseitigen. Dies muss sich auch im Bildungssystem niederschlagen.
Von klein auf werden die Kinder nicht mehr anhand von gesellschaftlichen Rollenbildern zu typischen Männern und Frauen erzogen und eingeteilt werden. So wird das Einschleifen von patriarchalen Rollenbildern vermieden. Die volle Anerkennung der Freiheit jedes Menschen, seine geschlechtliche Identität sowie seine sexuellen Vorlieben selbst zu definieren, wird offensiv in im sozialistischen Bildungssystem vermittelt.
Zugleich wäre es aber eine Illusion zu hoffen, dass sich das Patriarchat damit erledigt hätte. Über unzählige Fäden, die die jahrtausendelange Geschichte der Unterdrückung mit dem Sozialismus verbinden, wird es zunächst in den Köpfen und auch in realer Unterdrückung fortbestehen. Die sozialistische Bildung wird daher ein besonderes Augenmerk auf die Herausbildung eines sozialistischen Geschlechtsbewusstseins legen. Hierbei wird auch auf die historisch unterschiedliche Rolle im Kampf für die Befreiung aller Geschlechter eingegangen, die einerseits alle Menschen einnehmen, die durch das Patriarchat unterdrückt werden und andererseits jene, die von ihm profitieren. Dabei wird es die Aufgabe sein, das Patriarchat gesellschaftlich Stück für Stück zurückzudrängen.
Auch der Inhalt von Schulbüchern muss im Sozialismus einer radikalen Änderung unterzogen werden. Schließlich werden diese derzeit in einem bürgerlich-philosophischen Rahmen verfasst. Dieser tritt vor allem in den gesellschaftswissenschaftlichen Fächern sehr klar hervor, doch auch in den naturwissenschaftlichen Fächern muss er gesprengt und durch den des dialektischen Materialismus ersetzt werden. Dabei müssen der Marxismus-Leninismus und seine Philosophie den ganzen Schulstoff wie ein roter Faden durchziehen. Die SchülerInnen müssen von Anfang an lernen, materialistisch zu denken.
So wird beispielsweise im Geschichtsunterricht mit Ideen, wie der Theorie der großen Männer gebrochen werden und alle geschichtlichen Erscheinungen aus den materiellen Grundlagen und nach den Gesetzmäßigkeiten des Klassenkampfes erklärt. Auch in den Naturwissenschaften wird man idealistische Elemente durch den dialektischen Materialismus ersetzen müssen. Gleichzeitig muss aber auch dafür gesorgt werden, dass die Jugend eine solide marxistisch-leninistische politische Bildung erlangt, die für den neuen Menschen unerlässlich ist. Den Jugendlichen muss ein weiter politischer Horizont gegeben werden, wie auch ein Verständnis für die eigene historische Rolle beim Aufbau der sozialistischen Gesellschaft.
Außerschulische Bildung und Erziehung
Auch neben den vor allem auf die Jugend angelegten Bildungseinrichtungen muss eine Bildungs- und Erziehungsarbeit betrieben werden. Nur so können sich die ArbeiterInnen fortwährend bilden und allseitig entwickeln. So bleiben sie wachsam und auf einem proletarischen Klassenstandpunkt. Gerade in der unmittelbar auf die Revolution folgenden Zeit ist das Schaffen eines Netzes außerschulischer Bildungseinrichtungen eine unbedingte Notwendigkeit, um den Massen den Zugang zu denen ihnen zuvor vorenthaltenen Wissenschaften, Kunst und Kultur zu ermöglichen und um ihr politisches Bewusstsein zu schärfen.
Des weiteren müssen die aufkommenden Selbstbildungsbestrebungen der Bevölkerung befriedigt werden. Dazu muss vor allem eine gesellschaftliche Verantwortung der WissenschaftlerInnen etabliert werden, sodass beispielsweise GeschichtsstudentInnen ArbeiterInnenbildung in ihrer Ausbildung leisten.
Doch eine lebenslange Weiterbildung dient neben der individuellen Entwicklung auch der Wirtschaft. Schon heute sind im Zuge technischer Weiterentwicklungen immer wieder Umschulungen notwendig. Gehen wir nun von einer noch schnelleren und ununterbrochenen Entwicklung der Wirtschaft im Sozialismus aus, wird es mehr denn je von Bedeutung sein, die ArbeiterInnen mit dem für sie notwendigen Wissen nicht nur in der Jugend, sondern während ihres ganzen Lebens, auszustatten.
Die Schulerziehung allein wird nicht reichen, um all diese Aufgaben zu erfüllen und die alten Gewohnheiten und Lebensvorstellungen abzuschütteln. Dazu ist eine langwierige Arbeit nötig, die je nach Situation verschiedene Maßnahmen erfasst, so zum Beispiel das Einrichten neuer, unentgeltlicher Bibliotheken, die Einführung von Volkshäusern und -universitäten, in denen die Werktätigen Kurse und Vorträge besuchen und sich bilden können oder regelmäßige Exkursionen der Belegschaften der Betriebe. Kunstsammlungen und große Bauwerke gehen als historische Errungenschaften der Menschheit in Gemeineigentum über. Gleichzeitig ist die Schaffung einer proletarischen Kunst und Kultur, die die Massen bei ihrer historischen Aufbauarbeit beflügelt, von großer Bedeutung.
Die KommunistInnen müssen so den Aufbau einer neuen Welt beschleunigen, indem sie die Waffe der Erziehung korrekt anwenden, um auch die letzten kapitalistischen Merkmale und Überreste bürgerlichen Bewusstseins zu zerstören, um so zum neuen Menschen zu gelangen. Erziehung und Bildung werden eine wesentliche Rolle im Kampf für den Kommunismus und die ständige Weiterentwicklung der befreiten Gesellschaft spielen.