In den ersten beiden Artikeln dieser Serie haben wir die Fragen der Migration und des Rassismus im imperialistischen System von einem materialistischen Standpunkt aus dargestellt. Im folgenden soll es nun darum gehen, eine bürgerliche Theorie zu untersuchen, die den Anspruch formuliert, gegen rassistische Unterdrückung zu kämpfen. Aufgrund ihrer falschen philosophischen Grundausrichtung greift sie den Marxismus in dieser Frage jedoch frontal an und führt den antirassistischen Kampf in die Irre. Bei der sogenannten „Critical-Whiteness“-Strömung handelt es sich um eine Sammlung von bürgerlichen politischen Theorien zum Rassismus, die heute in der politischen Widerstandsbewegung, und speziell der Antira-Bewegung, sehr einflussreich ist. Ein besonderer geschichtlicher Moment, in dem dieser Einfluss in Deutschland sichtbar wurde, waren die hunderttausendfachen antirassistischen Proteste nach dem Polizeimord an George Floyd in den USA. In Deutschland waren diesem die faschistischen Morde von Halle und Hanau nur um wenige Monate vorausgegangen. Die Proteste dagegen waren nicht nur deshalb von besonderer Bedeutung, weil sich zum ersten Mal seit Jahrzehnten eine spontane Bewegung von Schwarzen, Migrant:innen und anderen rassistisch unterdrückten Gruppen weltweit die Straßen genommen hat – und das teilweise in heftigen Kämpfen mit den staatlichen Repressionsapparaten. Sondern sie entflammte gerade zu einer Zeit, die von einer der schwersten Wirtschaftskrisen in der Geschichte des Kapitalismus sowie von der globalen Corona-Pandemie gekennzeichnet war. In Deutschland und anderen Ländern war es die antirassistische Massenbewegung im Sommer 2020, die das faktische Versammlungsverbot während der Pandemie durchbrochen und die Straßen wieder für größere Demonstrationen freigekämpft hat.
Unserer Einschätzung nach lag die wesentliche Begrenzung dieser spontanen Bewegung darin, dass sie erheblich von der bürgerlichen Ideologie beeinflusst war. Dies zeigte sich spätestens nach dem Abebben der Straßenproteste, als aus ihnen zahlreiche politische Organisationen und Bündnisse wie die lokalen Migrantifa- und „PoC“-Gruppen sowie „decolonize“-Initiativen hervorgingen. Diese Gruppierungen sind überwiegend auf der ideologischen Grundlage der Critical-Whiteness-Ideen und, auf allgemeinerer Ebene, der postmodernen Philosophie entstanden. Wir schätzen es so ein, dass der Postmodernismus1 und damit die bürgerliche Ideologie die Massenbewegung von 2020 nutzen konnten, um ihren Einfluss auf antirassistische Aktivist:innen und rassistische Unterdrückte vor allem aus kleinbürgerlich-intellektuellen Schichten erheblich auszubauen. Dieser Einfluss macht jedoch auch vor der revolutionären und kommunistischen Bewegung nicht halt.
Deshalb ist es notwendig, dass wir die „Critical-Whiteness-Theorien“ im folgenden einer umfassenden marxistischen Kritik unterziehen. Dabei zeigen wir auf, warum es sich bei diesen Theorien nicht um eine Weiterentwicklung oder Ergänzung des Marxismus handelt, sondern um eine antimarxistische, bürgerliche Lehre, die den Klasseninteressen der Arbeiter:innenklasse objektiv entgegengesetzt ist. Es kann für uns kein Zweifel daran bestehen, dass die antirassistische Bewegung nur dann politisch voranschreiten kann, wenn es ihr gelingt, sich von diesen bürgerlichen Einflüssen zu befreien.
Was ist der Inhalt der Critical-Whiteness-Theorien?
Der Begriff „Critical Whiteness“ (deutsch: „Kritisches Weißsein“) bezeichnet eine Strömung in den bürgerlichen Gesellschaftswissenschaften, die sich der Erforschung des „Weißseins“ als einer sozialen Kategorie verschrieben hat. Aus marxistischer Sicht handelt es sich dabei um eine Sammlung verschiedener politischer Theorien zum Rassismus, der darin jeweils an der Gegenüberstellung der gesellschaftlichen Position von „Weißen“ und „Schwarzen“ festgemacht wird.
Die Theorien unter dem Namen „Critical Whiteness“ sind zwar uneinheitlich und widersprechen sich zum Teil gegenseitig, haben jedoch gemeinsam, dass sie alle auf der bürgerlichen philosophischen Strömung des Postmodernismus gründen. Insbesondere ist es ein gemeinsames Merkmal dieser Theorien, dass sie sich auf das postmoderne idealistische Gesellschaftsverständnis stützen, so etwa auf die Herleitung von gesellschaftlichen Erscheinungen aus der Sprache oder dem Denken und Verhalten von Individuen. Soziale Klassen werden dabei in die einzelnen Individuen aufgelöst. Die kapitalistische Klassengesellschaft wird nur unter dem Teilaspekt des Rassismus betrachtet bzw. darauf reduziert. Dieser wiederum wird auf den Widerspruch zwischen „Weißen“ und „Schwarzen“ reduziert. Der Anspruch, eine einheitliche und umfassende Gesellschaftstheorie zu entwickeln, wird völlig aufgegeben. In den 1990er Jahren an US-amerikanischen Universitäten entstanden, ist die Critical-Whiteness-Strömung längst auch in die westlichen politischen Widerstandsbewegungen2 und speziell die deutsche Antira-Bewegung eingedrungen und übt dort mittlerweile einen bedeutenden Einfluss aus.
Die Critical-Whiteness-Theorien betrachten den Rassismus als grundlegendes gesellschaftliches Herrschaftsverhältnis, das sich durch die Zuweisung von Machtpositionen und Teilhabemöglichkeiten an „Weiße“ auszeichnet, womit die Unterdrückung von „Schwarzen“ sowie „People of Color“ begründet wird. Eine einigermaßen klare Zusammenfassung dieses Rassismusverständnisses findet sich in einem Artikel der Kulturwissenschaftlerin Jule Bonköst: „Im Hinblick auf den Zugang zu Ressourcen und Möglichkeiten gesellschaftlicher Teilhabe profitiert die weiße Mehrheit vom Macht- und Herrschaftsverhältnis Rassismus. Erst durch die Zuweisung dieser Vorteile gegenüber Schwarzen Menschen und People of Color wird die Position weiß überhaupt geschaffen. Weiß zu sein bedeutet also, eine bevorzugte soziale Position und mehr Macht als rassistisch unterdrückte Menschen zu besitzen. Weiß-Sein gibt es folglich nicht ohne Rassismus. Es besteht nicht losgelöst von weißen Privilegien und weißer Macht.“3
Das Auftreten des Rassismus als „Macht- und Herrschaftsverhältnis“ wird dabei nicht materialistisch aus den Produktionsverhältnissen der kapitalistischen Gesellschaft hergeleitet. Stattdessen wird dieses Verhältnis in aller Regel in Form eines Zirkelschlusses aus sich selbst bzw. dem Verhalten von Individuen erklärt: „Der Rassismus“ weise den „Weißen“ Ressourcen und Teilhabemöglichkeiten zu, die ihn deshalb durch ihr Denken und ihr Verhalten reproduzieren. Nach dieser Sichtweise sind alle „Weißen“, ob Lohnarbeiter:innen oder Unternehmensvorstände, „privilegiert“ und Profiteur:inne des Systems. Alle „Schwarzen“ oder „People of Color“ hingegen seien unterdrückt. Die Klassenzugehörigkeit wird also ausgeblendet.
Die praktische Konsequenz, die sich aus dieser Sichtweise ergibt, ist, dass „der Rassismus“ nur dadurch bekämpft oder zurückgedrängt werden kann, dass die „Weißen“ ihre „Privilegien“ hinterfragen und aufhören, den Rassismus durch ihr Verhalten zu reproduzieren. Weitergehende politische oder gar revolutionäre Ambitionen, als die „Weißen“ zu einer solchen kritischen Selbstreflexion zu ermuntern, verfolgt die Critical-Whiteness-Strömung in ihrer Reinform in aller Regel nicht: „Die kritische Weißseinsforschung will die Weißen darauf aufmerksam machen, dass sie nicht einfach ‚Menschen‘ sind, sondern weiße Menschen. Das heißt, sie sind nicht ausgenommen von der gesellschaftlichen Bestimmung durch ethnische Merkmale. Diese Bestimmung verschafft ihnen eine Sonderrolle. Dies zu leugnen, heißt, jene rassistischen Hierarchien fortzuschreiben, die sie für überholt annehmen.“4 Dort, wo sie Einfluss auf kämpfende antikapitalistische und Antira-Gruppen ausübt, ist die regelmäßige Folge dieser Ausrichtung wiederum, dass deren Praxis in Richtung Sektierertum und individualistischer Selbstbeschäftigung fehlgeleitet wird. Dies geschieht z.B. dahingehend, dass die Teilnahme von „Weißen“ an antirassistischen Aktionen problematisiert und abgelehnt wird, dass politische Gruppen sich in Selbstbeschäftigung verlieren und dass Menschen aus den Massen, die das „kritische Weißsein“ noch nicht ausreichend verinnerlicht haben, in diesen Gruppen keinen Zugang mehr finden.
Der Idealismus der Critical-Whiteness-Theorien äußert sich auch darin, dass die Einteilung der Menschen in „Weiße“ und „Schwarze“ bzw. „People of Color“ zu gedanklichen oder sprachlichen Konstrukten erklärt wird. Damit soll zwar (in aller Regel) nicht behauptet werden, dass die Hautfarbe oder Herkunft von Menschen eine bloße Einbildung sei. Was aber getan wird, ist, die unterschiedliche gesellschaftliche Stellung von Menschen verschiedener Hautfarbe und Herkunft in der bürgerlichen Gesellschaft nicht als objektiven Sachverhalt zu betrachten, der auf materielle Verhältnisse zurückzuführen ist, sondern sie zu einer bloßen subjektiven Zuschreibung zu erklären. Das „Weißsein“ bestehe nicht in der Pigmentierung der Haut, sondern sei ein „Symbol“. Man werde nicht weiß geboren, sondern dazu gemacht. Das „Weißsein“ sei die ideologische Konstruktion von einer Hautfarbe. Dieses idealistische Erklärungsschema ist nicht nur hinsichtlich der Unterscheidung von „Weißen“ und „Schwarzen“ verbreitet, sondern äußert sich ebenfalls in Begrifflichkeiten wie „Migrantifizierte“, „Rassifzierte“, u.ä.: „Rassifizierung (auch: Rassialisierung, Rassisierung) bezeichnet die Konstruktion von ‚Rassen‘ durch Kategorisierung, Homogenisierung und Hierarchisierung von Menschen auf der Grundlage ausgewählter Merkmale wie Hautfarbe, Sprache oder Religion. Dem Merkmal wird [von wem?, Anm. d. Verf.] eine existenzielle Bedeutung zugeschrieben und zugleich wird es als wesentliches Unterscheidungsmerkmal gegenüber anderen Gruppen begriffen.“5 Will meinen: Migrant:innen oder Arbeiter:innen schwarzer Hautfarbe sind nach dieser Theorie nicht Gruppen, die sich objektiv aufgrund eines besonderen Unterdrückungsverhältnisses auszeichnen, und zwar weil der Kapitalismus
- aufgrund seiner inneren ökonomischen Gesetzmäßigkeiten das Geschäft mit dem internationalen Sklavenhandel für seinen geschichtlichen Aufstieg genutzt hat;
- notwendig die Unterwerfung und Unterdrückung fremder Völker hervorbringt;
- ebenso notwendig die internationale Arbeitsmigration produziert;
- die Migration nutzt, um Arbeiter:innen aus den unterdrückten Staaten im eigenen Land in die am schlechtesten bezahlten Jobs zu stecken;
- mithilfe des bürgerlichen Staatsapparates die ökonomische und politische Segregation (Absonderung) der migrantischen Arbeiter:innen organisiert, um die Arbeiter:innenklasse zu spalten;
- durch seine ideologischen Institutionen ganze Theorien erarbeiten lässt, um diese Spaltung zu begründen und die Bevölkerung in diesem Sinne reaktionär zu erziehen.
- Stattdessen sollen sie besonders ausgezeichnet und besonders unterdrückt sein, weil irgendwer nicht näher Bezeichnetes „ausgewählten Merkmalen“ wie der Hautfarbe oder Sprache eine „existenzielle Bedeutung“ zuschreibt.
Überhaupt übernehmen die Critical-Whiteness-Theorien das kennzeichnende Merkmal des Postmodernismus, das darin besteht, die objektive Realität letztlich zu leugnen und stattdessen die subjektiven Erfahrungen von Individuen zu verabsolutieren. Die materielle Welt zerfällt vor dieser Sichtweise in eine Vielzahl unzusammenhängender subjektiv wahrgenommener Welten. Die Konsequenz hiervon ist, dass die Unterdrückung von „Schwarzen“ nicht als objektives gesellschaftliches Verhältnis, sondern nur als subjektive Erfahrung verstanden wird. Hieraus folgt die politische Praxis in postmodern beeinflussten Gruppen, keine politische Strategie nach objektiven Maßstäben zu verfolgen, sondern die persönliche Wahrnehmung, die Wünsche und Befindlichkeiten von „Betroffenen“ zur alleinigen Richtschnur der Politik zu machen.
Die Tatsache, dass es in bürgerlichen Staaten auch unterdrückte ethnische Gruppen gibt, die sich nicht in das „Schwarz-Weiß“-Schema einordnen lassen, ist ein augenfälliger Widerspruch der Critical-Whiteness-Theorien. In der politischen Praxis wird diesem Mangel häufig mit neuen Begriffskonstruktionen begegnet, die das Schwarz-Weiß-Schema insgesamt aufrechterhalten sollen. So wird z.B. der Begriff „Schwarze“ häufig zu BIPoCs (Black, Indigenous and People of Color) erweitert, um etwa auch Nachfahren von indigenen Lateinamerikaner:innen oder Sinti und Roma einzuschließen. Sich als BIPoC bezeichnen zu dürfen, setzt jedoch in der Logik mancher politischer Gruppierungen eine genaue Prüfung des eigenen Stammbaums voraus: „BIPoC steht für Black, Indigenous and People of Color, also Schwarz, Indigen und Personen of Color. Darunter werden alle Menschen gefasst, die über ein oder mehrere Elternteile Vorfahren aus Teilen des afrikanischen Kontinents, Asiens einschließlich West-Asien haben. Deren Vorfahren Rom*nja, Sint*ezza, indigene Menschen aus Australasien, aus Nord- und Südamerika, aus der Karibik oder aus dem Raum des Indischen Ozeans sind. Nachfahren von Europäer*innen, welche aus kolonialen und imperialistischen Gründen nach Asien, Afrika oder in die Amerikas migriert sind, zählen nicht dazu.“6 Eine ecuadorianische Reinigungskraft mit spanischen Vorfahren darf sich nach dieser Logik also nicht zu den Unterdrückten erster Klasse zählen. Jüd:innen und osteuropäische Migrant:innen in Westeuropa können da mehr Glück im Unglück haben, zumindest sofern sie an die richtige Antira-Gruppe geraten: „Seit einiger Zeit diskutieren verschiedene Communities darüber, ob white-passing Migrant*innen aus den (ehemaligen) Ost-Block-Staaten (sog. Post-Ost-Migrant*innen) oder auch weiße Jüd*innen sich auch als BIPoCs begreifen können. Zu dieser Frage gibt es unseres Wissens nach bislang noch keinen Konsens.“7 Fallen sie nicht unter BIPoCs, bleibt ihnen also noch die Kategorie „white-passing“, die in der Szene jedoch ebenfalls als „Privileg“ gilt.
Geschichtlich gingen den Critical Whiteness Studies an amerikanischen Universitäten die Black Studies / African American Studies voraus, die sich mit der Geschichte und Kultur der schwarzen US-Amerikaner:innen beschäftigen. Zu Beginn der 1990er Jahre trug u.a. die Kulturwissenschaftlerin und spätere Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison zur Herausbildung der Critical Whiteness Studies bei. Ihr Ziel war es, nicht mehr nur die rassistisch unterdrückten Schwarzen zu untersuchen, sondern den Blick auf die Weißen zu wenden. Diese Wandlung fasste sie mit dem Satz „von den Beschriebenen und Imaginierten zu den Beschreibenden und Imaginierenden“ zusammen. Damit wollte Morrison „die Auswirkung von Ideen rassistischer Hierarchie, rassischer Ausgrenzung und rassischer Verletzbarkeit und Verfügbarkeit auf Nichtschwarze untersuchen, die diese Ideen vertreten haben oder ihnen widerstanden, sie erkundeten oder sie veränderten.“8 Die Critical Whiteness Studies haben sich danach auch in enger Wechselwirkung mit den „Postcolonial Studies“ entwickelt.
Warum ist die Critical-Whiteness-Theorie antimarxistisch?
In der Tradition postmoderner Lehren geben sich die Critical-Whiteness-Theorien den Anschein, als wären sie fortschrittlich und würden den Marxismus in irgendeiner Weise ergänzen. Tatsächlich verkünden sie ja auch offensiv das Ziel, die aktuelle Situation rassistischer Unterdrückung verändern zu wollen. Das macht sie auch für viele rassistisch Unterdrückte, politische Aktivist:innen und linke Student:innen anziehend – zumal die politische Konsequenz der individuellen Selbstreflexion um einiges bequemer ist als der revolutionäre Kampf zum Sturz des imperialistischen Systems, welches die rassistische Unterdrückung und Ideologie gesetzmäßig hervorbringt.
Bereits ein kurzer Blick auf die oben dargestellten Grundlagen dieser Theorien zeigt jedoch, dass es sich dabei um eine bürgerliche, antimarxistische Ideologie handelt. Der antimarxistische Gehalt der Critical-Whiteness-Strömung besteht konkret in
- der Ersetzung der materialistischen Geschichtsauffassung durch den postmodernen Idealismus, der die Sprache und das individuelle Verhalten zur Ursache aller sozialen Erscheinungen erklärt, die Existenz objektiver Wahrheiten leugnet und die materielle Welt in eine Vielzahl von subjektiven Erlebniswelten auflöst,
- der Auflösung des Klassenbegriffs, indem entweder die klassenübergreifenden „Communities“ aus Unterdrückten („Schwarze“, BIPoCs) oder die einzelnen Individuen zum Bezugspunkt gemacht werden,
- der Ersetzung der Klassenanalyse durch die „Privilegientheorie“, nach der die „weißen“ Arbeiter:innen die Ursache für die Unterdrückung der „schwarzen“ Arbeiter:innen seien,
- der daraus unmittelbar folgenden Idealisierung und Verfestigung einer Aufsplitterung der Arbeiter:innenklasse,
- der Orientierung auf individuelle Selbstreflexion und Sprachanalyse statt auf die revolutionäre Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse sowie die revolutionäre Persönlichkeitsveränderung auf kollektiver Grundlage,
- der Orientierung auf mehr Teilhabe der „Schwarzen“ am imperialistischen System, was auf den Aufbau kapitalistischer Unternehmen durch Unterdrückte und damit auf die Festigung der bürgerlichen Gesellschaft hinausläuft.
Die Anziehung der Critical-Whiteness-Theorien auf bestimmte Teile der rassistisch Unterdrückten und der politischen Widerstandsbewegung erklärt sich auch aus der Schwäche der Kommunist:innen und daraus, dass sie bestimmte praktische Fehler in der Geschichte der kommunistischen Bewegung aufgreift. Dazu zählt vor allem die Unterschätzung der Frage rassistischer Unterdrückungsverhältnisse in der politischen Praxis sowie rassistische Tendenzen in den kommunistischen Parteien und Organisationen selbst. Es ist kein Zufall, dass die Critical-Whiteness-Strömung gerade in den USA entstanden ist, wo es der kommunistischen Bewegung, allen voran der historischen KPUSA, nicht gelungen ist, die schwarzen Arbeiter:innen auf Augenhöhe mit den weißen Arbeiter:innen zu organisieren.9 Auch in Deutschland hat die kommunistische Bewegung diesbezüglich Schwächen gezeigt, z.B. bei der Organisierung der Gastarbeiter:innen ab den 1960er Jahren. Eine besonders gravierende Schwäche ist ein mangelndes Verständnis dafür, dass auch Kommunist:innen und andere Aktivist:innen von der bürgerlichen Ideologie und vom Rassismus beeinflusst sind, und dass sie die Unterdrückung ihrer migrantischen und schwarzen Kolleg:innen daher häufig selbst durch unbewusste Verhaltensweisen verstärken. Solche Denkmuster und Verhaltensweisen aufzuspüren ist eine wichtige Anforderung an die revolutionäre Persönlichkeitsentwicklung in kommunistischen Parteien, die jedoch auf materialistischer und kollektiver Grundlage, und nicht auf postmoderner und individualistischer Grundlage erfolgen muss.
Daneben übt diese Strömung eine Anziehungskraft gerade auf intellektuelle und kleinbürgerliche Teile der Massen (sowohl der Deutschen wie auch der rassistisch Unterdrückten) aus. Ihr Einfluss führt dazu, dass viele derjenigen, die auf der Suche nach Orientierung und richtigen Antworten auf den Rassismus sind, durch falsche Begrifflichkeiten, Fragestellungen und Denkmuster auf politische Irrwege geleitet werden. Vor allem werden sie dazu erzogen, in anderen Arbeiter:innen und Kleinbürger:innen die Ursache der rassistischen Unterdrückung zu sehen, was die Spaltung der Arbeiter:innenklasse und verbündeter Schichten objektiv verschärft.
Wir wollen im folgenden einige konkrete Erscheinungsformen und Konsequenzen der Critical-Whiteness-Theorien in der politischen Praxis betrachten und dabei herausarbeiten, wie sie dazu beitragen, den Kampf der vereinigten Arbeiter:innenklasse gegen Kapitalismus und rassistische Unterdrückung zu zersetzen.
Klassenkampf oder Empowerment von Communities?
Wir haben weiter oben gesehen, dass der gesellschaftliche Veränderungsanspruch der Critical-Whiteness-Theorien sich weitestgehend darauf beschränkt, die „Weißen“ zur kritischen Selbstreflexion über ihre führende Rolle im „Machtsystem Rassismus“ zu ermuntern, wobei die Klassenverhältnisse des Kapitalismus ausgeblendet werden. Dieser eher sozialpädagogische als politische Ansatz findet seine passende Ergänzung in der Orientierung der Unterdrückten auf das eigene „Empowerment“. Das Konzept des Empowerment, das aus der Sozialarbeit stammt, ist darauf ausgerichtet, „Menschen zur Entdeckung der eigenen Stärken [zu] ermutigen und ihnen Hilfestellungen bei der Aneignung von Selbstbestimmung und Lebensautonomie [zu] vermitteln.“10 In Verbindung mit den Critical-Whiteness-Theorien wird dieser Ansatz zu Selbstbestimmung und Autonomie auf die Communities der Schwarzen bzw. BIPoCs bezogen. Es geht hierbei jedoch nicht darum, materielle Unterdrückungsverhältnisse zu bekämpfen oder zu beseitigen, sondern Methoden und Strategien zu entwickeln, um in der kapitalistischen Gesellschaft ein selbstbestimmtes Leben zu führen, also eine eigene bürgerliche Existenz aufzubauen. Konsequent zu Ende gedacht kann dies nur bedeuten, die „schwarze Community“ zur Teilhabe an der kapitalistischen Verwertung, d.h. der Ausbeutung von Lohnarbeit, zu „empowern“, indem sie eigene schwarze Unternehmen hervorbringt sowie schwarze Aufsichtsräte für die kapitalistischen Konzerne und Politiker:innen für die Regierungen der imperialistischen Staaten bereitstellt.
Diese Konsequenz besteht bei weitem nicht nur in der grauen Theorie, sondern ist bereits seit einigen Monaten die konkrete Praxis von Teilen der amerikanischen Black-Lives-Matter-Bewegung, bzw. deren organisierten Strukturen. Im Zuge der Bewegung rund um die George-Floyd-Proteste im Sommer 2020 sind insgesamt über 10 Milliarden Dollar an Spendengeldern „mit Black-lives-matter-Bezug“ geflossen. Davon gingen allein 90 Millionen Dollar an die Black Lives Matter Global Network Foundation.11 Deren Mitgründerin Patrisse Cullors leitete daraufhin zügig eine Zentralisierung der Organisationsstrukturen sowie eine inhaltliche Neuorientierung ein: „[Black lives matter] hatte sich lange nur auf Polizeigewalt, Massenverhaftungen und andere kriminal-juristische Wehen konzentriert. Die Idee ist nun, die Art und Weise anzugehen, wie Afroamerikaner leben, nicht nur ihre Repression und ihren Tod. Die BLM-Führer planen zum Beispiel eine Kampagne für ein höheres Budget der Post durchzuführen, einem großen Arbeitgeber von Mittelklasse-Afroamerikanern. Im nächsten Frühjahr hofft BLM, eine Bank zu gründen, mit der die Organisation Kapital an Firmen im Besitz von Schwarzen sowie Nichtprofitorganisationen vergeben kann.“12 Nicht überraschend führten diese Schritte zu heftigen internen Auseinandersetzungen und zur Abspaltung zahlreicher lokaler Organisationen.
Wir haben in unserem Artikel zu „Imperialismus und Migration“ herausgearbeitet, dass sich Migrant:innen, Schwarze und andere rassistisch unterdrückte Gruppen in den Ländern, in denen sie leben, häufig spontan in Gemeinschaften (Communities) zusammenschließen. Dies kann ihnen dabei helfen, Rückhalt in einer Gesellschaft zu finden, in der sie heftiger Unterdrückung ausgesetzt sind. Die Communities aus Verwandten und Landsleuten können Migrant:innen z.B. dabei unterstützen, einen Job oder eine Wohnung zu finden, Behördengänge zu bewältigen u.v.m. Kapitalist:innen in diesen Communities können diese jedoch ebenfalls für sich nutzen und sogar zu wahren Goldgruben umfunktionieren, indem sie die Notlage ihrer Verwandten und Bekannten ausnutzen, um deren Arbeitskraft zu einem Spottpreis zu kaufen. In Deutschland sind heute in der Tat regelrechte migrantische Wirtschaftszweige, z.B. bei Gastronomieketten, in der Fleischverarbeitung oder im Tourismus entstanden, die auf genau einem solchen besonders scharfen Ausbeutungsmodell aufbauen. Die engen Bindungen in der Community können dabei aus Kapitalist:innensicht zudem einen effektiven Schutz vor Arbeitskämpfen bilden.
Aus Sicht der objektiven Interessen der Arbeiter:innenklasse sind klassenübergreifende Communities von Migrant:innen bestimmter Herkunft sowie bestimmter rassistisch unterdrückter Gruppen daher ein Hindernis für den Aufbau einer einheitlichen, multinationalen Arbeiter:innenbewegung. Dort, wo solche Communities spontan entstehen, können sie zwar unter gewissen Bedingungen auch für die Organisierung von Kämpfen genutzt werden. Das Endziel muss aber sein, die Arbeiter:innen aus den engen Grenzen ihrer nationalen und ethnischen Gemeinschaften herauszuführen und mit anderen Teilen ihrer Klasse zu vereinen.
Der Empowerment-Ansatz, wie wir ihn am Beispiel von Black lives matter gesehen haben, ist dieser Zielsetzung genau entgegengerichtet. Er idealisiert die Communities nicht nur fälschlicherweise, sondern zielt sogar ausdrücklich auf die Stärkung der bürgerlichen Elemente in den Communities ab und leistet der Ausnutzung von familiären und nationalen Beziehungen für die rücksichtslose Ausbeutung von Lohnarbeit Vorschub. Aus Arbeiter:innensicht ist es nicht die gesellschaftliche Perspektive, dass Schwarze in den USA oder Migrant:innen in Deutschland kapitalistische Unternehmer:innen werden oder Banken gründen. Die Ausbeutung von Lohnarbeit bleibt dabei nämlich exakt dieselbe. Eine Orientierung auf das Community-Empowerment, wie es häufig im Zusammenhang mit Critical-Whiteness-Ansätzen vertreten wird, bedeutet daher objektiv die Stärkung bürgerlicher Kräfte in den Bewegungen von rassistisch Unterdrückten und deren Unterstützer:innen. Sie ist daher eine ideologische Stütze für das kapitalistische System.
Kampf gegen die Bourgeoisie oder gegen die „Privilegierten“?
Die postmoderne Privilegientheorie, die auch von der Critical-Whiteness-Strömung vertreten wird, ist eng mit der Verabsolutierung der Communities und dem Konzept des Empowerment verwandt: Wenn „Weiße“ zur kritischen Selbstreflexion und „Schwarze“ bzw. „BIPoCs“ zum Anstreben einer kapitalistischen Karriere ermuntert werden sollen, liegt dem die Vorstellung zugrunde, dass sich beide Seiten durch bestehende bzw. fehlende „Privilegien“ unterscheiden. Da die Klassenfrage in den Critical-Whiteness-Theorien keine Rolle spielt, gelten „weiße“ Arbeiter:innen dort ebenso wie „weiße“ Unternehmer:innen als Profiteur:innen der rassistischen Unterdrückung. Sie stehen deshalb in der moralischen Pflicht, ihre eigene Position als Bessergestellte zu hinterfragen. Da die Privilegientheorie nicht nur entlang rassistischer Unterdrückungsverhältnisse formuliert werden kann, sondern ebenso z.B. hinsichtlich der Unterdrückung von Frauen und LGBTI+ Personen, gibt es heute sogar Internetseiten, auf denen jede:r den eigenen Privilegien“score“ errechnen kann.13
Was ist vom materialistischen Standpunkt aus zu dieser Privilegientheorie zu sagen? Wir haben in unserer Klassenanalyse herausgearbeitet, dass die verschiedenen Widersprüche in der gesellschaftlichen Arbeitsteilung im Kapitalismus zur Herausbildung einer sozialen Hierarchie innerhalb der Arbeiter:innenklasse führen. Dies betrifft vor allem den Widerspruch zwischen geistiger und körperlicher Arbeit, aber ebenso z.B. den Widerspruch zwischen Stadt und Land. Auf der Grundlage dieser Widersprüche differenziert sich die Arbeiter:innenklasse zunächst auf ökonomischer Ebene, hinsichtlich ihrer materiellen Lebenslage aus. Die Kapitalist:innenklasse und die imperialistischen Staaten bauen darauf auf, um die verschiedensten Strategien zur ideologischen und politischen Aufspaltung der Arbeiter:innen anzuwenden. Auch die in unserem Artikel „Imperialismus und Migration“ dargestellte ökonomische und politische Segregation der Arbeiter:innen nach ethnischer Zugehörigkeit gehört in diese Richtung. Es ist also in der Tat so, dass Teile der Arbeiter:innenklasse auf den verschiedensten Ebenen Vorteile gegenüber anderen Teilen genießen können bzw. die letzteren sind Nachteilen unterworfen, denen die ersteren nicht ausgesetzt sind. Dazu zählt z.B. der „Vorteil“ weißer, deutscher Arbeiter:innen, leichter einen Job zu finden als ihre Kolleg:innen mit anderer Hautfarbe oder nicht deutsch klingendem Namen. Sie kommen leichter an Wohnraum, sind nicht ständig Polizeischikanen ausgesetzt, werden in den bürgerlichen Medien nicht entweder stereotyp dargestellt oder komplett ausgeblendet, usw. Dies alles sind handfeste objektive Unterschiede in den Lebensbedingungen der Arbeiter:innen, die auch eine massive Auswirkung auf das Bewusstsein der verschiedenen Teile des Proletariats haben. Für die kommunistische Politik und insbesondere die Massenarbeit ist es von sehr hoher Bedeutung, diese Unterschiede in den Lebensbedingungen klar zu erkennen und auf dieser Grundlage die Barrieren zwischen den verschiedenen Teilen der Arbeiter:innenklasse abzubauen. Dazu gehört es, die Arbeiter:innen, die bestimmten Unterdrückungsverhältnissen und Nachteilen nicht ausgesetzt sind, für die Lebenslage ihrer Kolleg:innen zu sensibilisieren. Dies ist allein schon dafür notwendig, um die faschistische Propaganda zurückzudrängen, dass „die Migrant:innen vom Staat bevorzugt behandelt“ würden u.ä.
Das Problem an der postmodernen Privilegientheorie ist nicht, dass sie die dargestellten unterschiedlichen Lebenslagen weißer und schwarzer, migrantischer und nicht-migrantischer Arbeiter:innen thematisiert. Das Problem ist vielmehr, dass sie die Feststellungen über die unterschiedlichen Lebenslagen der Arbeiter:innen benutzt, um damit eine völlig andere Gesellschaftstheorie als den Marxismus in die Bewegung zu schmuggeln. In den Critical-Whiteness-Theorien und anderen postmodernen Ansätzen werden nämlich sämtliche gesellschaftliche Verhältnisse auf diese unterschiedlichen Lebenslagen reduziert. Der Begriff „Privilegien“ erweckt dann den Eindruck einer Art von neuer Klassentheorie, die jedoch einen ganz anderen Inhalt hat als die marxistische, da nun die weißen Arbeiter:innen und die weißen Kapitalist:innen gleichermaßen als „Privilegierte“ gelten. Damit wird auch die Behauptung verknüpft, wer nicht vom Rassismus betroffen sei, würde damit auch vom Rassismus profitieren – womit der Begriff des „Profits“ seiner eigentlichen ökonomischen Bedeutung im Kapitalismus entledigt wird und einen neuen, idealistisch-moralischen Sinn erhält: „Profitieren“ heißt nun nicht mehr, seinen Lebensunterhalt auf die Ausbeutung von Lohnarbeit zu gründen, sondern einfach nur, es besser zu haben als andere, bestimmten Nachteilen nicht ausgesetzt zu sein. Unterm Strich werden damit die weißen Arbeiter:innen zu den Unterdrücker:innen ihrer schwarzen und migrantischen Kolleg:innen, und damit quasi zur herrschenden Klasse, erklärt, während die Kapitalist:innenklasse in dieser „Theorie“ völlig verschwindet.
Natürlich profitieren die „weißen“ Arbeiter:innen von der Unterdrückung ihrer schwarzen und migrantischen Kolleg:innen nicht – und zwar auch dann nicht, wenn sie das Lohngefälle zwischen unterschiedlichen Ländern nutzen können, um z.B. Reinigungskräfte, Pflegekräfte oder Bauarbeiter:innen aus Osteuropa bei sich im Haushalt zu beschäftigen.14 Die Spaltung der Arbeiter:innenklasse nach Lebenslagen und die besondere Unterdrückung von Teilen der Arbeiter:innen sind in den Händen der Bourgeoisie Herrschaftsinstrumente, welche sie dazu befähigen, die Ausbeutung und Unterdrückung der Arbeiter:innenklasse als ganzer aufrechtzuerhalten und zu verschärfen. Es ist daher das objektive Interesse aller Arbeiter:innen, alle materiellen und ideellen Barrieren zwischen sich einzureißen und als vereinigte Klasse in den revolutionären Kampf gegen das kapitalistische System zu ziehen. Die vielfältigen Verlockungen des sozialen Aufstiegs und des Herabsehens auf Kolleg:innen, die es schlechter haben als man selbst, sprechen dagegen nur das spontane bürgerliche Bewusstsein der Arbeiter:innen, ihre spontane Konkurrenz als Verkäufer:innen von Arbeitskraft an. Diese nutzt ihnen immer nur kurzfristig und schadet ihnen langfristig empfindlich. Sie zu überwinden liegt daher in ihrem objektiven Interesse.
Die postmoderne Privilegientheorie bildet letztlich die „perfekte“ bürgerliche Ergänzung zur oben dargestellten Verabsolutierung der „Communities“. Beim Empowerment der Communities ging es darum, die bürgerlichen Teile innerhalb der Schwarzen und Migrant:innen in ihrem kapitalistischen Aufstieg zu stärken. Bei der Fokussierung auf die „Privilegien“ der weißen Arbeiter:innen geht es darum, dass diese ihre vermeintliche Ausbeuterrolle reflektieren und am besten aktiv und freiwillig eine Verschlechterung ihrer Lebenslage anstreben sollen – und zwar im Kapitalismus, während die Kapitalist:innen ungeschoren davonkommen. Es liegt auf der Hand, dass eine solche Ausrichtung reaktionärer Unsinn ist, der am Ende nur den Kapitalist:innen bei der Verschärfung der Ausbeutung nutzt.
Etwas ganz anderes ist die Frage, dass die Arbeiter:innenklasse im konkreten revolutionären Kampf mitunter sogar schwere Opfer bringen muss. Dies gilt nicht nur im Krieg gegen die Reaktion der eigenen Nation, sondern natürlich auch im Zusammenhang mit dem Befreiungskampf der Kolonien und Neokolonien und dem Wegfall der dort gezogenen Extraprofite. Es liegt auf der Hand, dass erfolgreiche Revolutionen in neokolonialen Staaten unter nicht-revolutionären Bedingungen in den imperialistischen Ländern dort zu verschärften Angriffen auf die Arbeiter:innenklasse und zum Schüren von reaktionären Stimmungen führen können. Es ist die Aufgabe der Kommunist:innen, gerade in solchen komplexen Situationen das objektive Klasseninteresse des Proletariats zu vertreten und in den Massen zu propagieren, dass nur der internationalistische Kampf um die sozialistische Weltrevolution zur Befreiung der Arbeiter:innen von Ausbeutung und Elend führen wird. Eine Ideologie aber, welche den einen Teil der Arbeiter:innen zu den Ausbeuter:innen des anderen Teils, zur Ursache der Unterdrückung erklärt, wird niemals etwas anderes tun, als das Schüren von reaktionären und spalterischen Stimmungen zu begünstigen.
Die Stärkung der Bourgeoisie und die Schwächung der Arbeiter:innenklasse reichen sich bei den Critical-Whiteness-Theorien die Hand. Sowohl im Falle des Community-Empowerments als auch im Fall der „Privilegien“lehre sind die dargestellten Theorien also nichts anderes als eine Apologie des Kapitalismus und zutiefst arbeiter:innenfeindlich.
Einschub 1: Rassismus als „strukturelles Problem“?
Auch dort, wo die Critical-Whiteness-Theorien nicht vollständig übernommen werden, leidet die politische Widerstandsbewegung in Deutschland unter postmoderner Beeinflussung. Sie ist von postmodernen Begriffen und Argumentationsmustern geprägt. So liest und hört man häufig, dass vom Rassismus als einem „strukturellen Problem“ gesprochen wird. Das klingt erst einmal richtig, könnte man meinen. Schließlich folgen rassistische Unterdrückung und rassistische Ideologie nach marxistischem Verständnis aus den kapitalistischen Produktionsverhältnissen, dem Klasseninteresse der Bourgeoisie und der Strategie der imperialistischen Staaten (inklusive ihrer faschistischen Anhängsel) – und das dürfte doch schließlich mit dem Begriff „strukturell“ gemeint sein?
Das Problem an der Theorie des „strukturellen Problems“ ist, dass der Begriff „Struktur“ völlig unbestimmt ist und daher grundsätzlich sowohl mit der marxistischen als auch mit postmodernen, sowohl mit der materialistischen als auch mit idealistischen Theorien vereinbar ist: Dass rassistische Unterdrückung mit bestimmten „Strukturen“ verbunden ist, ist eine Binsenweisheit. Die interessante Frage ist doch, ob man damit im Critical-Whiteness-Sinne sagen will, „der Rassismus“ ist ein Macht- und Herrschaftsverhältnis, das von „den Weißen“ aufrecht erhalten wird – darin bestünde eben das „Strukturelle“ –, oder ob man mit „Strukturen“ auf die Klassengesellschaft und ihren Überbau abzielt. In diesem Falle sollte man das aber auch so klar und konkret sagen. Unbestimmte Begriffe wie das „strukturelle Problem“ sind für die bürgerliche Ideologie in den Gesellschaftswissenschaften typisch. Sie verwischen die Kernpunkte der Gesellschaftsanalyse und lenken von den eigentlichen Ursachen der Unterdrückung ab. Aus der rassistischen Unterdrückung, von der im Kapitalismus eine Klasse, nämlich die Kapitalist:innenklasse profitiert, wird so ein diffuses Problem, das irgendwo im Abstrakten wurzelt und für das am Ende niemand Bestimmtes zur Verantwortung gezogen werden kann. Gleichzeitig können sich rassistisch Unterdrückte in den Erklärungen gegen den „strukturellen Rassismus“ wiederfinden, weil sie ihre eigenen Rassismuserfahrungen dort hinein interpretieren können. So dienen unklare Definitionen in der Politik letztlich der Verwirrung von Arbeiter:innen, Unterdrückten und Aktivist:innen.
Einschub 2: Rassismus einmal andersherum – die Rassenlehre von Natasha A. Kelly
Es gibt nicht wenige Vertreter:innen der Critical-Whiteness-Strömung, die auf der Welle der Popularität dieser Theorien schwimmen und damit ihren Unterhalt bestreiten. Eine davon ist die Kommunikationswissenschaftlerin und Soziologin Natasha A. Kelly. In einem Interview über Kolonialismus und Rassismus spricht sie über den Rassismus als Legitimationsideologie für die weißen Kolonialist:innen. Hier greift sie eine Theorie von Frances Welsing (ehemalige Aktivistin der Black-Power-Bewegung) zur Ursache des Kolonialismus auf. Nach dieser Theorie hätten die weißen Europäer:innen gewusst, dass eigentlich sie die unterlegene „Rasse“ wären. Um ihr Fortbestehen sichern zu können, mussten sie sich die Kontrolle über die „starke, dominantere Rasse“ sichern. Auf die Frage, warum die Weißen dachten, sie seien die Unterlegenen, antwortet Kelly, dass es biologisch nachweisbar sei, „dass dunkle Gene dominant sind“ und dass die Europäer:innen das wussten.
Dies ist nur ein Beispiel für vermeintliche „Antira“-Theorien, die letztlich auf eine stumpfe Umkehr der klassischen faschistischen Rassenlehre hinauslaufen. Welsing und Kelly machen nichts anderes, als das idealistische Verständnis des Kampfes der Rassen aufzugreifen, wie es auch ein Gobineau oder Chamberlain vertreten haben, und tauschen die vermeintlich starke und schwache „Rasse“ gegeneinander aus. Sie unterfüttern das mit angeblichen Argumenten aus der Genetik, was in Wahrheit eine politische Theorie über die gesellschaftlichen Verhältnisse zwischen den „Rassen“ ist.
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Abeiter:innen-Solidarität oder Allyship?
Auch wenn die Critical-Whiteness-Theorien alle Weißen zu den Unterdrücker:innen erklären, können sie nicht verhindern, dass es in der Praxis immer wieder zu Zusammenschlüssen zwischen weißen und schwarzen, migrantischen und nicht-migrantischen Arbeiter:innen kommt. So hat sich z.B. infolge der rassistischen Unterdrückung und Morde in den USA eine breite anti-rassistische Bewegung entwickelt, die gerade im Sommer 2020 weltweit viele hunderttausend Menschen auf die Straßen gebracht hat. Daran beteiligt haben sich auch viele Menschen, die selbst nicht von rassistischer Unterdrückung betroffen sind. Aus kommunistischer Sicht stellt dieser Umstand, dass es zur praktischen, internationalen Solidarität zwischen Arbeiter:innen verschiedener ethnischer Herkunft und verschiedener Hautfarbe kommt, selbstverständlich kein Problem dar. Schon das Kommunistische Manifest von Marx und Engels schloss mit den Worten „Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!“, und wie können sich die Arbeiter:innen aus verschiedenen Ländern besser vereinigen als in praktischen Kämpfen um ihre unmittelbaren Lebensinteressen, im Kampf auf der Straße?
Eine bürgerliche Theorie, die in den weißen Arbeiter:innen die Unterdrücker:innen ihrer schwarzen Kolleg:innen sieht, muss jedoch konsequenterweise auch mit diesen solidarischen Kämpfen ein Problem haben. Unter dem Einfluss der Critical-Whiteness-Theorien vertreten postmoderne Antira-Gruppen daher das Konzept der „Allyship“. Dieses stellt eine bürgerliche Verzerrung und einen politischen Angriff auf die Grundprinzipien der Solidarität und Genossenschaftlichkeit zwischen Arbeiter:innen verschiedener Herkunft dar.
Das Allyship-Konzept geht von der idealistischen Privilegientheorie aus. Wer selbst keine Rassismuserfahrungen macht und daher „privilegiert“ ist, darf den Kampf der rassistisch Unterdrückten zwar in der Regel noch unterstützen. Dabei gelten jedoch üblicherweise zahlreiche Vorbehalte, Bedingungen und Beschränkungen. Denn der antirassistische Kampf wird als die alleinige Angelegenheit der Betroffenen betrachtet. Sie sollen damit auch, allein aufgrund ihrer Betroffenheit, die Deutungshoheit über das haben, was in den Kämpfen stattfindet und was nicht.
Welche praktischen Konsequenzen diese Herangehensweise an gemeinsame Kämpfe haben kann, hat die Gruppierung Linke / PoC aus Zürich besonders anschaulich gezeigt. In einem Demoleitfaden für „Allys“ legt sie diesen einen strengen Regelkatalog für die Teilnahme an antirassistischen Aktionen vor. Darin heißt es zum Beispiel:
„1. SCHREIE PAROLEN NUR NACH: Fange nicht selbst an, Parolen zu schreien oder sie anzugeben. Deine Aufgabe ist es, diesen zu folgen und deine Stimme hinzuzufügen, wenn dazu aufgefordert wird. (…)
„3. SEI NÜTZLICH: Verteile Wasser und Snacks. Schau, dass die Protestanführer*innen hydriert und satt sind. Es ist eine erschöpfende Aufgabe, hilf ihnen, ihre Energie oben zu halten. (…)
„5. BLEIBE HINTEN BIS DU NACH VORNE GERUFEN WIRST: Wenn du hörst „Weisse Menschen nach vorne“ oder „Allies nach vorne“, schreite voran und verschränke die Arme mit anderen Weissen Menschen als menschliches Schutzschild.“15
Was ist vom marxistischen Standpunkt aus dazu zu sagen? Natürlich unterstützen wir es, ist es sogar ein ausdrückliches Ziel von kommunistischer Politik, wenn die Betroffenen von besonderen Unterdrückungsverhältnissen selbst aktiv werden und für ihre Interessen kämpfen. Das beinhaltet, dass die kommunistische Massenarbeit darauf hinwirken muss, Betroffene dazu zu ermutigen, selbst Reden zu halten, Artikel zu schreiben, ihre Kolleg:innen und Nachbar:innen zusammenzubringen und Kämpfe zu organisieren. Wird dieses Ziel vernachlässigt, landet man schnell beim politischen Stellvertretertum, dass nämlich andere, z.B. deutsche, weiße Kommunist:innen, die Interessen ihrer migrantischen, schwarzen Kolleg:innen vertreten. Eine solche Arbeit wäre ziemlich mangelhaft und würde es begünstigen, dass sich in der Bewegung die Unterdrückungsverhältnisse der bürgerlichen Gesellschaft hervorragend reproduzieren können.
Beim Konzept der Allyship, wie es z.B. im Regelkatalog der Linken / PoC vertreten wird, geht es jedoch nicht hierum, um die Förderung der Aktivität von Betroffenen in einem solidarischen Umfeld. Stattdessen sollen die Verhältnisse zwischen den sogenannten „Privilegierten“ und „Nicht-Privilegierten“ auf politischen Aktionen umgedreht werden. Statt eine Arbeiter:innensolidarität auf Augenhöhe zu entwickeln und die Herausbildung einer wirklich multinationalen einheitlichen Arbeiter:innenbewegung in praktischen Kämpfen zu organisieren, soll hier nicht-migrantischen, weißen Arbeiter:innen die Rolle eines Servicepersonals oder von menschlichen Schutzschilden zugewiesen werden. Eine solche Herangehensweise dürfte nicht dazu geeignet sein, weiße Arbeiter:innen in nennenswertem Maße für die Solidarisierung mit ihren migrantischen Kolleg:innen zu begeistern. Das Allyship-Konzept vertieft deshalb gerade die Widersprüche zwischen verschiedenen Teilen der Arbeiter:innenklasse, die es eigentlich abzubauen gilt.
Auf einer allgemeineren Ebene ist das Allyship-Konzept Ausdruck einer politischen Herangehensweise, die nur den unmittelbar Betroffenen von bestimmten Unterdrückungsverhältnissen eine Kompetenz darüber zuspricht, sich zu diesen Unterdrückungsverhältnissen zu äußern, diese zu definieren, die konkreten Formen der Gegenwehr zu bestimmen und diese auszuüben. Eine solche Herangehensweise ist Ausdruck des subjektiven Idealismus, wie er für postmoderne Philosophien typisch ist. Er leugnet letztlich die Existenz einer objektiven, durch das Bewusstsein erkennbaren Realität, die Existenz objektiver Wahrheiten, die dem Verstand zugänglich sind – sodass Unterdrückungsverhältnisse eben auch von Nicht-Betroffenen verstanden und damit politisch angegangen werden können. Demgegenüber verabsolutiert der subjektive Idealismus die unmittelbare sinnliche Erfahrung, und löst die objektive Realität in eine Vielzahl von subjektiven Welten auf.
Internationale Solidarität oder kulturelle Absonderung?
Auf der Linie der Vertiefung der Trennungslinien zwischen Arbeiter:innen verschiedener Herkunft, statt diese im Kampf zusammenzuführen, liegt auch das postmodern-identitätspolitische Konzept der „kulturellen Aneignung“ (engl: „Cultural appropiation“). Mit diesem Begriff wird z.B. das Tragen von Frisuren, Kleidung und anderen Kulturmerkmalen unterdrückter Völker als unterdrückerische Handlung skandalisiert – und zwar unabhängig davon, wer die jeweilige Frisur oder das Muster auf der Jacke nun trägt. Ein deutscher Student mit Dreadlocks könnte nach dieser Logik eines übergriffigen, kolonialistischen oder sogar rassistischen Verhaltens bezichtigt werden. Die kulturelle Aneignung ist gerade heute auch in den bürgerlichen sozialen Medien ein beliebter Ausgangspunkt für Shitstorms gegen Prominente, die nicht zuletzt zahlreichen Online-Redaktionen zuverlässig Klickzahlen bescheren.16
Die Skandalisierung von Promi-Frisuren könnte aus Arbeiter:innensicht wohl geflissentlich ignoriert werden, wenn das dahinterstehende Argumentationsschema nicht auch symptomatisch für die Diskussions- und Auseinandersetzungskultur in Teilen der politischen Widerstandsbewegung wäre. Getreu dem Muster der Privilegientheorie werden auch hier Arbeiter:innen und Aktivist:innen, die sich bei der Wahl ihrer Kleidung von anderen Völkern inspirieren lassen oder sich mit ihnen solidarisieren, mit den imperialistischen Kolonisatoren in einen Topf gesteckt. Diese hatten aus den von ihnen eroberten Gebieten nicht nur die Rohstoffe geplündert, sondern eben auch zahlreiche Kunstschätze und Kulturgüter, die sie eifrig und sehr lukrativ vermarktet haben. Dies ist nämlich der ursprüngliche politische Inhalt des Begriffs der kulturellen Aneignung, was selbstverständlich abzulehnen ist.
Wenn dagegen Arbeiter:innen verschiedener Länder gegenseitig ihre Kulturen bewundern, voneinander lernen und sich miteinander identifizieren, entspricht das der Zielsetzung, die Barrieren zwischen den Völkern einzureißen und zur internationalen und multinationalen Arbeiter:innenklasse zu werden. Dies mit dem Begriff der „kulturellen Aneignung“ zu beleben, heißt letztlich nichts anderes, als die Theorie zu vertreten, dass verschiedene Völker nur unabhängig und mit Abstand voneinander leben und ihre „kulturelle Reinheit“ bewahren müssen. Diese Programmatik hat aber gar nichts mehr mit Marxismus zu tun, sondern entspricht vollständig dem Konzept des Ethnopluralismus, das heute von der Neuen Rechten vertreten wird. Es ist bemerkenswert, wie hier postmoderne Theorie und die Ideologie des modernen Faschismus aufeinandertreffen.
Revolutionärer Kampf oder Fetischisierung von Begriffen?
Das idealistische Gesellschaftsverständnis des Postmodernismus äußert sich nicht nur in der Verabsolutierung von Individuen und ihren Verhaltensweisen, die zur alleinigen Ursache von Unterdrückungsverhältnissen erklärt werden. Daneben ist für den Postmodernismus nämlich auch die Verabsolutierung der Sprache als der entscheidende Faktor für die gesellschaftliche Entwicklung kennzeichnend.
Wir begnügen uns an dieser Stelle damit, eine besonders absurde politische Erscheinung dieses Verständnisses darzustellen. Bekanntlich hat nicht zuletzt der politische Kampf rassistisch unterdrückter Gruppen dazu geführt, dass bestimmte offene Erscheinungsformen des Rassismus heute gesellschaftlich an den Rand gedrängt worden sind. Dazu gehört die Benutzung von Bezeichnungen wie „Neger“ für Schwarze oder „Zigeuner“ für Sinti und Roma, die nach heutigem Verständnis und Sprachgebrauch als diskriminierend und unterdrückerisch angesehen werden – im Fall des ersteren Begriffs zum Beispiel wegen seines kolonialistischen Ursprungs. Aus kommunistischer Sicht ist diese Entwicklung etwas unbedingt Fortschrittliches, ist sie ein kleiner Schritt darin, der offenen Unterdrückung von Teilen der Arbeiter:innenklasse Schranken zu setzen und auch darin, Vorurteile und Hierarchien innerhalb der Arbeiter:innenklasse abzubauen.
Dabei ist es wichtig, zu verstehen, dass die Sprache und die Benutzung von bestimmten Wörtern bisweilen einer komplizierten gesellschaftlichen Entwicklung unterliegen. Wörter können im Rahmen der materiellen und geistigen Entwicklung der Gesellschaft über die Zeit einen neuen Sinn erhalten. Das kann bedeuten, dass sie zu einem bestimmten historischen Zeitpunkt gängiger Sprachgebrauch zur Bezeichnung bestimmter Gruppen von Menschen sind, sich später jedoch immer mehr ein abwertendes Verständnis dieser Bezeichnung durchsetzt. So war es z.B. historisch bei den oben genannten Begriffen. Bei anderen Wörtern kann die geschichtliche Entwicklung wiederum ganz anders aussehen: Das Wort „schwul“ etwa war von seinem historischen Ursprung her eine zutiefst abwertende Bezeichnung für homosexuelle Menschen. Teile der homosexuellen politischen Bewegung haben diesen Begriff später offensiv als Eigenbezeichnung im Kampf für ihre Rechte benutzt. Heute ist er in den alltäglichen, nicht diskriminierenden Sprachgebrauch übergegangen.
Der Postmodernismus interessiert sich jedoch nicht für die Feinheiten geschichtlicher Entwicklungen und gesellschaftlicher Verhältnisse. Deshalb bleibt die Ächtung der oben genannten Begriffe nach postmoderner Auffassung nicht dabei stehen, dass sie als diskriminierende Bezeichnungen für bestimmte ethnische Gruppen aus dem alltäglichen Sprachgebrauch verdrängt werden. Stattdessen wird die Frage dieser Begriffe wiederum dazu benutzt, um ein völlig anderes Verständnis des Rassismus in der Gesellschaft zu verbreiten – nämlich konkret davon, worin eigentlich die Diskriminierung besteht, die es zu ächten gilt.
Aus marxistischer, materialistischer Sicht besteht diese in einer bestimmten Handlung im Rahmen konkreter gesellschaftlicher Verhältnisse, z.B. eben darin, dass eine Person eine andere Person, die rassistischer Unterdrückung ausgesetzt ist, mit einem Begriff belegt, der im jeweils herrschenden allgemeinen gesellschaftlichen Verständnis als abwertend gilt. Diese Handlung kann sich wiederum danach unterscheiden, ob sie zielgerichtet oder unbewusst geschieht. Wichtig ist, dass es hier um konkrete Handlungen und Aussagen konkreter Menschen in konkreten Zusammenhängen geht.
Die postmoderne Auffassung dagegen schaut nicht auf konkrete Handlungen in konkreten gesellschaftlichen Zusammenhängen, sondern macht den Rassismus schlicht und einfach an der Aussprache oder dem Ausschreiben von Wörtern fest – und zwar völlig unabhängig davon, in welchem Zusammenhang diese fallen. Der Rassismus ist nach dieser Sicht quasi eine magische Eigenschaft bestimmter Wörter, und kein konkretes Verhältnis zwischen konkreten Menschen mehr. Was das bedeutet, lässt sich an einem besonders absurden Beispiel für postmodernen Skandalismus sehen: Die grüne Kanzlerkandidatin Baerbock, die ansonsten eher eine offensive Verfechterin postmoderner Denkmuster ist, wollte in einem Interview kritisieren, dass das „N-Wort“ in einem Schulbuch benutzt wird. Als sie das Wort im Rahmen dieser Kritik aussprach, wurde sie dafür von anderen Kritiker:innen wegen Rassismus angegriffen. Eine taz-Kommentatorin schrieb dazu: „…auch wer das Wort nutzt, um auf diskriminierende Inhalte aufmerksam zu machen, beleidigt, triggert und verletzt Schwarze Menschen. Die Reproduktion durch Nichtbetroffene ist also niemals in Ordnung – weder als Zitat noch als Satire getarnt.“ 17
Damit wird also eine – in diesem Fall – konkrete Parteinahme gegen einen rassistischen Sachverhalt, gegen Rassismus, in ihr Gegenteil umgedeutet, also in eine rassistische Handlung. Der Satiriker Thomas Gsella brachte die verquere Logik in dieser Argumentation ziemlich treffend auf den Punkt, als er schrieb: „Weil Baerbock sich darüber aufregte, dass in einem Schultext das Wort ‚Neger‘ stand, muss sie sich dafür entschuldigen, das Wort ‚Neger‘ benutzt zu haben, das in jenem Schultext stand, über den sie sich aufregte. Sind eigentlich alle vollkommen verrückt geworden?“ 18
Das Beispiel ist bei weitem kein Einzelfall. In einem ähnlichen Stil werden von postmodernen Verfechter:innen heutzutage Musiker:innen und Schriftsteller:innen angegriffen, weil sie „beleidigende Ausdrücke“ in ihren Werken verwenden – auch wenn es sich dabei sogar um antirassistische Werke handelt. Darüber hinaus werden auch historische Texte und literarische Werke teilweise Jahrzehnte oder Jahrhunderte nach ihrer Erstellung, also aus einem völlig anderen gesellschaftlichen Zusammenhang heraus als diskriminierend qualifiziert, auf den Index gesetzt oder müssen in Uni-Seminaren mit „Trigger-Warnungen“ versehen werden.19
Es erübrigt sich, darauf hinzuweisen, dass die oberflächliche und ahistorische negative Fetischisierung von Wörtern es heute auch in der politischen Widerstandsbewegung zu einer unheilvollen Dominanz gebracht hat. Im Sinne der bürgerlichen und spalterischen Grundausrichtung des Postmodernismus und der Critical-Whiteness-Strömung sollen antirassistische Initiativen dazu gebracht werden, sich immer weniger mit den konkreten, materiellen Problemen der rassistisch unterdrückten Migrant:innen, Schwarzen, Sinti und Roma, Jüd:innen und vielen anderen Gruppen zu beschäftigen, sondern sich im Rahmen ihrer oftmals akademischen Blase Kleinkriege um die Benutzung von Begriffen zu liefern. Die Bourgeoisie dürfte hierbei vor Lachen kaum in den Schlaf kommen.
Dabei gibt es große Teile der Massen, an denen die Debatte um das „N-Wort“ nicht nur größtenteils vorbeigehen dürfte, sondern in denen dieses und noch ganz andere Wörter bis heute zum alltäglichen Sprachgebrauch gehören. Dass die postmoderne Grundausrichtung es praktisch unmöglich macht, als politische Bewegung in diese Teile der Massen vorzudringen, dürfte sich von selbst erklären. In diese Teile der Massen vorzudringen ist aber unumgänglich, wenn man die realen rassistischen Vorurteile zwischen den Arbeiter:innen zurückdrängen und eine einheitliche Arbeiter:innenbewegung formieren will.
Auch hier zeigt sich, dass der Postmodernismus eine ideologische Waffe in den Händen der Bourgeoisie ist, die solche politischen Ziele des Kommunismus objektiv hintertreibt.
Einschub 3: Resolution der KI zur Frage der Befreiung der schwarzen Völker
Die Kommunistische Internationale (KI) hat den Befreiungskämpfen der Schwarzen in den USA, in Afrika und anderen Ländern große Aufmerksamkeit geschenkt. Die Dokumente der KI zu dieser Frage sind auch heute noch von großem Wert, wenn es darum geht, die richtige politische Orientierung im Kampf gegen Imperialismus und rassistische Unterdrückung zu finden. Daran ändert es nichts, dass in den Dokumenten üblicherweise noch die (heute zurecht überholte) Bezeichnung „Neger“ für die schwarzen Völker verwendet wird, so etwa in der „Resolution zur Negerfrage“ 20 des IV. Weltkongresses der KI von 1922. Darin wird herausgearbeitet, dass der Befreiung der schwarzen Völker von Kolonialismus und innerstaatlicher Unterdrückung eine entscheidende Bedeutung im Kampf um den Sturz des imperialistischen Systems zukommt. Die Resolution betont, dass die weißen Arbeiter:innen und die unterdrückten schwarzen Völker einen gemeinsamen Feind und daher gemeinsame Kampfesinteressen haben. Es sei daher die Aufgabe der Kommunistischen Internationale, die Schwarzen darauf hinzuweisen, „dass sie nicht das einzige Volk sind, das unter der Unterdrückung des Imperialismus und Kapitalismus zu leiden hat“, dass die Arbeiter:innen und Bäuer:innwn Europas, Asiens und Amerikas ebenfalls Opfer des Imperialismus sind, und dass sich die unterdrückten Völker „in Indien und China, in Persien und der Türkei, in Ägypten und Marokko“ gegen dieselben Misstände auflehnen wie die Schwarzen. Die Resolution geht vom Grundprinzip der internationalen Solidarität zwischen den Arbeiter:innen und unterdrückten Völkern aus und drückt das politische Ziel aus, sie auf Augenhöhe für den gemeinsamen Kampf gegen das imperialistische System zu organisieren. Obwohl diese Resolution lange vor der Entstehung des Postmodernismus und der Critical-Whiteness-Theorien verabschiedet wurde, liest sie sich wie eine Kampfansage gegen das identitätspolitische Spaltertum, das heute in der politischen Widerstandsbewegung grassiert.
Critical Whiteness und Wokeismus in der imperialistischen ideologischen Kriegsführung
Trotz ihres antimarxistischen Charakters fallen heute auch in Deutschland massenhaft antirassistische und antikapitalistische Aktivist:innen auf die pseudo-fortschrittlichen Argumente der postmodernen Ideolog:innen herein. Ein großer Teil der Arbeiter:innenklasse kann wiederum nichts mit diesen Lehren anfangen, sieht sich durch sie stigmatisiert und an den Pranger gestellt – was, wie wir gesehen haben, ja auch objektiv der Inhalt dieser Theorien ist. Hier greifen wiederum die Ideolog:innen und politischen Vertreter:innen der Neuen Rechten – von AfD bis Donald Trump – an und spielen sich demagogisch als die Verteidiger:innen der Meinungsfreiheit und der Interessen der weißen Arbeiter:innen auf. Auf diese Weise wird die Spaltung der Arbeiter:innenklasse heute auf die Spitze getrieben.
Kapitalistische Staaten und bürgerliche Intellektuelle haben schon früh das Potenzial des Postmodernismus für die Zurückdrängung des Marxismus und die Durchsetzung imperialistischer Herrschaftsinteressen erkannt21 und tun dies bis heute. In einem bemerkenswerten Essay bei „Bloomberg“ etwa befasste sich der amerikanische Ökonom Tyler Cowen im September 2021 mit dem „Wokeism“ und wie sich dieser geostrategisch für die Aufrechterhaltung der kulturellen Hegemonie des US-Imperialismus in der Welt eignet. Der Begriff „woke“, der als afroamerikanisches Slangwort ursprünglich die Aufmerksamkeit, das Bewusstsein für rassistische Vorurteile und Diskriminierung bezeichnete, wird heute im Sprachgebrauch vieler politischer Aktivist:innen vor allem in den USA als Überbegriff auch in Bezug auf andere Unterdrückungsverhältnisse (wie z.B. der Diskriminierung von LGBTI+ Personen) verwendet. Aus marxistischer Sicht kann man mit „Wokeism“ die verschiedenen postmodernen Theorie- und Politikansätze gegenüber den verschiedenen Formen von Diskriminierung bezeichnen. „Critical Whiteness“ würde also hierunter fallen.
Tyler Cowen fasst die Art und Weise, wie Unterdrückungsverhältnisse unter der Fahne des „Wokeism“ bürgerlich instrumentalisiert werden, in klaren und zynischen Worten zusammen: „Wokeism ist eine Idee, die auf wirklich jedes Land übertragen werden kann: Identifiziere eine Hauptform der Unterdrückung in einer gegebenen Region oder Nation, argumentiere dass die Leute ihr gegenüber sensibler sein sollten, füge ein paar rhetorische Schnörkel hinzu, räume einige Übeltäter (sowie ein paar Unschuldige) weg und voilà – hast Du eine neue woke Bewegung geschaffen.“22 Die entscheidende Frage der woke Bewegung sei, ob die USA sich diese als intellektuelles Instrument zunutze machen können, um ihren kulturellen Einfluss zu exportieren. In Frankreich würde der Wokeism bereits als Träger des amerikanischen kulturellen Einflusses betrachten.23
Auf einer allgemeineren Ebene bringen postmoderne Ideologien wie „Wokeism“ und „Critical Whiteness“ die ideologischen Erfordernisse des Imperialismus unter den heutigen Bedingungen der Globalisierung, der Entwicklung der Produktivkräfte und des kulturellen Niveaus der Arbeiter:innenklasse zum Ausdruck. Kurz zusammengefasst: Die hochqualifizierten (akademisch geprägten) Teile der Arbeiter:innenklasse in den imperialistischen Staaten sowie Teile des modernen Kleinbürger:innentums sind für die plumpen Versionen der imperialistischen Ideologie wie die Rassenlehre des 19. und 20. Jahrhunderts nicht mehr empfänglich. Um sie ideologisch einzufangen, muss der Imperialismus seine eigenen brennenden Widersprüche und Ungerechtigkeiten offensiv aufgreifen und bürgerliche Antworten darauf liefern: Ob auf die Klimakatastrophe, den Rassismus, die Unterdrückung von LGBTI+ Personen oder das Patriarchat. Die Methode der Wahl ist dabei, falsche Gegensätze aufzumachen und den Eindruck zu erwecken, die Massen könnten sich nur zwischen diesen Alternativen entscheiden: Individueller Konsumverzicht und CO2-Steuer oder Klimaskepsis; Unterordnung unter die staatliche Corona-Politik oder Corona-Leugnung; Critical Whiteness oder offener Rassismus; Wokeism oder Reaktion.
Für die kommunistische Propaganda und Massenarbeit bedeutet diese Art der ideologischen Kriegsführung durch die Bourgeoisie die Herausforderung, die bürgerliche Politik in Theorie und Praxis zu entlarven, ohne in der einen oder anderen Richtung in die Falle zu tappen und eine der falschen Alternativen zu übernehmen. Dies kann mitunter ein sehr schmaler Grat sein. Wir müssen gegen die imperialistische Pandemiepolitik kämpfen, ohne die falschen Argumente und Erzählungen der Faschist:innen und Verschwörungstheoretiker:innen zu übernehmen. Wir müssen entschieden gegen postmoderne Ideologien wie Critical Whiteness kämpfen – dürfen dabei aber nicht die realen Probleme von rassistisch Unterdrückten geringschätzen.
Um diese Aufgabe wahrnehmen zu können, ist es für die Kommunist:innen von entscheidender Bedeutung, sich nicht passiv von den Entwicklungen in der politischen Widerstandsbewegung steuern zu lassen und dabei laufend faule Kompromisse zu schließen. Stattdessen gilt es aktiv eine eigene, auf den Marxismus-Leninismus gestützte Position zu entwickeln und diese offensiv in die politische Praxis umzusetzen und in die Massen zu tragen. Nur aktiv, offensiv und auf die unterdrückten Massen gestützt werden wir die ideologische Umzingelung durch den Imperialismus durchbrechen können.
Fazit
Wir haben im vorliegenden Artikel aufgezeigt, dass es sich bei den „Critical-Whiteness“-Theorien um eine antimarxistische, bürgerliche Strömung handelt. Diese ist eine Erscheinungsform der idealistischen und subjektivistischen Philosophie des Postmodernismus. Anstatt die objektiv notwendige Aufgabe einer politischen und organisatorischen Vereinigung der multinationalen Arbeiter:innenklasse im Kampf gegen das imperialistische System zu propagieren, machen die Critical-Whiteness-Theorien künstliche Gräben zwischen den Arbeiter:innen verschiedener Herkunft auf und betreiben die Verschärfung der Spaltung zwischen ihnen. Dies geschieht, indem die Critical-Whiteness-Strömung die Behauptung aufstellt, dass die heutige Gesellschaft allein durch die Unterdrückung der „Schwarzen“ durch die „Weißen“ gekennzeichnet sei. Dies ist aber falsch, da das grundlegende Herrschaftsverhältnis in der heutigen Gesellschaft die kapitalistische Ausbeutung von Lohnarbeit ist. Die Entstehung rassistischer Unterdrückung sowie der rassistischen Ideologie ist eine Erscheinung, die in den kapitalistischen Produktionsverhältnissen sowie den objektiven Interessen der Bourgeoisie zur Aufrechterhaltung ihrer Klassenherrschaft wurzelt. Die „Critical-Whiteness“-Theorien leugnen aber den Klassengegensatz zwischen Arbeiter:innen und Kapitalist:innen, indem sie letztere aus ihrer Gesellschaftstheorie ausblenden. Damit erklären sie die „weißen“ Arbeiter:innen zu den Unterdrücker:innen der „schwarzen“ Arbeiter:innen. Gemäß ihrer idealistischen Grundausrichtung leiten die Critical-Whiteness-Theorien die rassistische Unterdrückung zudem allein aus individuellen Verhaltensweisen her. Die praktischen Konsequenzen dieser Ausrichtung sind eine Orientierung auf die Entwicklung kapitalistischer Unternehmen durch rassistisch Unterdrückte und die Untergrabung jeder Einheit auf Augenhöhe zwischen migrantischen und nicht-migrantischen, zwischen „weißen“ und „schwarzen“ Arbeiter:innen. Stattdessen werden „weiße“ Arbeiter:innen dazu ermahnt, ihre „Privilegien“ freiwillig abzubauen.
Unsere Aufgabe als Kommunist:innen ist es, diese Ideologie zurückzuweisen und zu bekämpfen, da sie desorganisierend und spaltend auf die proletarischen und kleinbürgerlichen Massen sowie auf die politische Widerstandsbewegung wirkt. Stattdessen benötigen wir eine marxistisch-leninistische, wissenschaftliche Analyse der rassistischen Unterdrückung und Ideologie und eine darauf aufbauende kommunististische Strategie und Taktik für den antirassistischen Kampf. Erste Ansätze dafür finden sich in unserem Thesenpapier.
1Vgl. „Diskursanalyse oder Revolution – Über die postmodernen Angriffe auf den Marxismus“, Kommunismus 20
2Eine bekannte antirassistische Initiative unter dem Einfluss dieser Ideologie ist z.B. die Schweizer Linke PoC, vgl. www.facebook.com/LinkePoC
3Jule Bonköst, „Im eigenen Interesse: weiße Bündnisarbeit in rassistischen Verhältnissen“, aus: Bonköst, „Unteilbar – Bündnisse gegen Rassismus“, Unrast 2019, S. 77
4Millay Hyatt, „Weißsein als Privileg“, www.deutschlandfunk.de/critical-whiteness-weisssein-als-privileg.1184.de
5Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit (IDA), zitiert nach: https://rise-jugendkultur.de/glossar/rassifizierung
6www.ende-gelaende.org/events/bipocwhite-passing-migrantinnen-aktionstraining
7Ebd.
8Zitiert nach: Susan Arndt, „Weißsein und kritische Weißseinsforschung“, www.unrast-verlag.de/news/263-weisssein-und-kritische-weissseinsforschung
9Siehe hierzu z.B. „Aktive Selbstverteidigung und Organisierung – Die Black Panther Party“, Kommunismus 10, S. 32 ff.
10„Grundlagentext Empowerment“, www.empowerment.de/grundlagen
11Aaron Morrison, „Black Lives Matter opens up about its finances“, https://apnews.com/article/black-lives-matter-90-million-finances-8a80cad199f54c0c4b9e74283d27366f
12„Six months after mass protests began, what is the future of BLM?“, www.economist.com/united-states/2020/12/10/six-months-after-mass-protest-began-what-is-the-future-of-blm
13So z.B. unter https://www.buzzfeed.com/regajha/how-privileged-are-you
14Auf einem anderen Blatt steht die Frage der (neo)kolonialen Ausplünderung anderer Länder und der Benutzung der hieraus gezogenen Extraprofite für die ökonomische Bestechung von Teilen der Arbeiter:innenklasse in den imperialistischen Staaten. Auch diese macht die bestochene Arbeiter:innenaristokratie jedoch nicht zu Kapitalist:innen. Zur Frage der Arbeiter:innenaristokratie heute siehe: „Struktur der ArbeiterInnenklasse in Deutschland“, Kommunismus 13, S. 46.
15https://de-de.facebook.com/LinkePoC/posts/542430193090904
16Vgl. „Justin Biebers Dreadlock-Frisur sorgt für Empörung“, https://www.spiegel.de/panorama/leute/justin-bieber-dreadlock-frisur-sorgt-fuer-empoerung-a-3aedb22e-3214-4b99-a383-dd3ecd60c498
17Carolina Schwarz, „Gepflegte Feindbilder“, https://taz.de/Shitstorm-gegen-Baerbock-wegen-N-Wort/!5785785
18https://twitter.com/TGsella/status/1419743571721207809
19Vgl. Caroline Fourest, „Generation Beleidigt – Von der Sprachpolizei zur Gedankenpolizei“, Edition Tiamat 2020, S. 101 ff.
20Vgl. Kommunistische Internationale, „Resolution zur Negerfrage“, https://sites.google.com/site/sozialistischeklassiker2punkt0/komintern-1/weltkongress-4/6-resolution-zur-negerfrage
21Vgl. „Diskursanalyse oder Revolution – Über die postmodernen Angriffe auf den Marxismus“, Kommunismus 20
22Tyler Cowen, „Why Wokeism Will Rule the World“, www.bloomberg.com/opinion/articles/2021-09-19/woke-movement-is-global-and-america-should-be-mostly-proud
23Norimitsu Onishi, „Will American Ideas Tear France Apart? Some of Its Leaders Think So“, www.nytimes.com/2021/02/09/world/europe/france-threat-american-universities.html