– was wir von ihm lernen können und was nicht
Überall auf der Welt finden heute Kämpfe gegen das imperialistische Weltsystem statt. Dabei spielen jedoch Kräfte, die sich dem Kampf für ein kommunistisches Gesellschaftssystem verschrieben haben, oft eine untergeordnete Rolle. Dort, wo sie eine gesellschaftliche Kraft entfalten, kämpfen einige unter dem Banner des „Marxismus-Leninismus-Maoismus“ (kurz „MLM“ oder „Maoismus“).
In Indien und auf den Philippinen führen die maoistischen Parteien Communist Party of India (Maoist) (CPI (Maoist)) und die Partido Komunista ng Pilipinas (CPP) tausende RevolutionärInnen in einem bewaffneten Krieg gegen den Staat an. Dabei werden sie von zehntausenden Menschen unterstützt. Beide können auf eine über 50 Jahre währende Tradition zurückblicken. Ihre kämpferische Haltung gegen die imperialistische Ausbeutung und ihren Staat machen sie politisch zu einer revolutionären Kraft. Peruanischen MaoistInnen der Partido Communista de Peru (PCP) gelang es in den 90er Jahren, große Teile des Landes zu kontrollieren. Nepalesische MaoistInnen der Communist Party of Nepal (Maoist) (CPN(M)) konnten sogar die Monarchie im Jahr 2006 stürzen, schritten dann jedoch nicht weiter zum Sozialismus.
Maoistische Organisationen und ihre Ideologie ziehen heute immer wieder Menschen in ihren Bann, die auf der Suche nach Antworten auf die Verbrechen des Imperialismus sind. So entstehen unter dem Einfluss dieser Kämpfe auch in einigen imperialistischen Ländern – wie in Deutschland – Organisationen, die sich auf den „Maoismus“ beziehen.
Dies sind nur einige Gründe dafür, um sich im folgenden Artikel einmal grundsätzlich mit der Ideologie einiger maoistischer Organisationen in Verbindung mit ihrer Praxis zu beschäftigen und unsere Haltung darzulegen.
Dafür wollen wir zuerst nachzeichnen, wie sich der Maoismus aus der Spaltung der Internationalen Kommunistischen Bewegung nach dem XX. Parteitag der KPdSU entwickelt hat und wie es zur Theoretisierung des „Marxismus-Leninismus-Maoismus“ kam.
Im Folgenden wird es dann darum gehen, uns zu den „Weiterentwicklungen“ des Maoismus zu positionieren. Wo liegt der Maoismus richtig, wo schießt er über das Ziel hinaus? Dabei wollen wir nicht jede Auseinandersetzung detailliert nachzeichnen, sondern uns auf das Wesentliche beschränken. Wir wollen Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Bereich der Philosophie, der Politischen Ökonomie und des wissenschaftlichen Sozialismus herausarbeiten.1
Im letzten Teil geht es dann darum, unser Verhältnis zum Maoismus im revolutionären Kampf festzuhalten. Dabei können wir jetzt schon vorwegnehmen, dass wir ihn als revolutionären Bündnispartner einordnen. In diesem Sinne soll dieser Text als ein Beitrag zur solidarischen Auseinandersetzung und Diskussion zwischen RevolutionärInnen unterschiedlicher Strömungen betrachtet werden. Wir verbinden dies mit der Hoffnung, dass er die Bewegung im Kampf um eine korrekte Linie für die Revolution in Deutschland voran bringt.
Die Entstehung des Marxismus-Leninismus-Maoismus
Vom Marxismus-Leninismus zum Marxismus-Leninismus-Mao-Tse-tung-Ideen
Um zu verstehen, wie es zur Entwicklung des Marxismus-Leninismus-Maoismus als „Weiterentwicklung“ des Marxismus-Leninismus2 kam, müssen wir rund 70 Jahre in der Geschichte zurückgehen.
Bei ihrem VII. Parteitag 1945 hatte die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) erstmals von den „Mao-Tse-tung-Ideen“ als einer Weiterentwicklung des Marxismus-Leninismus gesprochen. Der chinesische Parteiführer Mao Tse-tung selbst hatte sich damals dagegen positioniert.3 Dennoch wurde die Formulierung in das Statut der Partei aufgenommen. Noch war die Theorie der „Mao-Tse-tung-Ideen“ aber eine rein chinesische Erscheinung.
Dann folgte im Jahr 1956 der XX. Parteitag der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU). In seinem Rechenschaftsbericht brach der neue Generalsekretär Nikita Chruschtschow offen mit grundlegenden Prinzipien des Marxismus-Leninismus. Er erklärte, dass der friedliche Übergang zum Sozialismus möglich sei, dass der Imperialismus nicht mehr notwendigerweise Kriege hervorbringen würde. Er ersetzte den proletarischen Internationalismus im Kampf um die Weltrevolution durch die „friedliche Koexistenz“ mit dem Imperialismus.4 Die neue revisionistische Linie der KPdSU stürzte die Internationale Kommunistische Bewegung (IKB) in den folgenden Jahren in eine tiefgreifende Krise und löste heftige Auseinandersetzungen aus.
1963 veröffentlichte die KPCh dann ihren „Vorschlag zur Generallinie der Internationalen Kommunistischen Bewegung“, in dem sie den Marxismus-Leninismus gegen die revisionistischen Abweichungen der KPdSU verteidigte. Dies führte zum endgültigen Bruch innerhalb der Internationalen Kommunistischen Bewegung. Im Nachgang spaltete sich die IKB in einen revolutionären und einen revisionistischen Teil. An der Spitze des revolutionären Teils standen die Partei der Arbeit Albaniens (PAA) mit dem Vorsitzenden Enver Hoxha und die KPCh mit dem Vorsitzenden Mao Tse-tung.
Im Jahr 1966 begann in China mit der „Großen Proletarischen Kulturrevolution“ (GPKR) auf Initiative Maos ein Machtkampf innerhalb der KPCh. Die GPKR richtete sich gegen die Revisionisten innerhalb der Partei, die „den kapitalistischen Weg“ gehen würden. Im Zuge der Kulturrevolution wurden die „Mao-Tse-tung-Ideen“ als Weiterentwicklung des Marxismus-Leninismus dann massiv propagiert. So wurde im Vorwort zur zweiten Auflage der „Worte des Vorsitzenden Mao Tse-tung“ (16. Dezember 1966) von Lin Biao der Begriff „Mao-Tse-tung-Ideen“ an zentraler Stelle eingeführt: „Der Genosse Mao Tse-tung (…) hat den Marxismus-Leninismus auf eine völlig neue Stufe gehoben. Die Ideen Mao Tse-tungs sind der Marxismus-Leninismus jener Epoche, in welcher der Imperialismus seinem totalen Zusammenbruch und der Sozialismus seinem weltweiten Sieg entgegengeht.“ 5 In den „Fragen des Leninismus“ hatte Josef Stalin den Leninismus noch als „Marxismus in der Epoche des Imperialismus und der proletarischen Revolution“ 6 definiert. Nun nutzte Lin Biao bewusst den Epochen-Begriff, um die Mao-Tse-tung-Ideen als qualitative Höherentwicklung darzustellen.
Die Kulturrevolution erschien vielen RevolutionärInnen als konkrete Schlussfolgerung aus der revisionistischen Entartung in der Sowjetunion. Sie machte Mao und die KPCh zum symbolischen Vorreiter des Kampfs gegen den Revisionismus und zur neuen führenden Kraft der Internationalen Kommunistischen Bewegung. Gleichzeitig diente die Entwicklung einer „neuen ideologischen Stufe“ der chinesischen Führung dazu, die eigene Position im Unterschied zu den Moskau-Revisionisten zu unterstreichen. Umgekehrt benutzten diese schon seit Ende der 1960er Jahre das Etikett des „Maoismus“, um die revolutionäre Opposition gegen die revisionistischen Positionen der KPdSU als Entfremdung vom Marxismus-Leninismus zu verleumden.
Auf der ganzen Welt entstanden Ende der 60er Jahre neue revolutionäre Organisationen. Teilweise kam es zu Abspaltungen von den moskautreuen „Kommunistischen Parteien“, die den Weg der revisionistischen Sowjetunion nicht mitgingen, teilweise zu Neugründungen. Fast alle antirevisionistischen Parteien und Organisationen übernahmen Anfang der 1970er in Abgrenzung zum Revisionismus die chinesische Formulierung des „Marxismus-Leninismus-Mao-Tse-tung-Ideen“ als die aktuelle Ideologie des internationalen Proletariats.
Nach dem Tod von Mao Tse-tung im Jahre 1976 und der Machtübernahme durch offen kapitalistische Kräfte um Deng Xiao-Ping entstand innerhalb der Internationalen Kommunistischen Bewegung große Verwirrung. Mao und seine UnterstützInner hatten den Machtkampf innerhalb der KPCh verloren, was auch ein negatives Licht auf die Methode der Kulturrevolution warf.
Ein Teil der marxistisch-leninistischen Bewegung begann – auch unter Einfluss der Partei der Arbeit Albaniens mit ihrem Vorsitzenden Enver Hoxha – die Theorie der „Mao-Tse-tung-Ideen“ zu hinterfragen und legte diese Begrifflichkeit ab. Besonderen Einfluss hatte dabei die Auseinandersetzung um die „Drei-Welten-Theorie“, die vom sogenannten „hoxhaistischen“ Teil der ML-Bewegung als konterrevolutionär verworfen wurde. Ein anderer Teil begann stattdessen, die „Mao-Tse-tung-Ideen“ zu einem ganzen System auszubauen – dem Maoismus.
Mao selbst soll zu seinen Lebzeiten wiederholt gegen den Begriff der „Mao-Tse-tung-Ideen“ oder gar die Konstruktion eines Maoismus aufgetreten sein.7 Beim Maoismus handelt es sich um eine Neuschöpfung derjenigen, die sich in Maos Tradition sehen. Dabei gehen die MaoistInnen jedoch oftmals weit darüber hinaus, was Mao selbst gesagt oder vertreten hat. Aus diesem Grunde werden die realen geschichtlichen Entwicklungen in China und die Einschätzung Mao Tse-tungs im Folgenden nur dort berührt, wo es zum Verständnis der maoistischen Theorie unbedingt notwendig ist. Stattdessen ziehen wir im Wesentlichen die Positionen der MaoistInnen als Grundlage der Kritik heran. Eine ausführliche Auswertung der chinesischen Revolution und Maos, der Fehler und Lehren steht für uns noch aus und ist nicht Aufgabe des folgenden Textes.
Vom Marxismus-Leninismus-Mao-Tse-tung-Ideen zum Marxismus-
Leninismus-Maoismus
Die erste Partei, die den Begriff des „Marxismus-Leninismus-Maoismus, hauptsächlich Maoismus“ einführte, war im Jahr 1988 die Kommunistische Partei Perus (Leuchtender Pfad) (Spanisch: Partido Comunista del Perú – Sendero Luminoso, abgekürzt als PCP) in einer ausführlichen Erklärung.8 Dies führte zu einer intensiven Debatte innerhalb der Organisationen, die auf Basis des „Marxismus-Leninismus-Mao-Tse-tung-Ideen“ agierten. Viele von ihnen waren damals gemeinsam mit der PCP innerhalb des Bündnis Revolutionary Internationalist Movement (RIM) organisiert.
Im Jahr 1993 war der ideologische Kampf entschieden: Die RIM veröffentlichte ihre Erklärung „Es lebe der Marxismus-Leninismus-Maoismus“9 in der es hieß: „Mao Tse-tung erarbeitete viele Thesen zu einer ganzen Reihe von drängenden Fragen der Revolution. Aber der Maoismus ist mehr als die Summe von Maos großartigen Beiträgen. Er ist die umfassende Weiterentwicklung des Marxismus-Leninismus zu einer neuen und höheren Stufe.“ Am bedeutsamsten seien für diesen Schritt laut Erklärung „die zukunftsweisenden Erfahrungen aus dem von der Kommunistischen Partei Perus geführten Volkskrieg“ gewesen. Laut der RIM habe Mao „in großartiger Weise alle drei Bestandteile des Marxismus – Philosophie, politische Ökonomie und wissenschaftlicher Sozialismus – weiterentwickelt.“
Letzteres wird heute so von allen maoistischen Organisationen geteilt. Dies stellt die Grundlage dar, auf der von einer qualitativen Weiterentwicklung des Marxismus-Leninismus gesprochen wird.
Gleichzeitig bildet die Erklärung von 1993 nicht die einheitliche Grundlage aller MaoistInnen. Vielmehr hat im Laufe der Zeit nahezu jede bedeutendere maoistische Organisation ihre eigene Auslegung des Maoismus hervorgebracht. Teilweise werden diese Ideologien nach den Anführern ihrer Parteien benannt: Das „Gonzalo-Denken“ bei der PCP, der „Pachandra-Weg“ bei der CPN(M), die „Neue Synthese“ bei der RCP USA. Auch die türkische TKP/ML10, die indische CPI (Maoist) sowie die philippinische CPP11 haben jeweils ihre eigene Auffassung des Maoismus in Dokumenten dargelegt. Des weiteren hat sich gerade in den letzten 5 bis 10 Jahren die Diskussion zwischen den MaoistInnen weiter zugespitzt. Dabei sind auch teilweise weit auseinander liegende Positionen zu erkennen.
Wir stehen deshalb vor dem analytischen Problem, dass es nicht „den Maoismus“ gibt, auf den sich alle beziehen. Dennoch gibt es durchaus Positionen, die von den meisten MaoistInnen geteilt werden. Im Folgenden soll deshalb zum einen auf die am weitesten verbreiteten Positionen eingegangen werden, zum anderen auch dort differenziert werden, wo es uns sinnvoll erscheint. Bei der Analyse werden wir uns an den drei Bestandteilen des Marxismus orientieren: Philosophie, politische Ökonomie und wissenschaftlicher Sozialismus.
Was wir vom Maoismus lernen können
– und was nicht
Philosophie
Der dialektische Materialismus ist die philosophische Grundlage der KommunistInnen. Auch Mao Tse-tung hat diesen als Grundlage der kommunistischen Weltanschauung verteidigt. Er hat sich selbst in verschiedenen Schriften über philosophische Fragen geäußert. Dabei verfolgte er jedoch nach eigener Aussage gar nicht das Ziel, die Philosophie grundsätzlich weiterzuentwickeln. So sagt Mao im Bezug auf seine beiden wichtigsten philosophischen Werke „Über die Praxis“ und „Über den Widerspruch“: „Jegliche Philosophie dient immer der augenblicklichen Politik (…) Doch die Kommunisten eines jeden Landes (…) müssen alle neue Theorien schaffen, neue Werke schreiben, ihre eigenen Theoretiker hervorbringen, um so der augenblicklichen Politik zu dienen (…) Wir haben in der Endphase des Zweiten Bürgerkrieges und im Anfangsstadium des anti-japanischen Krieges ‚Über die Praxis‘ und ‚Ǜber den Widerspruch‘ verfaßt; diese Werke mußten einfach aus den Erfordernissen der damaligen Zeit heraus geschrieben werden. (…)“ 12 Diese zwei philosophischen Texte Maos waren Teil des innerparteilichen Kampfes. Unserer Einschätzung nach handelt es sich dabei – kleinere Fehler und Ungenauigkeiten ausgenommen – im wesentlichen um populäre Darstellungen des dialektischen Materialismus mit bestimmter Schwerpunktsetzung aufgrund der konkreten geschichtlichen Situation.
Tatsächlich nahmen erst die späteren MaoistInnen an, dass Mao die Philosophie insbesondere in diesen Schriften weiterentwickelt hätte. Auf die wichtigsten Kernpunkte, die dabei oft als Weiterentwicklungen dargestellt werden, wollen wir daher im Folgenden eingehen.
Hat Mao das
„fundamentale Gesetz der
Dialektik“ entdeckt?
In seiner Schrift „Über den Widerspruch“ (1937) erklärt Mao:
„Das Gesetz des Widerspruchs, der den Dingen innewohnt, oder das Gesetz der Einheit der Gegensätze, ist das fundamentalste Gesetz der materialistischen Dialektik. Lenin sagt ‚Im eigentlichen Sinne ist die Dialektik die Erforschung des Widerspruchs im Wesen der Gegenstände selbst.‘ Dieses Gesetz nennt Lenin häufig das Wesen der Dialektik, auch den Kern der Dialektik.“ 13 Nach Einschätzung der PCP entwickelte Mao mit diesen Aussagen „den Kern der Dialektik, die Lehre des Widerspruchs, etablierte sie als das einzige fundamentale Gesetz“14. Diese Schlussfolgerung ist erstaunlich, stellt doch Mao selbst dar, dass er sich bei seinen Thesen auf Lenin bezieht. Hier wird eine Weiterentwicklung konstruiert, die keine ist.
Auch eine umfassendere objektive Textanalyse von „Über den Widerspruch“ spricht gegen die These einer von Mao weiterentwickelten Dialektik. Im Gegenteil weist er zahlreiche inhaltliche Parallelen bis hin zur Ähnlichkeit in Formulierungen mit dem im gleichen Zeitraum entstanden Stalin-Text “Kurze Einführung in den historischen und dialektischen Materialismus“ auf.15 Diese populäre Einführung in die Dialektik bildet bekanntermaßen einen Teil des Parteilehrbuchs „Geschichte der KPDSU (B) (Kurzer Lehrgang)“ und ist somit ein wichtiger Teil der Herausarbeitung und Popularisierung des Marxismus-Leninismus, wie sie in der Sowjetunion in den 1930 Jahren geleistet wurde.
Erkenntnistheorie und Massenlinie
Weiter stellen alle MaoistInnen besonders die Erkenntnistheorie Maos heraus. Laut RIM betonte er, „dass die Praxis sowohl die einzige Quelle als auch das letzte Kriterium der Wahrheit ist und hob den Sprung von der Theorie zur revolutionären Praxis hervor. So entwickelte er auch die Erkenntnistheorie des Proletariats weiter.“ 16 Die Praxis als Kriterium der Wahrheit zu betonen ist natürlich goldrichtig. Die Behauptung, hier hätte Mao etwas weiterentwickelt, ist unserer Meinung nach jedoch weit hergeholt. Hatte doch schon Marx in seinen berühmten Feuerbach-Thesen festgestellt: „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt aber darauf an, sie zu verändern.“17 Oftmals weisen MaoistInnen im Zusammenhang mit der Diskussion um die Erkenntnistheorie dann auf die Entwicklung der „Massenlinie“ hin. Mao selbst fasste sie so zusammen: „In der gesamten praktischen Arbeit unserer Partei muß eine richtige Führung stets ‚aus den Massen schöpfen und in die Massen hineintragen‘, das heißt: die Meinungen der Massen (vereinzelte und nicht systematische Meinungen) sind zu sammeln und zu konzentrieren (sie werden erst studiert und in konzentrierte und systematisierte Form gebracht) und dann wieder in die Massen hineinzutragen, zu propagieren und zu erläutern, bis die Massen sie sich zu eigen gemacht haben, sich für sie einsetzen und sie verwirklichen; dabei wird die Richtigkeit dieser Meinungen in den Aktionen der Massen überprüft. Dann gilt es, die Meinungen der Massen erneut zusammenzufassen und sie erneut in die Massen hineinzutragen, damit diese sie beharrlich verwirklichen. Und so geht es unendlich spiralförmig weiter, wobei diese Meinungen mit jedem Mal richtiger, lebendiger und reicher werden. Das ist die marxistische Erkenntnistheorie.“18 Wie Mao hier bereits feststellt, handelt es sich nicht um eine total neue Idee, sondern um die „marxistische Erkenntnistheorie“. Wie hätten denn Lenin und die Bolschewiki die Revolution machen sollen, wenn sie selbst nicht bereits die „Massenlinie“ angewendet hätten?
Die Massenlinie ist eine populäre Beschreibung der marxistisch-leninistischen Herangehensweise an das Verhältnis von Theorie und Praxis. Nicht mehr, nicht weniger. Sie stellt keine qualitative Weiterentwicklung dar. Diese Herangehensweise zu betonen, finden wir jedoch richtig und wichtig. Da sind wir ganz bei den MaoistInnen.
Der „Hauptwiderspruch“ und die „hauptsächliche Seite“ des Widerspruchs
Tatsächlich neu ist die Entwicklung des philosophischen Begriffs „Hauptwiderspruch“ sowie der „hauptsächlichen Seite“ des Widerspruchs durch Mao. Schauen wir uns diese Entwicklungen und wie einige MaoistInnen sie in der Praxis anwenden genauer an.
Zum Begriff „Hauptwiderspruch“ hält Mao in „Über den Widerspruch“ (1937) fest: „Im Entwicklungsprozeß eines komplexen Dinges gibt es eine ganze Reihe von Widersprüchen, unter denen stets einer der Hauptwiderspruch ist; seine Existenz und seine Entwicklung bestimmen oder beeinflussen die Existenz und die Entwicklung der anderen Widersprüche“ 19.
Mao betont, dass man sich größte Mühe geben muss, den Hauptwiderspruch herauszufinden, den er, sich auf Lenin und Stalin berufend, mit dem Hauptkettenglied gleichsetzt. Doch Maos Begriffsneuschöpfung des „Hauptwiderspruchs“ bringt einige Probleme mit sich. Er läßt sich sowohl dialektisch im Sinne vom Allgemeinem und Konkretem verstehen, wie auch metaphysisch als dualistischer Gegensatz auffassen, bei dem die dialektische Identität von Gegensätzen als Wesen der Kategorie Widerspruch verlorengeht. Letzteres Verständnis hat sich, soweit wir sehen, überwiegend durchgesetzt. Dies zeigt sich z.B. darin, dass einige MaoistInnen heute bei ihrer Suche nach dem „Hauptwiderspruch“ ein dogmatisches Schwarz-Weiß-Schema entwickeln.
So sehen zum Beispiel die meisten heutigen MaoistInnen als „Hauptwiderspruch“ auf Weltebene den zwischen Imperialismus und unterdrückten Nationen20 – übrigens im direkten Widerspruch zu Mao21. Die Widersprüche zwischen Kapital und Arbeit und zwischen imperialistischen Mächten werden einfach zum „zweiten“ beziehungsweise „dritten“ Widerspruch heruntergestuft. Manchmal wird auch der Begriff „Nebenwiderspruch“ dafür vewendet.
Ausgehend vom Hauptwiderspruch auf Weltebene werden dann etwa Befreiungsbewegungen wie die kurdische Bewegung unter Führung der PKK von einigen maoistischen Kräften schematisch beurteilt: „So steht die PKK, entsprechend der (…) Ausführungen zu Widerspruch und Ungleichmäßigkeit, im Dienst für die Durchsetzung der Interessen des Yankee-Imperialismus. Der Hauptfeind der Völker der Welt ist heute der Yankee-Imperialismus, er ist ein millionenfach größerer Massenmörder als z.B. der Islamische Staat. Diese Tatsache gilt auch für die Kurden.“ 22
Hier zeigt sich das schematische Schwarz-Weiß-Denken besonders klar. Wer heute mit dem US-Imperialismus, dem „Hauptfeind“ der Völker, eine taktische Zusammenarbeit eingeht, stellt sich automatisch auf die Seite der Konterrevolution, auf die Seite des Imperialismus. Daraus abgeleitet wird dann sogar der Islamische Staat mit dem US-Imperialismus als „kleinerer Massenmörder“ aufgewogen.
Offensichtlich wird dieser Schematismus der äußerst komplexen Situation in Westasien nicht gerecht. Wenn das fortschrittliche Projekt Rojava durch die Banden des islamischen Fundamentalismus angegriffen wird, ist diese maoistische „Theorie“ dann eine korrekte Anleitung zum Handeln? Ist es zielführend, wenn sie den KämpferInnen am Boden erklärt: „Der IS ist aber nicht der Hauptwiderspruch, richtet euch gegen die USA, den Hauptfeind“?
Wenn die USA aus ihren eigenen imperialistischen Interessen heraus für eine gewisse Zeit bereit sind, in Kooperation mit der PKK zu treten und die Fundamentalisten von oben zu bombardieren – ist es dann korrekt zu sagen: „Nein diese taktische Zusammenarbeit dürfen wir nicht eingehen, denn der US-Imperialismus ist der Hauptfeind“?
Es ist selbstverständlich, dass die Imperialisten immer in ihrem eigenen Interesse handeln werden. Das schließt jedoch nicht aus, dass es zu kurzzeitiger taktischer Zusammenarbeit kommen kann. Wie sonst ist die Fahrt Lenins nach Russland in Kooperation mit dem deutschen Imperialismus zu bewerten? Wie sonst ist die Zusammenarbeit der Sowjetunion mit den anderen Imperialisten als Alliierte zu bewerten, um den Hitler-Faschismus zu stürzen?
Anstatt dogmatisch einen Hauptwiderspruch für ewig festzulegen, sollten wir die Ausführungen von Lenin zum Hauptkettenglied beherzigen: „Man muss es verstehen, in jedem Augenblick jenes besondere Kettenglied zu finden, das mit aller Kraft angepackt werden muss, um die ganze Kette zu halten und den Übergang zum nächsten Kettenglied mit fester Hand vorzubereiten, wobei die Reihenfolge der Glieder, ihre Form, ihre Verkettung, ihr Unterschied voneinander in der historischen Kette der Ereignisse nicht so einfach und nicht so simpel sind wie in einer gewöhnlichen, von einem Schmied hergestellten Kette.“ 23
Der maoistischen Herangehensweise liegt der vergebliche Versuch zugrunde, ein ein für alle Mal gültiges, abstraktes Hauptkettenglied zu definieren, dass es in einer durch Wechselwirkungen und der Bedingtheit aller Erscheinungen der Materie bestimmten Realität nicht geben kann. Das Hauptkettenglied ist immer konkret und bewegt sich in komplexer Wechselwirkung mit anderen Gliedern. Weil der Begriff Hauptwiderspruch mit so vielen falschen Vorstellungen verbunden ist, würden wir uns dafür aussprechen, ihn nicht zu verwenden.
Maos philosophische Entwicklungen zum Widerspruch gehen mit der Einführung der „hauptsächlichen Seite des Widerspruchs“ weiter:
„Von den beiden Seiten des Widerspruchs ist die eine unweigerlich die hauptsächliche, die andere die sekundäre Seite. Die hauptsächliche Seite ist jene, die im Widerspruch die führende Rolle spielt. Der Charakter eines Dinges wird im wesentlichen durch die Hauptseite des Widerspruchs bestimmt, die eine dominierende Rolle einnimmt.“
Ein Widerspruch beinhaltet den Kampf zwischen Altem und Neuem, zwischen Ablebendem und sich Entwickelnden. Ihre Einheit ist nur vorübergehend, relativ, während der Kampf absolut ist. Dieser Kampf der Gegensätze ist die Triebfeder jeglicher Entwicklung. In diesem Sinne ist es richtig, dass es in jedem Widerspruch eine Triebfeder, eine vorantreibende Seite gibt – das ist das Neue, das Werdende. Maos Ausführungen in „Über den Widerspruch“ lassen darauf schließen, dass er eben dies als „hauptsächliche Seite“ bezeichnen wollte – ein unnötiger neuer Begriff für etwas, was bereits von Engels und Lenin entwickelt worden war.
Viel interessanter für uns ist jedoch letztendlich, was die späteren MaoistInnen daraus gemacht haben. Ein Beispiel für die Anwendung dieser Theorie durch MaoistInnen auf die Praxis ist die Einschätzung der Communist Party of India (Maoist) zum islamischen Fundamentalismus. In einem Interview im Jahr 2007 erklärte ihr Generalsekretär: „Grundsätzlich betrachten wir den islamischen Aufschwung als fortschrittliche antiimperialistische Kraft in der heutigen Welt.“ 24
Zwei Jahre später differenzierte er seine Aussage etwas: „Die islamischen Jihadistenbewegungen haben zwei Aspekte: einen antiimperialistischen und einen reaktionären Aspekt in sozialen und kulturellen Angelegenheiten. (…) Als kommunistische Revolutionäre bemühen wir uns immer, den Einfluss der obskurantistischen reaktionären Ideologie und Sichtweise der Mullahs und Maulvis auf die muslimischen Massen zu verringern, während wir uns mit all jenen vereinigen, die gegen den gemeinsamen Feind der Weltbevölkerung kämpfen – das heißt gegen den Imperialismus, insbesondere gegen den US-Imperialismus.“25
Vom Generalsekretär der CPI(Maoist) wird also festgestellt, dass der Widerspruch – die islamische Jihadistenbewegung – zwei Aspekte, zwei Seiten hat. Eine antiimperialistische, fortschrittliche und eine reaktionäre auf ideologischer Ebene. Die „Hauptseite“ auf philosophischer Ebene ist hierbei jedoch der antiimperialistische Charakter, da sich die Fundamentalisten gegen den Imperialismus, insbesondere den US-Imperialismus richten würden. Aus diesem Grund muss „hauptsächlich“ mit ihm zusammengearbeitet werden, während gleichzeitig „sekundär“ seine Ideologie bekämpft werden müsse.
Bereits in unserem Artikel zum islamischen Fundamentalismus26 haben wir dargelegt, wieso es völlig falsch wäre, diese Bewegungen als „antiimperialistisch“ einzustufen – wurden sie doch vom westlichen Imperialismus selbst massiv mit hervorgebracht und für seine Zwecke eingesetzt. Dienen sie doch heute selbst dort, wo sie in zeitweiliger Opposition zum US-Imperialismus stehen, anderen herrschenden Klassen. Doch nicht nur die falsche Einschätzung der Rolle des islamischen Fundamentalismus ist das Problem. Der falsche Schematismus von „Hauptseite“ und „Nebenseite“ wird hier zur Rechtfertigungsideologie für eine falsche Linie und bringt zugleich diesen politischen Fehler hervor.
Politische Ökonomie
Die politische Ökonomie des Kapitalismus
Bei der Analyse der chinesischen Gesellschaft baute Mao auf den grundlegenden Analysen von Marx und Lenin über den Kapitalismus und den Imperialismus auf. Im Bezug auf China stellte er dabei fest, dass es drei Gegner gebe: Imperialismus, Feudalismus und bürokratischen Kapitalismus. Das „bürokratische Kapital“ war bei Mao dabei einfach ein anderer Begriff für Großbourgeoisie.27 Zusammen sei dieser monopolistische Kapitalismus, „der eng mit dem ausländischen Imperialismus, der heimischen Grundherrenklasse und den heimischen Großbauern alten Typus verbunden ist,“ zu einem „staatsmonopolistischen Kapitalismus mit Kompradoren- und Feudalcharakter“ 28 geworden.
Sowohl die PCP als auch die CPI(M) gehen in ihren Grundlagendokumenten nun davon aus, dass Mao mit diesen Thesen auch im Bereich der politischen Ökonomie des Kapitalismus die kommunistische Theorie grundlegend weiterentwickelt hätte. Laut CPI (M) habe Mao die „neue Konzeption“ vom „bürokratischen Kapital“ entwickelt, welches „von seiner Natur her Komprador ist und an Imperialismus und Feudalismus gebunden ist.“ Die PCP mit ihrem Vorsitzenden Gonzalo geht sogar noch weiter: „In Anwendung dieser Thesen definiert er [der Vorsitzende Gonzalo, Anm. d Autors] den bürokratischen Kapitalismus als den Kapitalismus, den der Imperialismus in den rückständigen Ländern hervorbringt, ein Kapitalismus, der an die Feudalität gebunden ist, die historisch überholt ist, und dem Imperialismus unterworfen ist, der das letzte Stadium des Kapitalismus ist, und der nicht den Interessen der Mehrheit dient, sondern den Imperialisten, der Großbourgeoisie und den Großgrundbesitzern.“ 29
Aus einer konkreten Analyse, die Mao für China im Jahr 1947 tätigte, wird eine universell gültige Theorie für alle „rückständigen Länder“ hervorgebracht. Denn die Definition PCP geht davon aus, dass der bürokratische Kapitalismus zwangsläufig das „letzte Stadium“ in den rückständigen Ländern sei – fast nach dem Motto „einmal rückständig, immer rückständig“.
Diese Schlussfolgerungen werden von dem Blog Maoistdazibao bei ihrem Vorwort zur Veröffentlichung der PCP-Thesen zum bürokratischen Kapitalismus auf den Punkt gebracht: „Die Frage der Durchsetzung des Verständnisses des bürokratischen Kapitalismus ist besonders wichtig, da wir ohne dies letztendlich vor der Realität scheitern und zur Annahme kommen würden, dass der Imperialismus doch irgendwie Fortschritt, d.h. gesellschaftlichen Fortschritt, erzeugen könnte.“
Und tatsächlich definieren heute führende maoistische Organisationen in Ländern wie Indien, Philippinen, Türkei oder Brasilien diese als „halb-feudale/halb-koloniale“ Länder, in denen ein bürokratischer Kapitalismus herrsche, der an die Feudalität gebunden sei.
Durch die Dogmatisierung einer konkreten Einschätzung Maos zu einer konkreten Zeit beginnen die GenossInnen, die objektive Realität falsch widerzuspiegeln. Konsequent zu Ende gedacht bedeutet die These vom bürokratischen Kapitalismus, die ungleichmäßige Entwicklung des Kapitalismus in seiner imperialistischen Phase zu leugnen, die wir heute so offensichtlich wie lange nicht beobachten können. Es bedeutet zu leugnen, was vor unseren Augen seit Jahrzehnten vor sich geht – die Entwicklung von halb-feudalen/halb-kolonialen Ländern zu neokolonialen kapitalistischen Ländern, abhängigen kapitalistischen Ländern mit regionalen Hegemonie-Ansprüchen oder sogar imperialistischen Ländern.
Trug in Indien die Landwirtschaft – der einzige ökonomische Bereich, in welchem feudale Produktionsverhältnisse vorliegen können – im Jahr 2019 noch 16% zum BIP bei, sind es in den Philippinen im gleichen Jahr nur noch 8,8%, in der Türkei gerade einmal 6,4% und in Brasilien noch 4,4%.
Natürlich ersetzen diese wenigen Zahlen keine allumfassende Analyse der Länder. So kann es durchaus sein, dass bei genauerer Untersuchung Teile des „Dienstleistungsbereichs“ unter die Landwirtschaft fallen. Umgekehrt haben heute in der landwirtschaftlichen Produktion aber auch mehr und mehr kapitalistische Unternehmen Einzug erhalten, welche ehemalige Leibeigene zu LandarbeiterInnen machen.
Schon der eindimensionale Blick auf die ökonomische Bedeutung der Landwirtschaft macht deutlich: Wir können nicht davon sprechen, dass in diesen Ländern der Feudalismus, der auf der Ausbeutung von leibeigenen Bauern durch Feudalherren beruht, die vorherrschende Produktionsweise ist. Es handelt sich um kapitalistische Länder. In der kapitalistischen Produktionsweise wird der gesellschaftliche Reichtum geschaffen und die ökonomische Macht ist dort konzentriert.
Mit der Entwicklung des Imperialismus veränderte sich zudem die Rolle der Neokolonien. Vor einigen Jahrzehnten waren Neokolonien nichts weiter als „billige Rohstofflieferanten“, die ausgeplündert und gleichzeitig in völliger Unterentwicklung gehalten wurden. Doch mit der Internationalisierung der Produktion wurden Neokolonien zu direkten Produktionsstandorten, zu Orten, in denen Weltmonopole ihre Fabriken errichten. Damit bringen sie nicht nur moderne Maschinen in das Land, sondern benötigen auch Arbeitskräfte vor Ort, die höher ausgebildet sind und die in der Lage sind, in diesen modernen Fabriken zu arbeiten oder sie zu leiten. Diese Produktivkraftentwicklung führte notwendigerweise zur Entwicklung der Gesellschaften vor Ort – zwar eine brutale, eine einseitige, eine ungleichmäßige, aber doch eine Entwicklung. Dies schließt auch die Entwicklung einer einheimischen Kapitalistenklasse in all diesen Ländern ein, die durch verschiedenste Methoden versucht, selbst an ökonomischer und politischer Macht zu gewinnen.
Dies bedeutet natürlich nicht, dass diese Länder durch die Imperialisten selbst aus der imperialistischen Abhängigkeit befreit werden. Doch es bedeutet durchaus, dass das Kapital in seiner Jagd nach neuen Anlagemöglichkeiten den Kapitalismus Stück für Stück selbst in die entlegensten Gegenden gebracht hat. Heute gibt es deshalb nahezu keine Region mehr auf der Welt, in welcher nicht der Kapitalismus zur vorherrschenden Produktionsweise geworden ist.
Dass durchaus ein nicht unbedeutender Anteil von Menschen im landwirtschaftlichen Sektor arbeitet, widerspricht dem nicht, sondern ist nur Ausdruck einer ungleichmäßigen Entwicklung und des sich verschärfenden Stadt-Land-Widerspruchs im Imperialismus.
So entfallen in Indien immer noch 42,4% der Erwerbstätigen auf die Landwirtschaft. Das muss in einer Klassenanalyse und einer daraus folgenden Strategie beachtet werden. Notwendigerweise wird dies einen besonderen Fokus der KommunistInnen auf die Entwicklung von Klassenkämpfen der Bauern und ArbeiterInnen auf dem Lande nach sich ziehen. Doch wo in Ländern wie der Türkei oder Brasilien der Anteil an Erwerbstätigen in der Landwirtschaft schon unter 20% liegt, muss ebenfalls klar sein, dass die Organisierung der ArbeiterInnenklasse ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken muss.
Eine andere Frage als die Einschätzung der vorherrschenden Produktionsweise in diesen Ländern sind die Überbleibsel feudaler Kultur in der Gesellschaft, die ganz offensichtlich – je nach Neokolonie und Region – noch massiv vorhanden sind. Aber dabei handelt es sich eben nicht um eine ökonomische, sondern eine politische Analyse. Dies vertauschen die MaoistInnen auf der Grundlage ihrer falschen Theorie vom „bürokratischen Kapitalismus“.
Die Auswirkungen dieser ökonomischen Analysen haben dann selbstverständlich massiven Einfluss auf die Strategie und Taktik. Diese richtet sich dann bei vielen MaoistInnen nicht mehr an der realen, aktuellen Situation des Landes aus, sondern derjenigen von vor 40 oder 50 Jahren. Dazu mehr in den Kapiteln zu „Volkskrieg“ und „Neue Demokratie“.
Die Politische Ökonomie des Sozialismus
Im Bezug auf die politische Ökonomie des Sozialismus sprechen die MaoistInnen klar und marxistisch von der Notwendigkeit, die Produktionsmittel zu vergesellschaften, vermittels der Diktatur des Proletariats den Sozialismus aufzubauen und zum Kommunismus voranzuschreiten. Hier stimmen wir voll und ganz mit ihnen überein.
Gleichzeitig sprechen sie jedoch auch davon, dass Mao die grundlegenden Auffassungen des Marxismus-Leninismus auch in Fragen der politischen Ökonomie des Sozialismus weiterentwickelt hätte.
Natürlich ist es richtig, dass die chinesischen KommunistInnen ihre Wirtschaftspolitik in einigen Bereichen anders als die Sowjetunion gestaltet haben (was im Rahmen dieses Artikels nicht weiter untersucht werden kann). Doch auch in China ist es nicht dauerhaft gelungen, den Sozialismus aufzubauen und zu festigen. Allgemeingültige und erfolgreiche maoistische Weiterentwicklungen und Erkenntnisse können hier nicht festgestellt werden. Und tatsächlich haben die vermeintlich universellen Beiträge Maos, welche von den MaoistInnen zu diesem Bereich aufgelistet werden, wenig mit der konkreten chinesischen Wirtschaftspolitik zu tun:
„Mao lehrte, dass die Eigentumsverhältnisse innerhalb der Produktionsverhältnisse das Entscheidende sind. Im Sozialismus muss darüber gewacht werden, dass öffentliches Eigentum sowohl der Form als auch dem Inhalt nach sozialistisch sein muss. Er betonte das Zusammenwirken zwischen sozialistischen Eigentumsverhältnissen und den anderen zwei Aspekten der Produktionsverhältnisse – den Beziehungen zwischen Menschen in der Produktion und dem Verteilungssystem. Mao entwickelte die leninistische These weiter, dass die Politik konzentrierter Ausdruck der Ökonomie ist. (…) So zeigte er, dass in der sozialistischen Gesellschaft die Richtigkeit der politischen und ideologischen Linie der bestimmende Faktor in der Frage ist, ob das Proletariat die Produktionsmittel wirklich in den Händen hält.“ 30
Die MaoistInnen betonen hier wichtige und richtige Erkenntnisse. Natürlich muss die Politik im Sozialismus die Ökonomie führen. Sonst geht es nicht vorwärts, denn der Sozialismus ist ein Prozess, eine Übergangsphase vom Kapitalismus zum Kommunismus, der bewusst und dauerhaft gestaltet werden muss. Auch die Kritik an einem begrenzten revisionistischen Verständnis der Produktionsverhältnisse ist richtig. Letztendlich handelt es sich dabei jedoch nicht um eine Neuentwicklung, sondern darum, grundlegende Gedanken von Marx, Engels und Lenin gegen revisionistische Verfälschungen zu verteidigen. Dass das wichtig ist, da sind wir einer Meinung.
Die MaoistInnen merken ebenfalls an, Mao hätte die „revisionistische Theorie der Produktivkräfte einer tiefgreifenden Kritik“ unterzogen. Doch auch dies ist nichts grundsätzlich Neues. Auch Stalin widmete dieser Frage noch kurz vor seinem Tod seine Aufmerksamkeit. Sein Diskussionsbeitrag über die „ökonomischen Problemen des Sozialismus in der UdSSR“ kann nur als offener ideologischer Angriff auf den wachsenden Einfluss der revisionistischen Linie verstanden werden.
Wissenschaftlicher
Sozialismus
Kommen wir nun zu den Aspekten des wissenschaftlichen Sozialismus, die Mao nach Ansicht der MaoistInnen dem Marxismus hinzugefügt haben soll.
Kommunistische Partei
Bezüglich der Notwendigkeit einer Kommunistischen Partei für den Kampf um den Kommunismus war Mao glasklar: „Will man die Revolution, dann muß man eine revolutionäre Partei haben. Ohne eine revolutionäre Partei, die gemäß der revolutionären Theorie und dem revolutionären Stil des Marxismus-Leninismus aufgebaut ist, ist es unmöglich, die Arbeiterklasse und die breiten Volksmassen zum Sieg über den Imperialismus und seine Lakaien zu führen.“ 31
Das sehen die MaoistInnen genauso. Sie verteidigen den Leninschen Ansatz einer KaderInnenorganisation, die aus professionellen RevolutionärInnen besteht und in der Lage sein muss, einen Krieg der revolutionären Klasse(n) gegen die herrschende(n) Klasse(n) anzuführen. Die Klarheit der meisten MaoistInnen in dieser Frage ist zu begrüßen und absolut notwendig für ein Fortschreiten der revolutionären Bewegung. Und es gehört zur geschichtlichen Wahrheit, dass im Abschwung der IKB in den 90er und 00er Jahren maoistische Parteien mit ihrem Volkskrieg in der Praxis die Fahne des bewaffneten Kampfes hochgehalten haben, während viele sich als „marxistisch-leninistisch“ verstehende Organisationen über den Weg der „Etappentheorie“ im Rechtsopportunismus und Reformismus gelandet sind.
In einigen Punkten gehen die MaoistInnen jedoch über die Leninsche Theorie der „Partei neuen Typs“ hinaus. Dabei möchten wir vor allem auf die Theorie vom „Kampf zweier Linien“ innerhalb der kommunistischen Partei eingehen. Die speziell gonzalistische These der „militarisierten Partei“ werden wir im Zusammenhang mit dem „Volkskrieg“ erörtern.
Der Kampf zweier Linien als Entwicklungsgesetz der maoistischen KP
Ein zentrales Konzept von MaoistInnen ist der „Kampf zweier Linien“ innerhalb der kommunistischen Partei. Dadurch, dass die Gesellschaft in Klassen aufgeteilt sei, würde die kommunistische Partei stets von Bourgeoisie und Proletariat beeinflusst. Daher gebe es in der Partei immer eine proletarische und auch eine bürgerliche Linie, eine „linke“ und eine „rechte“ Linie. Der Kampf zwischen diesen zwei Linien gilt für MaoistInnen gleichzeitig als das Entwicklungsgesetz der Partei.
Laut Auffassung der MaoistInnen handele es sich bei der Theorie über den „Kampf zweier Linien” um eine „Weiterentwicklung”, die von Mao ausgehen würde. Tatsächlich lässt sich eine solche allgemeingültige Theoretisierung durch Mao in seinen Werken nicht finden. Mao selbst sprach allgemeiner davon, dass die Widersprüche der Gesellschaft auf die Partei einwirken: „Ständig kommt es innerhalb der Partei zur Gegenüberstellung und zum Kampf verschiedener Ansichten, und das ist eine Widerspiegelung der in der Gesellschaft vorhandenen Widersprüche zwischen den Klassen, zwischen dem Alten und dem Neuen in der Partei. Gäbe es in der Partei keine Widersprüche und keinen ideologischen Kampf zur Lösung dieser Widersprüche, dann würde das Leben der Partei aufhören.” 32 Diese Aussagen sind richtig, aber von einem dauerhaften Kampf exakt „zweier politischer Linien“ oder der Bindung der proletarischen Linie an eine Person – was dem Personenkult Tür und Tor öffnet – ist hier jedoch nichts zu lesen.
Tatsächlich wurde die These des „Kampfes zweier Linien“ zu Zeiten der Kulturrevolution von AnhängerInnen Maos immer mehr verbreitet: „Der Kampf zweier Linien in der Partei spiegelt den Klassenkampf in der Gesellschaft wider. Die Geschichte unserer Partei ist die Geschichte des Kampfes zweier Linien. Die vom Vorsitzenden Mao repräsentierte richtige proletarisch-revolutionäre Linie hat sich im Verlauf des Kampfes gegen alle Arten von falschen bürgerlich-reaktionären Linien entwickelt“ 33. Hier wird tatsächlich von nur noch zwei Linien gesprochen, wobei die „proletarische Linie“ an Maos Person gebunden wird.
Grundsätzlich ist es natürlich korrekt und wichtig zu betonen, dass die Kommunistische Partei nicht außerhalb der Gesellschaft steht. Jede/r GenossIn, der/die Teil der Partei ist, wächst in einer Klassengesellschaft auf, bringt – geprägt durch seinen/ihren konkreten Klassenhintergrund – sowohl seine/ihre reaktionären als auch revolutionären Ideen mit in die Partei. Keine GenossIn kann eine „reine“ KommunistIn sein. Der „Kampf der Gegensätze“ findet auch in jedem Kommunisten und jeder Kommunistin statt. In diesem Sinne kann es heute auch keinen „reinen VertreterInnen“ einer ein für alle mal gültigen „reinen“ proletarischen Linie geben. Jede einzelne Genossin und jeder einzelne Genosse hat bürgerliche Eigenschaften in sich. Und viele dieser Muttermale der alten Gesellschaft werden – selbst wenn wir sie abschwächen und zurückdrängen können – bis an unser Lebensende an uns haften. Auch wenn es uns gelingt, den Sozialismus zu erkämpfen. Denn erst wenn der Kommunismus erreicht ist, werden Generationen heranwachsen, die tatsächlich frei von allen bürgerlichen Eigenschaften sein können.
Aufgabe des innerparteilichen Diskussionsprozess muss es deshalb sein, dass alle GenossInnen miteinander streiten, die korrekten revolutionären Argumente des Gegenübers aufnehmen, die bürgerlichen Argumente bekämpfen, die eigenen falschen reaktionären Ideen selbstkritisch überwinden. Somit wird die Organisation in der Lage sein, sich tatsächlich in einem kollektiven Erkenntnisprozess der Wahrheit möglichst stark anzunähern, um somit eine korrekte Linie für die Organisation auszuarbeiten. Dabei kann es durchaus Menschen geben, welchen es gelingt, die objektive Realität in Verbindung mit der Kraft des Kollektivs in der konkreten Situation besonders korrekt widerzuspiegeln. Doch dabei hilft uns nicht, künstlich Menschen zu „VertreterInnen“ der bürgerlichen oder auch proletarischen Linie zu erklären. Es ist unsere Aufgabe, kollektiv gegen bürgerliche Einflüsse bei allen GenossInnen zu kämpfen und gemeinsam die korrekte Linie herauszustellen.
Tatsächlich kann durch solch einen demokratisch organisierten Prozess, in dem jede/r GenossIn für sich selbst – und nicht im Namen von Fraktionen spricht – die Entwicklung einer ausgearbeiteten eigenständigen „Linie“ am meisten verhindert werden. Denn sollte tatsächlich eine solche „Linie“ entstehen, ist es oftmals schon zu spät: Fraktionen sind entstanden, Fronten verhärtet und eine Spaltung der Organisation beziehungsweise der Ausschluss einer größeren Zahl an GenossInnen wird immer wahrscheinlicher.
Natürlich kann es dazu kommen, dass sich nach einer Diskussionen verschiedene Auffassungen herausgebildet haben. An dieser Stelle gilt es dann wirklich zu untersuchen: Sind es verschiedene Auffassungen, aber noch keine entwickelten, mit dem Programm der Organisation unvereinbaren Linien? An dieser Stelle gilt es dann das demokratische Prinzip der Unterordnung der Minderheit unter die Mehrheit anzuwenden und in der Praxis zu überprüfen, ob die Mehrheit der Partei richtig gelegen hat.
Sollten sich jedoch in einem demokratischen Meinungskampf mehrere Linien entwickelt haben, welche sich in prinzipiellen Fragen unterscheiden und den gemeinsamen Kampf in einer Organisation unmöglich machen, gilt es, sich zu trennen.
Die Vertreter des „Zwei-Linien-Kampfes“ verfahren jedoch anders:
Entweder wird die Existenz von „zwei Linien“ noch mehr betont und somit letztendlich Fraktionen erschaffen, wo vielleicht nur ähnliche Auffassungen, aber keineswegs ausgefeilte Linien anzutreffen sind. Dies tendiert dann zur prinzipienlosen Spaltung der Organisation.
Oder aber eine als „bürgerlich“ kategorisierte Linie wird innerhalb der Partei belassen, da es ja immer zwei Linien in der Partei geben müsse. Dies verurteilt die Partei zum Siechtum.
Langandauernder Volkskrieg
Die Internationale Kommunistische Bewegung kann auf erfolgreiche Revolutionen unter kommunistischer Führung zurückblicken. Dazu gehören insbesondere die sozialistische Oktoberrevolution 1917 unter Führung der russischen Bolschewiki und die chinesische demokratische Revolution 1949 unter Führung der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh).
Der revolutionäre Prozess in Russland umfasste eine Zeitspanne von rund 20 Jahren.34 Den Beginn kann man ungefähr im Jahr 1901 festlegen, als Lenin in seinem Text „Womit beginnen“ als Vorarbeit zu „Was tun?!“ angefangen hat, die bolschewistische Revolutionsstrategie theoretisch zu entwickeln und praktisch umzusetzen. Dazwischen liegen der gescheiterte Moskauer Aufstand 1905, die Februarrevolution 1917 und die Oktoberrevolution 1917 als Umschlagspunkte. Das Ende liegt ungefähr im Jahr 1922, als der an die Oktoberrevolution anschließende Bürgerkrieg gegen die innere und äußere Konterrevolution gewonnen war. Dieser langandauernde revolutionäre Prozess war geprägt von einer enormen Flexibilität der Bolschewiki im Wechsel zwischen den verschiedenen Kampfformen: legalen und illegalen, offenen und verdeckten, militärischen und politischen.
Der revolutionäre Prozess in China bis 1949 umfasst sogar einen Zeitraum von fast 30 Jahren. Die erste Phase zieht sich von der Gründung der KPCh im Jahr 1921 bis hin zur Niederschlagung des Schanghaier Aufstands im Jahr 1926. Die zweite Phase des revolutionären Bürgerkriegs in China beginnt mit dem Putsch von Tschang Kaischek im Frühjahr 1927 und geht bis zum abermaligen Wechsel der Seiten durch die Kuomintang 1937. In der dritten Phase (antijapanischer Befreiungskrieg) kämpfen von 1937 bis 1945 nationale Bourgeoisie und Volksmassen unter Führung der KPCh gegen die imperialistische Besatzungsmacht Japan und in der vierten Etappe von 1945 bis 1949 vollenden Mao und die KPCh die demokratische Revolution in China und vertreiben die Kuomintang vom Festland.
Ausgehend von der Niederlage im Schanghaier Aufstand, der im Stil des Petrograder Aufstands geführt wurde, entwickelt Mao in den 30er Jahren die Revolutionsstrategie des „langandauernden Volkskriegs“ als konkreten Weg für die demokratische Revolution in China, der im Jahr 1949 zum Erfolg führte.
Grundlage für dieses strategische Konzept – das sich durchaus von dem Weg der Oktoberrevolution unterschied – war Maos konkrete Analyse der materiellen Bedingungen Chinas. Zum einen bildete die Bauernschaft rund 80 Prozent der chinesischen Bevölkerung. Aus diesem Grunde müsse laut Mao die Bauernschaft die Hauptkraft der demokratischen Revolution bilden, während die ArbeiterInnenklasse die führende Kraft sei. Zum anderen fand der Kampf auf einem gigantischen Territorium statt, in dem verschiedene Herrschaftscliquen gestützt durch imperialistische Einmischung ununterbrochen Krieg gegeneinander führten. Dies mache nötig, dass die hauptsächliche Kampfform der KommunistInnen der bewaffnete Kampf vermittels einer Landguerilla sei.35 Außerdem mache dies möglich, dass an verschiedenen Stellen des Landes ein Machtvakuum entsteht, welches von keiner zentralen Staatsgewalt gefüllt wird – was den KommunistInnen wiederum die stückweise Errichtung von Stützpunktgebieten („Rote Macht“) ermöglicht, bis zur Eroberung der Staatsmacht im ganzen Land. Dieser Weg des „langandauernden Volkskrieges“ wurde von der CPI (Maoist) korrekt definiert: „[Mao] sagte, dass eine landesweite Befreiung nicht auf einen Schlag möglich sei, und begründete den Weg des langandauernden Volkskrieges. Bei diesem könne ein landesweiter Erfolg erzielt werden, in dem man von einem Stützpunkt im weit entfernten ländlichen Gebiet – in dem der Feind schwach ist – beginnend, sich auf viele Stützpunkte-Gebiete ausdehnt. In dem man sich von kleinen Gebieten zu ausgedehnten Gebieten ausbreitet, wodurch die ländlichen Gebiete zuerst befreit werden und schließlich die Städte eingekreist und eingenommen werden.“ 36
Ausgehend von dem Erfolg von Maos Strategie in China geht nun die CPI (Maoist) davon aus, dass dies ein „exemplarischer Weg für alle kolonialen, halb-kolonialen und halb-feudalen Länder“ sei. Diese Position wird auch von der philippinischen CPP geteilt. Beide Organisationen setzten deshalb bis heute auf den langandauernden Volkskrieg als Strategie für die Revolution in ihren Ländern, die sie als halb-kolonial/halb-feudal einschätzen.
Dieser Artikel kann keine umfassende Analyse der Länder leisten, in denen momentan ein Volkskrieg geführt wird. Wir halten es auch nicht für sinnvoll, dass wir als KommunistInnen aus einem imperialistischen Land „von oben herab“ über Revolutionskonzepte von erfahrenen Organisationen urteilen.
Die Notwendigkeit einer Diskussion über strategische Fragen zwischen RevolutionärInnen unterschiedlicher Strömungen wird dadurch nicht aufgehoben. In diesem Sinne stellt sich für uns die Frage, ob der Volkskrieg die einzige Strategie für unterdrückte Länder ist? Wir möchten einige Aspekte zu bedenken geben, die bei uns Fragezeichen bezüglich der Aktualität der chinesischen Revolutionsstrategie für heutige unterdrückte Länder hervorrufen.
Volkskrieg im 21. Jahrhundert
Wie oben erwähnt, sind die Bauernschaft als Hauptkraft und die Konzeption der Einkreisung der Städte durch das Land zentrale Säulen des langandauernden Volkskriegs. Mao hat die Strategie des langandauernden Volkskriegs als konkrete Strategie für eine konkrete Revolution in einem konkreten Land in seinem Entwicklungsstand vor 70 bis 90 Jahren entworfen. Für ein China, welches man damals als halb-feudal/halb-kolonial kennzeichnen kann.
Wie bereits oben erwähnt, können wir jedoch sehen, dass sich die materiellen Bedingungen in vielen der Länder, für die heute von MaoistInnen ein „langandauernder Volkskrieg“ vorgeschlagen wird, geändert haben. In keinem der Länder (mit Ausnahme Indiens) trägt die Landwirtschaft mehr als 20 Prozent zum BIP bei. Das bedeutet auch, dass der absolute Großteil des Mehrwerts nicht mehr in der Landwirtschaft, sondern in anderen Sektoren entsteht. Die ökonomische Macht liegt bei den Weltmonopolen, die heute im internationalen Maßstab produzieren. Das bringt den Aufbau von Teilindustrien in den Städten, sowie das Wachstum der Bedeutung der Stadt mit sich. Ländliche Gebiete werden immer mehr zum erweiterten Einzugsbereich der Städte. Die aus diesen Entwicklungen resultierende politische Macht gruppiert sich auch in diesen Ländern mehr und mehr um kapitalistische Monopole herum, die sich vor allem in den Städten entwickeln. Damit steigt die Bedeutung des Kampfes in der Stadt sowie innerhalb der kapitalistischen Monopole massiv an.
Des weiteren schrumpft nach bürgerlichen Zahlen die Bauernschaft in den Ländern und nimmt einen immer geringer werdenden Teil der Bevölkerung ein. Selbstverständlich muss man dabei die Ungenauigkeit der bürgerlichen Zahlen betrachten. So weist die CPP in ihrem Programm auf „statistische Tricks“ hin. Diese umfassten „(1) Aufteilung des BIP in Agrar-, Industrie- und Dienstleistungssektoren ohne Bezugnahme auf den Mangel an Grundstoffindustrien oder auf die hauptsächlich landwirtschaftliche Grundlage des Dienstleistungssektors und die Falschheit der Beschäftigungsstatistik; (2.) Ausschluss der traditionellen Saisonarbeiter und Gelegenheitsarbeiter aus der Bauernschaft; und (3) Klassifizierung von Provinzstädten und -gemeinden als Stadt und Industrie, obwohl diese im Grunde genommen ländlichen Charakter haben, ungeachtet des Vorhandenseins eines kleinen kommerziellen Kerns.“ Obgleich solche Aspekte betrachtet werden müssen, ändern sie nichts an der Tendenz der Internationalisierung der Produktion, welche alle Länder der Welt immer mehr in internationale Produktionsketten mit einbezieht und zu kapitalistischen Ländern mit einem wachsenden Proletariat umwandelt.
Das bedeutet, dass die revolutionäre Strategie in der Praxis eine starke Anpassung erleben und immer mehr Fokus auch auf den Kampf in den Städten gelegt werden muss. In der Praxis wird dies von den maoistischen Organisationen bspw. in Indien und den Philippinen, soweit wir dies beurteilen können, durchaus getan. Ob diese Schritte den objektiven Notwendigkeiten genügend gerecht werden, können wir jedoch nicht abschließend beurteilen.
Als militärische Strategie ist der Volkskrieg – jedenfalls in der klassischen Form der Landguerilla – an bestimmte geografische Bedingungen gebunden.
Sein zentrales strategisches Element der Stützpunktgebiete gründete sich auf einer günstigen Geografie (Gebirge, Urwälder, Sümpfe, Flussmündungen), die den PartisanInnen eine natürliche Deckung bietet und den Einsatz der überlegenen Feuerkraft und Personenstärke der regulären feindlichen Armee begrenzt. Während Mao in den 30er und 40er Jahren im chinesischen Bürgerkrieg solche topografisch günstigen, nämlich unzugänglichen Regionen als Basis für den Volkskrieg vorfand, hat sich das Bild in den letzten Jahrzehnten geändert.
Zum einen durch die Entwicklung der Produktivkräfte, die auch neue Waffentechnologien hervorbringt. Zu nennen sind hier insbesondere die immer lückenlosere Überwachung aus der Luft und die Drohnenkriege. Die weitere Entwicklung der computergesteuerten autonomen Kampfsysteme (Drohnen, Roboter usw.) stellt zusammen mit der zunehmend automatisierten Überwachung des Territoriums eine strategische Bedrohung für die klassische Landguerilla dar. Das Territorium wird damit für den Feind sehr viel transparenter und zugänglicher. Dies gilt auch dann, wenn seine Soldaten überhaupt nicht mehr den Boden betreten müssen oder höchstens als Ergänzung in Form von Hit-and-run-Einsätzen einiger Spezialeinheiten auftauchen.
Zum anderen führen der tendenzielle Fall der Profitrate und der zunehmende Mangel an lukrativen Rohstoffen dazu, dass es für den Imperialismus im 21. Jahrhundert keine uninteressanten weißen Flecken mehr auf der Weltkugel gibt. 50 Jahre nach Beginn des Naxalitenaufstandes und des Volkskriegs in Indien ist es gerade die Rohstofffrage, die den indischen Staat in jene Guerillagebiete im Dschungel vorrücken lässt, die ihm 45 Jahre lang (bis zu Beginn der konterrevolutionären „Operation Green Hunt“) mehr oder weniger egal gewesen sind. Damit wird aber das Halten dauerhafter Stützpunktgebiete, in denen eine wirkliche neue „Rote Macht“ aufgebaut werden kann, immer schwieriger.
Die Strategie des langandauernden Volkskriegs hat seit der chinesischen Revolution 1949 sowohl nationale Befreiungsbewegungen unter bürgerlicher wie unter sozialistischer Führung immer wieder beeinflusst. Die letzte erfolgreiche Machtübernahme mittels eines Volkskriegs als militärischer Strategie dürfte der Vietnamkrieg gewesen sein. Wobei offensichtlich geopolitische Kräfteverhältnisse und die reguläre Kriegsführung eine zentrale Rolle beim Fall von Saigon gespielt haben. Der peruanische Volkskrieg wurde in der Mitte der 90er durch den faschistischen Terror zerschlagen. Der nepalesische Volkskrieg zwischen 1996 und 2006 endete mit einem Patt. Den MaoistInnen der CPN (Maoist) war es zwar gelungen, einen Großteil des Landes einzunehmen, doch auch sie konnten das Problem der Einnahme der Städte, in der die Konterrevolution stark ist, nicht lösen.
Hinter diesen ernüchternden Ergebnissen steht die Tatsache, dass der Imperialismus seine Niederlage in China und einigen weiteren Fällen antikolonialer Befreiungskriege sehr intensiv studiert hat, um politische und militärische Gegenstrategien zu entwickeln. Diese sind unter der Bezeichnung „Counterinsurgency“ spätestens seit den 1970er Jahren perfektioniert und effektiv eingesetzt worden.
Wenn Mao seinen Volkskrieg durch die berühmte Metapher kennzeichnet, wonach die PartisanInnen wie die Fische im Wasser (d.h. den Bauernmassen auf dem Land) schwimmen müssen, so setzt die Anti-Aufstands-Kriegsführung (wie man Counterinsurgency übersetzen kann) genau da, nämlich bei der Zivilbevölkerung an. Frank Kitson, ein führender britischer Stratege, der an mehreren Feldzügen gegen Aufständische beteiligt gewesen ist und die Strategie der Counterinsurgency in der britischen Armee maßgeblich geprägt hat (u.a. in Nordirland!), formuliert es so: „Wenn ich den Fisch (=die Guerilla) nicht fangen kann, muss man halt das Wasser vergiften.“
Die Konsequenz sind dann u.a. sogenannte „free-fire-zones“, wie man sie in Mittelamerika in den 1970er bis 90er Jahren erleben konnte. Bestimmte Gebiete, in denen z.B. die Guerilla aktiv ist oder die für sie strategisch wichtig sind, werden zu Feindesland erklärt, in denen auf alle dort befindlichen Menschen geschossen wird. Die Gegenden werden von den Menschen geleert. So wird der Guerilla das Wasser entzogen, dass sie zum Schwimmen benötigt. In Nordkurdistan wurde so in den 1990er Jahren der PKK als Landguerilla das Wasser durch massenhafte Zerstörung von Dörfern und Zwangsumsiedlungen genommen. In menschenleeren Todeszonen, wo dann auch alle natürlichen Ressourcen und Produktivkräfte zerstört werden (Vergiftung der Brunnen, Zerstörung der Felder usw.) hat der Volkskrieg so gut wie keine Chance, sich zu entfalten.
Die einzige Gegenstrategie der PartisanInnen wäre es dann, den zerstörten Bereich wie ein Minenfeld zu überspringen und in Gebiete einzudringen, die der Feind nicht zu „free-fire-zones“ erklären will oder kann (d.h. letztlich in die Städte, wie es die PKK mit Amed gemacht hat, wo die meisten zwangsumgesiedelten kurdischen Bauernfamilien in den 1990 Jahren gelandet sind).
Neben konkreten militärischen Gegenstrategien hat der Imperialismus auch noch eine strategische Antwort auf den Volkskrieg gefunden, die wir mit dem Begriff „blockiertes Wachstum“ benennen möchten.
Der Volkskrieg ist – wie zu Beginn ausgeführt – eine Revolutionsstrategie, in der der Partisanenkrieg der Bauernmassen darauf abzielt, die feindliche Macht taktisch zu vernichten, um so langfristig die eigene Macht anzuhäufen; Einkreisung der Städte durch die Dörfer und langgezogener Krieg. Das alles folgt der strategischen Maßgabe „Überleben, um zu wachsen“. Dank dem unglaublich brutalen Kolonialkrieg der rassistischen japanischen Armee in China, musste sich Mao über das Wachsen eigentlich kaum Gedanken machen. Das Wachstum der Roten Armee war sozusagen das natürliche Ergebnis der konkreten Bedingungen dieses Krieges und stellte sich in gewissem Sinne „von selbst her“.
Mao selbst hat vor Ermattungsgefechten gewarnt. Was aber, wenn der ganze Krieg zum Ermattungskrieg wird, die Guerilla ihre strategische Initiative verliert und der ganze Krieg zum „Stellungskrieg“ im strategischen Patt wird, den keine der beiden Seiten und vor allem die Guerilla nicht auf absehbare Zeit gewinnen kann? Was eine imperialistische Armee – vor allem wenn ihr Einsatz begrenzt bleibt und die Verluste und Kosten einen erträglichen Rahmen nicht übersteigen – theoretisch unbegrenzt, praktisch jedenfalls auf Jahrzehnte durchhalten kann, ist für den Volkskrieg ein strategisches Dilemma allerersten Ranges. Wenn es keine Aussicht auf einen Sieg gibt, wird früher oder später die Unterstützung der Massen schwinden und Kriegsmüdigkeit macht sich breit. Die Integrationsangebote durch Friedensverhandlungen und demokratische Teilhabe fallen auf fruchtbaren Boden. Nordirland, Nepal und Kolumbien sind bekannte Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit.
Zusammenfassend können wir festhalten, dass die Strategie des von Mao entwickelten langandauernden Volkskrieg spätestens seit den 1970er Jahren und nochmal verschärft durch die Entwicklungen des Imperialismus seit den 2000er Jahren in die Krise geraten ist. Eine schematische Übertragung von Maos konkreter Strategie auf heute erscheint uns nicht sinnvoll. Militärisch kann diese Krise des Volkskriegs durch eine Weiterentwicklung der Strategie überwunden werden, insbesondere durch Einbeziehung der Städte. Es ist kein Zufall, dass zahlreiche MaoistInnen sich in jüngster Zeit verstärkt dieser Frage zuwenden und dies auch in der Praxis tun.
Volkskrieg und revolutionärer Klassenkrieg
In den imperialistischen Ländern hat bis heute noch keine sozialistische Revolution gesiegt. Gleichzeitig gibt es über ein Jahrhundert von Versuchen, eine revolutionäre Strategie in Theorie und Praxis für die imperialistischen Länder zu entwickeln. Das ist die Ausgangslage, von der aus wir uns der Frage der revolutionären Strategie in den imperialistischen Zentren im 21. Jahrhundert nähern müssen.
Schon Friedrich Engels definierte Revolution als „ein Akt, durch den ein Teil der Bevölkerung seinen Willen dem anderen Teil durch Flinten, Bajonette und Kanonen, alles das sehr autoritäre Mittel, aufzwingt“37. Lenin hielt fest: „(…) so ist es klar, dass die Befreiung der unterdrückten Klasse unmöglich ist, nicht nur ohne gewaltsame Revolution, sondern auch ohne Vernichtung des von der herrschenden Klasse geschaffenen Apparats der Staatsgewalt“ 38 . Die Notwendigkeit der revolutionären Gewalt gehört zu den Grundpfeilern des Marxismus-Leninismus.
Das sieht auch Mao so. So schrieb er in „Probleme des Krieges und der Strategie“ richtig: „Die zentrale Aufgabe der Revolution und ihre höchste Form ist die bewaffnete Machtergreifung, ist die Lösung der Frage durch den Krieg. Dieses revolutionäre Prinzip des Marxismus-Leninismus hat allgemeine Gültigkeit, es gilt überall, in China wie im Ausland.“
Zugleich unterscheidet er jedoch zwischen verschiedenen Ländern wie dieser Krieg durchgeführt wird: „Wenn jedoch das Prinzip auch ein und dasselbe bleibt, so kommt doch seine Verwirklichung durch die Partei des Proletariats gemäß den verschiedenen Bedingungen auf verschiedene Weise zum Ausdruck.“ 39
Im Folgenden diskutiert Mao dann ausführlich, wie dieses Prinzip in entwickelten kapitalistischen Ländern gehandhabt werden müsse. Es lohnt sich, Mao in diesem Fall in voller Länge zu zitieren, gerade gegenüber den Verfechtern der „Universalität des Volkskriegs“: „In den kapitalistischen Ländern besteht – abgesehen von Perioden, da dort der Faschismus herrscht und Kriege im Gange sind – folgende Situation: Innenpolitisch gibt es keine Feudalordnung mehr, sondern die bürgerliche Demokratie, außenpolitisch werden diese Länder nicht national unterdrückt, sondern unterdrücken selbst andere Nationen. Entsprechend diesen Besonderheiten besteht die Aufgabe der proletarischen Parteien in den kapitalistischen Staaten darin, durch einen legalen Kampf während eines langen Zeitabschnitts die Arbeiter zu erziehen, Kräfte zu sammeln und so zum endgültigen Sturz des Kapitalismus zu rüsten. Dort geht es um einen langwierigen legalen Kampf, um die Ausnutzung des Parlaments als Tribüne, um wirtschaftliche und politische Streiks, die Organisierung der Gewerkschaften und die Schulung der Arbeiter. Die Formen der Organisation sind dort legal, die Formen des Kampfes unblutig (nicht militärisch). (…) Der einzige Krieg, den die Partei braucht, ist der Bürgerkrieg, auf den sie sich vorbereitet. Aber solange die Bourgeoisie nicht wirklich versagt hat, solange die Mehrheit des Proletariats nicht von der Entschlossenheit durchdrungen ist, den bewaffneten Aufstand zu beginnen und den Bürgerkrieg zu führen, solange die Bauernmassen dem Proletariat nicht freiwillig zu helfen beginnen, soll man den bewaffneten Aufstand und den Bürgerkrieg nicht beginnen. Und wenn die Zeit für Aufstand und Krieg gekommen ist, bemächtigt man sich in erster Linie der Städte und führt dann erst den Angriff gegen die Dörfer und nicht umgekehrt. All das haben die kommunistischen Parteien der kapitalistischen Länder getan, und all das wurde durch die Oktoberrevolution in Rußland bestätigt.“ 40
Wir halten diese Ausführungen Maos für sehr einseitig, ja fast für eine revisionistische Etappentheorie. Letztlich reduziert Mao an dieser Stelle die Aufgaben der KommunistInnen in den kapitalistischen Ländern für einen „langen Zeitabschnitt“ auf den „langwierigen legalen Kampf“ dessen Formen des Kampfes „unblutig (nicht militärisch)“ verlaufen. Tatsächlich ist es korrekt, dass die KommunistInnen die Aufgabe haben, jegliche legale Möglichkeiten auszunutzen, wenn sie der proletarischen Sache dienen. Jedoch hat die Geschichte gezeigt, dass sich eine Kommunistische Partei von vorn herein einen illegalen Apparat aufbauen muss, der mehr und mehr in die Lage kommt, alle Kampfformen, offene und verdeckte, legale und illegale, friedliche und gewaltvolle anzuwenden. Dies entspricht im übrigen auch dem Weg der Bolschewiki. In einem späteren Text betont die KPCh wieder diese richtige Sicht: „Um das Proletariat und die Werktätigen in der Revolution zu führen, müssen marxistisch-leninistische Parteien alle Kampfformen beherrschen und, entsprechend den Veränderungen in der Kampflage, schnell eine Kampfform durch eine andere ersetzen. Die Avantgarde des Proletariats kann erst dann unter allen Umständen unüberwindlich sein, wenn sie alle Kampfformen beherrscht, friedliche und bewaffnete, offene und geheime, legale und illegale, parlamentarische oder Massenkämpfe usw. usf.“ 41
Was schlagen nun heutige MaoistInnen als Revolutionsstrategie für die imperialistischen Länder vor? Hier ist festzustellen, dass es darauf höchst unterschiedliche Antworten gibt. So gehen die beiden bedeutendsten maoistischen Parteien CPP und die CPI (Maoist)42 davon aus, dass für die imperialistischen Länder noch immer eine Strategie notwendig ist, wie Mao sie im obigen ersten Zitat vorgeschlagen hat. Gleichzeitig betonen beide durchaus – wie auch Mao später – die Notwendigkeit, auch in den kapitalistischen Ländern einen geheimen Parteiapparat aufzubauen sowie legale und illegale Arbeit miteinander zu kombinieren.
Eine ganz andere Position nahm die peruanische PCP und ihr Vorsitzender Gonzalo ein. Demnach habe Mao mit der Entwicklung des Volkskriegs die universell gültige „militärische Theorie des internationalen Proletariats“ entwickelt. Bezüglich seiner Anwendbarkeit für jedes Land schrieb die PCP in ihrem grundlegenden Dokument „Über Marxismus-Leninismus-Maoismus“:
„Eine entscheidende Frage ist das Verständnis der Allgemeingültigkeit des Volkskrieges und seiner konsequenten Anwendung, Berücksichtigung der unterschiedlichen Typen der Revolution und die besonderen Bedingungen jeder Revolution. Es wird einem besseren Verständnis dieses Problems dienen, wenn folgendes berücksichtigt wird: nämlich, dass sich ein Aufstand wie der in Petrograd nicht wiederholt hat, den antifaschistischen Widerstand und die europäischen Partisanenkämpfe im zweiten Weltkrieg, sowie die bewaffneten Kämpfe die jetzt in Europa geführt werden. Aber dabei muss schließlich und endlich auch gesehen werden, dass die Oktoberrevolution nicht nur ein Aufstand, sondern ein revolutionärer Krieg war, der mehrere Jahre andauerte. Daraus folgt, dass die Revolution in den imperialistischen Ländern nur als revolutionärer Krieg zu verstehen ist und das bedeutet heute einfach ein Volkskrieg.“43
Für die PCP war also schon der Kampf der Bolschewiki ein „Volkskrieg“, weil er ein „revolutionärer Krieg [war], der mehrere Jahre dauerte“. Damit wird der Volkskrieg, wie er von Mao entwickelt wurde, seines neuen, konkreten Inhalts beraubt. Nicht nur das: die PCP widerspricht sich direkt selbst, denn wie soll Mao etwas entwickelt haben, was letztlich schon von den Bolschewiki praktiziert wurde? Mit dieser Auffassung der PCP wird der „Volkskrieg“ zur wohlklingenden Worthülse, welcher für jeden Klassenkrieg, der von KommunistInnen geführt wird, genutzt werden kann.
Schauen wir uns an, zu welchen Auffassungen dies bei heutigen MaoistInnen führt, welche der Meinung sind, dass der „Volkskrieg“ universell gültig sei. Solche finden sich auch in imperialistischen Zentren beispielsweise in den USA, Deutschland oder Kanada. Worin besteht nach Auffassung dieser MaoistInnen das universelle, das allgemeingültige des Volkskriegs?
Die maoistische „RCP Canada“ nennt beispielsweise:
„Die Rolle und die Notwendigkeit revolutionärer Gewalt, um die Gesellschaft zu verändern und die sozialen Beziehungen zu revolutionieren.
Beteiligung der Massen als entscheidender Faktor im Krieg.
Das Prinzip des Aufbau von Stützpunktgebieten soll für den Beginn einer schrittweisen sozialen Transformation schon vor der Machtergreifung genutzt werden.
Der Aufbau einer Roten Armee und die Führung der Partei über diese Armee (im Gegensatz zu guevaristischen Vorstellungen). Dies bedeutet, dass die militärische Arbeit mit der Arbeit der Agitation und Propaganda verbunden sein muss, die von der Partei angeführt wird.
‚Jeder Kommunist muss die Wahrheit verstehen:‘ Politische Macht kommt aus den Gewehrläufen.“44
Ganz selbstverständlich geht sie davon aus, dass der „langandauernde Volkskrieg“ unter diesen Prinzipien im wesentlichen in den Städten und urbanen Gebieten stattfinden.
Den kanadischen GenossInnen möchten wir bezüglich der von ihnen genannten Punkte im Bezug auf eine revolutionäre Strategie im Wesentlichen zustimmen (auch wenn wir einige Punkte etwas anders formulieren würden). Die Notwendigkeit der revolutionären Gewalt, die Bedeutung der Massen im Krieg, die Notwendigkeit, schon vor der Revolution eine Doppelmacht zu errichten, die Notwendigkeit von Partisanengruppen – all das sind wesentliche Elemente kommunistischer militärischer Strategie. Doch wozu der Begriff des Volkskriegs? Diese Elemente bestehen seit über 100 Jahren und haben zur sozialistischen Oktoberrevolution geführt. Etwas spezifisch „maoistisches“ findet sich hier nicht.
Für die US-amerikanische Gruppe „Red Guards Austin“ (die sich vergangenes Jahr offiziell aufgelöst hat) sind die drei wesentlichen Aspekte des Volkskriegs sogar nur sein „langandauerndes Wesen, das Volk und der bewaffnete Kampf“ 45. Keine kommunistische Revolutionsstrategie kann ohne diese drei Elemente gelingen, doch etwas spezifisch „maoistisches“ findet sich auch hier nicht.
Worin besteht dann der Unterschied zu unseren Auffassungen? Dies wird deutlich, wenn wir uns die vier Prinzipien des „Volkskriegs“ ansehen, wie sie von der in Deutschland erscheinenden Zeitung „Klassenstandpunkt“ herausgearbeitet wurden:
„Den Maoismus anwenden! Die Notwendigkeit einer kreativen Anwendung des Marxismus-Leninismus-Maoismus, hauptsächlich Maoismus, (heute mit den Beiträgen des Vorsitzenden Gonzalo, d.h. Gonzalo-Denken) auf die konkreten Bedingungen, spezifische Ideen für ein spezifisches Land entwickelnd.
Die Führung der Kommunistischen Partei, einer militarisierten Kommunistischen Partei.
Der Volkskrieg ist ein Krieg der Massen.
Errichtung der Neuen Macht. Der Hauptaspekt des revolutionären Krieges. Wir müssen den Feind zerstören, um das Neue zu schaffen, nicht weil wir Nihilisten sind. Lösungen für die Probleme generieren, die Realität verändern.“
Neben dem offensichtlichen Punkt, dass sie der Meinung sind, dass nur eine Partei, die auf dem Marxismus-Leninismus-Maoismus und den Beiträgen des Gonzalo-Denkens steht, einen Volkskrieg anführen kann, zeigt sich noch ein weiterer Unterschied zu den bisher genannten Ausführungen: Die „militarisierte Kommunistische Partei“. Wenn wir dieses Element uns genauer anschauen, können wir auch sehen, dass es hier nicht nur um unterschiedliche Begrifflichkeiten geht, wenn wir über die Ausgestaltung der revolutionären Strategie für ein imperialistisches Land wie Deutschland diskutieren.
Das Konzept der „militarisierten Kommunistischen Partei“ entwirft eine neue „maoistische“ Parteitheorie. Es wurde von Gonzalo und der PCP im Jahr 1988 erstmals publiziert und im peruanischen Volkskrieg auch angewendet.
Von den Verfechtern dieser Theorie wird das Konzept als für alle Länder universell gültig erklärt. In einem ausführlichen Artikel über die militarisierte Kommunistische Partei wird das Konzept durch die Organisation „Communist Party of Brazil – Red Fraction“ wie folgt zusammengefasst: „Die Kommunistische Partei – muss sich in den Zustand einer militarisierten Kommunistischen Partei entwickeln, eine Partei, die im Wesentlichen um die Waffe herum aufgebaut ist, um ihre Rolle in der Leitung und Führung der Revolution durch bewaffnete Aktionen als Vorbereitung auf die Auslösung des Volkskrieges zu spielen. Dies tut sie, indem sie die in Entwicklung befindliche Militärlinie und die Armee (oder deren Embryo) als hauptsächliche Organisationsform zur Mobilisierung, Politisierung, Organisation und Bewaffnung der Massen in das Zentrum der Politischen General-Linie stellt.“ 46
Die Vertreter dieser Position gehen also davon aus, dass die Hauptkampfform einer Partei der bewaffnete Kampf sein soll und dass die Massenarbeit der Partei im Wesentlichen vermittels der Armee (oder dessen Embryo) stattfindet. Es wird davon ausgegangen, dass die Massenbasis mit der Entfaltung des Volkskriegs steigt: „je mehr Volkskrieg, desto mehr Inkorporation der Massen, weil der Volkskrieg eine politische Tatsache ist, die mit kraftvollen Aktionen die Ideen in die Köpfe der Menschen einhämmert, welche Schritt für Schritt ihren einzigen und wahren Weg verstehen, so entwickelt sich ihr politisches Bewusstsein; der Volkskrieg ruft alle Revolutionäre zusammen und wenn er sich entwickelt, bereitet er sich seinen eigenen Weg vor.“ 47 Hier zeigt sich die Parallele von „Volkskrieg“ und der antimarxistischen Fokus-Theorie besonders klar: Die RevolutionärInnen führen bewaffnete Aktionen durch, welche dann die Massen ansprechen und anspornen sollen und sie so in die revolutionäre Bewegung hineinziehen.
Der bewaffnete Kampf wird von einem taktischen Mittel zur strategischen Leitlinie für die gesamte revolutionäre Arbeit: beim Parteiaufbau, der Agitation und Propaganda, der Massenarbeit usw..
Gewerkschaften oder Räte spielen in diesem Konzept explizit keine Rolle. Und so stellt die CPB (RF) das gonzalistische Konzept bewusst in den Gegensatz zum Leninismus: „Der Zweite Kongress der Kommunistischen Internationale, auf dem die Rolle der kommunistischen Parteien in der proletarischen Revolution festgelegt wurde, betont, dass die bolschewistische Revolution die alte klassische Form von Parteien, Gewerkschaften und Genossenschaften der Arbeiterbewegung ersetzt, die der Zeit der Zweiten Internationale entsprachen mit dem Neuen, das dem Leninismus entsprach: „1) Die Partei, 2) der Sowjet, 3) die Gewerkschaft“. Heute sind konzentrisch gebaute drei Instrumente erforderlich: Die Partei, die Volksarmee und die Revolutionäre Einheitsfront, die Partei, die um die Waffe herum aufgebaut ist, führt ihren eigenen Aufbau, den Aufbau der Armee und der Front.“ 48
Wir denken, dass dieses neue Parteiaufbaukonzept, seine militärische Linie sowie Massenlinie in die Isolation und Niederlage führt – und dass es umgekehrt einer lebendigen Anwendung des leninistischen Partei-Konzepts auf die heutigen Bedingungen bedarf.
Das Konzept der „militarisierten Kommunistischen Partei”, bei dem die Partei „um die Waffe herum” aufgebaut ist, reduziert letztendlich die Partei auf die Leitung des bewaffneten Kampfs – wobei es sich jedoch nur um eine Taktik von einer Kampffront – nämlich der militärischen handelt.
Unserer Einschätzung nach muss die Partei aus mehr als einer „militarisierten Partei“ bestehen. So umfasst die kommunistische Arbeit heute mindestens vier Kampf-Fronten:
Die offene Massenarbeit: Diese hat das Ziel, Massenorganisationen für die Millionenmassen in Betrieben (Gewerkschaften), Stadtteilen und Schulen zu bilden. Mit Fortschreiten der revolutionären Arbeit gilt es, darauf aufbauend Räte zu schaffen, welche den offenen Teil der zu schaffenden Gegenmacht bilden.
Die kulturell-ideologische Front: Diese hat das Ziel, eine Hegemonie des Kommunismus in den entscheidenden Teilen des revolutionären Subjekts zu entwickeln. Die Bedeutung dieses Bereichs als eigene Kampffront hat durch die Entwicklung der Propaganda und Integrationsmaschinerie seit Lenins Zeiten, in welchem der Staat im wesentlichen durch Gewalt herrschte, zugenommen.
Die Bündnisarbeit: Sie zielt auf die Annäherung an andere kommunistische Kräfte, den Aufbau eines revolutionären Bündnisses und taktischer Aktionseinheiten.
Die militärische Arbeit: Diese entwickelt neben massenhaften Selbstverteidigungsstrukturen mit der Entwicklung der revolutionären Bewegung und der Partei auch Miliz- und PartisanInnen-Strukturen.
All diese Kampffronten werden durch eine Organisation, die kommunistische Partei angeleitet. Diese muss ihre professionellen RevolutionärInnen in die verschiedenen Kampffronten entsenden und aus diesen neue RevolutionärInnen heranziehen und entwickeln.
Die AnhängerInnen der „militarisierten Kommunistischen Partei“ vernachlässigen völlig die offene Massenarbeit und die kulturell-ideologische Front, die ebenfalls möglichst öffentliche Instrumente schaffen muss, um hunderttausende und Millionen-Massen zu erreichen. Sie geben sich der Illusion hin, dass die Armee (oder deren Embryo) als „hauptsächliche Organisationsform zur Mobilisierung, Politisierung, Organisation und Bewaffnung der Massen“ dienen könnte. Damit unterliegen sie einem großen Irrtum.
Zum einen kann die „Armee“ oder auch nur PartisanInnen-Einheiten in einem imperialistischen Kernland nur in absoluter Klandestinität aufgestellt werden. Denn es wird nicht möglich sein, Stützpunktgebiete aufzubauen, in denen bewaffnete Kräfte offen ihr Gesicht zeigen können und einen sicheren Rückzugsraum haben – wie zum Beispiel die KommunistInnen im historischen China, die MaoistInnen im Dschungel Indiens oder die PKK in den Bergen Kurdistans. PartisanInneneinheiten werden unter ständigem Verfolgungsdruck in der Illegalität leben. Damit müssen diese Einheiten notwendigerweise möglichst klein sein und aus möglichst klassenbewussten und disziplinierten GenossInnen bestehen. Auch wenn es durchaus massenwirksame bewaffnete AgitProp-Aktionen geben kann (wie z.B. bewaffnet in einem Stadtteil zu patrouillieren) eignen sich PartisanInnen heute nicht, um Massen im Sinne von zehn- oder hunderttausenden zu organisieren.
Zum anderen scheint es hier eine falsche, von Wunschvorstellungen geprägte Auffassung des Bewusstseinsstands der Massen in imperialistischen Kernländern zu geben. Nur ein winziger Bruchteil der unterdrückten Massen lässt sich aktuell dafür begeistern, einen bewaffneten Krieg persönlich zu unterstützen, geschweige denn selbst bewaffnet in einen Krieg gegen den Imperialismus zu ziehen. Diejenigen, die diese Notwendigkeit in Theorie und Praxis erkannt haben, sind zuvor oft durch einen langen Weg der Bildung und praktischen Erfahrung gegangen. Die wenigsten wären diesen Weg gegangen, wären sie von vornherein durch die „Massenarbeit der Armee“ (wie auch immer diese aussehen mag) angesprochen worden. Stattdessen muss die kommunistische Partei verschiedene Instrumente in Form von offenen und zum Teil verdeckten Massenorganisationen aufbauen. Organisationen, welche die Menschen aus unserer Klasse da abholen, wo sie stehen und ihr Bewusstsein und ihr praktisches Aktionsniveau systematisch heben: Im Betriebskampf vom „Dienst nach Vorschrift“ über den wilden Streik zur Betriebsbesetzung. Im Mietkampf vom Protest vor dem Haus eines Vermieters über Mietstreiks hin zur Übernahme von Wohnungen durch MieterInnenräte. Im militärischen Kampf von den Selbstverteidigungsgruppen über Miliz-Strukturen bis hin zur Roten Armee. Ebenso bedarf es verschiedener Instrumente der Agitation und Propaganda für verschiedene Teile der Massen mit unterschiedlichem Bewusstseinsstand, um sie immer näher an die kommunistische Linie heranzuziehen.
Der militärische Kampf hat durchaus eine strategische Bedeutung in dem Sinne, dass es von Beginn an in der kommunistischen Arbeit notwendig ist, diesen systematisch zu entwickeln. Doch der Kampf mit einer Waffe ist nur eine Taktik unter vielen in diesem Bereich. Sie anzuwenden, bevor die Partei dafür bereit ist und die notwendige Vorarbeit in den Massen geleistet wurde, ist nichts anderes als linkes Abenteurertum. Doch wer davon spricht, die Massenarbeit vermittels der Armee leisten zu wollen und seine Partei „um die Waffe herum“ aufbaut, überspringt genau diese Vorarbeit, schlägt verfrüht los und verhindert damit letztendlich, was vorgegeben wird zu beginnen – nämlich einen revolutionären Krieg der Massen.
Neudemokratische Revolution und Neue Demokratie
Jede revolutionäre Strategie muss auf ein strategisches Ziel orientieren. Für KommunistInnen ist dies langfristig der Kommunismus. Doch welche Etappen durchläuft die Bewegung auf dem Weg dorthin?
Lenin hatte für das zaristische Russland die Notwendigkeit einer „Zwischenetappe“ zum Sozialismus festgestellt: Die demokratischen Revolution, welche zur „revolutionär-demokratischen Diktatur der Arbeiter und Bauern“ führen soll. Diese müsse „ununterbrochen“ in die sozialistische Revolution und die Diktatur des Proletariats übergehen, welche jedoch auf ein enges Bündnis mit der Bauernschaft orientieren sollte. Da die nationale Bourgeoisie geschlossen auf der Seite der Konterrevolution stand, gab es in Russland keine Möglichkeit, die nationale Bourgeoisie als Klasse in die erste Etappe der Revolution, die demokratische Revolution, mit einzubeziehen. In der sozialistischen Revolution hat sie ohnehin nichts als Bündnispartner zu suchen, sondern muss als Klasse bekämpft werden.
Für das strategische Zwischenziel in der Revolution unter den konkreten Bedingungen des halbkolonialen-halbfeudalen Chinas entwickelte Mao den Begriff der „Neuen Demokratie“: „Die historische Besonderheit der chinesischen Revolution besteht darin, daß sie sich in zwei Phasen teilt, in eine demokratische und eine sozialistische, wobei die erste Phase nicht mehr eine Demokratie schlechthin, sondern eine Demokratie chinesischen Typus, eine Demokratie von besonderem, neuem Typus darstellt – die Neue Demokratie (…) In ihrem ersten Stadium, ihrer ersten Phase, ist zwar diese Revolution der Kolonien und Halbkolonien dem gesellschaftlichen Charakter nach im wesentlichen immer noch eine bürgerlich-demokratische; und ihre objektive Forderung gilt der Wegbereitung für eine Entwicklung des Kapitalismus; doch ist das nicht mehr eine Revolution von altem Typus, bei der die Bourgeoisie die Führung innehat und die Errichtung einer kapitalistischen Gesellschaft sowie eines Staates der Diktatur der Bourgeoisie das Ziel ist, sondern eine Revolution von neuem Typus, die unter der Führung des Proletariats steht und in ihrem ersten Stadium die Errichtung einer neudemokratischen Gesellschaft, den Aufbau eines Staates der gemeinsamen Diktatur der revolutionären Klassen zum Ziel hat. Gerade deshalb ist diese Revolution auch wiederum geeignet, einen noch breiteren Weg für die Entwicklung des Sozialismus zu bahnen.“ Diese Gesellschaftsformation sei durch die „neudemokratische Revolution“ zu erreichen, die unter den konkreten Bedingungen Chinas „eine Revolution der breiten Volksmassen unter der Führung des Proletariats gegen Imperialismus, Feudalismus und bürokratischen Kapitalismus“ sein müsse. „Das bedeutet, daß diese Revolution von keiner anderen Klasse und Partei als dem Proletariat und der Kommunistischen Partei Chinas geführt werden kann und muß. Das bedeutet, daß die Einheitsfront der an dieser Revolution Teilnehmenden sehr breit ist. Sie umfaßt die Arbeiter, die Bauern, die selbständigen Handwerker, die Angehörigen freier Berufe, die Intellektuellen, die nationale Bourgeoisie und die Gruppe der aufgeklärten Schenschi, die sich von der Grundherrenklasse abgespalten hat. Sie zusammen bilden das, was wir als Volksmassen bezeichnen. Der von diesen Volksmassen zu gründende Staat und seine Regierung werden die Volksrepublik China und eine unter der Führung des Proletariats stehende und auf dem Bündnis aller demokratischen Klassen beruhende demokratische Koalitionsregierung sein.“ 49
Dieses Konzept der „neudemokratischen Revolution“ und der „Neuen Demokratie“ stellt unserer Meinung nach die konkrete Anwendung des von der Kommunistischen Internationale vertretenen Konzept einer demokratischen, antikolonialen und antiimperialistischen Revolution – welche eine volksdemokratische Republik unter Führung der ArbeiterInnenklasse schafft – auf China dar. Im Rahmen dieser sind auch Bündnisse mit Teilen der Bourgeoisie durchaus möglich, falls sie nicht wie in Russland geschlossen auf der Seite der Konterrevolution stehen. Zentral ist jedoch, dass die KommunistInnen nicht auf dieser Stufe verharren, sondern für den ununterbrochenen Übergang zur Diktatur des Proletariats und zum Sozialismus kämpfen.
Bezüglich des Übergangs zum Sozialismus beging Mao dann jedoch bedeutende Fehler. Besonders zentral ist in diesem Zusammenhang sein 1957 erschienener Text „Über die richtige Behandlung der Widersprüche im Volk“. Hier stellt er fest, dass es im Sozialismus zwei sehr unterschiedliche Arten von Widersprüchen gäbe: Die antagonistischen „Widersprüche zwischen uns und dem Feind“ sowie die nicht antagonistischen „Widersprüche im Volk“, welche auf friedlichem/demokratischen Wege zu lösen seien. Zum Volk seien alle Klassen, Schichten und gesellschaftlichen Gruppen zu rechnen, die für den Aufbau des Sozialismus kämpfen oder diesen Kampf zumindest unterstützen oder billigen. Dies ist zwar an sich erst einmal durchaus richtig, wird allerdings zu einer fundamentalen Abweichung vom wissenschaftlichen Kommunismus, wenn der Widerspruch zwischen Bourgeoisie und Proletariat, also zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten, zum „Widerspruch im Volk“ erklärt wird. Zwar erkennt Mao diesen Widerspruch als Hauptwiderspruch in der Gesellschaft nach dem Sturz und der weitgehenden Liquidierung der alten Ausbeuterklassen (Grundbesitzer, Kompradorbourgeoisie, Imperialisten) an. Allerdings betrachtet er ihn – bei richtiger Behandlung unter den konkreten Bedingungen Chinas – als nicht antagonistischen Widerspruch. Die Bourgeoisie sei bereit, die sozialistische Umgestaltung der Gesellschaft zu akzeptieren, sich vom Sozialismus überzeugen zu lassen und habe im Grunde dieselben Interessen wie die restlichen Teile des Volkes, also ArbeiterInnenklasse, Bauernschaft und Kleinbürgertum. Sie habe somit wie diese ein Recht auf Freiheit und Demokratie. Im Volke dürfe keine Diktatur herrschen. Dementsprechend auch keine Diktatur des Proletariats über die Bourgeoisie, wenn auch das Proletariat die führende Rolle in der „Diktatur des Volkes“ übernehmen solle.
Das Ganze geht soweit, dass über eine Möglichkeit der langfristigen (!) Koexistenz der Kommunistischen Partei mit verschiedenen bürgerlichen Parteien gesprochen wird: „Weshalb muss man das Bestehen der demokratischen Parteien der Bourgeoisie und des Kleinbürgertums neben der Partei der Arbeiterklasse auf lange Sicht zulassen? Weil wir keinen Grund haben, nicht die Politik der Koexistenz auf lange Sicht mit all jenen Parteien, die sich tatsächlich um den Zusammenschluss des Volkes für die Sache des Sozialismus bemühen und das Vertrauen des Volkes genießen, zu verfolgen“.50 Statt der Liquidierung der Bourgeoisie als Klasse über die Zerschlagung aller ausbeuterischen Produktionsverhältnisse wird die Möglichkeit eingeräumt, den Sozialismus gemeinsam mit den Ausbeutern aufzubauen. Real bekamen enteignete Unternehmer teilweise sogar leitende Positionen in den neuen sozialistischen Betrieben und bereits in den 50er-Jahren wurden Mischeigentumsformen eingeführt, an denen neben dem Staat auch die Bourgeoisie beteiligt war. Das ist eine ganz andere Politik als die der Neuen Ökonomischen Politik (NÖP) eines Lenin, der diese ganz klar und offen als Rückschritt und Zugeständnis an den Kapitalismus charakterisierte.
Alles in allem stellt die Haltung gegenüber der nationalen Bourgeoisie, wie sie im Text „Über die richtige Behandlung der Widersprüche im Volk“ durch den Genossen Mao geäußert wird, eine schwerwiegende Abweichung von wesentlichen Prinzipien des Marxismus-Leninismus dar. Sie offenbart bei Mao, zumindest für diese Jahre, heftige Illusionen in die Interessen der nationalen Bourgeoisie und ein Überschätzen der Möglichkeit der Überzeugung der Ausbeuterklasse vom Sozialismus.
Schauen wir uns heutige maoistische Organisationen und ihre Position zur neudemokratischen Revolution an. Da sowohl die CPP als auch CPI (Maoist) ihre Länder als halb-feudal/halb-kolonial einschätzen, kämpfen sie auch heute für die neudemokratische Revolution. Dabei sehen beide die nationale oder „mittlere“ Bourgeoisie als Bestandteil einer „Diktatur der revolutionären Klassen“51.
Wie wir oben erläutert haben, gehen wir davon aus, dass es sich bei den beiden Ländern im wesentlichen um kapitalistische Länder handelt, bei Indien sogar um ein imperialistisches Land. In diesem Sinne sind wir der Meinung, dass in solchen Ländern die sozialistische Revolution als strategische Orientierung ansteht. Selbstverständlich benötigt es andere Zwischenschritte als z.B. in Deutschland und die Bauernklasse spielt eine andere Rolle. Aber eine eigenständige Formation, im Sinne einer Neuen Demokratie, welche die Ausbeuterklassen an der Machtausübung beteiligt, halten wir für eine falsche Auffassung.
Hinzu kommt, dass sich bei beiden Organisationen die Tendenz zeigt, nicht nur die korrekten Inhalte der marxistisch-leninistischen Theorie über die demokratische Revolution anzuwenden, sondern auch die Fehler Maos, insbesondere im Bezug auf den Übergang zum Sozialismus nicht kritisch zu hinterfragen. So thematisiert die CPI (Maoist) den Übergang zum Sozialismus sowie die Aufgaben der sozialistischen Revolution in ihrem zentralen strategischen Dokument fast überhaupt nicht.52 Die CPP spricht relativ nebulös davon, dass es im Übergang zur sozialistischen Revolution neben der Sozialisierung der Produktionsmittel „Übergangskonzessionen gegenüber bestimmten positiven Formen des Privateigentums“ geben solle.53 Dabei ist doch die volksdemokratische oder neudemokratische Formation gespickt von eben genau diesen „Übergangskonzessionen“, die unserer Einschätzung nach eben mit der sozialistischen Revolution beendet werden sollten.
Die fehlende Selbstkritik bezüglich der falschen Thesen Maos hatten in einem anderen Fall bereits konkrete fatale Folgen: So führte die CPN (M) in Nepal zwischen 1996 und 2006 einen erfolgreichen Volkskrieg. An dessen Ende wurde zwar die Monarchie gestürzt, doch der maoistische Führer Pachandra ließ sich auf ein falsches Bündnis mit der Bourgeoisie ein und entwaffnete die Befreiungsarmee.
Wir hoffen, dass die maoistischen GenossInnen diese Erfahrung auf ihre theoretischen Wurzeln hin untersuchen und nicht bei einer alleinigen Verurteilung Pachandras als „rechten Verräter“ stehenbleiben.
Große Proletarische Kulturrevolution – oder wie verhindern wir die kapitalistische Restauration?
Die Frage, wie es dazu kommen konnte, dass der erste Versuch des Aufbaus des Sozialismus von innen zerstört wurde und wie eine solche kapitalistische Restauration verhindert werden kann, ist eine bedeutende Frage in der Internationalen Kommunistischen Bewegung.
Bezüglich der Sowjetunion gehen wir heute davon aus, dass sich aus den Reihen der Bürokratie des Staates und der Kommunistischen Partei eine neue Ausbeuterklasse entwickelt hat. Diese hat sich zunächst hauptsächlich in Form von Privilegien immer größere Teile des gesellschaftlichen Reichtums angeeignet. Der XX. Parteitag der KPdSU im Jahr 1956 markiert den Punkt, an dem die politischen Vertreter dieser neuen Ausbeuterklasse – die modernen Revisionisten unter Führung Nikita Chruschtschows – ihre Machtergreifung zementierten und ihre Politik offen in Richtung der Wiederherstellung des Kapitalismus entwickelten. In den folgenden Jahrzehnten machten diese es sich zur Aufgabe, die formellen Überreste des Sozialismus zu beseitigen und dem Kapitalismus zur vollen Entfaltung zu verhelfen. Diese Entwicklung wurde durch die sogenannte Perestroika unter Michael Gorbatschow gekrönt und abgeschlossen.
Wie in der Einleitung dargestellt, kritisierte auch Mao den revisionistischen Schwenk um den XX. Parteitag in der Sowjetunion. Laut den MaoistInnen der CPI (Maoist) habe Mao dabei zentrale Schlussfolgerungen zur Verhinderung der Restauration gezogen: „Mao betonte zunächst die Anerkennung der Notwendigkeit, den Klassenkampf während der gesamten Zeit der sozialistischen Gesellschaft bis zum Ende fortzusetzen. Er erklärte, dass die Änderung des Eigentums an den Produktionsmitteln, d.h. die sozialistische Revolution an der Wirtschaftsfront, allein nicht ausreicht. Er bestand darauf, dass wir eine gründliche sozialistische Revolution auf politischer und ideologischer Ebene haben müssen, um die Revolution zu festigen. Und diese Revolution muss unter der Diktatur des Proletariats fortgesetzt werden. Ein weiterer Punkt, den Mao wiederholt betonte, war, dass es zur Durchführung dieser Revolution notwendig war, an der Massenlinie festzuhalten, die Massen kühn zu erregen und Massenbewegungen in großem Maßstab zu entfalten. So sah Mao deutlich, dass die umfassende Beteiligung der Massen eine wesentliche Voraussetzung für die Verhinderung der Wiederherstellung des Kapitalismus war.“54
Diese Ausführungen stimmen unserer Meinung nach vollständig mit den Ausführungen von Marx, Engels und Lenin über die Fortsetzung des Klassenkampfs im Sozialismus und die Diktatur des Proletariats als Übergangsperiode überein. Wir können ihnen nur zustimmen und wir haben uns in unseren programmatischen Grundlagen bereits ähnlich geäußert.55 Die besondere Entwicklung einer „Theorie der Fortsetzung der Revolution innerhalb der Diktatur des Proletariats“, wie sie von der CPI (Maoist) dem Genossen Mao als seinen größten Beitrag zur marxistischen Theorie zugeschrieben wird56, können wir darin jedoch nicht erkennen.
Laut den MaoistInnen findet sich das oben genannte Programm Maos in der „Großen Proletarischen Kulturrevolution“ (GPKR) wieder, welche China von 1965 bis 1969 erlebte. Korrekt ist in jedem Fall, dass sich die Ideologie der Mao-Tse-tung-Ideen erst durch die Kulturrevolution nicht nur in China durchgesetzt hat, sondern international Verbreitung fand.
Eine umfassende Analyse der Errungenschaften und Fehler der Kulturrevolution kann im Rahmen dieses Artikels nicht geleistet werden. Wir möchten deshalb nur kurz die Entwicklung der Kulturrevolution aus unserer Sicht darstellen und anschließend darauf eingehen, ob es sich um ein universelles Instrument zur Verhinderung der Restauration handelt.
Im Jahr 1966 war der bürgerliche Einfluss im Staat, in der Partei sowie auch in den Leitungen der Betriebe sehr stark geworden. Diejenigen, die „den kapitalistischen Weg“ gehen wollten, waren bereits in der Mehrheit. Hintergrund dessen war die falsche Politik der chinesischen KommunistInnen gegenüber der Bourgeoisie. Anstatt das bürgerliche Bewusstsein, den ideologischen Widerstand der alten Ausbeuterklassen von Beginn an durch eine starke Diktatur des Proletariats zu bekämpfen, warteten die chinesischen RevolutionärInnen, bis es zu spät war. Vermutlich hatte Mao die gemachten Fehler im Umgang mit der nationalen Bourgeoisie erkannt – diese wurden aber nicht klar benannt oder Selbstkritik geübt. Stattdessen wurde die Kulturrevolution begonnen.
Von Mao Tse-tung und seinen Vertrauten (unter anderem seiner Frau Jiang Qing, seinem Sekretär Chen Boda und Verteidigungsminister Lin Biao) wurde eine gewaltige Massenkampagne initiiert, um die reaktionären/revisionistischen Tendenzen, vor allem repräsentiert durch die offenen Revisionisten „vom Schlage Chruschtschows“ wie Liu Shaoqi (Staatschef der Volksrepublik) sowie Deng Xiaoping zu bekämpfen. Nun sollte das vollzogen werden, was in den Jahren zuvor sträflich versäumt wurde: Die Diktatur des Proletariats über die Bourgeoisie.
Bei der Kulturrevolution handelte es sich laut Mao um „eine große politische Revolution, die das Proletariat gegen die Bourgeoisie und alle anderen Ausbeuterklassen durchführt; sie ist eine Fortsetzung des langwierigen Kampfes der Kommunistischen Partei Chinas und der von ihr geführten breiten revolutionären Volksmassen gegen die Koumintang-Reaktionäre, eine Fortsetzung des Klassenkampfes zwischen dem Proletariat und der Bourgeoisie.“ 57
Verwirklicht wurde dieser gewaltige Massenkampf von im ganzen Land entstehenden Kulturrevolutionsgruppen und Komitees aus zunächst vor allem revolutionären SchülerInnen und StudentInnen und später vor allem ArbeiterInnen und BäuerInnen (hauptsächlich Jung-, Hilfs- und VertragsarbeiterInnen sowie der armen LandarbeiterInnen). Diese initiierten, unterstützt vom ZK der KPCh um Mao Tse-tung, Massendemonstrationen und öffentliche Propagandaaktionen gegen herrschende Revisionistencliquen und sollten sich selbst von der Herrschaft der Revisionisten befreien. Im Zuge dessen kam es auch zu inspirierenden Massenaktionen wie der Errichtung der Kommune von Schanghai.
Allerdings behielten die Revisionisten die Unterstützung der privilegierten Stammbelegschaften der Großbetriebe sowie der ebenfalls privilegierten Jugend aus den Parteifamilien, welche nun auch massenhaft mobilisiert wurden. Auch tauchten, bedingt durch die mangelnde Kontrolle der Partei über die wachsende Massenbewegung, schnell „ultralinke“ Forderungen nach einer kompletten Zerschlagung des Partei- und des Staatsapparats und der Errichtung einer „großen proletarischen Demokratie“, mit dem durch die KulturrevolutionärInnen enorm verehrten Mao Tse-tung als ideologischen Führer an der Spitze, auf.
Insgesamt war die Bewegung also schnell stark zersplittert und immer schwieriger durch die ursprünglichen InitiatorInnen der Kulturrevolution um Mao Tse-tung zu kontrollieren. Es war unklar „wer gegen wen“ in dieser Massenkampagne kämpfte. Vor allem wurde sie schnell zu einem erbittert geführten Machtkampf der verschiedenen Kräfte in Partei und Staat, seien es die offenen Revisionisten Liu Shaoqi und Deng Xiaoping, welche allerdings im Zuge der Kulturrevolution zumindest vorläufig entmachtet werden konnten, oder auch „Linke“ wie Verteidigungsminister Lin Biao, welcher später selbst wegen konterrevolutionärer Aktivitäten angeklagt wurde.
Die Kulturevolution wurde schließlich im April 1969, auf dem neunten Parteitag der KPCh durch einen brüchigen Kompromiss der verschiedenen Kräfte für beendet erklärt, nachdem die Bewegung in den Monaten zuvor bereits durch die lokalen Machtapparate mit Unterstützung der Armee weitgehend (und außerordentlich brutal) zerschlagen worden war.
Dass die Kulturrevolution ihr von Mao angestrebtes Ziel der erfolgreichen Bekämpfung des bürgerlichen Einflusses in Staat und Partei verfehlt hat, zeigt die schnelle, endgültige Machtübernahme der Revisionisten um Deng Xiaoping nach Maos Tod 1976.
Wir sehen: Die Kulturrevolution war eine konkrete Antwort unter konkreten Bedingungen, die Mao fand, um die offene kapitalistische Restauration aufzuhalten. Mit ihr gelang es jedoch nicht, die Revisionisten längerfristig aus der Partei zu vertreiben.
Heute machen die MaoistInnen nun erneut aus der Not eine Tugend. Anstatt die positiven und negativen Seiten der Kulturrevolution allseitig auszuwerten, wird sie zur universellen Antwort gegen die kapitalistische Restauration und sogar zum Wesensmerkmal von MarxistInnen unter heutigen Bedingungen erklärt: „Ein Marxist muss das Grundverständnis des GPKR akzeptieren. Somit ist nur der ein Marxist, der die Anerkennung des Klassenkampfes und der Diktatur des Proletariats auf die Anerkennung der kontinuierlichen Revolution im Überbau ausdehnt, mit dem Ziel die Weltrevolution zu vollenden und die kommunistische Gesellschaft so früh wie möglich aufzubauen.“ 58
Selbstverständlich ist im Sozialismus eine kontinuierliche Revolutionierung der Kultur nötig. Diese Notwendigkeit wurde schon von Lenin in „Staat und Revolution“ entwickelt und auch von Stalin später betont.59 Die sozialistische Kulturrevolution revolutioniert Denken, Werte, Fühlen und Handeln, überhaupt das gesamte soziale Verhalten aller Gesellschaftsmitglieder. Sie beginnt schon vor der sozialistischen Revolution innerhalb der Partei und den Massenorganisationen der ArbeiterInnenklasse und kann im Sozialismus sich endlich auf Grundlage neuer Produktionsverhältnisse vollständig entwickeln.
Dieser Prozess durchlebt sicherlich verschiedene Phasen, jedoch kann nicht von einer „Kampagne“ gesprochen werden, die regelmäßig durchgeführt werden muss, wie es Mao und die MaoistInnen fordern. Diese Herangehensweise führt dazu, dass den bürgerlichen Kräften, aber auch den bürgerlichen Verhaltensweisen in den Massen eine „Ruhepause“ verschafft wird, diese sich wieder festigen, nur damit nach einiger Zeit wieder ein „revolutionärer Kampf“ dagegen entfacht wird.
Doch selbst eine systematisch durchgeführte Kulturrevolution ist nicht das Allheilmittel gegen die kapitalistische Restauration, da sich deren Ursachen nicht nur im Überbau, sondern vor allem in der Basis, in den Produktionsverhältnissen wiederfinden. Diese umfassen drei Aspekte: das Eigentum, die Arbeitsbeziehungen und die Verteilung, die einer kontinuierlichen Vorwärtsentwicklung in Richtung kommunistischer Produktionsverhältnisse unterliegen müssen.
Das sozialistische Eigentum ist nicht mit der formalen Überführung in Staatseigentum nach der sozialistischen Revolution einfach „fertig hergestellt“. Um sozialistisch zu sein, muss es in der unmittelbaren Verfügungsgewalt eines immer weiter wachsenden Teils der ArbeiterInnenklasse sein. Dies geschieht durch die wachsende Einbeziehung der ArbeiterInnenklasse in die Räte, als Machtorgane des Sozialismus. Wird es nur von einer kleinen, unkontrollierten Gruppe verwaltet, entsteht die Gefahr, dass sich eine neue Ausbeuterklasse bildet.
Auch die Arbeitsbeziehungen im Sozialismus verändern sich nicht von heute auf morgen. So muss die Überwindung der Trennung von Kopf- und Handarbeit, sowie von leitenden und ausführenden Tätigkeiten systematisch vorangetrieben werden. Festgesessene Direktoren und technische Experten, welche ihr Wissen für sich behalten, können sonst ebenfalls zu Teilen einer neuen Ausbeuterklasse werden.
Zuletzt ist auch die fortlaufende Revolutionierung des Verteilungsprinzips von zentraler Bedeutung. Die Entwicklung vom sozialistischen Prinzip „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seiner Leistung“ hin zum kommunistischen Prinzip „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen“ muss durch kontinuierliche Bewusstseinsarbeit, aber auch ökonomische Maßnahmen voran getrieben werden. Ebenso benötigt es dafür die ökonomischen Möglichkeiten. Bestehende Gehaltsunterschiede müssen immer weiter verringert werden, da sich auch dort Möglichkeiten für die Aneignung größerer Teile des gesellschaftlichen Reichtums entwickeln können.
Der Kampf gegen die kapitalistische Restauration umfasst damit zum einen die sozialistische Kulturrevolution, zum anderen aber auch die Etablierung und kontinuierliche Revolutionierung der sozialistischen Produktionsverhältnissen in Richtung kommunistischer Produktionsverhältnisse.
Zusammenfassung
Unsere
Gemeinsamkeiten…
Grundlegend können wir festhalten, dass wir uns in bedeutenden theoretischen Grundlagen und vielen Prinzipien des revolutionären Kampfes mit den MaoistInnen einig sind:
Wir teilen die grundlegenden Gedanken der Weltanschauung des dialektischen Materialismus.
Wir sind uns einig darin, dass Kapitalismus und Imperialismus zerschlagen werden müssen und an dessen Stelle eine sozialistische und später kommunistische Gesellschaft aufgebaut werden muss.
Der Übergang dorthin ist nur durch einen revolutionären Bürgerkrieg und den anschließenden Aufbau der Diktatur des Proletariats möglich.
Um diesen Kampf zu führen, benötigt es eine revolutionäre Kampforganisation, eine kommunistische Partei, welche aus klassenbewussten KaderInnen besteht.
Der erste Anlauf zum Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft wurde durch die Entwicklung einer neuen herrschenden Klasse gestoppt. Dennoch bleibt es auch heute die Aufgabe, für einen neuen Anlauf zur Befreiung der Menschheit im Kommunismus zu kämpfen.
Darüber hinaus betonen viele MaoistInnen wichtige marxistische Grundgedanken, die durch den Revisionismus teilweise verschüttet wurden. Dazu gehört es, sich auf die Massen zu stützen, von ihnen zu lernen und nicht nur sie zu lehren. Dazu gehört die Notwendigkeit der Fortführung des Klassenkampfs unter der Diktatur des Proletariats. Dazu gehört die Betonung des langandauernden revolutionären Prozesses, aber vor allem auch die tatsächliche Führung eines bewaffneten Kampfs.
…und unsere
Unterschiede
Zugleich gibt es Punkte, an denen wir das theoretische Konzept des Maoismus kritisch sehen. So haben wir gezeigt, dass der Maoismus konkrete auf China bezogene Erfahrungen und oftmals historisch korrekte Anwendungen „verallgemeinert“ und fälschlich zu noch heute universell gültigen Konzepten erklärt. Dazu gehören beispielsweise die Theorie des „bürokratischen Kapitalismus“, der die modernen Entwicklungen des Imperialismus nicht mehr korrekt abbilden kann; die „neudemokratische Revolution“, welche heute für kaum noch ein Land eine strategische Option darstellt; oder der „langandauernde Volkskrieg“, welcher zwar unter konkreten historischen Bedingungen erfolgreich war und spannende militärische Lehren hinterlassen hat, jedoch heute selbst in den unterdrückten Ländern massiv an seine Grenzen stößt.
Hinzu kommt, dass viele MaoistInnen die fehlerhaften Tendenzen oder Fehler Maos und der KPCh nicht kritisieren, sondern zu allgemeingültigen Theorien weiterentwickeln. Dazu gehört die These von den Haupt- und Nebenwidersprüchen, welche zu undialektischen Herangehensweisen verführt; die Theorie des Zwei-Linien-Kampfs in der Partei, welche prinzipienlosen Spaltungen oder aber Siechtum produziert; die GPKR, welche aus einer Not heraus geboren wurde, jedoch nicht kritisch untersucht, sondern zu einem regelmäßig wiederkehrenden Allheilmittel stilisiert wird.
Einzelne Strömungen innerhalb der maoistischen Bewegung gehen noch weiter und entwickeln aus konkreten späteren maoistischen Erfahrungen in einzelnen Ländern „universelle“ Konzepte wie z.B. das der „militarisierten Kommunistischen Partei“. Mit diesen Konzept rücken sie den Maoismus selbst in die Nähe des Fokismus, trennen die KämpferInnen von den Massen und verurteilen sich zum Sektierertum.
All diese kritisierten Aspekte zeugen von einer schematischen und dogmatischen Herangehensweise, die viele MaoistInnen an den Tag legen. Und leider werden oft eben diese Fehler mit besonderer Inbrunst verteidigt. Aus diesem Grunde denken wir, dass die maoistische Ideologie zu verfahren ist, um eine allseitige kommunistische Antwort auf die Fragen der Zeit zu geben.
Unserer Meinung nach gilt es, die heutige Realität vermittels unserer Erkenntnistheorie, dem dialektischen Materialismus zu analysieren und aufbauend auf den Erfahrungen vergangener Klassenkämpfe eine Strategie und Taktik für die proletarische Revolution heute zu entwickeln. Auch wenn wir selber noch viele offene Fragen sehen, bemühen wir uns Schritt für Schritt die Lücken zu füllen.
Der Maoismus
– ein Revolutionärer
Bündnispartner
Wenn wir den Maoismus analysieren, unsere Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausstellen, geht es uns nicht um eine Auseinandersetzung zwischen historisch gewachsenen Strömungen.
Indem wir wichtige Gemeinsamkeiten aufzeigen, möchten wir auf die Bedeutung einer gemeinsamen revolutionären Zusammenarbeit hinweisen. Es gibt in Deutschland wie auf Weltniveau nicht viele BündnispartnerInnen und die MaoistInnen sind für uns naturgemäß einige der wichtigsten. Einige positive Schritte der Annäherung zeigen sich beispielsweise in dem militärischen Bündnis türkisch-kurdischer Kräfte Halklarin Bi̇rleşi̇k Devri̇m Hareketi̇ (HBDH) sowie dem Internationalem Freiheitsbataillon (IFB) in Rojava. Hier kämpfen marxistisch-leninistische, maoistische, aber auch anarchistische, fokistische bzw. sich an der Stadtguerilla ausrichtende sowie revolutionär-demokratische Kräfte gemeinsam.
Es bringt unserer Meinung nach nichts, alle als „Revisionisten“ zu bezeichnen, die sich positiv auf Mao beziehen, wie dies in der Vergangenheit und auch heute noch in einigen Teilen der marxistisch-leninistischen Bewegung der Fall ist. Unserer Meinung nach bleibt die gesamte revolutionäre Bewegung heute weit hinter den Erfordernissen zurück. Unsere Herangehensweise kann es nicht sein, dass wir uns gegenseitig bekämpfen. Schon heute stehen wir in vielen Kämpfen auf derselben Seite der Barrikade: sei es im militanten Einsatz gegen die wachsende faschistische Gefahr, in den Kämpfen gegen internationale Treffen des Imperialismus, gegen die Rolle des Reformismus und der gelben Gewerkschaften in den Massenkämpfen, in der Entwicklung eines proletarischen Frauenkampfs.
In diesem Sinne reichen wir allen maoistischen und anderen revolutionären Kräften die Hand zur Zusammenarbeit auf Grundlage der Prinzipien der revolutionären Solidarität. In dem wir aber auch die Unterschiede zu uns herausstellen, wollen wir zeigen, wo es sich lohnt, in Zukunft um den richtigen Weg für die revolutionäre Bewegung in Deutschland und international zu streiten. Hier freuen wir uns auf eine ernsthafte, nach vorne gerichtete Diskussion um Strategie und Taktik für eine Revolution in Deutschland.
1Erschwerend kommt hinzu, dass es nicht „den Maoismus“ gibt, sondern teilweise heftige Kämpfe innerhalb der maoistischen Bewegung um dessen Inhalt stattfinden. Wir werden deshalb Positionen verschiedener maoistischer Organisationen und internationalen Vereinigungen anschneiden.
2Die Grundlagen des Marxismus-Leninismus werden in unseren Grundschulungen dargestellt, die unter https://komaufbau.org/bildung/ zu finden sind.
3Vgl. auch: „Unser Partei steht seit Anbeginn auf dem Boden der Theorie des Marxismus-Leninismus, weil sich in dieser Lehre das folgerichtigste und revolutionärste wissenschaftliche Denken des Weltproletariats kristallisiert.“ Mao Tse-tung, Über die Koalitionsregierung, 1945, AW 3, S. 312
4„Im Statut des VIII. Parteitags der KP Chinas von 1956 wurden die „Mao-Tse-tung-Ideen“, (…) wieder herausgestrichen und es wurde nur vom „Marxismus-Leninismus“ geredet. Dies dürfte allerdings weniger die Folge einer tiefer gehenden Klärung gewesen sein als vielmehr Ausdruck des Vorherrschens am Chruschtschow-Revisionismus orientierter Kräfte, denen die Erwähnung der „Mao-Tse-tung-Ideen“ angesichts der „neuen Ideen“ des XX. Parteitags der KPdSU zu diesem Zeitpunkt eher hinderlich erscheinen sein dürfte.“ In: Autorenkollektiv: Mao Tse-tung – seine Verdienste, seine Fehler, S. 220)
5Mao Tse-tung, Worte des Vorsitzenden Mao Tse-tung, 1967, http://www.infopartisan.net/archive/maobibel/maobibel.html
6J. W. Stalin: Zu den Fragen des Leninismus, http://mlwerke.de/st/st_133.htm
7„So etwas wie Maoismus gibt es nicht. Es geht auch nicht darum, ,hauptsächlich den Maoismus zu studieren‘, sondern wir müssen die Studenten dazu anhalten, die Theorien von Marx, Engels, Lenin und Stalin sowie die Erfahrungen der chinesischen Revolution zu studieren.“ In: Maoist Internationalist Movement, Notes on the term “Maoism”, https://www.prisoncensorship.info/archive/etext/faq/maozedongthoughtormaoism.html
8KP Peru, Über den Marxismus-Leninismus-Maoismus, 1988, https://maoistdazibao.wordpress.com/2016/06/19/kp-peru-ueber-den-marxismus-leninismus-maoismus/
9RIM, Es lebe der Marxismus-Leninismus-Maoismus!,1993, https://mlm-kommunismus.blogspot.com/2015/09/es-lebe-der-marxismus-leninismus.html
10Vgl. TKP/ML: Contemporary Marxism-Leninism-Maoism, 1998, http://www.bannedthought.net/Turkey/TKP-ML/1990s/ContemporaryMLM-1998.pdf; Mittlerweile hat sich die Partei in zwei Organisationen gespalten
11Vgl. CPP: Marxism-Leninism-Maoism as a Guide to Philippine Revolution, 1993, http://www.bannedthought.net/Philippines/CPP/1993/MLM-AsGuideToPhilippineRev-AL-931106.pdf
12Vgl. CPP: Marxism-Leninism-Maoism as a Guide to Philippine Revolution, 1993, http://www.bannedthought.net/Philippines/CPP/1993/MLM-AsGuideToPhilippineRev-AL-931106.pdf
13Mao Tse-tung: Über den Widerspruch, 1937, https://www.marxists.org/deutsch/referenz/mao/1937/wider/01-teil1.htm
14KP Peru, Über den Marxismus-Leninismus-Maoismus, 1988
15Vgl. dazu ausführlich: Gegen die Strömung, Die revisionistischen Angriffe gegen die marxistisch-leninistische Philosophie zurückschlagen!, Nr. 39, Dezember 1986
16RIM, Es lebe der Marxismus-Leninismus-Maoismus, 1993, https://mlm-kommunismus.blogspot.com/2015/09/es-lebe-der-marxismus-leninismus.html
17Karl Marx: Thesen über Feuerbach, 1845, http://www.mlwerke.de/me/me03/me03_533.htm
18Karl Marx: Thesen über Feuerbach, 1845, http://www.mlwerke.de/me/me03/me03_533.htm
19Mao Tse-tung: Über den Widerspruch, 1937
20Vgl. u.a.: Gemeinsame Erklärung der Maoistischen Parteien und Organisationen zum Anlass des Ersten Mai 2018, http://www.demvolkedienen.org/index.php/de/200-jahre-karl-marx/2244-proletarier-aller-laender-vereinigt-euch;
21„So bilden zum Beispiel in der kapitalistischen Gesellschaft die beiden gegensätzlichen Kräfte, Proletariat und Bourgeoisie, den Hauptwiderspruch. Die anderen Widersprüche wie zum Beispiel (…) die Widersprüche unter den kapitalistischen Ländern, die Widersprüche zwischen dem Imperialismus und den Kolonien sowie alle übrigen Widersprüche – sie alle werden vom Hauptwiderspruch bestimmt, stehen unter seinem Einfluß.“ In: Mao Tse-tung: Über den Widerspruch, 1937
22Mitarbeiter von Dem Volke Dienen, Über die Haltung der Antiimperialisten zur PKK, http://www.demvolkedienen.org/index.p
23Lenin, Die nächsten Aufgaben der Sowjetmacht, LW 27, S. 264f
24Comrade Ganapathi, Generalsekretär der CPI(Maoist), Interview, 2007, Vgl. http://a-l-o.maoism.ru/cpi_and_fundamentalism_alo.pdf
25Comrade Ganapathi, Generalsekretär der CPI(Maoist), Interview, 2009, https://revolutionaryfrontlines.wordpress.com/2010/03/26/interview-with-ganapathy-leader-of-indias-maoist-revolution/
26Vgl. https://komaufbau.org/islamischer-fundamentalismus-und-imperialismus/
27„Bürokratisches Kapital, das heißt Kapital der großen Grundherren, Großbankiers und Großkompradoren“, In: http://www.infopartisan.net/archive/maowerke/koalitionsregierung.htm; „Diese Klasse von Kapitalisten, die als die bürokratische Bourgeoisie bezeichnet wird, ist die Großbourgeoisie Chinas.“ In: http://www.infopartisan.net/archive/maowerke/MaoAWIV_161_183.htm
28Mao Tse-tung: Die gegenwärtige Lage und unsere Aufgaben, 1947, http://www.infopartisan.net/archive/maowerke/MaoAWIV_161_183.htm
29In: PCP, Die Demokratische Revolution, 1988, http://www.pagina-libre.org/MPPA/Texte/Doku1988/RD.html
30RIM: Es lebe der Marxismus-Leninismus-Maoismus!, 1993
31RIM: Es lebe der Marxismus-Leninismus-Maoismus!, 1993
32Mao Tse-tung, Über den Widerspruch, 1937
33Leitartikel von „Renmin Ribao“, „Hongqi“ und „Jiefangjun Bao“: Gewissenhaft die Geschichte des Kampfes zweier Linien studieren, 1968, https://maoistdazibao.wordpress.com/2016/01/12/kampf-der-zwei-linien-in-der-kommunistischen-partei/
34Siehe https://komaufbau.org/1917-2017-einhundert-jahre-revolutionare-strategie/
35In: Mao Tse-tung: Probleme des Krieges und der Strategie, 1938
36ZK der CPI (Maoist), CPI(Maoist) on the Great Proletarian Cultural Revolution, 2017, http://www.bannedthought.net/India/People’sWar-CPI(Maoist)/PW11-March2017-Eng-View.pdf
37Friedrich Engels, Von der Autorität, 1872/73, http://www.mlwerke.de/me/me18/me18_305.htm
38Lenin, Staat und Revolution, LW 25, S. 400
39Mao Tse-tung: Probleme des Krieges und der Strategie, 1938
40Mao Tse-tung: Probleme des Krieges und der Strategie, 1938
41ZK der KPCh, Die Polemik über die Generallinie der Internationalen Kommunistischen Bewegung („Großen Polemik“), 1963
42Vgl. Central Committee of CPI(Maoist): Strategy and Tactics of the Indian Revolution, 2004, S. 37, http://bannedthought.net/India/CPI-Maoist-Docs/Founding/StrategyTactics-pamphlet.pdf
43PCP: Über Marxismus-Leninismus-Maoismus, 1988
44RCP: The path of revolution in Canada: Protracted People’s War, 2007, http://www.pcr-rcp.ca/en/archives/117
45RGA: Condemned to Win! Position paper from Red Guards Austin, 2016, https://redguardsaustin.wordpress.com/2016/07/05/condemned-to-win-position-paper-from-red-guards-austin-2016/
46CPB (RF): Lenin and the Militarized Communist Party, 2019, http://www.demvolkedienen.org/index.php/en/t-dokumente-en/3298-el-maoista-lenin-and-the-militarized-communist-party
47PCP, The Mass Line, 1988, http://www.massline.info/Peru/ML_PCP.htm
48CPB (RF): Lenin and the Militarized Communist Party, 2019
49Mao Tse-tung: Rede auf einer Kaderkonferenz im befreiten Gebiet Schansi-Suiyüan, 1948
50Mao Tse-tung: Über die richtige Behandlung der Widersprüche im Volke, 1957, http://www.marx2mao.com/Mao/CHC57.html
51CPI (Maoist): Strategy And Tactics Of The Indian Revolution, 2004, http://bannedthought.net/India/CPI-Maoist-Docs/Founding/StrategyTactics-pamphlet.pdf, S.80
52CPI (Maoist): Strategy And Tactics Of The Indian Revolution, 2004
53CPP: Constitution and Programm, 2016, S. 81
54CPI (Maoist): Marxism-Leninism-Maoism Basic Course, 2016, S 236f; eigene Übersetzung, http://www.bannedthought.net/MLM-Theory/MLM-Intro/MLM-BasicCourse-CPI(Maoist)-2016-OCR.pdf
55„Die bisherigen Anläufe zum Aufbau des Sozialismus haben gezeigt, dass es unverzichtbar ist, den Klassenkampf in der sozialistischen Gesellschaft mit unverminderter Energie fortzuführen. Es gilt, die ArbeiterInnenklasse in ständig steigendem Maße zu bilden, zu politisieren und zu tatsächlichen LeiterInnen der Gesellschaft zu machen. Gelingt das nicht, droht unter anderem die Bürokratisierung des sozialistischen Staates, die Herausbildung neuer Ausbeutungsverhältnisse bis hin zur Restauration des Kapitalismus – ob unter sozialistischem Deckmantel oder durch die offene Konterrevolution.“, Kommunistischer Aufbau: Programmatisches Selbstverständnis, 2019, https://komaufbau.org/organisation/programmatisches-selbstverstandnis/
56CPI (Maoist): Marxism-Leninism-Maoism Basic Course, 2016, S. 246f
57Mao Tse-tung, Zitiert nach: Lin Biao: Bericht auf dem IX Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas, 1969, In: Wichtige Dokumente der Großen Proletarischen Kulturrevolution, 1970, S. 27
58CPI (Maoist): Marxism-Leninism-Maoism Basic Course, 2016, S. 247
59Vgl. Autorenkollektiv: Mao Tse-tung – Seine Verdienste, Seine Fehler, 2013, S. 454ff