Lebensmittelbanken als Antifa-Arbeit
Die spanischen GenossInnen der „Partido Marxista-Leninista (Reconstuccioón Comunista)“ [PML (RC)] sind seit Januar 2016 illegalisiert, weil sich GenossInnen ihrer Organisation am bewaffneten antifaschistischen Kampf in Rojava beteiligt haben. Auf die Kriminalisierung haben sie im Sinne der Bolschewisierung vor allem mit zwei Maßnahmen reagiert: Durch eine innere Reorganisation haben sie die legalistischen Traditionen überwunden und die Partei auf ein höheres Niveau als revolutionäre Kampforganisation gehoben. Nach außen hin haben sie – neben einer sehr erfolgreichen Solidaritätsarbeit in der politischen Widerstandsbewegung – vor allem eine offensive kommunistische Massenarbeit in der ArbeiterInnenklasse begonnen. Im Ergebnis sind sie heute, nach anderthalb Jahren Illegalität, nicht nur spürbar gefestigter, sondern trotz des anfänglichen Rückzugs von schwankenden Elementen auch quantitativ deutlich stärker als vorher, da sie ihre Reihen mit bewussten ArbeiterInnen aus den Massenkämpfen aufgefüllt haben.
Für die GenossInnen gibt es die stärksten Probleme mit Faschisten in Madrid. Diese rekrutieren sich viel über Fußball und die Hooligankultur. Das sind sehr gewaltbreite faschistische Gruppen. Vor allem zwei Gruppen stechen hervor. Aber es gibt auch andere faschistische Strukturen, die den Drogenhandel verwalten und ihnen auch bewaffnet in der Stadt begegnen. Die GenossInnen betonen, dass es kein Spiel sei, mit denen zu kämpfen.
Die Faschisten haben ein Zentrum, dass sie ‚Haus des Volkes‘ nennen. Der Neofaschismus in Spanien versucht als nicht-faschistisch rüberzukommen. Sie versuchen, sich als antikapitalistisch darzustellen. Das Volkshaus hat zum Beispiel Kräfte gewonnen, indem sie Hochhäuser/Wohnhäuser besetzt haben. Dann vergeben sie Wohnungen dort nur an „reine Spanier“.
Sie werden dabei finanziert von Teilen der Bourgeoisie. Es gibt auch eine „Lebensmittelbank“ ähnlich einer Tafel, die auch von Kapitalisten finanziert wird. Auch dort wird nur „reinen Spaniern“ Essen abgegeben. Bevor sie es verteilen, halten sie Reden und verbreiten ihre Ideologie unter den Familien, die dort hinkommen, um sich Lebensmittel abzuholen.
Allgemein ist der Antifaschismus sehr schwach entwickelt und eher eine sub-kulturelle Modeerscheinung. Die Antifaschisten machen Demos, wenn die Faschisten auch etwas machen. Die GenossInnen der PML(RC) haben eine ganz andere Herangehensweise. Deswegen sehen die Faschisten die KommunistInnen auch als gefährlicheren Gegner an.
Die GenossInnen berichteten uns, dass man den Faschisten den gesellschaftlichen Einfluss in der Klasse streitig machen muss. Das Problem beginnt für die Faschisten dann, wenn sie beginnen, die Klasse zu mobilisieren. Nachfolgend eine Zusammenfassung ihrer Erfahrungen:
„Die Gründung von solidarischen Lebensmittelbanken, aber unabhängig von Nationalität und Hautfarbe, auf antikapitalistischer Grundlage ist so ein Schritt. Von Anfang an haben wir offen gemacht, dass wir Kommunisten sind. Wir animieren die Leute, die sich Lebensmittel abholen, auch Lebensmittel zu besorgen. Sie stellen sich dann beispielsweise vor die Supermärkte. Sie geben den Menschen Flyer und hoffen, dass die Leute dann auch Essen spenden nach dem Einkauf. Das wird dann einmal in der Woche gemacht.
Am Anfang waren die Leute ein bisschen verunsichert, was ist das denn für eine Ideologie? Aber mit der Zeit haben sie die konstante Arbeit für ihre Interessen gesehen. Damit hat sich ihre Haltung verändert. Sie haben in der Praxis gesehen, dass die KommunistInnen wirklich eine andere Gesellschaft wollen. Dazu ein Beispiel: In einer Stadt diente ein Treffpunkt der Partei zugleich als Sammelstelle für die Essensverteilung. Die Polizei kam, hat den Zucker mitgenommen und behauptet, daraus werden Bomben gebaut. Das ist jetzt tatsächlich ein Beweismittel im Prozess gegen die GenossInnen. Die Leute haben daraufhin gesagt, sie gehen auch zum Gericht und sagen als Zeugen aus. Das sind keine Terroristen, sondern die Einzigen, die uns hier helfen. Das zeigt die Verbindung über die Lebensmittelbanken mit der Klasse. Das ist die soziale Seite der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit den Faschisten.
Diese Arbeit zeigt den Menschen: Es geht hier nicht um zwei Gangs. Es entsteht das Verständnis: Da sind Leute, die helfen uns wirklich und diese sind im Konflikt mit den Rassisten. Wenn die Faschisten die GenossInnen jetzt angreifen würden, dann würden die Familien die KommunistInnen unterstützen. Man braucht eine Verbindung zwischen der Arbeit in der Klasse und direkten Aktionen. Keine der beiden Seiten darf fehlen im Kampf gegen den Faschismus. Wichtig ist, den Faschisten die Möglichkeit der Verankerung zu nehmen.
Auf der anderen Seite besteht auch die Notwendigkeit, ihnen die Frechheit zu nehmen, sich einfach so auf der Straße zu bewegen. Man kann da bestimmte Methoden entwickeln, um Gruppen zu haben, die als Verteidigung dienen. Das ist die Basis. Anfangs gilt es zu verhindern, dass sie uns in unserer Arbeit einschränken können. Wenn wir das geschafft haben, gehen wir in die nächste Phase. Es gilt, Gruppen aufzustellen, die Ihnen die Möglichkeiten nehmen, ihre Arbeit zu machen. Es hängt von den Kräfteverhältnissen ab, ob man defensiv oder offensiv agiert. Selbst wenn der Feind überlegen ist, muss man nur die Bedingungen analysieren und wie wir die Kräfte gewinnen können, die notwendig sind und wie wir uns verhalten, bis wir genug Kräfte haben, um in die Offensive zu gehen. Auf jeden Fall muss man die Massenarbeit weitermachen und erstmal verhindern, dass sie uns diese Arbeit streitig machen. Dafür gibt es gewaltsame Methoden des antifaschistischen Selbstschutzes. Aber es gilt auch strategische Fragen zu berücksichtigen. Zum Beispiel: An der Sammlung der Lebensmittel nehmen die Familien teil. Das verhindert schon mal, dass die Faschisten uns während der Arbeit angreifen, weil sie nicht als verrückte Gewalttäter dastehen wollen. Sie haben dann eher versucht, im Nachhinein einzelne GenossInnen auf dem Heimweg anzugreifen. Aber wir haben auch kleine Gruppen, die warten und das wissen sie nicht. Das ist dann witzig.
Das sind die beiden Seiten des antifaschistischen Kampfes, die wir brauchen. Wirklich wichtig ist die soziale gesellschaftliche Massenarbeit, bei der wir aber nicht unsere Prinzipien verbergen. So können wir den schlechten Ruf der Kommunisten beseitigen.“