„Es gilt heute in aller Öffentlichkeit den Trennungsstrich zu ziehen und uns als neue selbstständige Partei zu konstituieren, entschlossen und rücksichtslos, geschlossen und einheitlich im Geist und Willen, mit klarem Programm, Ziele und Mittel zusammen gestimmt nach den Interessen der sozialistischen Weltrevolution.“ Karl Liebknecht am 30.12.1918
Heute genau vor 100 Jahren beschlossen die Delegierten auf dem Gründungsparteitag der KPD die Konstituierung einer eigenständigen Partei. Der Parteigründung war der Verrat der alten Sozialdemokratie, ihr endgültiges Hinübergehen auf die Seite der Herrschenden und der damit verbundene Zusammenbruch der II. Internationale vorausgegangen. Mehr als vier Jahre brauchten die deutschen KommunistInnen, bis sie zu der Einsicht gelangten, dass sie sich in einer eigenständigen Partei organisieren müssen. Mehr als vier Jahre dauerte der Abnabelungsprozess von der SPD über die Arbeit in der USPD bis zum Gründungsparteitag der KPD.
Mit der Gründung der KPD waren die deutschen KommunistInnen den richtigen und notwendigen, wenn auch sehr späten Schritt zu ihrer organisatorischen Eigenständigkeit gegangen. In ideologischer und politischer Hinsicht, war die KPD jedoch noch lange keine vereinheitliche Partei. Der Gründungsparteitag war ein Vereinigungsparteitag verschiedener bisher organisatorisch und ideologisch getrennt kämpfender Gruppierungen. Ein ausdifferenziertes Programm, ein organisatorisches Statut und eine entsprechende revolutionäre Strategie existierten damals noch nicht, sondern sollten sich erst im Laufe der kommenden Jahre entwickeln. Wichtige ideologische Fragen, wie die Beteiligung an den Wahlen zur Nationalversammlung und die Gewerkschaftsfrage wurden ebenfalls zu Gunsten der Einheit verschiedener ideologischer Strömungen innerhalb der KPD hinten angestellt: Ein wesentlicher Grund dafür, dass große Teile der „Linksradikalen“ die Partei kaum ein Jahr nach der Gründung wieder verließen. Bis zum Ende der 1920er Jahre sollte es immer wieder zu starken ideologischen Schwankungen in der Linie der KPD kommen.
Die Gründung der KPD in Mitten des Feuers der Novemberrevolution machte es für sie notwendig, ihre Parteistrukturen unter den Bedingungen des schärfsten Klassenkampfes aufzubauen. Konnten unmittelbar nach der Gründung zum Teil ganze Ortsstrukturen der USPD per Mitgliederbeschluss in die KPD eingegliedert werden, wurden damit auch viele sozialdemokratische Ansichten und Traditionen in die Partei geholt. Bis in die Zeit des Faschismus hinein sollte die Partei mit diesen sozialdemokratischen Traditionen, insbesondere dem Legalismus innerhalb der Struktur und der Mitgliederschaft zu kämpfen haben. Bis heute haben auch wir mit den Überbleibseln dieser Traditionen in der revolutionären und kommunistischen Bewegung zu kämpfen.
Wenn wir heute zurückblicken auf die Parteigründung und die ersten Kampfjahre der KPD, dann tun wir dies, um aus ihren Erfolgen und Fehlern zu lernen und an ihre historischen Erfahrungen und Traditionen anzuknüpfen. Die Geschichte der KPD zeigt uns, wie notwendig es ist, dass Gerüst für eine starke und kampffähige Partei zu schaffen, bevor die objektiven Bedingungen zu einer revolutionären Situation wie in den Jahren 1918/1919 heranreifen. Die Herausbildung einer einheitlichen politisch-ideologischen Linie, der Aufbau eines demokratisch-zentralistischen und dynamischen Organisationsgerüsts, sowie die Schaffung von Massenorganisationen und Propagandakanälen sind unverzichtbar dafür. Diese können in ihrer Komplexität nicht erst in der Revolution geschaffen werden, sondern müssen bereits davor eine möglichst große Anzahl von ArbeiterInnen erfassen und erreichen.
Es ist heute unsere Aufgabe aus diesen historischen Erfahrungen und Kämpfen zu lernen und die gezogenen Schlussfolgerungen in unsere Praxis für den Wiederaufbau der Kommunistischen Partei in Deutschland einfließen zu lassen.
Auch für uns gilt es heute alles daran zu setzen, die noch verstreuten und neu entstehenden Potentiale für den Wiederaufbau der kommunistischen Partei in Deutschland in einer Organisation zu vereinigen. Dies darf jedoch nicht überstürzt und prinzipienlos, sondern muss unter Herausbildung einer vereinheitlichten ideologischen politischen und organisatorischen Linie geschehen um erfolgreich zu sein.
Wir stehen zu unserer historischen Verantwortung und werden unseren Beitrag zum Wiederaufbau der Kommunistischen Partei in Deutschland leisten und an die einhundertjährige Tradition der Kommunistischen Partei in Deutschland anknüpfen.