Am 8. März 1857 zogen Textilarbeiterinnen in New York in einer Demonstration durch die Stadt und forderten bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne. Sie setzten damit nicht nur ein wichtiges Zeichen für die ArbeiterInnenbewegung, sondern wurden gleichzeitig zum Vorbild für Frauen, die sich gegen ihre Unterdrückung zur Wehr setzen wollen. 1908 zogen erneut Frauen durch die Straßen und forderten ein Verbot der Kinderarbeit, bessere Arbeitsbedingungen und ein Wahlrecht für die Frauen. Ein Jahr später, im Februar 1909, initiierte das Frauenkomitee der Sozialistischen Partei Amerikas den ersten Frauentag, um das Wahlrecht für Frauen zu erkämpfen. Auf der zweiten internationalen Frauenkonferenz 1910 wurde dann auf Clara Zetkins Vorschlag hin ein internationaler Frauentag am 8. März in Erinnerung an die kämpfenden Textilarbeiterinnen beschlossen und dieser wird seit dem jedes Jahr begangen.

Der Frauenkampftag ist ein Tag von enormer Bedeutung. National, wie international, früher wie heute. Bei all der vorgegaukelten Gleichberechtigung wird oft vergessen, dass Frauen auch heute noch Kämpfe führen. Nicht nur am 8. März oder 25. November, sondern jeden einzelnen Tag ihres Lebens. Gegen Fremde genauso wie gegen Bekannte. Gegen Lehrer, Arbeitgeber, Freunde und Familie. Denn nach dem Kampf für das Wahlrecht für Frauen, welcher in Deutschland vor 100 Jahren erfolgreich beendet wurde, ist das Patriarchat nicht plötzlich ausgestorben. Das Patriarchat und der Kapitalismus sind untrennbar miteinander verbunden.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich die Produktion mehr und mehr Richtung kapitalistischer Großproduktion. Es entstanden die Bourgeoisie und das Proletariat, Klassen die wir heute noch kennen. In der Industrie wurden die meisten Dinge, die die Frau vorher im Haus herstellte billiger und schneller produziert, so wurde die ursprüngliche Hausarbeit der Frau überflüssig und änderte sich hin zur heute bekannten Reproduktionsarbeit. Da die früher zu Hause hergestellten Produkte jetzt aber gekauft werden mussten und gleichzeitig der Mann einen schlechten Lohn bekam, mussten nun auch die Frauen (und Kinder) einer Lohnarbeit nachgehen, damit die Familie ernährt werden konnte.

Die Situation der proletarischen Frau sieht im Kapitalismus bis heute also wie folgt aus:
Sie ist auf der einen Seite gezwungen, wie ihr Mann arbeiten zu gehen, auf der anderen Seite haben sich die gesellschaftlichen Normen wie „Frauen machen Hausarbeit und die Kindererziehung ist die natürliche Rolle der Frau“ nicht geändert. Aus diesem Grund sprechen wir von der doppelten Unterdrückung der proletarischen Frau. Wir sehen heute die Unterdrückung der Frau also auf verschiedenen Ebenen. Die Arbeiterin wird im Kapitalismus durch ihre Klassenzugehörigkeit zum Proletariat unterdrückt. Wenn wir uns das Unterdrückungsverhältnis auf Grund des Geschlechts anschauen, sehen wir, dass Frauen wirtschaftlich abhängig gemacht werden. Das Lohngefälle in Deutschland, von über 20%, ist nur ein Beispiel hierfür. Dazu kommt die unbezahlte Arbeit im Haus und in der Kindererziehung, die zu großen Teilen auf den Schultern der Frauen lastet. Aber nicht nur wirtschaftlich wird die Frau heute unterdrückt. Wenn wir in den Alltag der Frauen in Deutschland und überall auf der Welt schauen, sehen wir, dass sie egal wo klein gehalten, abhängig gemacht und unterdrückt werden. Sie werden in die Rolle der Hausfrau und der Gebärmaschine gedrängt und als „Sexobjekte“ reduziert.

Männer und Frauen haben in dieser Gesellschaft unterschiedliche Rollen. Wir alle sind im Kapitalismus, im Patriarchat aufgewachsen und sozialisiert. So sind auch unsere Verhaltensweisen anerzogen. Jeder Mann profitiert vom Patriarchat, das heißt von der Unterdrückung der Frau. Durch die patriarchalen Verhaltensweisen von jedem Mann, von jedem unserer Genossen können wir immer wieder sehen, dass jeder Mann in dieser Gesellschaft die Rolle des Unterdrückers einnimmt, während Frauen die Unterdrückten sind. Umso wichtiger ist es für uns als Frauen uns zu organisieren und den Begriff der Frauensolidarität Wirklichkeit werden zu lassen. Der Kampf für unsere Befreiung und die Befreiung der ArbeiterInnenklasse kann nur dann erfolgreich sein, wenn wir als Frauen zusammen stehen und in jeder Frau unsere Schwester sehen.

Das Patriarchat hat eine Jahrtausende lange Geschichte, eine Geschichte der Unterdrückung der Frau. Wir haben gleichzeitig eine Jahrtausend lange Geschichte der Befreiungskämpfe. Kämpfe für die Befreiung der Frau!

Wir können uns die Kämpfe und Erfolge von Tamara Bunke anschauen. Tamara wurde in Argentinien geboren. Mit 15 Jahren kehrte sie mit ihrer Familie in die DDR zurück und lebte in Stalinstadt. Zu ihrem 18. Geburtstag stellte sie einen Antrag auf Entlassung aus der deutschen Staatsbürgerschaft und Ausreise nach Argentinien, um dort Teil des proletarischen Kampfes zu sein. In Bolivien schloss sie sich später gegen den Willen ihrer Genossen den kämpfenden Truppen der Guerilla an und kämpfte dort als einzige Frau. Ihren Mut und ihr Selbstvertrauen sich gegen den Willen ihrer Genossen durchzusetzen, um ein Gleichberechtigter Teil des Kampfes zu sein, nehmen wir uns auch heute noch zum Vorbild.

Wir können uns die Kämpfe und Erfolge von Hannie Schaft anschauen. Sie war Teil des kommunistischen Widerstandes gegen den deutschen Faschismus in den Niederlanden. Hannie war bis kurz vor ihrer Festnahme durch die deutschen Besatzer an militanten Aktionen beteiligt. Am 17. April 1945 wurde sie nach Verhören unter Folter, in denen sie nichts sagte in den Dünen von Bloemendaal hingerichtet. Durch Hannies Bereitschaft jede Aufgabe zu übernehmen, durch ihre Durchsetzungskraft gegen ihre männlichen Genossen und durch ihr standhaft bleiben, egal was der Staat gegen sie versuchte, wird sie zu einem Vorbild für uns alle.

Wir können uns die Kämpfe und Erfolge von Ivana Hoffmann anschauen. Im Frühjahr 2014 ging Ivana nach Rojava, um dort gemeinsam mit der Bevölkerung vor Ort gegen die religiös-faschistischen Banden des IS zu kämpfen, die Bevölkerung vor weiteren Massakern, Mord und Vergewaltigungen zu schützen und die Frauenrevolution zu verteidigen. Am 7. März 2015 wurde sie unsterblich. Ivanas Bewusstsein für den Internationalismus, der sie schreiben ließ „Nichts hält mich mehr hier. Ich kann nicht tatenlos zusehen während meine Schwestern, Brüder, Freunde, Mütter, Väter, Genossen um die Freiheit, um die Unabhängigkeit vom Kapitalismus kämpfen.“ ist Beispielhaft für uns. Ihr unbändiger Wille für die Befreiung der Frau und der gesamten Gesellschaft zu kämpfen, wird auf uns abfärben und uns Kraft für alle weiteren Kämpfe geben.

Wir können uns die Kämpfe und Erfolge der Frauen in Russland und der Sowjetunion anschauen. Mit dem Streik der ArbeiterInnen in den Putilow-Werken begannen Streikaktionen im ganzen Land. Am 8. März 1917 folgten darauf hin zehntausende Frauen dem Aufruf der Bolschewiki auf die Straßen zu gehen. Von dieser Kampfstimmung angesteckt, legten zahlreiche Arbeiter ebenfalls ihre Arbeit nieder und schlossen sich den Streiks und Demonstrationen an. Das Land war überströmt von einer revolutionären Stimmung und die Februarrevolution, von den Frauen eingeleitet, siegte.
Ohne die Frauen in Russland wären weder diese, noch die Oktoberrevolution möglich gewesen.

Wir können sehen, überall auf der Welt führen Frauen Kämpfe für ihre Befreiung und die Befreiung der Menschheit. Wir werden nicht nur am 8. März, sondern auch an jedem anderen Tag mit unseren Genossinnen auf die Straßen gehen, wir werden den Kampf nicht aufgeben!
Ein Angriff auf eine ist ein Angriff auf uns alle!

Frauen in KA und KJ