Jede Organisation kann sich selber nur revolutionär weiterentwickeln, sich selber revolutionieren, wenn sie in regelmäßigen Abständen innehält und allseitig ihre eigene Theorie und Praxis, ihren aktuellen Stand und ihre Entwicklung selbstkritisch hinterfragt. Der Kongress ist der Ort einer jeden revolutionären Partei und Organisation, auf dem die Vergangenheit und die dort begangenen Fehler und erreichten Erfolge ausgewertet und die gesamte Organisation für die Zukunft und auf die kommenden Aufgaben ausgerichtet wird.
Vom 30. Dezember 2018 bis zum 1. Januar 2019 sind die DelegiertInnen der Organisation, aus den verschiedenen Regionen Deutschlands zusammen gekommen und haben erfolgreich den 2. Kongress des Kommunistischen Aufbaus abgehalten. Die konkrete Aufgabe, die dieser Kongress für die Entwicklung der Organisation zu erfüllen hatte, wurde in den Worten der Eröffnungsrede wie folgt festgehalten:
„Es geht für uns heute darum die richtigen Schritte zur richtigen Zeit zu gehen. Es geht darum unsere Organisation allseitig weiter- und höher zu entwickeln. Um diesen Weg erfolgreich und gemeinsam gehen zu können, dazu braucht es Mut und Vertrauen. Mut um alte Wege zu verlassen und neue zu finden. Vertrauen, um gemeinsam und entschlossen aufzubrechen und ebenso am Ziel anzukommen.“
Auf den Tag genau 100 Jahre nach dem historischen Gründungsparteitag der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) sind wir nach einer intensiven Vorbereitungszeit zusammengekommen, um die Entwicklung der Organisation seit ihrer Gründung im Jahr 2014 und insbesondere die vergangenen zwei bis drei Jahre auszuwerten und die Organisation und ihre ideologische, politische und organisatorische Linie für die Erfüllung der vor uns stehenden Aufgaben auszurichten. Die Wahl dieses historischen Datums dient uns dabei als Ansporn unserer historischen Verantwortung gerecht zu werden und zeigt uns gleichzeitig die gigantischen Aufgaben auf, die auf dem Weg zum Wiederaufbau der Kommunistischen Partei in Deutschland noch vor uns stehen.
Der Kongress setzte sich kritisch mit der Vergangenheit und den Erfolgen und Fehlern der Organisation auseinander. Gleichzeitig zeigte sich ein hohes Maß an Solidarität und prinzipieller Einheit in den vielfältigen Diskussionen. Durch große Disziplin und Ernsthaftigkeit, sowie eine aktive Beteiligung aller Delegierter nahmen die anwesenden GenossInnen ihre Verantwortung der Organisation gegenüber gebührend war.
Auch zwischen dem Gründungskongress und dem nun darauf folgenden Kongress gab es eine Reihe wichtiger Treffen, welche maßgeblich zur Entwicklung der Organisation und der Herausbildung ihrer bisherigen Linie und Grundsätze beigetragen haben. Diese Konferenzen waren wichtige Zwischenschritte, ohne die die Organisation ihren jetzigen Stand nie hätte erreichen können. Der Gründungskongress im Jahr 2014 und der nun erfolgreich durchgeführte 2. Kongress des Kommunistischen Aufbaus ragen jedoch aus der Reihe dieser Meilensteine der Organisationsgeschichte heraus, was ihren allseitigen Inhalt und ihre Beschlüsse in Quantität und Qualität betreffen. Mit dem nun erfolgreich verwirklichten Kongress sind die Bedingungen geschaffen worden, um ein neues Kapitel in der Entwicklung der Organisation aufzuschlagen.
Statut und Programmatisches Selbstverständnis
Nach fünf Jahren war es notwendig, sowohl das Statut, als auch das Programmatische Selbstverständnis den Entwicklungen der Organisation gemäß anzupassen. Bereits seit einiger Zeit hatte die Organisation objektiv den Stand dieser beiden grundlegenden Dokumente überflügelt.
Das Statut musste dem vertieften Verständnis einer funktional zweigeteilten und organisatorisch vereinten Partei entsprechend angepasst werden. Ebenso tragen die Veränderungen am Statut dem quantitativen und qualitativen Wachstum der Organisation Rechnung, welche einen Ausbau des Organisationsgeflechts und neue organisatorische Mechanismen notwendig machen.
Gleichzeitig hat der Kongress der ideologischen Entwicklung der Organisation Rechnung getragen und das bisherige Programmatische Selbstverständnis durch eine grundlegende Überarbeitung ersetzt. Standen bisher vor Allem die prinzipiellen Fragen des Parteiaufbaus und der Einheit der KommunistInnen im Vordergrund, so ist dies nun durch weitere Analysen und Standpunkte der Organisation ergänzt worden. Nun finden sowohl die im Jahr 2018 veröffentlichten ersten Ergebnisse der Klassenanalyse, als auch das Verständnis heute durch den Aufbau von Massenorganisationen die ArbeiterInnenklasse konkret zu aktivieren, zu bilden und zu organisieren ihren Platz in dem programmatischen Dokument. Es richtet sich nun nicht mehr allein bzw. hauptsächlich an andere kommunistische Strukturen und Einzelpersonen, sondern konkret an die fortschrittlichsten Elemente unserer Klasse.
Programmatisches Selbstverständnis
Jugend- und Frauenorganisation
Der Kongress beschäftigte sich ebenso mit den Fragen der Jugendorganisation und der Thematik des Frauenbefreiungskampfes. Auf beiden Gebieten wurden weitgehende organisatorische und ideologische Beschlüsse getroffen, welche die Organisation in die Lage versetzen wird, ihr volles Potential bei der Organisierung der Jugend und der Frauen zu entfalten.
Der Kongress beschloss nach einer vorhergegangenen langen ideologischen Diskussion neue Standpunkte für den Frauenbefreiungskampf als Grundpositionen der Organisation anzuerkennen. Dieser Schritt war notwendig, um die auf diesem Gebiet fehlende Aktualität unserer Ideologie zu überwinden und damit die Grundlagen für eine erfolgreiche kommunistische Frauenarbeit zu legen.
In diesem Zusammenhang beschloss der Kongress zudem die Aufnahme der in Rojava unsterblich gewordenen Genossin Ivana Hoffmann als Ehrenmitglied der Organisation. Sie soll für alle GenossInnen als Vorbild für ihre ideologische, politische und organisatorische Entwicklung dienen. Sie soll in organisierter Weise ein Vorbild für die Herausbildung bewusster, aufopferungsvoller und mit den Massen verbundener kommunistischer KaderInnen werden. Insbesondere für die Jugendlichen und Frauen unserer Organisation ist sie dies schon heute auf ganz natürliche Art und Weise.
Gründungserklärung Kommunistische Frauen
Bildung und Geschichte
Der Kongress unterstrich zudem die Notwendigkeit systematischer KaderInnenbildung. Es ist und bleibt eine zu lösende Aufgabe der Organisation und der gesamten kommunistischen Bewegung in Deutschland kommunistische KaderInnen herauszubilden. Diese KaderInnen müssen nicht nur mit einer umfassenden ideologischen Bildung ausgestattet sein, sondern über ein entwickeltes revolutionäres Klassenbewusstsein, sowie klare organisatorische und politische Methoden zur Organisierung der ArbeiterInnenklasse und des revolutionären Klassenkampfes verfügen.
Auch die systematische Aufarbeitung der Geschichte der deutschen kommunistischen- und ArbeiterInnenbewegung ist eine in der kommenden Periode zu lösende Aufgabe. Dies muss eine Aufarbeitung der Geschichte von der Gründung der KPD über die Klassenkämpfe in der Weimarer Republik, der frühen Bundesrepublik, die 68er Bewegung und die K-Gruppen, die Erfahrungen in der DDR bis zur Geschichte unserer eigenen Organisation sein. Diese systematische Arbeit bildet eine wichtige Grundlage, um bereits begangene Fehler unserer Bewegung zu vermeiden und die objektiv vorhandenen Erfahrungen auch tatsächlich in der eigenen Arbeit zu nutzen.
Politische Praxis
In Deutschland gibt es eine lange Tradition spontanistischer und aktionistischer revolutionärer Jugendgruppen und Cliquen, ebenso wie bürokratischer Diskussionszirkel, die mit Seitenlangen Flugblättern die Klasse versuchen von „außen“ zu organisieren. Um auf dem Weg zum Aufbau der kommunistischen Partei voran zu kommen, müssen wir die Schwächen dieser beiden Erscheinungen überwinden. Wir müssen eine politische und praktische Reflexfähigkeit entwickeln, welche uns flexibel auf spontane Entwicklungen reagieren lässt und die organisierten und mit uns sympathisierenden Massen direkt in Aktion versetzt.
Auf der anderen Seite bedarf es ebenso einer geplanten und dauerhaften Arbeit an all jenen Orten, an denen unsere Klasse regelmäßig zusammen kommt. Dazu zählt natürlich auch heute der Betrieb, die Schule und Universität, aber auch die Viertel, Plätze und Vereine. Dabei gilt es aus den historischen Erfahrungen zu lernen und Konzepte und Methoden an die heutige Realität anzupassen. Insbesondere müssen hier die Entwicklung der Massenmedien und Kommunikationsmittel und die tiefgreifenden Veränderung in der Organisation der Produktion berücksichtigt werden. Es gilt diese Gebiete in der kommenden Periode systematisch zu erschließen und zu bearbeiten.
Kunst und Kultur
Ein weiterer Bereich der revolutionären Arbeit, der in Deutschland sowohl in der kommunistischen- und ArbeiterInnenbewegung, als auch in unserer Organisation unterentwickelt und ein Stück weit in Vergessenheit geraten ist, ist das gesamte Thema der revolutionären und kommunistischen Kunst und Kultur. Auch wenn wir in der näheren Vergangenheit die ersten Schritte auf diesem Gebiet gemacht haben, darf seine Bedeutung für den Klassenkampf nicht unterschätzt werden. Auch hier gilt es die begonnene Arbeit zu systematisieren und kontinuierlich weiter zu entwickeln.
Politische Resolutionen
Der Kongress hat sich noch mit einer ganzen Reihe weiterer Themen befasst und entsprechende Beschlüsse gefasst, welche wir an dieser Stelle nicht veröffentlichen werden.
Am Ende dieser Broschüre findet ihr jedoch fünf politische Resolutionen, welche der Kongress verabschiedet hat, die sich unmittelbar an die interessierte Öffentlichkeit richten. Die Resolution über „Die politische Lage und unsere Aufgaben“ fasst dabei unsere Ansichten und Analysen zur aktuellen politischen Lage in Deutschland und der Welt kurz zusammen und benennt unsere aktuellen Aufgaben im Klassenkampf.
Die Resolution „Unsere Internationalen Aufgaben“ benennt eben diese und ist gleichzeitig ein Appell an unsere GenossInnen überall auf der Welt die Notwendigkeit der Verknüpfung der Klassenkämpfe auf internationalem Niveau zu erkennen und die praktische internationale Vernetzung der RevolutionärInnen und KommunistInnen voran zu treiben.
In den Resolutionen „Kommunistische Frauenarbeit entwickeln“ und „Die Gewalt gegen Frauen organisiert und entschlossen bekämpfen!“ benennen wir die drängendsten Aufgaben des Frauenbefreiungskampfes und legen unsere Positionen auf diesem Gebiet da.
Zum Schluss richten wir uns mit der Resolution „Wir haben keine Zeit zu verlieren: Schließt euch dem Aufbau der Kommunistischen Partei an!“ an all jene, die einen Beitrag zur Schaffung der Kommunistischen Partei in Deutschland leisten wollen. Wir benennen die Einheit der KommunistInnen auf ideologischer, politischer und organisatorischer Ebene als eine zu lösende Aufgabe in Deutschland und rufen alle RevolutionärInnen anderer politischer und ideologischer Strömungen auf, im konkreten Kampf gegen unsere gemeinsamen Feinde zusammen zu stehen.
Resolution: Die politische Lage und unsere Aufgaben
Resolution: Unsere internationalen Aufgaben
Resolution: Kommunistische Frauenarbeit entwickeln
Resolution: Die Gewalt gegen Frauen organisiert und entschlossen bekämpfen!