In den letzten Tagen sind im Camp Moria rund 12.000 Menschen durch Großbrände obdachlos geworden. Es ist davon auszugehen, dass Geflüchtete selbst diese Feuer gelegt haben – aber sie tragen nicht die Verantwortung für das Elend der Bewohner:innen in Moria.

Sie machen es sichtbar, haben ein Bild produziert, das es den Medien wert war zu zeigen. Anders als das alltägliche Leben, Sterben und Leiden im Camp. Zu der Normalität gewordenen Unterversorgung im Camp kamen nun einige bestätigte Corona-Infektionen. Dass Bewohner:innen keine Gelegenheit haben, sich und ihre Mitmenschen zu schützen, liegt auf der Hand.

Vahidulla Mohamadi lebt seit Monaten mit seinem Kind im Camp und beschreibt die Lebenssituation der Geflüchteten: „Es ist traurig zu sagen, dass es in Afghanistan besser war als hier. Aber wenn es dort Explosionen gab, ist man wenigstens nur einmal gestorben. Hier stirbt man jeden Tag.“

Auch wenn Politiker:innen in der EU sich nun bewegt bis empört geben, niemand darf überrascht tun. Die EU hat mit ihrer menschenunwürdigen Asylpolitik genau diese Situation hervorgebracht. Auch die deutsche Regierung ist schuldig, erst im März entschieden sich die Regierungsparteien aktiv dagegen, 5.000 besonders schutzbedürftige Geflüchtete aufzunehmen.

Die Geflüchteten haben mit ihrer Rebellion eine ganz klare Forderung aufgestellt: Evakuiert die Elendslager! Diese Forderung tragen wir schon lange an unzähligen Orten auf die Straße, die erneute Welle an Protesten hat erste Erfolge gezeigt. 180 Kommunen sind bereit Menschen aufzunehmen, einige Bundesländer ebenso.

Doch ihre Bereitschaft wird blockiert durch die Suche nach der „europäischen Lösung“. Nach aktuellem Vorschlag der Bundeskanzlerin hieße die europäische Lösung, 400 Minderjährige aus Moria aufzunehmen. Die Menschen in Moria sind den EU-Regierungen jetzt genauso egal wie zu dem Zeitpunkt, als die größten Industrien sich an Kriegen in ihren Heimatländern bereichert haben.

Symbolisch 400 Minderjährige aufzunehmen, reicht nicht! Die Menschen in Moria haben ein Recht, sicher aufgenommen zu werden – unabhängig davon, ob sie minderjährig und besonders schutzbedürftig sind oder nicht.

Während es den Geflüchteten im Camp furchtbar geht, sie den Rassismus der Gesellschaft erfahren und ihre grundlegendsten Bedürfnisse nicht decken können, sitzen die Entscheidungsträger:innen dieser Katastrophe unbehelligt vor ihren Schreibtischen. Es ist unsere Aufgabe, das zu ändern, solidarisch hinter den Forderungen der Geflüchteten zu stehen und das Feuer, dass sie in Moria entfacht haben, hierher zu tragen!