Sowohl in Deutschland als auch international ist die Zersplitterung der marxistisch-leninistischen wie revolutionären Bewegung eines der markantesten Merkmale ihrer Schwäche. Die Antwort auf diesen Zustand muss darin bestehen, die Bemühungen im Kampf um die Einheit zu erhöhen.
Doch Einheit ist nicht gleich Einheit. Unser Anspruch als marxistisch-leninistische Organisation muss darin bestehen, auf mehreren Ebenen an diese Aufgabe heranzugehen.
Es gilt zum Einen, die größtmögliche Solidarität und Geschlossenheit im gemeinsamen Kampf aller ehrlichen Revolutionär:innen in diesem Land und international herzustellen und zum Anderen, zugleich konsequent, ohne faule Kompromisse am Aufbau einer Kommunistischen Partei zu arbeiten.
Diese Ziele müssen gleichzeitig verfolgt werden. Das Eine steht nicht etwa im Widerspruch zum Anderen, sondern beides wird sich in der Praxis ergänzen und gegenseitig stärken.
Den Wert der revolutionären Solidarität erkennen
Die Geschichte der sozialistischen Revolution – von den Himmelsstürmer:innen der Pariser Kommune, über die siegreiche Oktoberrevolution bis hin zu den erfolgreichsten Kämpfen in Deutschland in den letzten Jahrzehnten – ist voll von Beispielen der Einheit im revolutionären Kampf über teils deutliche ideologisch-politische Unterschiede hinweg.
Die revolutionäre Solidarität, die Fähigkeit, klar zwischen Bündnispartner:innen und Klassenfeind zu unterscheiden und der gemeinsame Widerstand gegen die Angriffe der Konterrevolution, sind von unschätzbarem Wert für jede Organisation, die ernsthaft das Ziel verfolgt, den Kapitalismus revolutionär zu überwinden.
Es muss uns daher ein dringendes Anliegen sein, gerade in einem Land wie Deutschland, dessen revolutionäre Bewegung stark vom Zirkelwesen und sektiererischen Traditionen geprägt ist, vertrauensvolle, genossenschaftliche Beziehungen zu unseren revolutionären Bündnispartner:innen aufzubauen und in den Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit die Frage zu stellen, was wir voneinander lernen können und was uns verbindet.
Wir haben keine Zeit zu verlieren: Bauen wir die Kommunistische Partei auf!
Nichtsdestotrotz bleibt die zentrale Schwäche der Kommunist:innen in Deutschland die Nichtexistenz einer revolutionären Kampfpartei auf Grundlage des Marxismus-Leninismus. Die Antwort auf die allgemeine Zersplitterung der Bewegung kann dabei gerade nicht darin bestehen, ideologische und politische Unterschiede zuzuschütten, um schnellstmöglich eine größtmögliche Zahl von Genoss:innen unter einem organisatorischen Dach zu vereinen. Solche verzweifelten Versuche hat es zahlreich gegeben und sie sind alle gescheitert. Herauskommen kann dabei nur eins: eine nicht überlebensfähige und von politischen Flügelkämpfen gezeichnete Organisation statt einer einheitlichen Kommunistischen Partei.
Die Zersplitterung unserer Bewegung ist keinesfalls nur ein organisatorischer Mangel oder ein Ergebnis persönlicher Eitelkeiten und regionaler „Herrschaftsansprüche“. Sie ist vor allem ein Ausdruck der ideologischen und politischen Orientierungslosigkeit; ein Ergebnis dessen, dass es nicht ausreichend gelingt, den Marxismus-Leninismus auf die heutigen Verhältnisse anzuwenden und in revolutionäre Praxis zu verwandeln. Es gibt keine historische Notwendigkeit und somit auch keine Berechtigung für das Durchleben einer Zirkelphase in Deutschland.
Es bleibt daher das erklärte Ziel unserer Organisation, möglichst viele Kommunist:innen in einer Organisation zu vereinigen, wo ihre Kräfte optimal, nach einem einheitlichen Konzept für den Aufbau der Kommunistischen Partei eingesetzt werden können.
Wir sehen deutlich, dass die immer tiefer werdenden Widersprüche des Imperialismus auch in Deutschland Spuren hinterlassen. Spuren in Form einer Suche nach Auswegen aus diesem System, aber auch in Form von immer wieder neu entstehenden Gruppen und Organisationen, die sich den revolutionären Sturz dieses Systems auf die Fahnen geschrieben haben. All diese Genoss:innen fordern wir auf, ihre Verantwortung wahrzunehmen, sich nicht mit der Existenz als lokale Gruppierung zufrieden zu geben, sondern sich dem großen Ziel des Parteiaufbaus in Deutschland zu widmen.
Die besten Traditionen der Kommunistischen Internationale aufleben lassen!
Wie auf nationaler Ebene ist auch auf internationaler Ebene die marxistisch-leninistische Bewegung durch die Tatsache geschwächt, dass ihr nicht nur eine gemeinsame Organisation in der Tradition der Kommunistischen Internationalen fehlt, sondern auch dadurch, dass die Kontakte und Beziehungen zwischen den Revolutionär:innen verschiedener Länder überhaupt ausgesprochen schwach entwickelt sind.
Es ist hierbei zunächst natürlich, dass die mitunter sehr unterschiedlichen gesellschaftlichen Bedingungen in verschiedenen Ländern auch zu sehr unterschiedlichen Ausprägungen der revolutionären Bewegung geführt haben. Noch mehr als auf nationaler Ebene ist es wichtig, sich von solchen Unterschieden nicht dazu verleiten zu lassen, mit Scheuklappen oder überhöhten Ansprüchen an die Entwicklung von Kontakten über Ländergrenzen hinweg heranzugehen.
Auch auf diesem Gebiet gilt es, neue Anläufe zu wagen, das große Wort der internationalen Solidarität zur Realität werden zu lassen. Schließlich ist es – strategisch gesehen – eine der größten Stärken der Arbeiter:innenklasse und der unterdrückten Völker, dass sie über Ländergrenzen hinweg im imperialistischen Weltsystem einen gemeinsamen Feind haben und sie keinerlei gegensätzliche Interessen am gemeinsamen Kampf gegen diesen Feind hindern.
Dabei hat es für uns als Kommunist:innen in Deutschland eine zentrale Bedeutung, uns mit revolutionären Kräften in Ländern, die besonders vom deutschen Imperialismus ausgebeutet werden, oder eine strategische Bedeutung für die Revolution in Deutschland haben, zu verbinden.
Doch gerade unter den marxistisch-leninistischen Kräften gibt es dort, wie weltweit, noch eine Vielzahl von Organisationen und Genoss:innen, zu denen wir noch keinen Kontakt aufbauen konnten. In vielen Ländern stehen unsere Genoss:innen vor Situationen, die der unseren in Deutschland in Grundzügen gleichen: Auch sie kämpfen für den Wiederaufbau revolutionärer Kampfparteien, auch sie knüpfen hierbei oftmals an die Traditionen von Bewegungen an, die in den letzten Jahrzehnten in tiefe Krisen geraten sind.
Schon auf dem Weg, den unsere Organisation zurückgelegt hat, waren der Austausch und die Erfahrungen von Genoss:innen aus anderen Ländern immer wieder von enormen Wert für uns. Es gilt nun, an diese Erfolge anzuknüpfen, die Austauschmöglichkeiten zu erweitern und zu verstetigen; es gilt, die Erfahrungen der Kommunistischen Internationale auszuwerten und ihre besten Traditionen wieder aufleben zu lassen!
In Deutschland und weltweit: Nur durch den gemeinsamen Kampf gegen den Klassenfeind und gleichzeitige solidarische ideologisch-politische Auseinandersetzungen, kann es gelingen, eine revolutionäre Kampfkultur zu etablieren und zugleich die notwendigen Schritte zur Gründung marxistisch-leninistischer Kampfparteien zu gehen.
Nur durch den gemeinsamen Kampf kann es uns gelingen, dem Imperialismus in der Vorbereitung des 3. Weltkriegs in den Rücken zu fallen und die Potenziale, die sich aus der Zuspitzung des Kapitalismus auf allen Ebenen ergeben, für neue revolutionäre Anläufe zum Sturz des Imperialismus zu nutzen.