Vorwort  und Übersicht

Wir haben in den vergangenen Ausgaben unserer Zeitung ‚Kommunismus‘ verschiedene Artikel zum modernen Faschismus und zum antifaschistischen Kampf veröffentlicht und zahlreiche Diskussionen mit GenossInnen dazu geführt. Aufbauend auf diese Arbeiten sowie auf unsere praktischen Erfahrungen haben wir uns nun noch einmal systematisch und gestützt auf die Analysen der kommunistischen Weltbewegung mit diesen zentralen und aktuellen Problemen für die proletarische Revolution in Deutschland beschäftigt.

Wir möchten die Ergebnisse dieser Arbeit im folgenden in einer zusammenfassenden Form in zwei Artikeln darlegen: 

Was ist der Faschismus? (Teil I) [Erscheint am 4.8]

Was sind die Grundzüge einer antifaschistischen Strategie für heute? (Teil II) [Erscheint am 11.8]

Für alle, die die Ergebnisse in in geraffter Form lesen wollen, haben wir unsere Punkte um Faschismus und der antifaschistischen Strategie nochmal Thesenhaft zusammegefasst [Erscheint am 18.8].

Des weiteren findet ihr noch folgende Artikel zu dem Thema:

National Befreite Zonen – Was steht hinter diesem faschistischen Konzept? [Erscheint am 25.8]

Die Spanische Erfahrung – Lebensmittelbanken als Antifa-Arbeit [Erscheint am 1.9]

Der Antikommunismus ist in Deutschland extrem stark in den Köpfen verwurzelt. Das reicht bis tief in die Reihen derjenigen GenossInnen, die sich selbst als KommunistInnen verstehen. Im nachfolgenden zweiteiligen Grundsatztext schlagen wir eine Strategie für den antifaschistischen Kampf vor, die mit ziemlich vielen Traditionen vor allem der autonomen Antifa-Bewegung in Deutschland bricht. 

Klingt spannend, das interessiert mich, werden viele potenzielle LeserInnen sagen. Wir befürchten, dass bei einigen AntifaschistInnen hinter dieser spontanen Reaktion ein Bedürfnis steckt, dass wir so nicht befriedigen werden. Was sagen die KommunistInnen zur „Krise der Antifa“? Vor allem, dass wir ganz anders an die Fragen herangehen müssen, als sich das in der politischen Widerstandsbewegung über Jahrzehnte eingeschliffen hat. Damit kommen wir zum Problem, dass es eine falsche Erwartung wäre, dass eine Antifa-Strategie ein Kochrezept sein könnte, mittels dessen wir unsere konkreten Probleme (und dann noch möglichst ohne großen Aufwand) aus der Welt schaffen würden. 

Eine Strategie beschreibt den Weg zum Ziel und ist – wie die tiefsinnige Definition eines bürgerlichen Strategen lautet – „die Kunst, Macht zu schaffen“. Eine antifaschistische Strategie muss also ein Ziel festlegen und die politischen und militärischen Methoden entwickeln, durch deren Zusammenspiel dieses Ziel über verschiedene Etappen eines längeren Kampfes erreicht wird. Wenn wir als Ziel z.B. die „Zerschlagung des Faschismus“ definieren – und mit weniger kann sich angesichts der Barbarei des Feindes kein/e AntifaschistIn zufrieden geben – dann ist das offensichtlich keine ganz banale Sache.

Wer also – womöglich nur unbewusst – mundgerechte, leicht verdauliche Portionen erwartet, der wird durch unseren Text enttäuscht werden. In weiten Teilen, vor allem des ersten Teils, haben wir uns eng an der Analyse des Faschismus durch den VII. Weltkongress der Kommunistischen Internationale, vorgetragen im Referat von G. Dimitroff, orientiert und z.B. viele Zitate daraus wiedergegeben.

Wir tun das nicht, weil wir selbstverliebte Literaten wären. Wir haben dieses Vorgehen gewählt, weil wir davon überzeugt sind, dass wir hinsichtlich der Grundlagen für ein wissenschaftliches Verständnis des Faschismus und der antifaschistischen Strategie nicht das Rad neu erfinden müssen. Mehr oder weniger alle Elemente der Antifa-Strategie sind von der kommunistischen Weltbewegung bereits zusammengetragen worden, auch wenn davon Vieles in Deutschland in Vergessenheit geraten ist. Allerdings – und das ist zumindest für Deutschland schon eine weitgehende Neuerung – schlagen wir, um im Bild zu bleiben, eine Änderung der Richtung vor, in die wir uns als Antifas bewegen sollten.

Wir haben aber nicht nur Bücher gewälzt und unsere Erfahrungen als Organisation wie die unserer Vorläuferstrukturen reflektiert, sondern vor allem mit sehr vielen GenossInnen gesprochen. Nur ein kleiner Ausschnitt davon kann im 2. Teil wiedergegeben werden. Zumindest in Deutschland versteht sich davon nur eine Minderheit der GesprächspartnerInnen als Marxisten-Leninisten. Doch gerade dieser Austausch unter Revolutionären und AntifaschistInnen über ideologische Grenzen hinweg, hat sehr viel zur Ausarbeitung unserer Strategie beigetragen. Wir sind Marxisten-LeninistInnen. Das können und wollen wir nicht leugnen, wenn wir unsere Antifa-Strategie als ein wichtiges Element der revolutionären Strategie formulieren. Wir hoffen aber auf und wünschen uns einen lebhaften Austausch in der revolutionären und antifaschistischen Bewegung über unseren Vorschlag, auch und gerade von GenossInnen, die unsere ideologischen Grundlagen nicht teilen.

Ganz grundsätzlich müssen aus unserer Sicht für die Entwicklung einer antifaschistischen Strategievier Bezugsgrößen in ihren Wechselwirkungen untersucht und beachtet werden: Das sind der imperialistische Staatsapparat der Monopolbourgeoisie und die faschistische Bewegung mit all ihren Formen und Aspekten (Massenbewegung, konterrevolutionäre Kaderpartei, bewaffneter Arm mit Milizen und Untergrundarmee, faschistische Ideologie) auf der einen Seite. Auf der anderen Seite sind das die proletarischen und kleinbürgerlichen werktätigen Massen, um die der „Kampf um die Köpfe” geführt wird, sowie die kommunistischen und revolutionären Kräfte als Hauptfeind der Faschisten.

Eine antifaschistische Strategie kann es nicht im luftleeren Raum geben. Sie muss sich vielmehr einordnen in den übergeordneten Kampf zwischen Proletariat und Bourgeoisie, zwischen Revolution und Konterrevolution. Das heißt: Die antifaschistische Strategie ist ein Teil der kommunistischen Strategie für die Erkämpfung der politischen Macht zur Errichtung des Sozialismus und hängt von ihr ab.