Warum siegte die Oktoberrevolution 1917?

Die große sozialistische Oktoberrevolution in Russland stellt zweifellos ein weltgeschichtliches Ereignis dar. Anlässlich des 100. Jahrestags wird sie weltweit aus unterschiedlichsten Aspekten beleuchtet werden. Ob offene Konterrevolutionäre und reaktionäre bürgerliche AntikommunistInnen, fortschrittliche HumanistInnen, linksreformistische „SozialistInnen“ oder revolutionäre und kommunistische Parteien und AutorInnen: Alle werden die Oktoberrevolution, je nach ihrer politischen Haltung, feiern oder verdammen, ihre Folgen darstellen und aus ihrer Sicht interpretieren. 

Die unserer Einschätzung nach wichtigste praktische Frage, die die Oktoberrevolution bis heute aufwirft, wird dabei in der Regel nicht berührt werden: Wie konnte die ArbeiterInnenklasse unter Führung der Bolschewiki die politische Macht in Russland erobern und verteidigen? 

Bürgerliche Autoren und Historiker argumentieren üblicherweise damit, dass die Bolschewiki nur eine winzige, straff organisierte Verschwörertruppe gewesen seien. Sie hätten sich einfach in einem günstigen Moment rücksichtslos an die Macht geputscht. Auch wenn diese These objektiv gesehen Unsinn ist, so kann sie vor allem eine Frage nicht beantworten: 

Wie konnte sich diese „winzige Minderheit“ dann in einem dreijährigen Bürgerkrieg gegen die militärisch um ein Vielfaches überlegenere innere Konterrevolution und den Weltimperialismus behaupten? 

Die Antwort auf diese brennenden Fragen der heutigen Bewegung findet sich in der bolschewistischen Revolutionsstrategie. Die Pariser Kommune war z.B. ein Volksaufstand, wie ihn die Geschichte schon mehrfach gesehen hat. Manchmal siegen dabei die Aufständischen, oft werden sie niedergemetzelt. Die Oktoberrevolution dagegen war eine „Entscheidungsschlacht“ und ein Wendepunkt in einem 20-jährigen revolutionären Prozess. Dieser Revolutionsprozess begann weder im Oktober 1917 noch endete er mit dem Sturm auf den Winterpalais.

Die Bolschewiki führten ihren revolutionären Klassenkampf in der gesamten Zeit mittels einer einheitlichen, politisch-militärischen Gesamtstrategie. Lenin hat sich dabei als innovativer Führer erwiesen, der in manchen Aspekten des strategischen Denkens seiner Zeit weit vorauseilte. 

Diese These soll im Folgenden unter zwei Gesichtspunkten entwickelt und begründet werden. Im ersten Teil ‚Lehren aus dem Roten Oktober‘ werden wir zunächst den Zusammenhang der Oktoberrevolution mit der revolutionären Strategie aufzeigen. Im Hauptteil werden anhand des Ablaufs der Oktobertage einige wichtige Aspekte der Strategie (u.a. Zeitpunkt des Aufstandes, Partei neuen Typs, Führung, Massenkampf und Massenorganisationen) erläutert, die von den Bolschewiki teilweise völlig neuartig gelöst wurden.

Im zweiten Artikel „100 Jahre revolutionäre Strategie“ wollen wir diese Erkenntnisse anhand der theoretischen wie praktischen Weiterentwicklung der Revolutionsstrategie in der Internationalen Kommunistischen Weltbewegung in den letzten 100 Jahren überprüfen. Dabei werden wir u.a. auf die Frage des Aufstands, den maoistischen langandauernden Volkskrieg, das Konzept der Stadtguerilla sowie auf die Veränderung im modernen Kriegs- und Strategieverständnis eingehen. Bemerkenswerterweise kommen in der gesellschaftlichen Praxis sowohl Konterrevolution wie Revolution immer mehr dazu, dass nicht-militärische Mittel im Krieg immer wichtiger werden. Damit schließt sich in gewisser Weise ein Kreis. Wir landen wieder am Ausgangspunkt bei Lenin – der seinen politischen Kampf als „Krieg mit überwiegend nicht-militärischen Mitteln“ führte, dabei aber nie vergessen hat, dass am Ende Entscheidungsschlachten mittels Waffengewalt ausgetragen werden.

Oktoberrevolution und Strategie

Ohne Plan gibt es keinen Erfolg

Das 100. Jubiläum der Oktoberrevolution verweist unter den heutigen Bedingungen der Internationalen Kommunistischen Weltbewegung vor allem auf eine Fragestellung: Wer eine Revolution durchführen will, braucht einen Plan. Da mag uns die Geschichte helfen. Eine erfolgreiche Revolution, wie die der Bolschewiki 1917, wirft die Frage nach den Ursachen des Erfolgs auf. Dies gilt umso mehr, wenn die siegreiche Partei nach dem traditionellen Strategieverständnis eigentlich schlechtere Ausgangsbedingungen als ihre Gegner hatte. 

Welche Strategie verfolgten die Bolschewiki? 

Was war ihr Weg zum angestrebten Ziel der politischen Machteroberung? 

Wie sah ihre Kunst aus, in der Unterlegenheit bezogen auf die politische Macht – militärisch gesprochen auf die Größe und Feuerkraft der organisierten Armee – zu siegen und die Schwachen, das Proletariat und die unterdrückten Volksmassen, zu den wirklich Mächtigen werden zu lassen?

Die Revolutionsstrategie der Bolschewiki

Nicht durch Kompromisse mit den besitzenden Klassen oder mit den anderen politischen Führern, nicht durch einfache Übernahme des alten Regierungsapparates eroberten die Bolschewiki die Macht, noch geschah dies mittels der organisierten Gewalt einer kleinen Clique. Wenn die Massen in ganz Russland nicht zum Aufstand bereit gewesen wären, hätten sie nicht siegen können. Die einzige Erklärung des bolschewistischen Erfolgs liegt darin, dass sie die tiefen und einfachen Bestrebungen der unterdrückten Volksmassen in die Tat umsetzten, indem sie sie dazu aufforderten, das Alte nieder zu reißen und zu zerstören, und dass sie dann gemeinsam mit ihnen inmitten der noch rauchenden Ruinen an der Errichtung der neuen Ordnung arbeiteten.“1

Strategie ist die Kunst, Macht zu schaffen. Wenn wir diese tiefsinnige Definition auf den Klassenwiderspruch anwenden, müssen wir zunächst einmal anerkennen, dass das Proletariat gegenüber seinem Feind, der Weltbourgeoisie, schwach ist. Die Bourgeoisie kann sich nicht nur auf ihre imperialistischen Staatsapparate verlassen, sondern sie verfügt letztlich über alle materiellen und geistigen Ressourcen dieses Planeten. Demgegenüber verfügt das Proletariat nur über zwei Waffen: Seine Zahl und seine Organisation.

Die Revolutionsstrategie der Bolschewiki setzt genau hier an. Bezüglich der Zahl galt es in Russland, wo das Industrieproletariat eine kleine Minderheit der Bevölkerung bildete, vor allem das Bündnis mit den Bauern zu festigen. 

Bezüglich der Organisation betrat Lenin geschichtliches Neuland. Schon 1902 entwickelte er in ‚Was tun?!‘ das Organisationskonzept der „Partei neuen Typs“ als revolutionäre Kampforganisation. Die Partei neuen Typs führt den Klassenkampf des Proletariats politisch und militärisch, indem sie sich mittels einer Vielzahl unterschiedlichster Massenorganisationen mit der ArbeiterInnenklasse unauflöslich verbindet. 

Kommunistische Partei und Massenorganisationen sind Mittel zum Zweck. Sie erfüllen eine notwendige Funktion im Klassenkampf. Den Bolschewiki ist immer klar gewesen, dass die politische Macht nicht durch die KommunistInnen allein, sondern nur durch die breiteste und aktivste Beteiligung der revolutionären Massen im Bürgerkrieg erobert und danach verteidigt werden kann. Vom Aufbau des Sozialismus ganz zu schweigen.

Die leninistische Revolutionsstrategie besteht darin, eine politisch-militärische Kampforganisation zu schaffen, diese mit den Massen des Proletariats zu verschmelzen und dabei immer breitere Teile der unterdrückten Klassen in den Kampf gegen die Bourgeoisie hineinzuziehen. Während die revolutionäre Seite so in einem jahrzehntelangen Prozess wächst und Macht anhäuft, werden gleichzeitig der Feind und sein Staatsapparat zersetzt. Bis schließlich das Proletariat so stark geworden ist, dass es in einem günstigen Moment zum Sturmangriff übergeht und die politische Macht an sich reißt. 

Der Verlauf der Oktoberrevolution

Erlebnisse und Beobachtungen eines scharfsinnigen Betrachters

Wir werden den Verlauf der Oktoberrevolution anhand von Ausschnitten aus dem Buch ‚10 Tage, die die Welt erschütterten‘ von John Reed nachzeichnen. Der US-Journalist erlebte die Oktoberrevolution in Petrograd als Augenzeuge mit. Er selbst schrieb zu seinem Buch: „Im Kampf waren meine Sympathien nicht neutral. Aber in meiner Schilderung der Geschichte dieser großen Tage habe ich versucht, die Ereignisse mit den Augen eines gewissenhaften Reporters zu sehen, der nichts anders will als die Wahrheit zu schreiben.“2

Normalerweise verstößt es gegen die Regeln einer wissenschaftlichen Arbeitsweise, sich nur auf eine einzige Quelle zu stützen. Der Zweck unseres Textes besteht darin, die Revolutionsstrategie der Bolschewiki intellektuell zu durchdringen und ihr inneres Wesen aus der Oberfläche der vielfältigen Erscheinungen heraus zu schälen. Warum es für diesen Zweck ausnahmsweise zulässig ist, sich bei der Darstellung des Verlaufs der Oktoberrevolution auf ein einziges Buch zu stützen, wird am besten im Vorwort von N.N. Krupskaja deutlich:

„‚Zehn Tage, die die Welt erschütterten‘ hat John Reed sein ausgezeichnetes Buch benannt. Hier sind die ersten Tage der Oktoberrevolution ungewöhnlich eindrucksvoll und stark beschrieben. Es ist keine einfache Aufzählung von Tatsachen, keine Sammlung von Dokumenten, es ist eine Reihe lebendiger, derart typischer Szenen, daß jedem Teilnehmer der Revolution die analogen Szenen, deren Zeuge er war, in Erinnerung kommen müssen. All diese aus dem Leben gegriffenen Bilder können die Stimmung der Massen gar nicht besser wiedergeben – eine Stimmung, auf deren Hintergrund jeder Akt der großen Revolution besonders klar und verständlich wird. (…) John Reed war leidenschaftlicher Revolutionär, ein Kommunist, der den Sinn der Ereignisse, den Sinn des großen Kampfes erfasst hat. Dieses Verstehen gab ihm jenen scharfen Blick, ohne den er ein solches Buch niemals hätte schreiben können.“3

Strategie ist eine hohe Kunst, die viel mit Psychologie und den Stimmungen in den verschiedenen Teilen der Massen zu tun hat. Deshalb ist ein literarisches Kunstwerk, dass die Atmosphäre jener aufgewühlten Tage in Petrograd und die Stimmung in den verschiedenen gesellschaftlichen Klassen und Schichten einfängt, tausendmal aussagekräftiger zur Entschlüsselung der bolschewistischen Revolutionsstrategie als es etwa eine historische Enzyklopädie wäre, die sämtliche Dokumente und Wortprotokolle enthalten würde.

Revolutionäre Krise und der
Vorwurf des „Putsches“
– die Wahl des richtigen Zeitpunktes

Wo immer ein revolutionäres Volk einer schwachen Regierung gegenübersteht, kommt unausbleiblich früher oder später der Moment, da jede Handlung der Regierung die Massen erbittert und jede Unterlassung ihre Verachtung weckt.

(…) hatte General Werchowski darauf hingewiesen, daß man die Alliierten zwingen müsse, einen Friedensvorschlag zu machen, weil die russische Armee nicht länger kämpfen könne… Sowohl in Rußland wie im Auslande war die Sensation ungeheuer. Werchowski erhielt ‚unbeschränkten Krankenurlaub‘ (…)

In den Fabriken, in den Arbeitervierteln propagierten die Bolschewiki ihre Parole: ‚Alle Macht den Sowjets‘, während die Agenten der Schwarzhunderter unaufhörlich zur Abschlachtung der Juden, Geschäftsinhaber und sozialistischen Führer hetzten. Auf der einen Seite die monarchistische Presse, blutige Unterdrückungsmaßregeln fordernd, auf der anderen Seite Lenins mächtige Stimme: ‚Aufstand! … man darf nicht länger warten!‘ (…)

Die Regierung wurde von Tag zu Tag hilfloser. Selbst die Stadtverwaltung hörte auf zu funktionieren. Die Spalten der Morgenzeitungen waren voll von Nachrichten über verwegene Raubüberfälle und Morde. Den Banditen geschah absolut nichts. Andererseits begannen die Arbeiter einen Sicherheitsdienst zu organisieren.“ 4

Die Geschichte lehrt uns, dass eine soziale Revolution nur dann stattfinden kann, wenn eine gesamtgesellschaftliche Krise herangereift ist. Dies war im Oktober 1917 in Russland der Fall. Die demokratische, „linke Revolutionsregierung“ hatte acht Monate nach dem Sturz des Zaren völlig abgewirtschaftet. Die Wahl des richtigen Zeitpunktes für den entscheidenden Sturmangriff zur Eroberung der politischen Macht ist eine der schwierigsten Fragen der revolutionären Strategie. Verbunden wird diese Frage allgemein mit dem Begriff des „bewaffneten Aufstands“. 

Aufstand klingt heroisch. Der Aufstand – das ist echter Kampf, der offene Bürgerkrieg! Militärphilosophisch gesehen ist der Aufstand die Entscheidungsschlacht im asymmetrischen Krieg zwischen der subversiven Bewegung und der herrschenden Klasse, die sich auf den Staatsapparat und die Armee stützt. 

Wie ist aber ein Aufstand zu bewerten, der die Bedürfnisse des Publikums nach dem blutigen Spektakel nicht erfüllt? Eine verbreitete bürgerliche Kritik an der Oktoberrevolution lautet, dass diese überhaupt keine echte Revolution, kein Aufstand gewesen sei. Vielmehr habe die straff organisierte Minderheit der Bolschewiki schlicht durch einen Putsch die Macht an sich gerissen. 

Unsere Gegenfrage lautet: Ja und, wenn es so gewesen ist, was war daran schlecht oder falsch? Was gibt es daran zu kritisieren, dass die Entscheidungsschlacht im November 1917 in Petrograd und Moskau dank der überlegenen Taktik der Bolschewiki mit minimalem Blutvergießen entschieden werden konnte?

Hier greift doch die alte Erkenntnis des chinesischen Kriegsphilosophen Sun Tsu „Wahrhaft siegt, wer nicht kämpft“ bzw. konkreter formuliert im Abschnitt ‚Der überlegte Angriff‘: 

Der kluge Führer wird die Truppen des Feindes ohne Kampf bezwingen; er vereinnahmt seine Städte ohne Belagerung; er besiegt der anderen Reich ohne langen Kampf auf dem Schlachtfeld. Mit seinen vollständigen Kräften wird er sich gegen den Regierenden im feindlichen Reich wenden, und sein Triumph wird vollkommen sein, ohne dass er einen einzigen Mann verliert. Das aber ist die Art des überlegten Angriffs.“5

Das bürgerliche Argument des „Putsches“ richtet sich in Wahrheit also gegen seine Urheber. Es sagt letztlich nichts anderes aus, als dass die Bolschewiki unter Führung Lenins die Kunst der revolutionären Kriegsführung und der „großen Strategie“ (der sogenannten Staatskunst) perfekt beherrscht haben. Ursache dafür ist, neben sicherlich gegebenen Führungsqualitäten von Lenin, vor allem die Anwendung der Dialektik als Methode zur Erforschung der Wirklichkeit. Mit Hilfe dieser Wissenschaft konnte Lenin nicht nur im Herbst 1917 das schmale Zeitfenster von wenigen Tagen für eine welthistorische Gelegenheit korrekt bestimmen, sondern auch später diese Erfahrung in der bekannten bolschewistischen Revolutionstheorie verallgemeinern.

Das strategische Problem der zutreffenden Bestimmung des Zeitpunktes für den Aufstand als einer Entscheidungsschlacht hängt demnach von einer spezifischen Gemengelage objektiver und subjektiver Faktoren ab, die gegeben sein müssen:

Welches sind, allgemein gesprochen, die Anzeichen einer revolutionären Situation? Wir begehen sicherlich keinen Fehler, wenn wir auf folgende drei Hauptmerkmale hinweisen: 

1. Unmöglichkeit für die herrschenden Klassen, ihre Herrschaft in der unveränderten Form aufrechtzuerhalten (…) Für den Ausbruch einer Revolution genügt es gewöhnlich nicht, daß ‚die unteren Schichten‘ nicht mehr in der alten Weise leben wollen, sondern es ist auch noch erforderlich, daß die ‚Oberschichten‘ nicht mehr in der alten Weise leben ‚können‘.

2. Verschärfung der Not und des Elends der unterdrückten Klassen über das gewohnte Maß hinaus.

3. Infolge der angeführten Ursachen – beträchtliche Steigerung der Aktivität der Massen, die sich in einer ‚friedlichen‘ Epoche wohl ruhig ausplündern lassen, in stürmischen Zeiten aber durch die Gesamtheit der Krisenverhältnisse, ebenso aber auch durch die ‚Spitzen‘ selbst zu selbständigem historischem Handeln angetrieben werden. (…)

Weil nicht aus jeder revolutionären Situation eine Revolution entsteht, sondern nur aus einer Situation, in der zu den oben aufgezählten objektiven Wandlungen noch eine subjektive hinzukommt, nämlich: die Fähigkeit der revolutionären Klasse zu revolutionären Massenaktionen, die genügend stark sind, um die alte Regierungsgewalt zu zerschlagen (oder zu erschüttern), die niemals, selbst in der Epoche der Krisen, nicht ‚fällt‘, wenn man sie nicht ‚fallen läßt‘.“6 

Objektive Einschätzung der
gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse
– den Feind und die eigene Armee kennen

Die ganze Frage war: Was werden die Bolschewiki tun? Gerüchte liefen um, daß sie eine bewaffnete Demonstration der Arbeiter und Soldaten planten. Die bürgerliche und reaktionäre Presse sagte einen Aufstand voraus und forderte von der Regierung die Verhaftung des Petrograder Sowjets. (…)

Das ZK der bolschewistischen Partei diskutierte die Frage des Aufstands. (…) Von den Intellektuellen waren nur Lenin und Trotzki für den Aufstand. Selbst Militärfachleute lehnten ihn ab. (…) 

Da erhob sich mit wutverzerrten Zügen ein Arbeiter: ‚Ich spreche für das Petrograder Proletariat‘, stieß er rauh hervor. ‚Wir sind für den Aufstand, macht was ihr wollt. Aber das eine sage ich euch, wenn ihr gestattet, daß die Sowjets auseinander gejagt werden, dann sind wir mit euch fertig.‘ (…) Eine zweite Abstimmung wurde vorgenommen und – der Aufstand beschlossen.“7

Im Smolny8 schien die Spannung größer denn je. Trupps von Arbeitern mit Gewehren. Führer mit mächtigen Aktenbündeln, diskutierend, erklärend, Befehle erteilend, während sie mit besorgten Mienen vorübereilten; lebende Wunder von Schlaflosigkeit und Arbeit, unrasiert und schmutzig, mit brennenden Augen. So viel hatten sie zu tun, so unendlich viel. (…)

Es galt den Kampf gegen die Duma und das Komitee zur Rettung des Vaterlandes zu führen, die Deutschen fernzuhalten, den Kampf gegen Kerenski9 vorzubereiten, die Provinzen zu unterrichten (…) Und all dies angesichts der Weigerung der Regierungs- und städtischen Angestellten, sich den Anordnungen der Kommissare zu fügen, angesichts der den Dienst verweigernden Post- und Telegraphenbeamten, (…) Kerenski im Anmarsch, die Garnison teilweise eine zweifelhafte Haltung einnehmend, (…) Gegen sich nicht nur die organisierte Bourgeoisie, sondern auch alle anderen sozialistischen Parteien, mit Ausnahme der linken Sozialrevolutionäre (…) Selbst diese unentschlossen, ob sie neutral bleiben sollten oder nicht. 

Mit ihnen die Arbeiter- und Soldatenmassen – die Bauern noch eine unbekannte Größe -; aber alles in allem genommen waren sie, die Bolschewiki, eine noch junge Partei, arm an erfahrenen und durchgebildeten Kräften.“10

Die strategische Entscheidung über den Zeitpunkt des Aufstands hängt aus Sicht des Marxismus-Leninismus von einer objektiven Einschätzung der gegebenen gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse ab. Das heißt, wir müssen sowohl den Feind, die eigenen Kräfte, als auch das schwankende Zentrum möglichst exakt in ihren jeweiligen Stärken und Schwächen kennen.

Die dafür notwendige Herangehensweise wird in den angeführten Zitaten von John Reed gut beschrieben. Es geht dabei nämlich um die Abgrenzung gegen zwei Abweichungen. 

Der Voluntarismus, der häufig die Form des Linksradikalismus annimmt, geht von den subjektiven Wünschen und Bedürfnissen aus. Es mag ja sein, dass wir und unserer Umfeld die Revolution wollen und sogar bereit sind, dafür auch unser Leben zu geben. Das sagt aber noch gar nichts über die objektiven Kräfteverhältnisse aus, solange wir nicht auch den Feind sowie die schwankenden Teile der Massen in unsere Kalkulation einbeziehen. 

Der rechte Opportunismus nimmt die scheinbar entgegengesetzte Form eines metaphysischen Objektivismus ein. Damit meinen wir ein Festhalten an isoliert und starr verstandenen gegebenen Kräfteverhältnissen. Diese werden selbst zu Beginn des Aufstands in der Regel für uns ungünstig sein. Schon Clausewitz formulierte den zentralen Grundsatz der Kriegswissenschaft, wonach große (strategische) Erfolge im Krieg nur durch ein großes Risiko zu erringen sind. „Selbst Militärfachleute waren gegen den Aufstand – da erhob sich wutverzerrt ein Arbeiter (…)“ – was sagt uns dieses wahrheitsgetreue Bild, das uns John Reed überliefert hat? 

Die nüchterne Mathematik der Abwägung der Kräfteverhältnisse in der gegebenen Lage wird in der realen Politik (fast) immer gegen uns stehen. Deshalb müssen wir auf die Dynamik der Situation setzen, auf Kräfte, die durch unser entschlossenes Handeln „geschaffen“ werden. Dies sind keine Fantasiekräfte, die unseren Träumen entspringen, sondern Kräfte, die potenziell in der gesellschaftlichen Krise als Möglichkeit vorhanden sind. Sie werden durch unsere von den Massen aufgegriffene Initiative zur Wirklichkeit.

Anders ausgedrückt: Die revolutionäre Kunst besteht darin, in der Unterlegenheit zu siegen! Dies klingt voluntaristisch, ist es aber nicht. Vielmehr können wir mithilfe der Dialektik durch das Erkennen und Ausnutzen der objektiven Gesetze gesellschaftlicher Klassenkämpfe diese Kunst erlernen!

Die kommunistische Partei – eine
politisch-militärische Kampfmaschinerie

Aus Platzgründen möchten wir an dieser Stelle das leninistische Organisationskonzept der Partei neuen Typs bei den LeserInnen als bekannt voraussetzen.11

Dass mit bürgerlichen Wahlvereinen/Parteien keine Revolution zu machen ist, ist für jeden denkenden Menschen leicht zu erfassen. Der Unterschied zwischen den Debattierclubs der linken Schwätzer, die große Reden schwangen und nicht wussten, was sie tun sollten, und einer zentral geführten Kampforganisation, die einem gemeinsamen Plan folgend und einheitlich handelnd die Macht an sich riss und verteidigte, wird von John Reed zutreffend herausgearbeitet. 

Auch in diesem Aspekt der Strategie gibt es eine linke Abweichung, nämlich die linksradikale Verabsolutierung der Gewalt. Daraus leitet sich ein einseitiges Organisationsverständnis ab, dass letztlich nur die Armee anerkennt. Selbstverständlich war die Oktoberrevolution (vom anschließenden Bürgerkrieg ganz zu schweigen) ein blutiger Kampf. Trotzdem wurde er von den Bolschewiki mittels einer politisch-militärischen Kampforganisation geführt, bei der die Politik zu jeder Zeit das Gewehr geführt hat. Dies wird u.a. in der dokumentarischen Erzählung von John Reed deutlich, wenn er immer wieder beschreibt, wie politische Versammlungen, der propagandistische ‚Kampf um die Köpfe der Massen‘, Verhandlungen und wechselnde Bündnisse ständiger Begleiter der militärischen Kämpfe gewesen sind.  

Wie die politisch-militärische Kampfmaschinerie der Bolschewiki in der Praxis funktioniert hat, lassen nachfolgende Beschreibungen erahnen:

Von hier aus eilte ich zum Smolny. Im Zimmer Nr. 10 tagte in Permanenz das Revolutionäre Militärkomitee12, unter dem Vorsitz eines achtzehnjährigen jungen Menschen, Lasimir mit Namen. (…) 

Sämtliche Telefonleitungen waren, wie er mir sagte, zerschnitten. Aber mit den Kasernen und Fabriken war vermittels Feldtelefonen eine provisorische Verbindung hergestellt worden. Ununterbrochen kamen und gingen Kuriere und Kommissare. (…) 

Unten im Büro der Fabrikkomitees, unterzeichnete Seratow unermüdlich Anweisungen für das Staatsarsenal auf Lieferung von Waffen an die Arbeiter – je Fabrik einhundertfünfzig Gewehre. (…)

Der Petrograder Sowjet tagte ununterbrochen Tag und Nacht. Als ich in den großen Saal eintrat, hörte ich noch den Schluß einer Rede Trotzkis. ‚Wir wissen, daß unsere den Leuten des Provisorischen Kabinetts anvertraute Regierung eine erbärmliche und hilflose Regierung ist, die es so schnell wie möglich hinwegzufegen gilt, um Platz zu machen für eine wirkliche Volksregierung. (…)‘ Unter lebhaften Beifall teilte er dann mit, daß sich die linken Sozialrevolutionäre bereit erklärt hätten, eine Vertretung in das Revolutionäre Militärkomitee zu entsenden.“13

Gegen vier Uhr früh traf ich in der Vorhalle Sorin mit einem Gewehr. ‚Wir marschieren‘ sagte er ernst, aber augenscheinlich befriedigt. ‚Wir haben den Vizejustizminister und den Kulturminister festgesetzt; sie sind unten im Keller. Ein Regiment ist weg, um die Telefonzentrale zu besetzen, ein anderes zur Telegrafenagentur und ein drittes zur Staatsbank. Auch die Rote Garde ist unterwegs.‘ Als wir auf die Treppe hinaustraten, sahen wir die rote Garde vorbeiziehen (…) Hinter uns lag der Smolny, hell erleuchtet und summend wie ein riesiger Bienenkorb.“14

Aller Hindernisse ledig, war das Revolutionäre Militärkomitee jetzt fieberhaft tätig, zahllose Befehle, Aufrufe und Gesetze ins Land zu schleudern. Die Beamten wurden aufgefordert, auf ihren Posten zu bleiben, und schwere Strafen wurden ihnen angedroht für den Fall, daß sie sich dessen weigerten. Plünderung, Unruhen und Spekulation waren bei Todesstrafe verboten.“15

Die Führung – den Weg weisen und das Steuer festhalten

Führung ist eine notwendige Funktion jeder sozialen bzw. politischen Bewegung. Sie entsteht, wenn ein Problem auftaucht, für das eine Lösung gefunden werden muss. Da Lösungen finden etwas Kreatives ist, werden bestimmte Menschen aufgrund ihrer Charaktereigenschaften, ihres Bewusstseins und ihrer Erfahrungen in der konkreten Situation die Führung übernehmen. Zahlreiche Erfahrungen in der Geschichte haben bewiesen, dass es im politischen Kampf wie im Krieg zweckmäßig ist, die Führung den fähigsten MitstreiterInnen zu übertragen. Am fähigsten sind diejenigen, die in der gegebenen Situation am besten die Funktion erfüllen, die Lösung zu finden, den Weg zu weisen und das Steuer festzuhalten. Das klingt wie eine Tautologie, ist aber das einzig objektive Kriterium. 

FührerInnen sind also z.B. nicht diejenigen, die viele Verdienste haben, am lautesten schreien, blind vorwärts stürmen, sich patriarchal als Macker, d.h. zumeist männliche Machtmenschen durchsetzen können, ihre Position in der Hierarchie aus egoistischen Gründen verteidigen – und was es sonst noch an Gründen gibt, warum in der bürgerlichen Gesellschaft meistens die Falschen an der Spitze stehen.

Kommunistische Führung ist in jeder Hinsicht das Gegenteil der bürgerlichen Führung. Alle rechten Abweichungen im Bezug auf Führung als strategisches Element gehen in der einen oder anderen Art auf ein bürgerliches Führungsverständnis zurück. 

Die linksradikale Abweichung kommt in der Regel mit großem Geschrei und einem simplen Vorschlag an: Nieder mit den FührerInnen, wir entscheiden selbst! Wir sind keine blinden Schafe, die den großen FührerInnen folgen – solche Polemiken werden gegen den Marxismus-Leninismus, der die objektive Notwendigkeit von Führung verteidigt, gerne vorgebracht. Lenin hat in der gegen die deutschen Linksradikalen geschriebenen Polemik ‚Der linke Radikalismus, die Kinderkrankheit des Kommunismus‘ ausführlich dazu Stellung genommen. Wir verweisen hier auf seine nach wie vor richtige Argumentation, die angesichts der Vorherrschaft der Basisdemokratie und Plenumskultur in der politischen Widerstandsbewegung in Deutschland klingt, als sei sie nicht im April 1920, sondern vor zwei Monaten geschrieben worden.

Zum Verständnis der kommunistischen Führung wollen wir hier ein längere Schlüsselstelle wiedergeben, die sehr anschaulich zeigt, was eine gute Führung ausmacht. Zunächst zum besseren Verständnis eine kurze Beschreibung der konkreten Lage am 8. bis 10. November 1917 in Petrograd und Russland, direkt im Anschluss an die Erstürmung des Winterpalais vom 7. November:

An der revolutionären Front herrschte offensichtlich größte Verwirrung (…)

Seit sechsunddreißig Stunden waren nun die Bolschewiki von dem übrigen Rußland abgeschnitten. Die Eisenbahner und Telegrafenbeamten weigerten sich, ihre Anordnungen weiterzugeben. (…) 

Aber die Ausbreitung des Aufstandes ging mit märchenhafter Schnelligkeit vor sich. (…) Die Entwicklung war überall gleich. Die große Mehrheit der gemeinen Soldaten und die Industriearbeiter unterstützen die Sowjets, während die Offiziere und die Mittelklasse im allgemeinen, ebenso wie die bürgerlichen Kadetten und die ‚Gemäßigten‘ Sozialisten, sich auf die Seite der Regierung stellten. (…)

Wenn jemals Männer allein gestanden haben, so war es die ‚Handvoll Bolschewiki‘ an jenem trüben, kalten Morgen in den von allen Seiten wild über sie hinbrausenden Stürmen. Mit dem Rücken gegen die Wand kämpfte das Revolutionäre Militärkomitee um sein Leben. ‚De l‘audace, encore de l‘audace, et toujours de l‘audace‘16 (…) Um fünf Uhr morgens besetzten Rotgardisten die Räume der Stadtdruckerei, beschlagnahmten Tausende von Exemplaren des Protestaufrufs der Duma. Alle bürgerlichen Zeitungen waren verboten.“17

Die schwierige Lage wirkte auf das Bewusstsein der Beteiligten zurück. Selbst innerhalb der Bolschewiki bildete sich eine Opposition, die schwankte und plötzlich einen Kompromiss mit den bürgerlichen und linksreformistischen Kräften suchte. Außer bei den Konterrevolutionären (den Monarchisten und bürgerlichen Kadetten), die genau wussten, was sie wollten und auf ihre Chance warteten, herrschte also ein riesiges Durcheinander. Alle palaverten wild durcheinander, entwickelten im Stundentakt, meistens undurchführbare und sich oft widersprechende Vorschläge. Sie waren sich nur einig in der Kritik an den Bolschewiki, die den ganzen Schlamassel herbeigeführt hätten. Die Revolution würde untergehen und sie mit ihr, und das alles nur wegen des unverantwortlichen Abenteurers Lenin. 

Kommunistische Führung bedeutet die Lösung finden, den Weg weisen und das Steuer festhalten – lesen wir, wie Lenin an jenem kritischen Wendepunkt der Ereignisse geführt hat:

Es war 8 Uhr 40, als ein Ausbruch jubelnder Begeisterung den Eintritt des Präsidiums mit Lenin in seiner Mitte ankündigte. Ein Volksführer eigner Art – Führer nur dank der Überlegenheit seines Intellekts; nüchtern, kompromißlos und über den Dingen stehend, ohne Effekthascherei – aber mit der Fähigkeit, tiefe Gedanken in einfache Worte zu kleiden und konkrete Situationen zu analysieren. Sein Scharfsinn ist verbunden mit größter Kühnheit des Denkens. (…)

Noch einmal ein Vertreter vom ‚Bund‘: ‚Die unnachgiebige Haltung der Bolschewiki wird den Zusammenbruch der Revolution zur Folge haben. (…)‘

Darauf der Vertreter der Menschewiki-Internationalisten, von erstaunten Zurufen empfangen: ‚Auch ihr noch hier?‘ ‚Wir erachten die Übernahme der Macht durch die Sowjets für gefährlich, ja sogar für tödlich für die Revolution.‘ (Lebhafte Zurufe.) ‚Aber wir bleiben im Kongreß, um hier gegen die Übernahme zu stimmen.‘ Andere Redner folgten, offenbar ohne bestimmte Anweisungen, welche Stellung sie einnehmen sollten. (…)

Und nun stand Lenin vorn, wartend, bis der minutenlange, ihm offensichtlich gleichgültige Beifallssturm sich gelegt haben würde. Als er endlich beginnen konnte, sagte er einfach: 

Wir werden jetzt mit dem Aufbau der sozialistischen Ordnung beginnen. Das erste ist die Durchführung praktischer Maßregeln zur Verwirklichung des Friedens. Die Frage ‚Krieg und Frieden‘ ist so einfach, daß ich glaube, die beabsichtigte Formulierung eines Aufrufs an die Völker der kriegsführenden Staaten hier ohne Vorrede verlesen zu können: 

(…) Der Friedensvorschlag wird auf den Widerstand der imperialistischen Regierungen stoßen. Wir machen uns darüber keine Illusionen; aber wir hoffen auf den baldigen Ausbruch der Revolution in allen kriegsführenden Ländern. (…) die Arbeiterbewegung wird, im Namen des Friedens und des Sozialismus, den Sieg davontragen und ihre Mission vollenden (…)‘In seiner Art zu sprechen lag etwas Ruhiges und Machtvolles, das die Seelen der Männer aufwühlte. (…) Als erster sprach Karelin für die linken Sozialrevolutionäre: ‚Unsere Partei hatte keine Gelegenheit, Abänderungen zum Text des Aufrufs vorzuschlagen; es ist ein privates Dokument der Bolschewiki. Wir werden jedoch dafür stimmen (…)‘ 

Für die Sozialdemokraten-Internationalisten sprach Kmarow, lang aufgeschossen, mit hängenden Schultern und kurzsichtig – ausersehen, die traurige Rolle des Clowns in der Opposition zu spielen. Nur eine Regierung, gebildet aus allen sozialistischen Parteien, sagte er, wäre autorisiert, eine derart wichtige Aktion zu unternehmen. Ein Redner folgte dem anderen. Jemand verlangte das Wort: ‚Ich sehe hier einen Widerspruch. Erst sprechen sie von einem Frieden ohne Annexionen, und dann erklären Sie sich bereit, alle Friedensbedingungen zu prüfen.‘

Sofort erhob sich Lenin: ‚Wir wünschen einen gerechten Frieden. Aber wir fürchten nicht den revolutionären Krieg. Wenn das deutsche Proletariat hören wird, daß wir bereit sind, alle Friedensbedingungen zu prüfen, dann wird das vielleicht der letzte Tropfen sein, der den Krug zum Überlaufen bringt, und in Deutschland wird die Revolution ausbrechen. Für einige unserer Bedingungen werden wir bis zu Ende kämpfen; aber für andere wird es vielleicht unmöglich sein, den Krieg fortzusetzen. Vor allem aber: Wir wünschen, den Krieg zu beenden…‘

Um zehn Uhr fünfunddreißig Minuten forderte Kamenew alle, die mit der Proklamation einverstanden waren, auf, ihre Karten in die Höhe zu heben. (…)

Und plötzlich, einem gemeinsamen Impuls folgend, hatten wir uns erhoben und sangen die Internationale. Ein alter graubärtiger Soldat schluchzte wie ein Kind. Alexandra Kollontai unterdrückte rasch Tränen. Der Gesang war vorüber, und wir standen da in einer Art linkischen Schweigens.“18

Die Revolution wird von den
Massen gemacht – sie ist
kein kommunistischer Aufstand

Partei, Führung, politisch-militärische Kampforganisation – wir haben diese Aspekte der Strategie bewusst zuerst behandelt, da sie heute in Deutschland unter dem Druck des bürgerlichen Antikommunismus auch in der revolutionären und kommunistischen Bewegung nicht bzw. oft falsch verstanden werden. 

Das grundlegende an der bolschewistischen Revolutionsstrategie ist jedoch, dass es sich bei der sozialistischen Revolution um eine Massenaktion des Proletariats handelt. Partei neuen Typs, Führung usw., das alles dient dazu, ein leitendes Zentrum für die gesamte proletarische Bewegung zu schaffen, damit sie einheitlich handeln kann. Erfolgreich handeln aber, das können und müssen die Massen der ArbeiterInnen und die anderen unterdrückten Klassen in einer selbständigen Aktion. Die KommunistInnen können das nicht stellvertretend für sie tun.

Massenagitation als
Waffe im Bürgerkrieg

Deshalb verwendeten die Bolschewiki ein Großteil ihrer Kräfte auf die Massenagitation, die in gewissem Sinne auch entscheidend für den Ausgang gewesen ist.

Ganz Rußland lernte lesen. Und es las – Politik, Ökonomie, Geschichte. Das Volk wollte Wissen (…) In jeder Großstadt, fast in jeder Stadt, an der ganzen Front hatte jede politische Partei ihre Zeitung, manchmal mehrere Hunderttausende von Flugblättern wurden von Tausenden Organisationen verteilt, überschwemmten die Armee, die Dörfer, die Fabriken, die Straßen. Der Drang nach Wissen, solange unterdrückt, brach sich in der Revolution mit Ungestüm Bahn. (…)

In den Versammlungen wurde jeder Versuch, die Redezeit einzuschränken, abgelehnt. Jedermann hatte vollkommene Freiheit, auszusprechen, was er auf dem Herzen hatte (…)“19

„‚Wo fahren sie hin?‘ schrie ich hinauf. ‚Überall hin! Durch die ganze Stadt!‘ antwortete frohlockend ein kleiner Arbeiter. ‚Fahren sie mit uns!‘ luden sie uns ein. ‚Aber vielleicht wird auf uns geschossen werden.‘ Der Wagen ruckte vorwärts, und wir fielen nach hinten auf die noch während des Fahrens Nachkletternden. Ein Genosse riß von einem Bündel die Umhüllung ab und begann Händevoll Zeitungen aus dem Wagen zu werfen. Wir taten es ihm nach, auf diese Weise einen dicken Schweif flatternder weißer Blätter hinter uns herziehend, während wir durch die dunklen Straßen ratterten (…)“20

An den Seiten die dunklen Silhouetten riesiger Panzerwagen. Einer stand in der Mitte der Halle, direkt unter der Lampe, und um ihn herum waren an die zweitausend wettergebräunte Soldaten versammelt. (…)

Ein Dumadelegierter plädierte für Neutralität. Sie hörten ihm zu, aber voller Mißtrauen, fühlten, daß er nicht zu ihnen gehörte. Niemals wieder sah ich Männer so ängstlich bemüht, zu begreifen und richtig zu entscheiden, unbeweglich, in fast bedrohlicher Spannung auf die Redner starrend, die Augenbrauen zusammengezogen in der Anspannung des Nachdenkens, die Stirnen schweißbedeckt; (…) 

Jetzt sprach ein Bolschewiki, einer von ihren eigenen Leuten, heftig, haßerfüllt. Sie hörten ihm mit mehr Sympathie zu als den anderen. Seine Art entsprach nicht ihrer Stimmung. (…)

Währenddessen kletterte der Volkskommissar für das Heer an der Seite auf den Wagen empor. Nur mit größter Willensanstrengung hielt Krylenko sich, während er redete, aufrecht; aber die ihn beseelende tiefe und ehrliche Begeisterung begann allmählich trotz seiner Ermüdung ihre Wirkung auf die Versammlung auszuüben. (…)

Derselbe Kampf spielte sich in allen Kasernen der Stadt ab, in allen Bezirken, an der ganzen Front, in ganz Rußland. Solcher Krylenkos gab es viele; nie zum Schlafen kommend, von Ort zu Ort eilend, die Regimenter überwachend, überredend, drohend, beschwörend. (…) In dem weiten Land Hunderttausende russischer Männer, Arbeiter, Bauern, Soldaten, Matrosen, um die Redner geschart, mit ungeheurem Willensaufwand zu begreifen, zu wählen bemüht, angespannt nachdenkend – und zu guter Letzt so einmütig entscheidend. So war die russische Revolution…“21

Revolutionäre Massenaktion

Dass die Bolschewiki keine Sekunde die alles entscheidende Bedeutung der Massen vergessen hatten und in der rastlosen Massenagitation – damals noch ohne Internet und Massenmedien – ein neues Element in die Strategie einführten, sollte sich im kritischsten Moment der Oktoberrevolution auszahlen. Kerenski, der Chef der abgesetzten Provisorischen Regierung führte reguläre Armeeeinheiten gegen Petrograd heran. Lesen wir, wie der Kampf entschieden wurde:

Hinter der scheinbaren Zuversicht verbarg sich jedoch ein dumpfes Gefühl der Unruhe. Kerenskis Kosaken näherten sich schnell. Sie verfügten über Artillerie. Losowski, mit seinem mageren, rotbärtigen Gesicht, sagte: ‚Was haben wir für Aussichten? Wir stehen allein. Ein unorganisierter Haufen gegen geschulte Soldaten. (…) Zu Zehntausenden strömten die Arbeiter, Männer und Frauen heraus. Das Rote Petrograd war in Gefahr! ‚Die Kosaken!‘ Nach Südwesten strömten sie durch armselige Straßen: Männer, Frauen und Kinder mit Gewehren, Picken, Spaten, Drahtrollen, Patronengürtel über ihrer Arbeitskleidung. Ein machtvollerer, spontanerer Aufmarsch einer ganzen Stadt war nie gesehen worden! Das revolutionäre Proletariat, bereit, mit seiner Brust die Hauptstadt der Arbeiter- und Bauernrepublik zu verteidigen. (…)

Als wir den Newski passierten, sahen wir die Rotgardisten hinaufmarschieren, alle bewaffnet, einige mit Seitengewehren, andere ohne. Die frühe Dämmerung des Winterabend sank herab. Mit stolz erhobenen Köpfen stampften die Rotgardisten durch den Schneeschlamm der Straßen, in unregelmäßigen Viererreihen, ohne Musik, ohne Trommeln. Über ihnen flatterte eine rote Fahne, auf der in plumpen goldenen Lettern zu lesen war: ‚Frieden! Land!‘ Sie waren sehr jung; aber der Ausdruck auf ihren Gesichtern war der Ausdruck von Männern, die wußten, daß sie zum Sterben gingen.“22

Die ganze Nacht hindurch wanderten über die öden Flächen führerlose Haufen von Soldaten und Rotgardisten, lärmend und verwirrt. Die Kommissare des Revolutionären Militärkomitees eilten von Gruppe zu Gruppe, fieberhaft tätig, um so etwas wie Organisation in die Verteidigung zu bringen.“23

Montag, der 12., war ein Tag des Zweifelns. Die Augen ganz Rußlands waren auf die graue Ebene jenseits der Tore Petrograds gerichtet, wo alle verfügbaren Kräfte der alten Ordnung gegen die noch unorganisierte Macht der neuen, noch unbekannten, aufmarschiert waren.“24

Dienstag morgen. Aber wie war das möglich? Noch vor zwei Tagen war die Umgebung Petrograds voll von führerlos umherirrenden Truppen, ohne Lebensmittel, ohne Artillerie, ohne Plan. Welche geheimnisvolle Macht hat die desorganisierte und undisziplinierte Masse von Rotgardisten und Soldaten ohne Offiziere in eine Armee zu verwandeln vermocht, die, den Anordnungen ihrer selbstgewählten Führer folgend, sich als fähig erwiesen hat, den wütenden Ansturm von Kanonen und Kosakenkavallerie nicht nur auszuhalten, sondern siegreich abzuschlagen?

Die Geschichte lehrt uns, daß revolutionäre Völker seit je her der militärischen Routine zu trotzen wußten. (…)

Als Sonntagnacht die Kommissare verzweifelt aus dem Felde zurückkehrten, wählte die Petrograder Garnison ihren Stab: ein Fünferkomitee, drei Soldaten, zwei Offiziere, sämtlich zuverlässige Revolutionäre. (…) In Kolpino (…) wurden provisorische Truppenkörper gebildet, die die in der Umgebung umherirrenden Haufen an sich zogen und zu stattlicher Größe anwuchsen. (…)

Dann erhob sich über die öde Fläche das Tosen der Schlacht. Sie eilten am Kampfe teilzunehmen. Und so sammelten sich ganz automatisch an allen Angriffspunkten in ihrer Kampfbegeisterung kaum zu haltende Menschenmassen, von den Kommissaren empfangen und den strategischen Notwendigkeiten entsprechend auf die Stellungen verteilt. Sie wußten: Das hier war ihre Schlacht, hier kämpfen sie für ihre Welt, die Offiziere hatten sie sich selbst gewählt, und damit war aus dem zusammenhanglosen Hin und Her der unzähligen Einzelwillen ein einziger Wille geworden.

Von allen, die Augenzeugen der Kämpfe gewesen sind, habe ich dasselbe gehört: wie die Matrosen schossen, bis ihnen die Patronen ausgingen, und dann vorwärtsstürmten; wie die unausgebildeten Arbeiter die wütenden Angriffe der Kosaken zurückschlugen, sie von ihren Pferden reißend; wie in der Dunkelheit unübersehbare Volksmassen sich um die Schlacht sammelten und dann, einer Sturmflut gleich, plötzlich über den Feind herbrausten.“25

Die Rolle der Technologie und ihrer Weiterentwicklung

Als letzten Aspekt wollen wir noch die Rolle der Technologie, konkret der Kommunikationstechnik, betrachten. Im Hinblick auf die Revolutionsstrategie geht es uns dabei vor allem darum aufzuzeigen, dass nichts bleibt wie es ist. Da die Dinge immer im Fluss der unaufhörlichen Veränderung und Entwicklung sind, können wir nicht bei der (glorreichen) Vergangenheit stehen bleiben. Es gibt keine Kochrezepte, die wir einfach nur kopieren könnten. 

Die rechte Abweichung in diesem Aspekt wird die Rolle der Technologie überbewerten und – heute angesichts von Cyberwar und Kampfrobotern – vermutlich bei der Erkenntnis enden, dass eine Stadt durch Aufständische nicht erobert werden kann.

Die linke Abweichung endet meist im Dogmatismus und tendiert dazu, die realen Probleme eher zu leugnen, vor die die elektronische Kriegsführung eine Aufstandsbewegung zukünftig stellen wird. 

Wir wissen nicht, wann es zur sozialistischen Revolution und zum Kampf um die Hauptstadt Berlin kommen wird. Sicher können wir aber heute schon sagen, dass die Technologie eine andere Rolle spielen wird. So wie es sich im Oktober 1917 in Petrograd abgespielt hat, wird sich die Geschichte im 21. Jahrhundert offensichtlich nicht wiederholen!

 „Während dieser ganzen Zeit, das darf nicht vergessen werden, war die Regierung, obgleich der Palast umzingelt war, in ständiger Verbindung mit der Front und dem übrigen Rußland. Die Bolschewiki hatten am frühen Morgen das Kriegsministerium eingenommen, aber sie wußten weder etwas von der Telegrafenstation in den Bodenräumen, noch wußten sie etwas von der geheimen Telefonverbindung, die es mit dem Winterpalast verband. In dessen Bodenräumen hatte ein junger Offizier den ganzen Tag gesessen und eine Flut von Aufrufen und Proklamationen ins Land hinausgesandt; als er hörte, daß der Palast gefallen war, hatte er einfach die Mütze aufgesetzt und war seelenruhig hinausspaziert (…)“26

Die ermüdeten, blut- und staubbedeckten siegreichen Matrosen und Arbeiter drangen in den Schaltraum ein, wohin viele der hübschen jungen Mädchen sich geflüchtet hatten. Nicht einer wurde Leid zugefügt. Angsterfüllt drängten sie sich in den Ecken zusammen. ‚Bestien, Schweine!‘ kreischten die Mädchen, während sie entrüstet nach ihren Mänteln und Hüten griffen. Wie romantisch hatten sie es gefunden, ihren schneidigen, jungen Rittern, den vornehmen Offizieren die Patronen zuzureichen. Aber diese hier waren doch nur gewöhnliche Arbeiter und Bauern, niederes Volk. 

Der kleine Wischnjak, Kommissar des Revolutionären Militärkomitees, versuchte die Mädchen zum Bleiben zu bewegen. Er war äußerst höflich. ‚Ihre Arbeitsbedingungen sind doch so schlecht‘, sagte er. ‚Das wird von jetzt ab anders werden. Man wird ihre Gehälter ab sofort auf hundertfünfzig Rubel erhöhen. Als Angehörige der arbeitenden Klasse sollten Sie darüber froh sein.‘

Was, Angehörige der arbeitenden Klasse? Will der Mensch damit sagen, daß es etwas Gemeinsames zwischen uns und diesen – diesen Tieren gebe?‘ Hochmütig verließen die Mädchen das Gebäude.

Die Monteure und Arbeiter der Zentrale blieben. Aber die Schaltapparatur mußte unbedingt bedient werden. Nur ein halbes Dutzend erfahrene Telefonistinnen hatte sich zur Verfügung gestellt. Man rief nach Freiwilligen. Zirka hundert Matrosen, Soldaten und Arbeiter kamen. Die sechs Mädchen rannten hin und her, unterrichtend, helfend, scheltend. Und allmählich begannen, wenn auch mit Ach und Krach, die Drähte zu summen.“27

Einordnung der Oktoberrevolution aus Sicht der Revolutionsstrategie

Die Oktoberrevolution war ein Höhe- und Wendepunkt einer ganzen geschichtlichen Epoche. In jenen Tagen, die die Welt erschütterten, lief die gesellschaftliche Entwicklung in hundert-, ja tausendfacher Geschwindigkeit ab. Wie in einem Brennglas spiegelten sich alle Widersprüche einer ganzen geschichtlichen Epoche in den Ereignissen in Petrograd wieder. Das gilt auch für die Strategie, d.h. die Frage nach der Staats- bzw. Kriegskunst. 

Selbstverständlich konnten wir hier nur einige Elemente herausgreifen und vieles nur anreißen. Trotzdem kann dieser grobe Überblick genügen, um vor allem eine grundlegende Tatsache heraus zu arbeiten.

Die Revolutionsstrategie der Bolschewiki war ein in sich schlüssiger Gesamtplan, der mit den unterschiedlichsten Mitteln auf den verschiedensten Ebenen von ihnen einheitlich umgesetzt wurde. Auch wenn der Sieg der sozialistischen Revolution ohne den militärischen Sieg in offener Feldschlacht über die Kosakentruppen Kerenskis vor den Toren Petrograds nicht möglich gewesen wäre, so war die ganze Klassenschlacht doch von der Politik bestimmt. 

Es gibt bürgerliche Autoren, die behaupten, Lenin sei der erste Politiker/Militär gewesen, der den preußischen Kriegsphilosophen Clausewitz richtig verstanden habe. Darüber kann man verschiedener Meinung sein. Richtig ist aber unzweifelhaft, dass die Bolschewiki unter Lenins Führung die ersten in der Menschheitsgeschichte gewesen sind, die die Strategie, welche historisch gesehen von Militärs entwickelt wurde, dem Krieg entrissen und sie in die (revolutionäre) Politik eingeführt haben.

Der revolutionäre Klassenkampf ist eine Kunst, die den Regeln des Krieges folgt, auch wenn dieser Klassenkrieg mit politischen, psychologischen usw. Mitteln wie mit der organisierten, bewaffneten Gewalt von Streitkräften einheitlich geführt werden muss.

Diese wichtigste Lehre der Oktoberrevolution wollen wir im zweiten Teil mit den Erfahrungen und Revolutionsstrategien der letzten 100 Jahre abgleichen.

1 John Reed, Zehn Tage Die Die Welt Erschütterten, Dietz Verlag Berlin, 1973,

2 John Reed, a.a.O., S. 15

3 John Reed, a.a.O., S. 7

4 John Reed, a.a.O., S. 83 bis 88

5 Sun Tsu, Über die Kriegskunst, Marix Verlag, Wiesbaden 2005, S. 39

6 Lenin, Der Zusammenbruch der II Internationale, LW, Bd. 21, S. 206f

7 John Reed, a.a.O., S. 74 bis 79

8 Das Smolny-Institut war unter dem Zar eine berühmte Klosterschule, die einige Kilometer außerhalb der Stadt am Ufer des Flusses Newa lag. Sie war nach der Februar-Revolution von den revolutionären Organisationen der Arbeiter und Bauern übernommen worden. Im Oktober 1917 befand sich dort das Hauptquartier der Bolschewiki.

9 Kerenski war Mitglied der Sozialrevolutionären Partei und Chef der Provisorischen Regierung, die nach dem Sturz des Zaren in der Februarrevolution an die Macht gekommen war.

10 John Reed, a.a.O., S. 177

11 Für NeueinsteigerInnen mögen unsere Broschüren ‘Ein Gespenst kehrt zurück – Kommunistische Partei des 21. Jahrhunderts’ und ‘Die Bolschewisierung der Kommunistischen Partei Deutschlands’. – beide stehen auf www.komaufbau.org zum Download bereit – einen Einstieg ermöglichen. Darüber hinaus gilt es natürlich die Originaltexte studieren.

12 Das Revolutionäre Militärkomitee war der Name für die zentrale Aufstandsleitung

13 John Reed, a.a.O., S. 103 bis 105

14 John Reed, a.a.O., S. 118f

15 John Reed, a.a.O., S. 165f

16 Kühnheit, Kühnheit und abermals Kühnheit -so lautet der berühmte Ausspruch Dantons über die Verteidigung der französischen Revolution, der bereits von Engels zitiert wurde und seitdem zum festen Bestandteil der marxistischen Revolutionsstaktik geworden ist.

17 John Reed, a.a.O., S. 206 bis 209

18 John Reed, a.a.O., S. 180 bis 188

19 John Reed, a.a.O., S. 50f

20 John Reed, a.a.O., S. 144F

21 John Reed, a.a.O., S. 218 bis 223

22 John Reed, a.a.O., S. 240 bis 245

23 John Reed, a.a.O., S. 252

24 John Reed, a.a.O., S. 271

25 John Reed, a.a.O., S. 284 bis 286

26 John Reed, a.a.O., S. 154

27 John Reed, a.a.O., S. 260f