Am heutigen 2. März wurde unser Genosse Jürgen Burmeister in Anwesenheit von Familie, Freund:innen, Weggefährt:innen und Genoss:innen auf dem Dortmunder Ostfriedhof beigesetzt.

Gemeinsam begleiteten wir ihn auf seinem letzten Weg, mit dem Versprechen den Kampf weiter zu führen. Nach der Beisetzung tauschten sich Familie und Genoss:innen noch ausgiebig und lebendig über ihre Erfahrungen und Begegnungen mit Jürgen aus.

Nachruf auf unseren Freund und Genossen Jürgen Burmeister (1933–2021)

Grabrede eines langjährigen Genossen und Weggefährten von Jürgen:

Jürgen war, wie ich meine und wie es in einem Lied aus dem spanischen Stellvertreterkrieg 1936-39 auf einen zu Grabe getragenen Kämpfer der Internationalen Brigaden gegen den Franco-Faschismus heißt, „einer, der nie nach Völkermord schrie, ein Bürger kommender Zeiten“.

Was er politisch beurteilte und wofür er sich einsetzte, tat er aus einer Zukunftsperspektive, nämlich unter dem Gesichtspunkt, ob es dem Kampf für das Menschenrecht mit der Perspektive Kommunismus nützt.

Er war sich dessen bewusst, dass er in einem Land lebte, das im Laufe des 20. Jahrhunderts an drei Völkermorden und zwei Weltkriegen maßgeblich beteiligt war. Ein Land, in dem es mehrere politische Umbrüche gegeben hat, bei denen jedoch die herrschende Klasse dieselbe geblieben ist.

Er war fest davon überzeugt dass erst mit dem Kommunismus für alle Menschen vernünftige Verhältnisse einkehren können, frei von Ausbeutung, wo es keine Sklaven mehr gibt und auch keine Herren. Eine Gesellschaft ohne Grenzen, an denen auf Menschen geschossen wird oder Menschen im Meer ertrinken. Denn alle Menschen, egal woher sie kommen, haben das gleiche Recht zu leben. Und Vernunft kann erst dort einkehren, wo das niemandem verwehrt wird.

Für Jürgen war es selbstverständlich, dass die Erreichung dieses Ziels nicht allein eine Frage des guten Willens und des beispielhaften Vorlebens guter Menschen ist, sondern eine Machtfrage, da die, die von den hiesigen, unvernünftigen Verhältnissen, vom Gegensatz zwischen arm und reich, profitieren, sich so in aller Regel nicht überzeugen lassen und nicht freiwillig auf ihre Privilegien verzichten werden, sondern alles daransetzen werden, das zu verhindern.

Jürgen wusste aber auch, dass das, was er anstrebte, schwer zu machen ist. Denn es muss auch verhindert werden, dass sich, um mit Orwells Bild von der Animal Farm, das wohl die meisten von uns aus dem Englischunterricht in der Schule kennen, zu sprechen, eine neue Klasse von Schweinen aus den eignen Reihen herausbildet.

Jürgen hat ja auch erleben müssen, dass viele ehemalige Genossen oder Genossinnen im Lauf ihres Lebens die Seiten gewechselt haben, weil ihnen der Kapitalismus Chancen dazu eröffnet hat und ihnen Privilegien bot, denen sie nicht widerstehen konnten.

Er litt darunter, dass es die Organisation, die dem Gegner Paroli bieten kann und zugleich fest geschlossen bleibt, noch nicht gibt. Dass eine solche Organisation ohne die Klasse der Arbeiter und Arbeiterinnen, aber auch ohne landwirtschaftlich Tätige und ohne Intellektuelle unmöglich ist, war ihm klar. Wenn die Spezies Mensch eine Chance haben sollte, die nächsten 3-4 Generationen zu überleben, dann nur auf dem Weg zum Kommunismus.

Jürgen hat seinen Standpunkt nie aufgegeben und war, soweit seine Kraft reichte, unermüdlich dafür tätig, ein Parteiarbeiter, wie wir es in unserem Nachruf ausgedrückt haben. So betrachtet, war er einer von denen, die dem Dichter Berthold Brecht zufolge notwendig sind.