Die Pariser Kommune, der erste Anlauf zur Verwirklichung in eine sozialistische Gesellschaft, jährt sich in diesen Tagen zum 150. Mal. Sie ist bis heute ein Bezugspunkt, sowohl der Kommunist:innen als auch der Anarchist:innen überall auf der Welt.

Sie ist verewigt in den Liedern und Gedichten der internationalen Arbeiter:innenbewegung, sogar die Internationale – das wohl bekannteste Lied unserer Bewegung – ist von einem der Kommunarden geschrieben worden, als er aus dem von der Konterrevolution niedergeworfenen Paris floh.

Obwohl die Kommune kaum mehr als zwei Monate Zeit hatte, ihre Ziele in die Realität umzusetzen bevor sie von Thiers Armee mit Unterstützung der Preußen im Blut ertränkt wurde, hat sie uns ein unschätzbares Erbe hinterlassen.

In seinem bekannten Werk ‚Staat und Revolution‘ entwickelte Lenin aufbauend auf den Erfahrungen der Kommune seine grundlegenden Gedanken zu einem sozialistischen Gesellschaftssystem. Gestützt auf die Erfahrungen der Kommune kritisierte er den damals in der sozialistischen Bewegung um sich greifenden Opportunismus und Reformismus.

Betrachten wir Marx und Engels Auswertungen der Geschehnisse in Paris im Frühjahr 1871, so zieht sich vor allem ein Punkt durch ihre Texte. So sehr sie die Kommune unterstützen, sie als ‚Himmelsstürmer‘ bezeichneten – kritisierten sie im Nachhinein vor allem, dass das revolutionäre Paris entschlossener von seiner Macht hätte Gebrauch machen können.

Konkret beschreiben sie, wie die Konterrevolution von Beginn an mit äußerster Brutalität vorging, Kommunard:innen, die ihr in die Hände fielen ohne Verfahren erschossen. Die Kommune beschloss zwar sich für alle auf diese Weise ermordeten Kommunard:innen durch die Erschießung einer der von ihr gehaltenen Geißeln zu revanchieren, nur Realität wurde dieser Beschluss erst als die konterrevolutionären Truppen wieder in der Stadt waren.

Ebenso konnten sich die Blanquisten innerhalb des Zentralkomitees der Pariser Nationalgarde nicht durchsetzen, mit ihrem Vorschlag, unmittelbar nach der Gründung der Kommune die damals stark geschwächte Zentralregierung in Versailles zu stürzen.

Betrachten wir die Pariser Kommune also nicht nur als heldenhaften Vorstoß im Kampf für den Sozialismus, als einen ersten Schritt auf den Weg, den wir gehen wollen, sondern ziehen konkrete Lehren aus dieser Erfahrung, so müssen diese vor allem lauten: Die Revolutionär:innen dürfen sich nicht scheuen, die revolutionäre Gewalt anzuwenden – nicht nur zur Eroberung der Macht, sondern erst recht zu ihrer Verteidigung.

Der konterrevolutionäre Staat muss nicht nur paralysiert werden, sondern zerschlagen. Seine Institutionen dürfen nicht die Gelegenheit bekommen, sich zu reorganisieren. Mit einem Gleichgewicht der gesellschaftlichen Kräfte dürfen sich die Revolutionär:innen nicht zufrieden gehen, gönnen sie sich in den Tagen der Revolution eine Atempause, wird der Klassenfeind sie doppelt und dreifach nutzen.

Das von über 30.000 Arbeiter:innen in der letzten Maiwoche 1871 vergossene Blut mahnt uns, die Bourgeoisie nie zu unterschätzen, ihr nicht zu trauen, wenn sie beteuert, Gnade walten zu lassen, und den revolutionären Kampf, haben wir ihn einmal begonnen, konsequent und ohne falsche Zurückhaltung zu Ende zu führen.

Lernen wir aus den Erfahrungen der Kommune für unseren bevorstehenden Kampf für die sozialistische Revolution. Überwinden wir jegliche noch bestehenden Illusionen in unseren Reihen und der kommunistischen und Arbeiter:innenbewegung in den Charakter des bürgerlichen Staates und der Bourgeoisie als der in ihr herrschenden Klasse.

Der Pariser Kommune Gedenken heißt für die Revolution kämpfen!