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Liebe Leserinnen und Leser,

am 1. Mai 2021 konnten wir gemeinsam auf sieben Jahre Kampf und Organisierung als Kommunistischer Aufbau in Deutschland zurückblicken. Seitdem wir am 1. Mai 2014 mit unserem Text „Warum Kommunistischer Aufbau?“ das erste Mal öffentlich in Erscheinung getreten sind, ist viel passiert.

Sowohl in diesem Land, als auch in unserer Klasse haben sich seitdem die Bedingungen für das Leben und den Kampf, für die sozialistische Revolution weiterentwickelt und die Widersprüche zwischen den Interessen der Bourgeoisie und der Arbeiter:innenklasse weiter zugespitzt. Auch wir als Organisation haben uns seitdem weiterentwickelt und aus unseren Erfolgen und Fehlern zahlreiche Erfahrungen im Kampf für den Wiederaufbau der Kommunistischen Partei und die Befreiung der Arbeiter:innenklasse gesammelt.

Die besondere Zuspitzung der Klassenwidersprüche in den vergangenen Jahren durch eine besonders schwere weltweite Wirtschaftskrise und die sie nochmals vertiefende Corona-Pandemie haben auch uns vor neue Herausforderungen und Aufgaben gestellt. Die katastrophale Strategie der Herrschenden, um die Pandemie einzudämmen, hat zu kaum aushaltbaren Zuständen bei Teilen der Arbeiter:innenklasse und bestimmter kleinbürgerlicher Schichten geführt, insbesondere zu Formen der Massenrepression wie Ausgangssperren, Kontaktverboten und der Aussetzung von Grundrechten wie es sie seit Jahrzehnten in Deutschland nicht mehr gab. Einher ging diese Situation mit massiven Angriffen auf die Rechte und Interesse unserer Klasse. In dieser Situation steht die Arbeiter:innenklasse in Deutschland noch immer dem Unterdrückungsapparat der Herrschenden ohne eine leninistische Kampforganisation gegenüber.

Es ist daher unsere drängendste Aufgabe, diesen Umstand zu ändern und unseren Beitrag zum Wiederaufbau der Kommunistischen Partei in Deutschland zu leisten. Einer Kampfpartei welche den den Marxismus-Leninismus weiterentwickelt und auf die Höhe der Zeit hebt, in der Arbeiter:innenklasse fest verankert ist und diese in den kommenden Kämpfen anleiten kann. Eine Kampfpartei, die es schafft, die dafür notwendigen kommunistischen Kader:innen zu entwickeln, ein lebendiges und dynamisches Organisationsgeflecht aufbaut und die Einheit der Kommunist:innen in Deutschland erkämpfen kann. Eine Kampfpartei, die eine allseitig ausgebildete ideologische, politische und organisatorische Linie entwickelt und zur richtigen Zeit die richtigen Kampfmethoden anwendet und kombiniert.

Mit dem 3. Kongress die Grundlagen für die Partei von morgen schaffen

Für uns Kommunist:innen sind Kongresse keine formalen Angelegenheiten, sondern kollektive Momente in denen wir die vergangene Periode, unsere Erfolge und Fehler und den Stand unserer Entwicklung selbstkritisch hinterfragen und auswerten. Nur durch offene und schonungslose Kritik und Selbstkritik kann sich eine kommunistische Organisation selber revolutionieren und auf die vor ihr liegenden Aufgaben ausrichten.

Vom 2. bis 4. April 2021 sind die Delegierten unserer Organisation, inmitten der Wirtschaftskrise, der Corona-Pandemie und den weitgehenden staatlichen Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen, aus den verschiedenen Regionen Deutschlands zusammen gekommen und haben erfolgreich den 3. Kongress des Kommunistischen Aufbaus abgehalten.

Durch die weitgehenden Verbote und Beschränkungen des öffentlichen und privaten Lebens musste der 3. Kongress unter besonderen Bedingungen stattfinden. Gerade in dieser dynamischen Zeit ist es besonders wichtig eine klare Sicht auf die Erfolge, Fehler und Aufgaben, sowie eine kollektiv diskutierte und einheitlich beschlossene Ausrichtung der gesamten Organisation zu haben. Um so wichtiger ist es auch, dass wir unseren Kongress unter diesen Bedingungen trotzdem erfolgreich organisieren konnten.

Nach einer mehrmonatigen ausführlichen Diskussion über die vergangene Zeit seit dem 2. Kongress und die Entwicklung der verschiedenen Organe der Organisation, konnten die Delegiert:innen auf dem Kongress kritisch die Vergangenheit und damit die Erfolge und Fehler der Organisation auswerten und darauf aufbauend entsprechende Beschlüsse für die Ausrichtung der Organisation treffen. Der gesamte Kongress war geprägt von einer großen Disziplin, Solidarität und einem hohen Maß an prinzipieller Einheit in den Diskussionen. Die Delegiert:innen kamen ihrer Verantwortung der Organisation gegenüber nach, in dem sie mit großer Ernsthaftigkeit über die richtige Schwerpunktsetzung und Ausrichtung der Organisation für die kommende Zeit diskutierten.

Die auf dem Kongress getroffenen Beschlüsse legen nun die maßgebliche Ausrichtung für die kommende Periode und die vor uns stehenden notwendigen Entwicklungsschritte als kommunistische Organisation fest. An ihnen wird sich die Organisation und ihre Entwicklung messen lassen.

Organisationsentwicklung

Seit dem vergangenen Kongress hat sich die Arbeit unserer Organisation in allen Bereichen ausgeweitet. Damit sich dieses Wachsen der Organisation jedoch nicht nur quantitativ, durch den Aufbau neuer Arbeitsbereiche und Arbeit in weiteren Städten und Regionen zeigt, sondern sich damit auch die Qualität der Arbeit, die Strukturen und Kader:innen weiterentwickeln, hat der Kongresse einige wichtige Beschlüsse getroffen, um das organisatorische Niveau systematisch zu erhöhen.

In der kommenden Phase des Aufbauprozesses wird es darum gehen, das richtige Gleichgewicht zwischen der quantitativen Ausweitung der Arbeit und ihrer qualitativen Weiterentwicklung zu finden sowie ein dynamisches Organisationsgerüst zu schaffen und die Anwendung des Demokratischen Zentralismus an die sich entwickelnde Struktur der Organisation anzupassen. Dazu sind insbesondere kollektiv arbeitende Gremien auf allen Ebenen der Organisation notwendig. Ebenso wie die organisierte Förderung von revolutionärer Kritik und Selbstkritik innerhalb der Organisation. Das weitere quantitative Wachstum der Organisation wird auch davon abhängen, ob es gelingt passende Mechanismen zur Einbeziehung immer mehr neuer Genoss:innen in die Strukturen der Organisation zu etablieren, welche gleichzeitig ein steigendes Niveau der Organisation zulassen und fördern.

Kader:innenentwicklung

Einen Schwerpunkt setzte der Kongress auf die Diskussion um die Notwendigkeit der Kader:innenentwicklung. Gerade im imperialistischen Zentrum, in dem die Klassenauseinandersetzungen noch vergleichsweise niedrig und die Kraft der Integration ins bürgerliche System besonders groß ist, braucht die Lösung dieser Frage besondere Anstrengungen. Dazu gehören insbesondere konkrete Anstrengungen und Konzepte in der Kader:innenentwicklung und -bildung, die einen Schwerpunkt in der kommenden Periode ausmachen werden.

Der Mangel an politisch, ideologisch und organisatorisch erfahrenen und im Klassenkampf geschulten Kader:innen mit einem ausgebildeten Klassenbewusstsein ist eines der größten Probleme der kommunistischen Bewegung in Deutschland. Für uns gilt es in der kommenden Periode Methoden und Wege zu finden um die notwendigen Kader:innen für die nächste Entwicklungsetappe zu entwickeln und uns so der Herausbildung professioneller Kader:innen neuen Typs anzunähern. Ein besonderer Schwerpunkt wird dabei auf der gezielten revolutionären Persönlichkeitsentwicklung liegen müssen, mit deren Hilfe wir auch die bürgerliche Trennung von privatem und politischem überwinden müssen. Dazu gehört jedoch auch die Herausbildung eines entwickelten Geschlechts- und Feindbewusstseins, das vertiefte Studium des Marxismus-Leninismus und seine schöpferische Anwendung.

Jugend- und Frauenorganisation

Der Kongress beschäftigte sich ebenso mit der Entwicklung der kommunistischen Jugend- und Frauenorganisiation und wertete kritisch ihre Entwicklung für die vergangene Periode aus. Beide Organisationen konnten sich seit dem letzten Kongress positiv entwickeln.

Vor allem die Jugendorganisation ist zu einem lebendigen Werkzeug zur Organisierung junger Kommunist:innen geworden. In ihr kann die revolutionäre Jugend die kommunistische Arbeitsweise erlernen und sich zu den zukünftigen Kader:innen unserer Organisation entwickeln. Auch in der kommenden Periode bleibt es das Ziel, dass sich aus den Reihen der Jugendorganisation Kader:innen entwickeln, welche die Jugendorganisation selbst anleiten können und damit den Weg zu ihrer organisatorischen Unabhängigkeit ebnen. Hinzu kommt die wichtige Aufgabe, die allgemeinen Analysen und ideologischen Standpunkte der Organisation für die Situation der Jugend zu konkretisieren und auf diese anzuwenden. Dies gilt unter anderem für die konkrete Anwendung der bisherigen Ausarbeitungen zur Klassenanalyse auf das Leben und die gesellschaftliche Lage der Jugend.

Die Frauenorganisation konnte eine Reihe wichtiger ideologischer Standpunkte ausarbeiten und ist zu einem wichtigen Mittel im Kampf gegen das Patriarchat und für die Entwicklung unserer Genossinnen geworden. Auch sie muss in der Zukunft das Potential für eine eigenständige Leitungsstruktur herausbilden. Zudem stehen für die Frauenorganisation wichtige ideologische Arbeiten etwa zu den Themen Geschlecht, Sexualität, Prostitution und Pornographie an. Hierbei wird es auf der einen Seite um die Herausarbeitung marxistisch-leninistischer Standpunkte und andererseits um die notwendige Abgrenzung zu idealistisch postmodernen Standpunkten gehen. Parallel dazu steht die Entwicklung einer kommunistischen LGBTI+ Arbeit auf der Tagesordnung.

Ideologische Aufgaben

Im vergangenen Zeitraum haben wir uns als Organisation zu einer ganzen Reihe von ideologischen Fragestellungen eine eigene Position erarbeitet und damit unsere ideologische Linie im Gesamten weiterentwickelt. Nach den grundlegenden Ausarbeitungen zur Klassenanalyse, welche wir in mehreren Ausgaben unserer theoretischen Zeitung veröffentlicht haben, wird es in der kommenden Zeit darum gehen, ausgehend von den dort getroffenen Analysen und Schlussfolgerungen, mit der Erarbeitung einer Revolutionsstrategie und eines kommunistischen Programms für Deutschland zu beginnen.

Außerdem steht vor der Organisation die Aufgabe, eine Analyse der DDR zu erarbeiten. Dabei sind insbesondere der gesellschaftlichen Charakter, ihre Entwicklung und die Auswirkungen auf die Arbeiter:innenklasse heute in Deutschland zu analysieren und Schlussfolgerungen daraus zu ziehen. Gleichzeitig wird es in der kommenden Zeit eine Aufgabe sein, die Organisation im Kampf gegen die verschiedenen Spielarten des Antikommunismus zu stärken. Dazu gehört sowohl der Kampf gegen idealistische postmoderne Theorien, als auch gegen Angriffe unter dem Stichwort des „Antitotalitarismus“ sowie gegen reformistische und revisionistische Angriffe auf den Marxismus-Leninismus.

Agitation und Propaganda

Auf dem Gebiet der Agitation und Propaganda wird es in der kommenden Phase vor allem darum gehen, das steigenden Interesse an unserer Organisation und unserer kommunistischen wie Massenarbeit gerecht zu werden und die Verbreitung der ideologischen und politischen Positionen und Materialien zu professionalisieren und auszuweiten.

Hinzukommen muss die Weiterentwicklung der Agitation und Propaganda und die grundsätzliche Ausweitung des kommunistischen Auftretens und der direkten Massenpropaganda. Dazu sind geignete Methoden zu entwickeln, auch in Form von Kunst und Kultur.

Massenarbeit

Der Kongress hat als eines der größten Hindernisse für die Entstehung einer einheitlichen revolutionären und klassenbewussten Arbeiter:innenbewegung die Segmentierung und Spaltung der Arbeiter:innenklasse herausgestellt. Dabei sind subjektive und objektive Faktoren für diese Segmentierung und Spaltung verantwortlich. Auf der einen Seite liegt ihr die weitere Ausdifferenzierung unserer Klasse durch die Entwicklung der Technik und Produktion zugrunde. Auf der anderen Seite wird sie durch idealistische Theorien wie die des Postmodernismus weiter verschärft und vorangetrieben. Diese Theorien, die insbesondere in der Politischen Widerstandsbewegung massiven Anklang finden, spalten unsere Klasse anhand von Herkunft, Geschlechtern, Communities und „Identitäten“.

Als Kommunist:innen müssen wir bei der Organisierung der Arbeiter:innenklasse diese Spaltungen überwinden und so eine einheitliche klassenbewusste Arbeiter:innenbewegung aufbauen, die sich anhand ihrer ausgebeuteten Stellung im Kapitalismus organisiert und gemeinsam für die Überwindung dieses Systems und den Aufbau des Sozialismus kämpft. Um dieses Ziel zu erreichen, wird die direkte Massenarbeit in der Arbeiter:innenklasse zukünftig unter einem politisch, ideologisch und organisatorisch einheitlichem Dach organisiert werden müssen. So können wir die Arbeiter:innen auf der einen Seite anhand ihrer besonderen Lebenslagen und Probleme organisieren und auf der anderen Seite diese Kämpfe zu einer einheitlichen Arbeiter:innenbewegung zusammenführen. Gleichzeitig können wir einen solchen Zusammenschluss nutzen, um bisher noch nicht dauerhaft in Angriff genommene Bereiche der Massenarbeit, wie etwa unter LGBTI+ Menschen oder die Zusammenführung von Betriebsaktivist:innen zentral zu organisieren.

Politische Praxis

Die verschärften Angriffe der Herrschenden und ihrer Repressionsorgane setzen auch für uns immer dringender die Fragen der Reaktion auf diese Angriffe auf die Tagesordnung. Die revolutionäre und kommunistische Bewegung ist in Deutschland noch weit davon entfernt dem Staat und dem mit ihm verbundenen kriminellen und faschistischen Banden dauerhaft etwas entgegensetzen zu können. In der politischen Praxis wird es deshalb darum gehen, die Frage der kollektiven Selbstverteidigung, der Reaktions- und Aktionsfähigkeit in Angriff zu nehmen und weiterzuentwickeln.

Politische Resolutionen

Der Kongress hat sich noch mit einer ganzen Reihe weiterer Themen befasst und entsprechende Beschlüsse gefasst, welche wir an dieser Stelle jedoch nicht veröffentlichen werden.

In dieser Broschüre findet ihr jedoch fünf politische Resolutionen welche der Kongress verabschiedet hat und sich unmittelbar an die interessierte Öffentlichkeit richten. Die Resolution über „Die politische Lage und unsere Aufgaben“ fasst dabei unsere Ansichten und Analysen zur aktuellen politischen Lage in Deutschland und der Welt kurz zusammen und benennt unsere aktuellen Aufgaben im Klassenkampf.

Die Resolution „Die Kommunistische Partei aufbauen heißt kommunistische Kader:innen schaffen!“ fasst die dringendsten Aufgaben unserer Organisation auf dem Gebiet der Kader:innenentwicklung zusammen und ist gleichzeitig eine klare Positionierung zur notwendigen Weiterentwicklung des Kader:innen- und Organisationsverständnisses der kommunistischen Bewegung in Deutschland.

In unserer Resolution „Für den Aufbau einer revolutionären und kämpferischen Arbeiter:innenbewegung“ positionieren wir uns ausführlich zu den vor uns stehenden Aufgaben für den Aufbau einer einheitlichen klassenkämpferischen Arbeiter:innenbewegung, jenseits von Reformismus, „Sozialpartnerschaft“ und idealistischen Spaltungslinien.

Die Resolution „Den Kampf gegen die bürgerliche Ideologie auf allen Ebenen aktiv führen!“ ist eine Kampfansage an die bürgerlich-idealistischen Theorien des Postmodernismus welche der Entwicklung eines revolutionären Klassenbewusstseins heute im Besonderen im Wege stehen.

Die Resolution „Unsere Internationalen Aufgaben“ benennt zum Schluss unsere internationalistische Verantwortung und ist gleichzeitig ein Appell an unsere Genoss:innen überall auf der Welt, dieVerbindung der Klassenkämpfe auf internationalem Niveau voranzutreiben und die praktische internationale Diskussion, Vernetzung und Organisierung der Revolutionär:innen und Kommunist:innen auszuweiten. Dabei müssen insbesondere reale Beziehungen über Ländergrenzen hinweg im Zentrum der Anstrengungen stehen.