Die Bundestagswahl steht kurz bevor, seit Wochen werden wir von allen Seiten mit Wahlwerbespots, Triellen und Appellen beschallt. Selbst in linken Kreisen wird der 26. zu einem Termin deklariert an dem sich das Schicksal der Arbeiter:innen entscheidet. An dem wir richtig wählen müssen gegen Rechts, gegen Umweltzerstörung und gegen das Patriarchat.

Frauen sind in den Diskussionen zu fast allen Themen, allerdings auch zur Wahl, unterrepräsentiert. Häufig werden wir in Diskussion weder ernst genommen, noch gehört. Während der Pandemie waren unsere spezifischen Probleme für Politiker:innen meistens unsichtbar. Hilferuftelefone und Frauenhäuser waren vollends überlastet, während tausende von Frauen daheim in untragbaren, teils gewalttätigen Situationen fest steckten und sich neben bei noch um ihre Familien kümmern mussten. Diese prekäre Situation wird nun ausgenutzt um uns die Wahl als Schicksalswahl zu präsentieren, bei der wir uns endlich aus unserer Situation befreien können, die für uns alles verändern wird. Eine starke grüne Frau tritt an gegen zwei Männer. Annalena soll uns nun als Bundeskanzelerin, aus einer augenscheinlich weniger konservativen Partei, endlich ordentlich vertreten. Sie hat den beschwerlichen Weg an die Spitze geschafft, an die wir es mit genug Arbeit auch schaffen können und bis dahin werden wir, voraus gesetzt wir wählen sie, dann wenigstens von einer kompetenten Frau in unserem Interesse vertreten. Selbiges gilt natürlich für die Konzern- und Unternehmensspitzen. Frauen als Politikerinnen, als Lobbyistinnen, Managerinnen und natürlich als zukünftige Spitzen der DAX-Konzerne werden uns als Allheilmittel für unsere Probleme verkauft.

Wie leicht wäre es wenn sich unsere Lage so besiegen lassen würde, doch als Kommunist:innen können wir uns dieser Illusion nicht hingeben. Wir wissen das weder Baerbock noch andere Politiker- oder Manager:innen unsere Situation nicht verändern werden. Das können wir nur selbst.

Dafür gibt es unterschiedliche Gründe die sich jedoch fast alle immer wieder auf den selben Ursprung zurück führen lassen: Den Klassenwiderspruch. Oberflächlich gesehen mag es stimmen, dass auch Manager- und Politikerinnen unter der Unterdrückung als Frau leiden. Das allein schafft allerdings keine Grundlage für einen vereinten Kampf gegen das Patriarchat. Nein, viel mehr muss man das Ganze doch im Gesamtkontext betrachten.

Der Kapitalismus profitiert von der Unterdrückung auf Grund unseres Geschlechts. In Form von unbezahlter Hausarbeit, Pflege von Verwandten und tendenziell schlechterer Bezahlung. Kapitalist:innen egal welchen Geschlechts sind froh, wenn Sie einen Vorwand haben einen Teil ihrer Arbeiter:innen noch schlechter zu bezahlen. Denn jeder Cent den wir weniger bekommen, den bekommen Sie mehr. Ihnen ist es bloß recht, wenn wir unsere Hausarbeit unbezahlt nach und vor unserer Lohnarbeit erledigen, denn das senkt den Wert unserer Arbeitskraft. Politikerinnen die ein System unterstützen, aufbauen und am Leben erhalten, dass auf unserer Ausbeutung beruht sind keinen Stück besser als die Unternehmerinnen, die uns ausbeuten. Oberflächlich mögen wir Interessen teilen, aber im Endeffekt können und dürfen wir uns in unserem Kampf für eine befreite Gesellschaft nicht auf Sie verlassen. Im Gegenteil wir werden ihn gänzlich ohne Sie und gegen Sie führen müssen.

Abgesehen von diesem Punkt gibt es an dem Ansatz „Einfach jemand besseren/ fortschrittlicheren/weiblichen wählen“ noch ein anderes Problem. Wir arbeiten auf eine Rätedemokratie hin, die jede:r Teilhabe ermöglicht und zeitgleich unsere Interessen vertritt. Das bedeutet, dass wir uns diese Gesellschaft erst erkämpfen müssen und bereit sein müssen in diesem Kampf Verantwortung zu übernehmen. Wir können uns nicht auf Stellvertreter:inne ausruhen, denn niemand außer uns selbst wird unsere Probleme für uns lösen. Nur wenn wir als Klasse und als Frauen gemeinsam kämpfen, können wir schaffen, was wir uns vorgenommen haben.

Proletarische Frauensolidarität ist unsere Waffe- wir brauchen Verständnis für einander, Unterstützung, aber auch ernst gemeinte Kritik und Hilfe. Wir müssen aneinander glauben und gemeinsam eine Bewegung aufbauen, die mit uns gegen unsere Unterdrückung kämpft.

All diese Aspekte sind Teil von dem was wir als kommunistische Frauen als Frauenrevolution sehen. Ein Vorgang der schon lange von statten geht, bei dem wir Frauen für unsere Rechte und unseren Platz in der Gesellschaft kämpfen. Bei dem wir aber auch erkennen, dass sich unsere Probleme in diesem System nicht lösen lassen. Der Sozialismus bietet uns eine Chance dafür uns zu befreien, als Frauen, aber eben auch als Arbeiterinnen.

Wir wählen den Kampf gegen das Patriarchat in jedem Jahr, jedem Tag, jeder Stunde und nicht bei irgendeiner Wahl.