Als PDF-Datei findet ihr hier das gesamte erste Dokument in unserer Analyse-Reihe zum Thema „Geschichte der Kommunistischen Bewegung“ zum Thema Bolschewisierung.

Die alltägliche Brutalität des Imperialismus zwingt alle nach Fortschritt strebenden Menschen sich erneut auf die Suche zu machen nach Möglichkeiten den Kapitalismus und seine Unterdrückungsapparate auf den Müllhaufen der Geschichte zu werfen. In „Ein Gespenst kehrt zurück – Kommunistische Partei im 21. Jahrundert“ haben wir versucht darzustellen, wieso wir denken, dass der Haupthebel dafür nach wie vor die Schaffung einer Kommunistischen Partei ist.

Wir denken aber, dass ein neuer Anlauf zum Aufbau einer revolutionären kommunistischen Kampforganisation in Deutschland nur möglich ist, wenn wir es schaffen die Erfahrungen, Erfolge und Niederlagen früherer Kommunisten richtig zu analysieren. Dabei geht es uns nicht darum universitäres Geschichtsinteresse oder das Schwelgen in alten „besseren Zeiten“. Es geht uns darum, aufbauend auf unseren Untersuchungen, den Kampf für eine neue kommunistische Welle heute wieder aufzunehmen in dem wir richtiges wiederholen und falsches verwerfen. Nur auf dieser Grundlage werden wir uns in die Lage versetzen den Enttäuschungen und Vorurteilen vieler fortschrittlich gesinnter Menschen überzeugend gegenüber zu treten und letztendlich auch in den breiten Massen erneut die Hoffnung für den Kampf um den Kommunismus zu wecken.

Des weiteren wird uns ein Wissen über unsere eigene kommunistische Geschichte helfen, den – vor allem in Deutschland – immer wieder zerissenen Faden der kommunistischen Bewegung neu aufzugreifen und das Feuer der Jahrhunderte alten Tradition der für die Befreiung der Menschheit kämpfenden GenossInnen neu zu entfachen.

Da wir die Geschichte in ihrer historischen Entwicklung analysieren haben wir uns entschlossen, für dieses erste Dokument den Artikel ‚Die historische Bolschewisierung‘ von Simone Reymers herauszugeben, welcher Entwicklung der historischen Kommunistischen Partei Deutschlands zwischen 1918 und 1933 und insbesondere der Phase der Bolschewisierung behandelt.

Dieser Text beinhaltet Positionen, die über den von uns erreichten kollektiven Diskussionsstand hinaus geht. Wir wollen ihn aber hiermit trotzdem der revolutionären Bewegung zur Diskussion zur Verfügung stellen.

Die historische Bolschewisierung war der Versuch der jungen Kommunistischen Internationalen (KI) in den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts die Erfahrungen der russischen Bolschewiki auszuwerten, zu verallgemeinern und somit den zu diesem Zeitpunkt überall auf der Welt neu gegründeten Kommunistischen Parteien bei der Überwindung ihrer sozialdemokratischen Muttermale zu helfen. Auch wenn die Kommunistische Internationale nach dem offenen Verrat der II. Internationale um den Beginn des ersten Weltkriegs einen Triumph mit der Gründung von zahlreichen Kommunistischen Parteien feiern konnte, blieben die allermeisten dieser neuen Parteien in den den Traditionen der Sozialdemokratie verhaftet.

Die ganze Frage der Bolschewisierung ist eigentlich schon in unserem ersten Theoretischen Dokument „Kommunistische Partei im 21. Jahrhundert“ (und zwar im Anhang zur Entwicklung des Parteiverständnisses) aufgeworfen. Der 1. Weltkrieg und die Niederschlagung von zahlreichen revolutionären Erhebungen der Arbeiterklasse in Europa hatte den KommunistInnen deutlich vor Augen geführt, dass die bürgerlichen Staaten nicht weniger zu fürchten waren, als es der russische Zarismus war. Nun galt es daraus praktische Schlußfolgerungen im Parteiaufbau zu ziehen.

Wenn wir von den konkreten historischen Bedingungen absehen, unter denen die Frage der Bolschewisierung sich der kommunistischen Weltbewegung stellte, dann ist es nichts anderes als die Frage des Unterschieds zwischen kommunistischen und sozialdemokratischen, d.h. bürgerlichen Parteien. (siehe Kommunistische Partei im 21. Jahrhundert, S. 8)

Was macht für uns heute die Beschäftigung mit der Bolschewisierung sinnvoll?

Gerade die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) war nach der Oktoberrevolution bis zum Sieg des Faschismus weltweit neben den Bolschewiki als großes Vorbild der Kommunistischen Parteien aller Länder bekannt. Der nicht in voller Konsequenz vollendete Kampf gegen die Sozialdemokratischen Traditionen ist die letzte große schmerzhafte Erfahrung der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung, die zeigt was passiert, wenn es nicht gelingt eine wirklich leninistische Partei aufzubauen. Dem Faschismus gelang es auch wegen dieser Mängel die Kommunistischen Parteien derart stark zu dezimieren.

Dennoch: Heute ist natürlich vieles anders. Die reformistische/konterrevolutionäre und die revolutionäre Tradition der Arbeiterklasse sind (obwohl letztere meist überaus schwach ist) klar organisatorisch getrennt. Wir erleben heute keinen jahrzehntelangen Kampf zwischen revolutionären und konterrevolutionären Teilen der Sozialdemokratie, wie ihn Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht, Clara Zetkin und viele andere Jahre lang in der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) ausfochten. Ein solcher langer Kampf innerhalb der Sozialdemokratie war damals die Vorraussetzung für eine Spaltung der Sozialdemokratie, bei der erhebliche Teile der Strukturen unter neuer – kommunistischer – Flagge erhalten blieben.

Auf kleinerem Maßstab aber werden wir in Zukunft vor ähnliche Entwicklungen gestellt sein. Die Frage der Einheit der KommunistInnen wird nicht nur gelöst, in dem sich diejenigen, die bereits heute auf der Grundlage des Marxismus-Leninismus stehen, vereinigen, auch werden sich im Kampf mit anderen Strömungen die Vorstellungen der Marxisten-Leninisten weiterentwickeln und sich GenossInnen anderer Strömungen neu orientieren,

Im Anschluss an den Artikel von Simone Reymers werden wir versuchen einige Schlussfolgerungen zur Bewertung des des damaligen Versuchs der Bolschewisierung sowie Schlußfolgerungen für die heute vor uns liegenden Aufgaben darzulegen.

In einer nächsten Ausgabe wollen wir uns Stück für Stück an die jüngeren Entwicklung der kommunistischen und revolutionären Bewegung heran tasten.

Wir hoffen auf interessante Rückmeldungen und neue Anregungen für unseren revolutionären Kampf!

Kommunistischer Aufbau, Januar 2015