Gendern

Warum gendern wir?

Sprache ist ein Werkzeug, mit dessen Hilfe wir als Menschen kommunizieren. Wir tauschen Gedanken aus und streben eine gegenseitige Veränderung an. Sie ermöglicht uns, Ergebnisse unseres Denkens mit anderen zu teilen. Eine Sprache gehört in Klassengesellschaften nicht zu einer Klasse, sondern wird von der ganzen Gesellschaft genutzt. Das ist auch zwingend notwendig, denn zum Beispiel für die Durchführung der Produktion ist Kommunikation zwischen allen Mitgliedern des Produktionsprozesses erforderlich.

So dient Sprache klassenübergreifend menschlichen Bedürfnissen. Ihre übergreifende Verwendung stellt sie aber nicht außerhalb der Klassenverhältnisse. Aufgrund ihrer einheitlichen Verwendung innerhalb einer bestimmten Nation können wir sogar besonders deutlich sehen, wie die Klassen die Sprache versuchen zu beeinflussen: Wenn im Deutschen die Herrschenden durchsetzen, dass große Teile der Gesellschaft von „Arbeitnehmern“ sprechen, statt von Arbeiter:innen, die ihre Arbeitskraft verkaufen, und von „Arbeitgebern“ statt von Kapitalist:innen, die Arbeitskraft ausbeuten, ist das Teil eines ideologischen Angriffs auf die Arbeiter:innenklasse. Beleidigungen und entwürdigende Bezeichnungen für besonders unterdrückte Teile unserer Klasse sind ebenfalls Beispiele dafür. Sie dienen der Spaltung und Aufrechterhaltung ihrer niedrigeren gesellschaftlichen Stellung. In der deutschen Sprache gibt es darüber hinaus zahlreiche Beispiele, wie sie über die Jahrhunderte durch das Patriarchat geprägt wurde und weiterhin geprägt wird. Neben verschiedenen frauenfeindlichen Begriffen ist auch das sogenannte „generische Maskulinum“ ein Ergebnis patriarchaler Einflüsse auf die Sprache. Es spiegelt die Vorstellung wider, der Mann sei der „allgemeine“ Mensch und es wäre ausreichend, männliche Bezeichnungen zu nutzen, selbst wenn zum Beispiel größere Menschengruppen mit unterschiedlichen Geschlechtern gemeint sind.

Auf Grundlage unseres Verständnisses von Sprache und ihrer Rolle in der Gesellschaft unterstützen wir es, patriarchale Einflüsse in der Sprache nicht zu ignorieren, sondern sie zurückzudrängen. Hinzu kommt, dass wir alle Hindernisse, die uns den Erkenntnisgewinn über die Welt erschweren, aus dem Weg räumen wollen. Wer die Welt verändern will, muss sie erkennen können. Die objektive Wahrheit wird zwar von Menschen nicht vollständig erfasst, wir können ihr aber ferner oder näher sein. Das schließt auch die Sprache ein, die wir verwenden, um die Welt zu beschreiben. Spielt das Geschlecht von Menschen eine Rolle, sollte dieses auch klar sein, und Frauen und nicht-binäre Menschen sollten nicht einfach in der männlichen Personenbezeichnung „mitgedacht“ werden müssen.

Wenn wir von Sprache als Werkzeug sprechen, sollten wir sie so bewusst nutzen, dass sie uns dem Ziel unserer Arbeit, der Befreiung der Arbeiter:innenklasse und aller Unterdrückten, näher bringt. Sie ist nicht der einzige oder entscheidendste Hebel, darf in ihrer Bedeutung aber auch nicht unterschätzt werden.

Wie gendern wir?

Wir erheben keinen Anspruch darauf, heute die einzig richtige Antwort darauf gefunden zu haben, patriarchale Einflüsse aus der deutschen Sprache zurückzudrängen. Veränderungen innerhalb einer Sprache brauchen zudem sehr lange, um sich im alltäglichen Gebrauch durchzusetzen. Es ist möglich, dass sich in Zukunft andere Varianten für die Benennung von unterschiedlichen Geschlechtern im Deutschen durchsetzen werden.

Da es keine optimale Form gibt, muss sich für eine Form des Genderns entscheiden werden, insbesondere an den Stellen, an denen eine gelechterneutrale Sprache nicht greift. Hier haben wir uns für den Doppelpunkt entschieden. Der Doppelpunkt hat den Vorteil, dass er durch Lesegeräte vorgelesen werden kann, indem dort einfach eine sprachliche Pause eingelegt wird, und so auch durch diese sprachlich gegendert wird.

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Anmerkung zur geschlechtersensiblen Sprache

In unseren Dokumenten wollen wir Personenbezeichnungen so verwenden, dass Geschlecht berücksichtigt wird. Wir sind uns bewusst, dass Geschlechter vielfältig sind und wenn wir alle ansprechen wollen, machen wir das durch unsere Sprache deutlich. Dafür nutzen wir den Gender-Doppelpunkt.

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