Frauen sind seit weit über einem Jahrhundert die Vorreiterinnen der Veränderung. Immer dann, wenn wir uns unserer Macht bewusst werden, in Aktion treten, dann steht eine große Veränderung vor der Tür. Das zeigten schon die Proteste am 8.März 1857, der Tag, an den der Internationale Frauentag uns heute erinnern soll.

An diesem Märztag zogen die TextilarbeiterInnen New Yorks durch die Straßen der Stadt. Sie kämpften für besser Arbeitsbedingungen und höhere Löhne und wurden so zum Vorbild. Zum Vorbild nicht nur für alle Frauen, die nach ihnen kommen sollten, sondern für die gesamte ArbeiterInnenklasse. Sie zeigten, was es bedeutet sich gemeinsam gegen die eigene Unterdrückung zu wehren.

In den folgenden Jahren zog es Frauen noch oft auf die Straßen. 1908 setzten sie sich beispielsweise für ein Verbot der Kinderarbeit, bessere Arbeitsbedingungen und das Frauenwahlrecht ein. Ein Jahr später, 1909, initiierte das Frauenkomitee der Sozialistischen Partei Amerikas den ersten Frauentag, um erneut für das Wahlrecht von Frauen zu kämpfen. Auf der zweiten Internationalen Frauenkonferenz 1910 schlug Clara Zetkin schließlich vor den internationalen Frauentag in Erinnerung an die kämpfenden TextilarbeiterInnen jedes Jahr zu begehen. Und seit dem wird dieser Tag von den verschiedensten Frauen über all auf der Welt begangen.

Doch da hören die Errungenschaften der Frauenkämpfe nicht auf. Am 8.März 1917 gingen Frauen in Petrograd gegen den Krieg und die mangelnde Lebensmittelversorgung auf die Straße. Ihre Demonstration läutete die Februarrevolution ein, die den Weg für die sozialistische Revolution in Russland ebnete.
Das alles scheint lange vergangen und so weit weg von uns zu sein. Aber auch wenn wir den Frauen von früher dankbar sind für alles was sie erkämpft haben. Und wir stolz sind auf eine so lange Geschichte und so viele Vorbilder zurückblicken zu können. Bedeutet das nicht, das unsere Kämpfe längst der Vergangenheit angehören. Sie nur noch in Geschichtsbüchern zu finden sind. Denn gerade das ist ein Teil von dem was uns fehlt. Wir können fast nichts von unserer Historie in solchen Werken finden. Heute noch müssen wir uns dafür einsetzen an unsere Frauengenossinnen und ihre Rolle zu erinnern. Wir müssen aufarbeiten, was in einer von Patriarchat geschriebenen Geschichte verloren gegangen ist. Doch das macht nur einen kleinen Teil des Kampfes aus den wir tagtäglich führen. Auch im vergangenen Jahr ließ sich das voranschreiten der Frauen in den sozialen Kämpfen, aber auch für unsere eigene Freiheit betrachten. Dabei macht unsere Solidarität vor Ländergrenzen keinen Halt. Fast immer, wenn es in einem Land eine große Frauenbewegung gibt, schwappt sie in die anderen über.

Als in Argentinien Frauen begangen mit grünen Tüchern gegen das Verschwinden und Ermorden von Frauen zu kämpfen fühlten und kämpften tausenden Frauen aus anderen Ländern mit ihnen. Als Frauen in Polen gegen die Abtreibungsverbote kämpften, brachen tausende international das Schweigen. Und als Frauen in Chile einen Tanz aufführten und die Verbindung zwischen Kapitalismus und Patriarchat anprangerten, tanzten wir mit ihnen.

Denn im wesentlichen setzen wir uns alle für die selben Werte ein, kämpfen gegen den selben Gegner. Gemeinsam mit allen Frauen von damals und allen Frauen international. Wir wollen eine Gleichberechtigung aller Geschlechter, wollen frei sein von Unterdrückung und die Konkurrenz mit den eigenen Klassengeschwistern begraben. Wir wollen eine Welt die uns der Kapitalismus niemals wird bieten können und deshalb werden wir auch in diesem Jahr wieder auf die Straßen gehen. Nicht nur am 8. März werdet ihr unsere Stimmen hören, sondern immer dann wenn einer von uns oder unserer Klasse Ungerechtigkeit geschieht.

Wir blicken nicht nur zurück auf eine Geschichte, sondern wir werden helfen eine neue zu schreiben. Und unsere Kämpfe gehören nicht der Vergangenheit an, sondern sie leiten eine besser Zukunft ein. Wir werden die Frauenrevolution Wirklichkeit werden lassen. Und jede kann dabei mithelfen. Kommt mit uns auf die Straßen, zeigt am 8. März, dass ihr da seid und dass wir nicht aufgeben werden bis wir das Patriarchat zu Boden gerungen haben.