Am 28. Juni ist der Jahrestag der Aufstände rund um das „Stonewall Inn“ in New York. Die vorrangig schwulen, lesbischen und transgeschlechtlichen Gäste setzten sich an diesem Tag gegen die schon zur Gewohnheit gewordene Polizeigewalt zur Wehr und begründeten damit eine Wende innerhalb der LGBTI+ Bewegung. In der Folge der Auseinandersetzungen gab es einen massiven Sprung in der Anzahl von LGBTI+ Organisationen in den imperialistischen Zentren USA, Großbritannien und auch Deutschland, die raus aus der Vereinzelung und dem Versteckspiel hin zu organisierten Kampf gehen wollten.

Als Kommunist:innen rufen wir an diesem Tag dazu auf, für den Kampf der LGBTI+ Arbeiter:innen gegen Imperialismus und Patriarchat auf die Straße zu gehen. Neue große imperialistische Kriege und zuspitzende Krisen verschärfen aktuell die Situation der Arbeiter:innenklasse weltweit. Besonders in diesen Zeiten, in denen die zerstörerische Ordnung des Kapitalismus Millionen von Menschen vor Augen geführt wird, mobilisieren die Herrschenden alles mögliche, um sie trotzdem aufrecht zu erhalten. Die patriarchale Ideologie ist dabei eine wichtige Stütze, die in Krisenzeiten verstärkt genutzt wird. So werden zum Beispiel schon erkämpfte Rechte wieder abgeschafft, wie das Abtreibungsrecht in den USA, oder bestehende Unterdrückung weiter verschärft, wie in Georgien. Wir als Arbeiter:innen sollen dadurch in unserer politischen Handlungsfähigkeit eingeschränkt werden, oder unser berechtigter Hass auf dieses System auf falsche Sündenböcke abgelenkt werden.

Von Seiten der Faschist:innen stehen dabei aktuell trans Personen im Fokus, die durch ihre Existenz angeblich Familie und Nation bedrohen würden. In Deutschland entlud sich die patriarchale Feindschaft gegen alle Menschen, die nicht den „naturgegebenen“ Bildern von Mann und Frau entsprechen, im Zuge der Abschaffung des sogenannten Transsexuellengesetzes. „Gender-Ideologie“ und „Zwangssexualisierung“ von Kindern sind dabei die Schlagwörter, mithilfe derer Faschist:innen versuchen, jeden Fortschritt für LGBTI+ Personen zu verhindern. Sie ziehen damit aus, Grundpfeiler des Patriarchats und des Kapitalismus zu verteidigen: Die bürgerliche Kleinfamilie, die klare Trennung in Mann und Frau und damit einhergehend die Unterdrückung der Frau und anderer Geschlechter durch den Mann.

Für uns Arbeiter:innen aber stehen diese Stützen des Patriarchats und des Kapitalismus unseren Interessen komplett entgegen. Als LGBTI+ Arbeiter:innen sind es besonders die darauf aufbauende Unterdrückung, die Verdrängung an den Rand der Gesellschaft und die direkte Gewalt, die uns vom Kampf abhalten sollen. Gleichzeitig werden wir als Aushängeschilder des deutschen Imperialismus genutzt, damit er sich von seinen angeblich viel reaktionäreren Konkurrenten abgrenzen kann.

Wir lassen uns das nicht gefallen! Als Teil der Arbeiter:innenklasse kämpfen wir Seite an Seite mit unseren Klassengeschwistern gegen den Imperialismus wie das Patriarchat. Wir wissen, dass es unsere Befreiung nicht im Kapitalismus geben kann, sondern erst mit der Eroberung der Macht durch unsere Klasse die Grundlagen dafür gelegt werden können. Erst im Sozialismus wird die Unterdrückung aufgrund der sexuellen Orientierung und des Geschlechts anfangen, der Vergangenheit anzugehören. Um gemeinsam diesen Kampf für den Sozialismus führen zu können, dürfen wir uns nicht an die Seitenlinie drängen lassen – weder durch Homo- und Transfeindlichkeit, noch durch unseren eigenen Rückzug in vermeintlich freie, in der Realität aber bürgerliche Gemeinschaften.

Für LGBTI+ Kommunist:innen heißt das genauso, sich hier und heute dem Parteiaufbau anzuschließen. Wiederholen wir dabei nicht die Fehler der Vergangenheit. LGBTI+ zu sein ist weder eine Krankheit noch bürgerlicher Individualismus. Uns hilft auch kein Biologismus – stattdessen ist es unsere Aufgabe, auf Grundlage des dialektischen Materialismus die Lage von LGBTI+ Arbeiter:innen heute zu analysieren und die richtigen Konsequenzen daraus für die politische Arbeit zu ziehen. Unterschätzen wir nicht die Bedeutung des antipatriarchalen Kampfes auf allen Ebenen, sondern gehen wir gemeinsam den Weg der Frauenrevolution.

LGBTI+ Arbeiter:innen wollen keine Rolle in diesem System – unser Platz ist im Kampf für den Sozialismus!