Marina Ginesta Coloma, geboren am 29.1.1919 in Toulouse, war Journalistin und Autorin in Spanien. Ihre Familie stammte aus Spanien, wanderte nach Frankreich aus und wies eine lange Tradition von gewerkschaftlichem Engagement auf. Ihre Eltern, Empar Coloma Chalmeta und Bruno Ginesta, welche beide kommunistische spanische Schneidersleute waren, brachten ihr daher schon früh ein politisches Bewusstsein bei. Doch auch aus anderen Teilen der Familie wurde dies geprägt, so war ihre Großmutter mütterlicherseits, Micaela Chalmeta, ein Mitglied der sozialistischen Partei Spaniens und in dieser eine Vorreiterin des Feminismus und der Genossenschaftsbewegung in Katalonien und hatte an der tragischen Woche 1909 in Barcelona teilgenommen. Einer Woche in der die Republikanischen Truppen den Befehl des Königs, in den Marrokkokrieg zu ziehen, verweigerten und daraufhin in heftigen Straßenschlachten in Barcelona attackiert wurden. Auch ihr Großvater väterlicherseits, Joan Coloma, hat sich in der katalanischen Genossenschaftsbewegung beteiligt. Er war in Folge dessen Mitglied der katalanischen Sektion der PSOE geworden.

Nachdem die Familie Coloma mehrere Jahre in Frankreich verbracht hatte, kehrten sie nach Spanien zurück und ließen sich wieder in Barcelona nieder. Hierbei intensivierte sich ihr politisches Engagement vor allem in den Jahren vor der Gründung der zweiten Spanischen Republik und wurde in dieser noch stärker. Sie beteiligten sich erneut in der Federacion Comunista Catalanobalear (FCC), welche der katalanische Arm der Partido Comunista de Espana (PCE) war. Als die FCC die Loyalität zur PCE verweigerte, stellten Sie sich auf die Seite der PCE und bewiesen Loyalität. Einen schweren Schlag erlebte die Familie daraufhin 1930, als Marinas Vater verhaftet wurde, ihm wurde vorgeworfen in der Armee desertiert zu haben. Damit brach seine politische Laufbahn jedoch nicht ab, sodass er bereits 1934 wieder in der Genossenschaftsbewegung ein Mitglied der Genossenschaft für Hemden und Kleiderherstellung war. Außerdem war er Mitglied der marxistisch geprägten Union General de Trabajadores (UGT).

Dort arbeitete er als Sekretär des regionalen Verbindungsbüros. Er vermittelte vor allem zwischen der anarchistischen Fraktion CNT und der UGT, welche im Bürgerkrieg kämpften. Ebenfalls war Empar Coloma in der Genossenschaftsbewegung aktiv, bei welcher sie dem Vorbild ihrer Mutter, Micaela Chalmeta, nachstrebte. Dies ist unter anderem daran zu erkennen, dass Empar Coloma eines der aktivsten Mitglieder der 1932 gegründeten Agrupacion Femenina de Propaganda Cooperatista war, einer Frauengruppierung, welche sich mit genossenschaftlicher Propaganda befasste. Im darauf folgenden Jahr nahm sie die Kandidatur der Partit Comunista de Catalunya (PCC), des 1932 gegründeten katalonischen Flügels der PCE, an und nahm für diese an den Parlamentswahlen für den Wahlbezirk Barcelona Stadt teil.

Dies wiederholte sie im darauf folgenden Jahr mit der Kommunalwahl, wurde jedoch bei keiner der Wahlen in ein Amt gewählt. Neben den Parteiarbeiten war sie unter anderem in der Internationalen Hilfe aktiv. Innerhalb der Partei taten sich sowohl Empar Coloma, wie auch ihre Mutter, Micaela Chalmeta, in einer Vorreiterrolle bezüglich des Frauenkampfes wie auch innerhalb der Sozialkämpfe hervor. Marinas Onkel mütterlicherseits, Joan Coloma Chalmeta, der auch in der Genossenschaftsbewegung sehr aktiv war und aus diesem Grund 1920 die Accion Cooperativista, das Organ des Regionalbundes der Genossenschaften Kataloniens, gründete, war darüber hinaus während der republikanischen Periode ein führendes Mitglied der Unio Socialista de Catalunya und der katalanischen UGT . Nach dem Bürgerkrieg wurde er Mitglied der PSUC, welcher er bis zu seinem Tod 1937 treu blieb. Jedoch wurden Marina Ginesta und ihr Bruder noch in der Zeit der Republik aktiver und wurden Mitglied der Jugendorganisation der PCC. Albert, der Bruder Marinas, wurde 1933 und 1935 wegen Verbreitung kommunistischer Propaganda verurteilt, die Gerichtsverhandlung im Januar 1936 endete aber in einem Freispruch.

Spanischer Bürgerkrieg

Marina Ginesta war bereits in den Jahren vor dem Ausbruch des spanischen Bürgerkrieges im Juli 1936 politisch sehr aktiv. So wurde beispielsweise im Februar 1936 ein Foto in der Presse veröffentlicht, welches sie mit anderen jungen Kommunistinnen an der Spitze einer Demonstration zeigte, welche die Freilassung Luis Companys, dem Parteiführer der ERC, Republikanische Linke Kataloniens, zeigte. Darauf erscheint sie neben Ramon Mercader, welcher ebenfalls Mitglied des Kommunistischen Jugendverbandes war und später im sowjetischen Geheimdienst. Die beiden hatten kurze Zeit ein Verhältnis. Wenig später wurde Ramon jedoch wegen Mitgliedschaft in einer kommunistischen Partei verhaftet und eingesperrt. Im April 1936 wurde Marina Mitglied in dem Vereinigten Sozialistischen Jugendverband Kataloniens (JSUC), welcher kurz zuvor durch eine Fusion der kommunistischen und sozialistischen Jugendorganisationen in Katalonien entstanden war. In diesem unterstützte sie, mit anderen GenossInnen der JSUC, die Organisation der Volksolympiade, einer Sportveranstaltung in Barcelona, welche als Antwort auf die faschistischen olympischen Spiele in Berlin stattfinden sollte. Sie konnten jedoch nicht durchgeführt werden, da am morgen des 19. Juli 1936 ein Aufstand in Barcelona stattfand. Im Verlauf der Gefechte, welche mit der Kapitulation der aufständischen Kräfte endeten, nahm die PSUC das Hotel Colon am Placa de Catalunya an sich und machte es zu ihrer Partei- und Rekrutierzentrale. Marina Ginesta selber arbeitete innerhalb der Partei, als Schreibkraft des Militärkomitees der PSUC, während ihr Bruder indessen innerhalb der 27. Division der Volksarmee der spanischen Republik kämpfte. Marina arbeitete daraufhin selber an der Front, was sie in Form von Journalismus tat.

Nachdem Michail Kolzow, ein Korrespondent der sowjetischen Zeitung Prawda, in Barcelona ankam, wurde Marina Ginesta durch Miquel Valdes, den Organisationssekretär der PSUC, damit beauftragt,als Dolmetscherin Kolzows zu agieren, da dieser – wie Marina Ginesta – fließend französisch sprach. Gemeinsam führten sie daraufhin am 14. August ein Interview mit dem Anarchistenführer Buenaventura Durruti, welcher später unter ungeklärten Umständen bei der Belagerung von Madrid starb.

Zu der Frage, ob Marina Ginesta an Gefechten des Bürgerkrieges selber teilnahm, oder sich nur auf die Berichterstattung fokussierte, gibt es widersprüchliche Informationen. So berichtete Kolzow, das Marina ihm berichtet hatte, dass sie gemeinsam mit ihrem Bruder Albert und einem gemeinsamen Freund das Gewehr in die Hand nahmen, als es zum Militäraufstand kam und an den Barrikaden der Plaza de Colon Stellung bezogen. Dem steht jedoch gegenüber, dass es in Barcelona keinen Plaza de Colon gibt. Es kann jedoch sehr gut sein, dass es sich um den Plaza de Catalunya handelt, an welchem sich ein Hotel mit dem Namen Colon befindet, oder um den Platz am Ende der Rambla, dort ist ihr Freund gefallen. Es gilt jedoch als nicht sicher, ob sie sich an diesem Ort der Kämpfe befunden hat. Es gibt zahlreiche Belege, welche auch von Kolzow unterstützt werden, das Ginesta sich bei ihren Tätigkeiten als Dolmetscherin nie von ihrem alten Gewehr trennte. Dies würde auch den Artikel der kommunistischen Zeitschrift Mujaeres aus dem Mai 1937 stützen, in welchem die Tapferkeit von sechs Milizionärinnen gepriesen wurde, unter ihnen auch Marina Ginsesta. Pablo de la Torriente Brau, Journalist und Revolutionär, welcher für das Parteiorgan, der kommunistischen Partei Mexikos, „El Machete“ schrieb. Er schrieb unter anderem über vier Frauen, die im spanischen Bürgerkrieg an der Front kämpften, darunter auch Marina Ginesta.

Marina führte 70 Jahre nach dem Bürgerkrieg ein Interview: „Die Jugend, der Wunsch, zu siegen, die Losungen… ich nahm das alles sehr ernst. Ich glaubte, wenn wir Widerstand leisteten, würden wir siegen. Wir hatten das Gefühl, unsere Seite sei im Recht und dass wir schließlich den Krieg gewinnen würden, wir hätten uns nie vorgestellt, dass wir unser Leben im Ausland beschließen würden… Die Enttäuschung über die Niederlage, die Erinnerung „an die zurückgebliebenen Genossen, viele davon standrechtlich erschossen“, vermischte sich damals mit dem Traum, die europäischen Demokratien würden im beginnenden Zweiten Weltkrieg den Faschismus besiegen.“

Exil

Das Ende des Krieges bekam sie im Hafen von Alicante mit, dort wurde sie von faschistischen Truppen in einem Konzentrationslager inhaftiert. Aus diesem wurde Sie glücklicherweise jedoch wenige Wochen später wieder freigelassen, da Sie auf keiner Liste der vor Gericht zu stellenden Personen war. Zusammen mit ihrem damaligen Freund, einem jungen Politoffizier, zogen sie in ein Dorf in die Nähe der französischen Grenze. Dort blieben sie jedoch nicht lange und flohen wenig später mit der Überquerung der Pyrenäen nach Frankreich. Bei dieser Flucht verlor Marina ihren Freund, weil er sich verletzte. Als Sie ihm Hilfe holen wollte, stürzte sie in eine Schlucht, von dort schleppte sie sich schwerverletzt zum nächsten Dorf. Ihr Freund wurde tot geborgen.

Im Dorf gab Sie sich als Französin aus und machte sich von dort aus auf den weiteren Weg nach Montpellier. Marina selber gelang es Montpellier zu erreichen, wo ihre Verletzungen endlich behandelt wurden. Wenige Tage später traf Sie ihre Eltern wieder, welche in den Interierungslagern waren. Durch die Besetzung Frankreichs durch die Nazis musste Marina jedoch auch Frankreich verlassen, und ging daher gemeinsam mit ihrer Familie nach Mexiko. Sie ließ sich jedoch später in der Dominikanischen Republik nieder, in welcher Sie mit ihrem Freund, Manuel Perianez, einem ehemaligen Offizier der spanischen Volksarmee, lebte. Ihn hatte sie auf der Reise kennengelernt. Ihre Ehe brachte 1940 ein gemeinsames Kind hervor, was ebenfalls Manuel hieß. 1946 musste Marina das Land erneut verlassen, da der Diktator Rafael Trujillo an die Macht gekommen war, und darauf die Verfolgung von spanischen Republikanern befohl. Um diesem zu entgehen, zogen Marina und ihre Eltern nach Venezuela um, an an diesem Ort trafen sie Marinas Bruder Albert erneut wieder. Ihre Eltern und ihr Bruder nahmen die venezolanische Staatsangehörigkeit an und blieben bis zu ihrem Tod in Venezuela. Marina jedoch ging, nachdem sie sich 1949 von ihrem Mann getrennt hatte, mit ihrem Sohn zurück nach Frankreich.

In Frankreich nahm Sie Kontakt mit ExilspanierInnen auf und lernte einen belgischen Diplomaten kenne, den Sie 1951 heiratete. Mit diesem ging Sie gemeinsam nach Brüssel und 1953 nach Den Haag. 1954 bekamen sie eine gemeinsame Tochter. Nach all den Strapazen beschloss sie nun, ihren Ehemann auf dessen Auslandsreisen zu begleiten und kam so unter anderem nach Equador, England und in die USA. In den Jahren 1972 bis 1976 kehrte sie an ihre alte Wirkungsstätte Barcelona zurück, in Folge dessen schrieb Marina Ginesta Romane, welche später unter anderem mit dem Segui-Preis für den Roman Els precusorsors (Die Vorläufer) eine Ehrung fanden. Von Barcelona aus kehrte sie erneut nach Brüssel zurück, ging jedoch später nach Paris. Dort blieb sie bis zu ihrem Tod im Alter von 94 Jahren, am 6. Januar 2014.