Der russische Kommunist Wladimir Iljitsch Lenin ist wohl einer der bedeutendsten Kommunist:innen des 20. Jahrhunderts. Mit seinen theoretischen Ausarbeitungen und der Weiterentwicklung des Marxismus, sowie seiner praktischen Rolle im Parteiaufbau der Kommunistischen Partei in Russland und der kommunistischen Weltbewegung, in der Oktoberrevolution und dem Aufbau der ersten sozialistischen Räterepublik hat er uns ein unvergleichliches revolutionäres Erbe hinterlassen. So leben Lenin und seine theoretischen wie praktischen Errungenschaften auch 100 Jahre nach seinem Tod in unserem Kampf für eine sozialistische Welt weiter.

Was wir heute von Lenin lernen können

Lenin hat uns nicht nur mit seinen zahlreichen Artikeln, Reden und Büchern ein reichhaltiges Erbe hinterlassen, welches wir auch heute noch in unzähligen Situationen des Klassenkampfes und Fragen des Parteiaufbaus zu Rate ziehen und studieren können. Er ist uns ebenso ein Beispiel in Fragen des revolutionären Optimismus und taktischer Flexibilität in der politischen Praxis.

Während Lenin die Erfahrungen der russischen Kommunist:innen und der kommunistischen Weltbewegung analysierte und verallgemeinerte, entwickelte er die Strategie der Kommunist:innen in unterschiedlichen Zeiten des Klassenkampfes, die wir noch heute als strategische Leitlinien unserer Politik nutzen können. Gleichzeitig entwickelte er mit seinen Genoss:innen in Theorie und Praxis das bolschewistische Parteimodell, welches es möglich macht, unsere Klasse für die sozialistische Revolution zu organisieren und gegen den scheinbar übermächtigen Gegner, die Bourgeoisie, siegreich zu sein.

Lenin setzte sich dabei immer wieder auch mit einer taktischen Flexibilität in schwierigen Situationen gegen die Positionen von Zeitgenoss:innen durch, welche die marxistische Theorie einseitig auslegten und in der Praxis zu einem Dogma machten; etwa, indem sie keinerlei vorübergehende Zugeständnisse bei der Festigung der Sowjetmacht in Russland zulassen wollten. Lenins Prinzipienfestigkeit, bei gleichzeitige taktischer Flexibilität muss uns auch heute ein Wegweiser in immer komplizierteren Klassenkampfsituationen sein.

Die richtigen Schlussfolgerungen für die heute vor uns stehenden Klassenkampfsituationen und die nächsten Schritte im Parteiaufbau, können wir jedoch nicht einfach in den Schriften Lenins finden, sondern wir müssen seine Analysen weiterentwickeln und schöpferisch auf unsere Situation anwenden. Dieser Aufgabe müssen und wollen wir uns heute stellen.

Diese Aufgabenstellung meinen wir auch, wenn wir heute von der Notwendigkeit der Bolschewisierung sprechen. Die kommunistische Bewegung in Deutschland ist tief vom Zirkelwesen, Reformismus und legalistischen Traditionen geprägt, ganz unabhängig davon, ob sich einzelne Organisationen bewusst das Ziel setzen, sich aus diesem Zustand zu befreien. Daher ist es vollkommen richtig, dass wir uns ein Beispiel an den Bolschewiki, an ihrer Arbeitsweise, an ihrer Verbindung mit der Arbeiter:innenklasse und ihrer Entschlossenheit nehmen, kurz gesagt, dass wir uns „bolschewisieren“ wollen. Dieses „Sich ein Beispiel nehmen“ setzt jedoch die kreative Anwendung ihrer Erfahrungen auf die heutigen Bedingungen voraus.

Ein Leben des Kampfes

Lenin und seine Genoss:innen standen auf ihrem Weg zur sozialistischen Revolution und auch nach dem erfolgreichen Aufstand stets unter dem Feuer der nationalen und internationalen herrschenden Klasse. Verfolgung, Verhaftung, Verbannung, versuchte Attentate und innerparteiliche Kämpfe begleiteten Lenins Leben und Kampf, konnten ihn jedoch nie von seinem Ziel oder seinen Glauben an den Sieg der Arbeiter:innenklasse unter Führung der Kommunistischen Partei abbringen.

Diesen unzerstörbaren revolutionären Optimismus und dieses Siegesbewusstsein, in jeder noch so aussichtslos wirkenden Situation, in Zeiten der revolutionären Welle wie der tiefsten Reaktion und dem Niedergang der Bewegung müssen wir auch heute von Lenin lernen, um selbst erfolgreich einen Lebensweg des Kampfes beschreiten zu können.

Lenin ist für uns damit keine rein historische Figur und sein theoretisches und praktisches Werk kann nicht unabhängig vom Klassenkampf seiner Zeit verstanden werden. Vielmehr ist Lenin und sein Werk heute ein realer Bezugspunkt für uns, aus dem wir Kraft ziehen und der uns Orientierung geben kann.